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4. KAPITEL

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Es war erst kurz vor neun Uhr, als am folgenden Montagmorgen das Telefon bei der Immobilienfirma Chandler läutete. Die rotwangige Empfangssekretärin nahm ab und meldete sich.

»Guten Morgen, Chandler-Immobilien … Rita Santelli am Apparat.«

»Ist Mr. Chandler bereits im Haus?« fragte die Stimme.

»Nein, noch nicht. Aber ich erwarte ihn so gegen zehn. Kann ich ihm etwas ausrichten?«

»Mein Name ist Choate, ich bin Landerschließer aus Providence und an einem Dutzend oder mehr Morgen Land in Newton interessiert. Ich dachte mir, daß Sie mir vielleicht helfen könnten.«

»Wir werden unser möglichstes versuchen. Ich verbinde Sie am besten mit einem unserer Grundstücksverkäufer.«

»Halt, warten Sie, lieber nicht. Ich würde gern einen Zeitpunkt ausmachen, um mit Mr. Chandler persönlich zu reden. Warum geben Sie mir nicht einfach einen Termin?«

»Mr. Chandler spricht seine Termine am liebsten selbst ab. Soweit ich weiß, haben wir momentan unerschlossenes Land an der Route 495 zur Verfügung, aber das könnten Ihnen die Verkäufer natürlich genauer erklären.«

»Hören Sie, Miss, ich spreche hier über sehr viel Geld. Ich habe die Absicht, eine Anlage mit Eigentumswohnungen hochzuziehen. Sobald das Projekt abgeschlossen ist, brauche ich jemanden, der die Wohnungen verkauft. Jetzt weiß ich nicht, wie Chandler vorgeht, aber ich mache grundsätzlich keine Geschäfte mit Fremden. Wenn Sie aber nicht der Meinung sein sollten, daß er an einem vorherigen Treffen mit mir interessiert ist, dann sagen Sie das nur.«

»Oh, ich versichere Ihnen, das ist er bestimmt, daran liegt es nicht.« Sie seufzte. »In Ordnung, dann machen wir eben einen unverbindlichen Termin für morgen oder für Mittwoch aus. An einem dieser beiden Tage wird es ihm sicher möglich sein.«

»Das paßt mir allerdings zeitlich nicht. Wann kann er denn danach?«

»Nun, wie wäre es mit nächster Woche? Nennen Sie mir einen Tag, und ich werde nachsehen.«

»Ich dachte eigentlich an einen späten Termin noch in dieser Woche. Wie wäre es mit Donnerstag oder Freitag?«

»Nein, die kommen nicht in Frage, da bin ich sicher. Mr. Chandler muß zu einer dreitägigen Maklerkonferenz, die Donnerstag morgen beginnt.«

»Oh … ist das die in Boston?«

»Nein, die in Washington. Oh, warten Sie mal eine Sekunde, ich glaube, ich sehe Mr. Chandlers Wagen eben einparken. Bleiben Sie doch dran, und ich –«

Es wurde aufgelegt.

Obwohl Andy am Wochenende bei seinem Vater zu Besuch gewesen war, hatte sich die übliche Kameradschaft zwischen Vater und Sohn nicht einstellen wollen. Ganz gleich, wie oft Frank den Versuch gemacht hatte, über die Gerichtsverhandlung zu reden, Andy wollte sich mit der angebotenen Erklärung nicht zufriedengeben – ihre Unterhaltungen endeten alle in grimmigem Schweigen. Andy warf ihm das Urteil vor, und wieso auch nicht? Für einen Neunjährigen war der Vater die Hauptperson, der Mann, der in der Lage sein sollte, alles zu regeln. Aber diesmal nicht, Andy … diesmal nicht.

Frank stieg aus dem Wagen und ging ins Haus. Er hatte in den letzten Nächten nicht sehr viel geschlafen; seine Gedanken kreisten um die Berufung. Aber je mehr er über die möglichen Aussichten nachdachte, desto weniger gefielen sie ihm – Andy würde nur wieder Hoffnung schöpfen, und wozu das Ganze, wenn doch nur wieder eine Enttäuschung am Ende stand?

Sosehr er es auch haßte, es zugeben zu müssen, aber seine einzige erfolgversprechende Möglichkeit bestand darin, mit Sondra direkt zu verhandeln. Vielleicht würde sie es in Betracht ziehen, das Sorgerecht zu teilen, oder wenigstens zustimmen, daß er ein häufigeres Besuchsrecht bekam. Schließlich war Sondra nicht allzu begeistert über ihre »Mutterrolle« … war es nie gewesen. Und das war es, was ihn an der ganzen Sache so verdammt wütend machte – Sondra wollte das Sorgerecht nur aus zwei Gründen: zum einen, um sich ihr gutes Image bei ihren Busenfreundinnen im Country-Club zu sichern, und zum anderen, um es Frank heimzuzahlen, daß er sie verlassen hatte.

