Читать книгу Rucella Wurzelbein - Gisela Schießl - Страница 4
Vorwort
ОглавлениеWenn man einmal durch den Wald geht, könnte es sein, dass man zufällig auf die Hütte von Rucella Wurzelbein stößt. Eigentlich liegt sie ziemlich versteckt auf einem recht unwegsamen Gelände, inmitten eines zauberhaften Mischwaldes. Nicht im Entferntesten würde man dort Menschen- oder gar Hexennähe vermuten. Doch vollständig ausschließen, lässt es sich eben nicht.
Von außen sieht ihre Hütte ziemlich einfach und etwas schäbig aus. Es hat eine schmale Eingangstüre mit Vordach und zu jeder Seite kleine Fenster, an denen Vorhänge mit einem Kräuselsaum hängen. Ein kleiner Anbau grenzt direkt an das Haus. Auch ein Garten ist vorhanden. Dort gibt es prächtige Apfelbäume, zwei krumm gewachsene Kirschbäume und einen alten Birnbaum. Und inmitten dieser herrlichen Obstbäume befindet sich ein alter steinerner, mit Moos bedeckter Brunnen. Im Inneren der Hütte ist es so richtig gemütlich: Zwei verschlissene Ohrensessel stehen vor einem heruntergekommenen Kamin, mitten im Raum ein Holztisch mit Stühlen, an der Wand ein altmodisches Büfett mit Geschirr, in der Ecke ein Holzbett. Auch eine Truhe, eine Pendeluhr, verschiedene Regale und kleinere Teppiche sind vorhanden. Aber wer genau wohnt in diesem Häuschen? – Rucella Wurzelbein. Eine kleine Person mit langen roten Kräusellocken und etwas ungepflegtem Erscheinungsbild.
Sie ist zwar schon 253 Jahre alt, doch in unserer Zeit würde man sagen, sie ist im besten mittleren Alter. Rucella ist im Grunde eine kreative Frohnatur, zuweilen aber auch manchmal traurig und einsam. Und sie kennt die hohe Kunst der Hexerei. Aber keine Angst, sie ist keine böse Hexe. Und auch das Klischee von Hakennase, behaarten Warzen, Buckel, Knochen als Haarnadeln usw. erfüllt sie nicht. Im Gegenteil, sie ist fast so normal wie jeder andere Mensch auch. Bis eben auf die Tatsache, dass sie hexen kann. Es ist eine Tradition, dass die Hexerei von der Mutter zur Tochter weitergegeben wird und so hat Rucella die Zauberei erlernt.
Nicht dass ihr jetzt denkt, dass sie es jedes Mal einsetzt, um sich das Leben so angenehm wie möglich zu machen! Nein, nein, sie gebraucht diese Kunst nur in absoluten Notfällen.