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Einleitung zum Leben des Bartolomeo Bellano

Als »hingebungsvoller Schüler« und »künstlerischer Erbe des Florentiners Donatello« findet der Bildhauer Bartolomeo Bellano aus Padua Eingang in die Vite Vasaris; eine Ehre, die keinem weiteren Donatello-Nachfolger zuteil geworden ist. Obwohl Vasari in den Vite nach Vollständigkeit strebte und deshalb auch viele weniger gute Maler in seine Künstlersammlung aufnahm, erlaubte er sich bei den Bildhauern einige Lücken. Ganz offensichtlich mangelte es ihm an Interesse an der im Paragonewettstreit zwischen Malerei und Bildhauerei nur zweitplazierten Kunst und in diesem Fall auch an einer dauerhaften näheren Betrachtung Paduas. Der Bildhauerstar des frühen 16. Jahrhunderts und Schüler Bellanos aus der lombardischen Stadt, Andrea Riccio, wird in den Vite jedenfalls eher beiläufig erwähnt.1

Bellano habe Donatello eifrig nachgeahmt und angeblich von diesem, als er Padua wieder verließ, Werkzeuge, Skizzen und Materialien hinterlassen bekommen, weshalb eine Unterscheidung ihrer beider Werke in der Santo-Basilika nur für einen Kenner möglich sei. Vasari malt diese Idee der künstlerischen Erbschaft in den ersten Abschnitten der Vita weitschweifend aus. Doch irrt Vasari mit der Behauptung, Bellano habe die Bronzereliefs an den Chorschranken der Santo-Basilika in Padua nach Entwürfen Donatellos gefertigt oder nahtlos nach der Abfahrt des Meisters seine Aufträge übernommen. Die Tafeln wurden erst zwanzig Jahre nach Donatellos Tod (und nachdem andere Künstler abgesagt hatten) bei Bellano in Auftrag gegeben. Sie unterscheiden sich deutlich von den Hochaltarreliefs seines Lehrers in derselben Kirche.

Es trifft zu, daß der Goldschmiedesohn Bellano in jungen Jahren bei Donatello in Padua in die Lehre gegangen war, wie Vasari erzählt. Umso erstaunlicher, daß der Biograph trotz seines ausgeprägten Toskozentrismus offensichtlich keine Kenntnisse von Bellanos Florentiner Arbeitsjahren besaß. Bellano blieb wohl in der Werkstatt seines Meisters auch nach Abschluß der Aufträge in Padua. Er wird in Florenz bei Donatellos Bronzegruppe Judith und Holofernes im Auftrag Piero de’ Medicis und bei den Bronzekanzeln für San Lorenzo geholfen haben und womöglich erst nach dem Tod Donatellos, 1466 also, nach Padua zurückgekehrt sein.

Tatsächlich übernahm Bellano einen anderen Auftrag von seinem 1466 verstorbenen Meister. Er fertigte die Ende des 18. Jahrhunderts leider eingeschmolzene Sitzstatue von Paul II. für eine Nische am Dom von Perugia an (und wird in diesem Zusammenhang als »Magister Bellanus de Florentina« erwähnt). Vasari berichtet von diesem prestigeträchtigen Unterfangen, stellte aber keine Verbindung zu Donatello her. Statt dessen vermutet er einen Direktauftrag des aus Venedig stammenden Papstes Paul II., der Bellano laut Vasari auch nach Rom kommen ließ, um vatikanische Bauvorhaben und Bildhauer- und Architektenarbeiten durchführen zu lassen. Die Rom betreffenden Informationen über Bellano waren dem Biographen bei seinen Recherchereisen für die zweite Edition der Vite untergekommen.

Schon 1550 erzählte Vasari den durch Dokumente nicht zu belegenden Schwank, die Signoria von Venedig habe für das Colleoni-Reiterstandbild sowohl Andrea del Verrocchio als auch Bellano beauftragt, was zur Zerstörung des Modells durch Verrocchio geführt haben soll.

Bellano war in der Lagunenstadt als Bronzegießer geschätzt und als solcher bis nach Konstantinopel geschickt worden. Auch Vasari lobt ihn für seine technischen Fähigkeiten im Guß und suggeriert, indem er sich am Anfang der Vita auf die Beschreibung der Samson-Tafel konzentriert, daß er vor allem in Bronze gearbeitet habe. Zwar erzählt er auch von dessen Liebe zur Architektur und gibt mit der Erwähnung von Medaillen und kleinen Werken in Marmor und Bronze einen Hinweis darauf, daß Bellano (neben Riccio) heute zu Recht als Vater der Kleinbronzen gilt. Sicher wirkte er aber auch in Terrakotta, Stein und Holz.

Nicht bekannt war dem Biographen das vielfigurige Steingrabmal in der Paduaner Eremitanerkirche oder der Reliquienschrank in der Santo-Basilika, an dem er Bellanos Eselswunder des Heiligen Antonius mit Donatellos Interpretation am Hauptaltar hätte vergleichen können.

Auch das nach Donatellos Altar im Santo größte Bronzeprojekt der Stadt und Bellanos eigentliches Spät- und Hauptwerk, das (nicht im ursprünglichen Zusammenhang erhaltene) Grabmonument für den venezianischen Gelehrten Pietro Roccabonella in San Francesco, wird von Vasari nicht erwähnt. Marcantonio Michiel berichtet noch vor der ersten Vitenausgabe davon (Michiel, Ed. Frimmel, Notizie d’opere del disegno, 1521–1543, S. 14).

Auch wenn er bedeutende Aufträge an sich zog, war Bellano schon zu Lebzeiten einiger Kritik ausgesetzt: Im Rechtsstreit mit dem Erben des Auftraggebers des Solimani-Grabmals wurde ihm (wenn auch wohl eher, um den Preis zu drücken) Unfähigkeit vorgeworfen, und in Konstantinopel, wohin ihn ein Auftrag führte, bat der Sultan um einen weiteren, besseren Bronzegießer. Der Humanist Pomponius Gauricus bezeichnete Bellano in seinem Traktat De sculptura 1504 als »ineptus artifex«, als ungeschickten Künstler (Gauricus, De sculptura, S. 254). Valerio Polidoro erwähnt ihn 1590 immerhin als einen im Jahr 1488 sehr geschätzten Bildhauer (Polidoro 1590, Kapitel XVIII, S. 15).

Vasari interessiert sich für Bellano als Skulpteur und Nachahmer Donatellos, der aber keinen eigenen Stil entwickelt habe. Für seine Heimatstadt Padua, in der er sehr geschätzt wurde, habe dies aber zum Erfolg gereicht.

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Das Leben des Antonio Filarete, Benozzo Gozzoli, Vittore Carpaccio und weiterer Künstler

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