»Irgendwas Wichtiges?« fragte Frank, als er an Ritas Schreibtisch vorbeikam.

Rita stand auf und folgte ihm in sein Büro. Sie brachte ihm einen Stapel Unterlagen und sah ihn dann forschend an.

»Wie geht es Andy, oder sollte ich besser nicht fragen?« Frank holte eine Nickelbrille aus einem Etui, setzte sie auf und ging dann die Nachrichten durch.

»Er kommt schon wieder in Ordnung. Er ist ein zäher Bursche.«

Sie wartete auf mehr, aber es kam nichts. »Möchten Sie einen Kaffee?« fragte sie schließlich.

»Machen Sie sich keine Mühe. Ich werde erst diese Sachen durcharbeiten. Übrigens, heute stehen zwei Abschlußbesprechungen an – mit Sherry bei der Shawmut Bank und mit Kilgallan beim Grundbuchamt. Schauen Sie doch mal, ob Vickie alleine damit fertig wird …«

Rita wollte bereits gehen, blieb aber noch mal kurz stehen.

»O ja, das hätte ich beinahe vergessen. Irgend so ein seltsamer Typ namens Choate hat angerufen. Er sagte, er würde ein Baugrundstück suchen, um eine Anlage mit Eigentumswohnungen dort hinzustellen. Aber er wollte mit keinem im Haus sprechen oder darauf warten, daß Sie sich bei ihm melden. Er bestand darauf, daß ich einen Termin mit Ihnen ausmache.«

»Und?«

»Er wollte sich gegen Ende der Woche mit Ihnen treffen … ich sagte ihm, daß Sie da nicht da sind. Dann sah ich, wie Sie vorfuhren … ich bat ihn, am Telefon zu bleiben, aber da legte er auf.«

Sobald Rita die Bürotür hinter sich geschlossen hatte, wanderten Franks Gedanken wieder zu Sondra und dem Jungen zurück. Doch bevor er endgültig die Nerven verlor, nahm er lieber den Hörer ab und tippte die Nummer ein. Nachdem es ein paarmal geläutet hatte, meldete sich eine verschlafene Stimme. Verdammt, er hätte mit dem Anruf noch etwas warten sollen.

»Habe ich dich aufgeweckt?« fragte er und hoffte, seine Frage würde nicht allzu kritisierend klingen.

»Um die Wahrheit zu sagen, ja. Andy ist in der Schule, und ich schätze es gar nicht, wenn du in aller Frühe schon hier anrufst«, sagte sie.

»Ich wollte nicht mit ihm, sondern mit dir sprechen.«

»Alles, was du mir zu sagen hast, kannst du meinem Anwalt mitteilen. Willst du seine Nummer?«

»Hör doch, wir haben das mit den Anwälten und den Gerichten schon hinter uns. Warum versuchen wir zur Abwechslung nicht mal, miteinander zu reden? Schließlich sind wir Andys Eltern, sollten wir da nicht auch die Entscheidungen treffen?«

Sondra kicherte. »O Gott, o Gott, wie sind wir doch leicht zu durchschauen. Vielleicht ist es deinem Gedächtnis ja entfallen, aber wenn es um Entscheidungen geht, die Andy betreffen, dann bin ich diejenige, die sie trifft, nicht du. Sag doch mal, Frank, würdest du so nett sein, mich aufzuklären, ob du vielleicht plötzlich das Sorgerecht errungen hast?«

Er seufzte. »Leider nicht. Aber das hier ist doch kein Wettkampf, oder? Es geht um das Wohlergehen unseres Sohnes, das auf dem Spiel steht – er ist wütend und unglücklich, das hast du doch sicher bemerkt. Wenn wir also für eine Zeitlang unsere Differenzen beiseite schieben, uns zusammensetzen und die Sache besprechen könnten … Das ist alles, was ich von dir verlange.«

Zum zweitenmal an diesem Vormittag wurde in der Chandler-Agentur unvermittelt aufgelegt.

Es war Montag, als Paul, der von einer seiner Geschäftsreisen zurückgekehrt war, wieder darum bat, daß Richie ihn nach der Schule besuchte. Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit hielt Maggie kurz vor Pauls luxuriösem Stadthaus an, das nur wenige Blocks von dem Appartement entfernt lag, das sie einst gemeinsam an der Commonwealth Avenue bewohnt hatte. Paul öffnete die Tür und bat sie herein.

»Danke, aber ich habe wirklich keine Zeit«, sagte sie.

