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[51]Assoziationslernen

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Die vielleicht grundlegendste der vielen Arten des Lernens ist das Assoziationslernen oder die Konditionierung, von denen es zwei Formen gibt, nämlich klassische und instrumentelle (oder operante) Konditionierung. Die klassische Konditionierung wurde zuerst von Pawlow untersucht und definiert, der in den zwanziger Jahren mit Hunden arbeitete. Nachdem er einen Weg gefunden hatte, den Speichelfluss der Hunde als Reaktion auf ihr Futter zu messen, bemerkte er, dass die Hunde bereits schon dann Speichel absonderten, bevor ihnen das Futter gegeben wurde. Dieser Reflex, diese unkonditionierte Reaktion, wurde durch Dinge ausgelöst, die mit dem Futter assoziiert wurden: durch den Anblick der Schüssel, durch die Person, die das Futter brachte, oder durch den Klang der Glocke, der mit dem Futter verbunden war (sie erklang immer dann, wenn das Futter gebracht wurde). Pawlow dachte, dass so gut wie jeder Reiz zu einem konditionierten Reiz für die Speichelproduktion werden könne – das Ticken eines Metronoms, ein auf einer großen Karte gemaltes Dreieck oder sogar ein elektrischer Schock. Er schloss daraus, dass Lernen dann stattfindet, wenn ein zuvor neutraler Reiz (eine Glocke) mit einem unkonditionierten Reiz (also etwas, auf das wir naturbedingt reagieren) verbunden wird. Die klassische Konditionierung ist bis in das kleinste Detail untersucht worden. Daher wissen wir, dass konditionierte Reflexe schwächer oder auf ähnliche Konstellationen ausgeweitet werden, dass Gefühle konditioniert (ein Kind hat Angst vor Wellen) und konterkonditioniert werden können (etwa dadurch, dass das Kind beim Waten im Wasser die Hand der Eltern [52]hält) und dass beim Lernen »in einem Lerndurchgang« in dramatischer Weise neue Assoziationen hergestellt werden können (wenn Ihnen zum Beispiel von einem neuartigen Lebensmittel schlecht wird und Sie es später nie wieder essen wollen).

Instrumentelles Konditionieren, das zuerst von B. F. Skinner erforscht wurde, erklärt die wirkmächtige Rolle, die die Bekräftigung beim Lernen spielt. Der Grundgedanke dabei ist, dass ein Verhalten, dem etwas Angenehmes (eine Belohnung) folgt, wiederholt wird – dies gilt sowohl für den Menschen als auch für eine Ratte. Wenn das Herunterdrücken eines Hebels mit Trockenfutter belohnt wird, lernt die Ratte, den Hebel zu betätigen. Je hungriger sie ist, desto schneller wird sie lernen. Die Stärke ihrer Reaktion lässt sich präzise anhand der Menge voraussagen, in der das Trockenfutter abgegeben wird. Am meisten wird die Ratte sich dann »anstrengen«, wenn das Trockenfutter in unregelmäßigen Abständen ankommt (auf diese Weise machen Spielautomaten – oder unberechenbare Liebhaber – uns abhängig). Sie wird sich weniger stark anstrengen, wenn das Futter regelmäßig und unabhängig davon, was die Ratte tut, erscheint. Daher verlieren Menschen, die ein festes Gehalt für langweilige, ständig sich wiederholende Arbeit bekommen, schneller die Motivation im Vergleich zu denen, die entsprechend der von ihnen hergestellten Stückzahl bezahlt werden. Mit Hilfe der Prinzipien der Bekräftigung haben sich außerordentliche Lernleistungen erreichen lassen; so wurde Tauben durch allmähliche Formung ihres Verhaltens beigebracht, mit ihren Schnäbeln Tischtennis zu »spielen«.

