Читать книгу Am Ei erklärt - Gisela Lück - Страница 4
ОглавлениеAnstelle eines Vorworts – ein bisschen Hühner- und Eierstatistik
In Deutschland leben zurzeit etwa 45,1 Millionen eierlegende Hühner!1 Damit kommt auf jede Person in etwa ein halbes Huhn, aber weil halbe Hühner keine Eier legen, ist folgende Rechnung anschaulicher: 1,8 Deutsche teilen sich ein Huhn. Sorgfältig wird hierzulande auch die Legehennenleistung beobachtet und die hat sich in den letzten zehn Jahren sogar gesteigert – um exakt 15 Eier! Mittlerweile legt uns jedes Huhn im Jahr rund 290 Eier – in einem Schaltjahr kann es natürlich auch mal eins mehr sein …2
Zählen wir nun alle Eier zusammen, die unsere Hühner so im Jahr in deutschen Landen legen, dann kommt da eine ganz stattliche Zahl heraus: Knapp 13,1 Milliarden Eier, nur mal so grob gezählt, manchmal geht ja auch eins kaputt oder rollt einen Abhang hinunter!
Aufs große weite Land verteilt ist die Zahl vielleicht noch nicht so erstaunlich und legte man alle Eier nebeneinander, ließen sich bestimmt noch Flächen auffinden, die sozusagen »eierfrei« blieben, aber wie wäre es, wenn wir alle Eier eines Jahres zu einem Berg zusammentragen würden? Dazu müssten wir die Eier in Schichten zu einer Pyramide aufeinanderstapeln, damit das Ganze nicht ins Rutschen käme. Mit insgesamt 3325 Schichten würde eine über 167 Meter große Pyramide entstehen, die damit deutlich größer wäre als die Cheops-Pyramide, die es nur auf schlappe 138,75 Meter bringt. Und drinnen gäb es für einen Pharaonen weit und breit keinen Platz, denn alles wäre ja voller Eier – und ganz unten wären bestimmt jede Menge Knick-Eier!
Aber bevor wir uns nun ernstlich Sorgen machen, wo wir eine solche Eier-Pyramide in Deutschland überhaupt errichten könnten, kommen wir zurück zur Realität: Wir Deutschen lassen es nämlich erst gar nicht so weit kommen, dass ein Eierberg entsteht: Kaum hat ein Huhn ein Ei gelegt, essen wir es alsbald schon auf; im Jahr pro Kopf 235 Eier. Und wer jetzt ganz genau nachgerechnet hat, der wird spitzfindig feststellen, dass dann einigen von uns sogar Eier fehlen.3 Richtig: Deutschland ist trotz der vielen Hühner sogar ein Eierimportland und bekommt zum Glück viele Eier aus den Niederlanden, wo offensichtlich so viele Hennen Eier legen, dass man uns noch welche abgeben kann.
Obwohl die Schweizer nur 175 Eier pro Jahr konsumieren, muss auch die Schweiz Eier importieren – fast 40 Prozent des Eierbedarfs. Das ist viel, sehr viel und lässt Raum für Spekulationen: Taucht man tief in die aktuelle Schweizer Eierliteratur ein, so ist zu lesen, dass es den Schweizer Hennen recht gut geht. 75 Prozent der in der Schweiz gehaltenen Legehennen haben regelmäßigen Auslauf! Aber könnte hierin nicht auch gleichzeitig die Ursache für den hohen Import liegen? Wenn wir uns die geografischen Verhältnisse einmal genau vor Augen halten, dann wird klar, dass so ein spazieren gehendes Huhn durchaus einmal ins Gebirge und damit in abschüssiges Gelände gelangen kann. Wir stellen daher – rein wissenschaftlich – die Hypothese auf, dass der hohe Eierimportanteil der Schweiz durch die vielen hohen Berge verursacht wird. Nicht selten nämlich kullern von den Gipfeln und Hängen die Eier, der Gravitation ausgeliefert, ins Tal, wo sie schließlich entzweigehen.
Zum Glück gibt es in der Schweiz neben 70 Prozent Gebirgslandschaft auch Flachland und Hochebenen, die nicht nur die Menschen zum Wohnen, sondern auch die Hennen zum Eierlegen bevorzugen.
Auch Österreich ist mit rund 40 Prozent Gebirgslandschaft über 1000 Meter für Hennen und vor allem für Eier ein gefährliches Pflaster. Dennoch decken die 6 Millionen Hennen 84 Prozent der Eier-Nachfrage.4 Wir bleiben bei unserer Gebirgs-Kullerhypothese und vermuten, dass der im Vergleich zur Schweiz höhere Flachland-anteil diesen geringeren Eierimport ermöglicht!
Aber zurück zum hohen Eier-Jahresverbrauch. Die Eier essen wir natürlich nicht alle als Frühstücks- oder Spiegelei, sondern auch versteckt in Nudeln, Kuchen, Gebäck und Soßen und immer übers ganze Jahr verteilt. Genau um diese vielen Eier geht es uns in diesem Buch. Wir möchten Sie davon überzeugen, in diesem Jahr vielleicht einmal ein Ei weniger zu verzehren und mit diesem etwas ganz Besonderes anzustellen – nämlich chemische und physikalische Experimente durchzuführen. Wer so gar nicht auf dieses Ei verzichten will, für den haben wir einen Kompromiss: Genau genommen können Sie nach dem Experimentieren sogar Teile vom »Versuchsei« essen.
Lassen Sie sich also überraschen, was in unseren Hühnern steckt!