Instrumentelles Konditionieren findet in der Praxis vielfache Anwendung. Wenn Sie möchten, dass eine bestimm[53]te Reaktion anhält, nachdem sie erlernt worden ist – wenn Sie zum Beispiel Ihr Kind dazu bringen wollen, aufzuräumen –, dann sollten Sie nicht regelmäßig, sondern in unregelmäßigen Abständen belohnen. Wenn Sie gelegentlich eine Verhaltensweise belohnen, von der Sie eigentlich wollen, dass sie abnimmt, dann bekräftigen Sie dies Verhalten irrtümlicherweise noch (zum Beispiel Zornesausbrüche, Wutanfälle). Wenn eine Belohnung zu spät erfolgt, ist sie weitaus weniger effektiv (wenn Sie zum Beispiel einem Angestellten nicht sofort für seinen Bericht danken, sondern erst eine Woche später). Bekräftigung ist der Treibstoff für die Lernmaschine, die unabhängig davon funktio[54]niert, ob die Bekräftigung nun positiv ist, indem sie etwas Angenehmes vermittelt, oder negativ, indem sie etwas Unangenehmes beseitigt (zum Beispiel lernen Sie dann, wenn Sie eine Aufführung verpassen, vorauszuplanen).


Abb. 9: Operantes Konditionieren aus anderer Perspektive: »Mensch, den haben wir aber gut konditioniert. Jedes Mal, wenn ich den Hebel runterdrücke, schmeißt er Trockenfutter herein.«

Skinner beurteilte Bestrafung sehr kritisch. Bestrafung wird leicht mit negativer Verstärkung verwechselt, ist aber etwas völlig anderes. Seiner Meinung nach ist die Bestrafung als Hilfsmittel zum Lernen ineffektiv, weil sie zwar schmerzhaft, aber nicht informativ ist. Denn durch Bestrafung wird ein bestimmtes Verhalten unterdrückt, ohne dass ein anderes vorgeschlagen wird. Bestrafung stellt ein komplexes Thema dar. Sie kann wirksam sein, indem sie zum Beispiel Selbstverletzungen, wie etwa den Kopf gegen die Wand zu schlagen, vermindert, und sie kann in sanfter, aber effektiver Form auferlegt werden (ein Spritzer Wasser ins Gesicht oder eine »Auszeit« von der angespannten Situation nehmen). Doch ihre Wirkung ist oft nur von kurzer Dauer oder nur auf bestimmte Fälle beschränkt (vor den Eltern nicht, jedoch weiterhin mit Freunden zu rauchen). Strafe lässt sich oft nicht sofort auferlegen, sie übermittelt wenig Information und kann ungewollt als Belohnung missverstanden werden: Die Rüge eines Lehrers kann beispielsweise bekräftigende Aufmerksamkeit für den ungezogenen Schüler bei seinen Klassenkameraden provozieren.

Die Prinzipien des instrumentellen Lernens wurden an vielen Orten wie zum Beispiel Schulen, Krankenhäusern und Justizvollzugsanstalten genutzt, um wirksame Techniken der Verhaltensmodifikation zu entwickeln. Sie wurden nutzbringend angewendet in der Reinlichkeitserziehung, doch ebenso in Versuchen, eigentlich unangemessene poli[55]tische Kontrolle zu erlangen. Ein Grund, warum diese Art des Machtmissbrauchs vielleicht nicht mehr ein solches Risiko darstellt, wie man früher fürchtete, liegt psychologisch gesehen in der Folge von Ereignissen, die den Handlungen eines Individuums vorausgehen. In dieser Folge ist Raum sowohl für Elemente des Determinismus als auch für Elemente des freien Willens. Assoziatives Lernen ist nicht die einzige Möglichkeit, Neues aufzunehmen. Wenn Sie merken, dass in einer Werbung ein neues Auto mit sexueller Potenz assoziiert wird, können Sie entscheiden, ob Sie diese Interpretation akzeptieren wollen oder nicht. Wenn jemand aus eigennützigen Motiven nett zu Ihnen ist, stellen Sie vielleicht fest, dass der Kontakt Ihnen wenig bringt. Aus diesem Grunde scheitert die Kontingenz. Natürlich können wir auch andere Lernformen und andere kognitive Fähigkeiten anwenden.

Psychologie. Eine Einführung

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