»Jetzt komm doch, ich habe dir die Wohnung noch gar nicht gezeigt. Ich habe sie extra deswegen aufgeräumt.« Maggie zögerte und meinte dann: »Okay, aber nur für eine Minute.« Sie trat ein. »Wo ist Richie?«

Er deutete auf den Nebenraum. »Er sitzt im Arbeitszimmer vor dem Fernseher.« Er ging zu einer Bar in der Ecke des riesengroßen Zimmers, das mit eleganten schwarzen und weißen Möbeln eingerichtet war. Er nahm eine Flasche Scotch und goß sich einen Doppelten ein. »Möchtest du auch?«

»Paul, ich habe dich doch gebeten, es zu lassen.«

»He, he, das ist mein erster Drink heute«, sagte er, das Glas in der Hand. »Ich schwöre es dir. Möchtest du meinen Atem riechen?«

Sie lächelte. »Nein, ich verlaß mich auf dein Wort.« Sie trat näher an die massiven Schiebetüren heran, die zu einer Terrasse führten, von der aus man auf einen Swimmingpool von olympischen Ausmaßen blicken konnte. »Sehr hübsch«, meinte sie.

Paul leerte seinen Drink und sagte dann: »Komm weiter, schau dir das Schlafzimmer an.«

»Nein, das lasse ich lieber aus.«

»Hör doch auf, dich so zu benehmen. Schau dir lieber an, was die Innenarchitekten damit gemacht haben.« Er nahm sie am Ellbogen und schob sie vor sich her. Sie betrat ein weiteres gigantisches Zimmer; dieses hier hatte schwarze Wände, war mit einem weißen, flauschigen Teppich ausgelegt, und ein Spiegel erstreckte sich über die gesamte Decke. In der Mitte des Zimmers stand ein kreisrundes Bett mit roten Seidenlaken und einer Überdecke aus Leopardenfell. Sie schüttelte grinsend den Kopf.

»He, was gibt es da zu lachen?«

»Nichts. Nur daß du deine Rolle als Junggeselle so überzeugend spielst. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, daß dir diese Rolle auf den Leib geschneidert ist.«

»Geh hin, probier die Matratze aus.«

Maggie schüttelte, immer noch lächelnd, den Kopf.

»Paul, wenn das hier zu dem Programm gehören sollte, das die Möbel andeuten, dann solltest du dich besser neu einrichten.«

Er stellte sich hinter sie, umfaßte ihre Schultern und liebkoste mit den Lippen ihren Hals, wobei er sie auf das Bett zu schob.

»Himmel, du bist unmöglich. Hör auf damit«, sagte sie und versuchte sich loßzureißen.

Plötzlich schlüpften seine Hände unter ihre Kostümjacke, dann unter ihre Bluse und in ihren Büstenhalter.

»Paul, hör auf damit!« rief sie und wehrte verbissen seine Hände ab.

»Jetzt komm schon, entspann dich, was sollte es schon schaden? Wir sind doch wirklich keine Fremden, die sich eben erst kennengelernt haben.«

»Zum Teufel mit dir, Paul!« Sie trat nach hinten aus, traf ihn mit ihrem hochhackigen Schuh am Schienbein, und er sprang zurück und ließ sie los.

Sie stürmte an ihm vorbei aus dem Zimmer und stieß dabei auf Richie.

»Mommy, ich wußte gar nicht, daß du hier bist.«

Auf dem Weg nach Hause beugte Richie sich über sie und strich ihr eine Strähne aus der Stirn.

»Wo hast du denn die Beule her?« fragte er.

»Ich wußte gar nicht, daß ich eine habe. Aber wenn, dann kann ich mir vorstellen, wo ich sie herhabe. Ich bin heute morgen ziemlich schnell zu der Sitzung im Gericht gelaufen und habe dabei wahrscheinlich nicht auf den Weg geachtet. Und irgend jemand ist aus einer Telefonzelle gestürmt und direkt in mich gelaufen.«

»Hat er dich umgerannt?«

»Fast, aber nicht ganz. Ich konnte mich noch einigermaßen würdevoll aus der Affäre ziehen.«

»Wer war der Mann?«

»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich ein anderer Rechtsanwalt. Ich habe sein Gesicht schon vorher im Gerichtsgebäude gesehen.«

Richie war ein paar Minuten still und fragte dann: »Warum hast du Daddy angeschrien?«

Sie zögerte einen Moment. »Man könnte vielleicht sagen, daß er versucht hat, ein Spiel mit mir zu spielen«, sagte sie schließlich. »Und ich war dazu nicht in der Stimmung.«

»Welches Spiel?«

»Oh, ich weiß nicht so recht. Nur etwas, das wir früher immer miteinander gespielt haben.«

»Und jetzt gefallt es dir nicht mehr?«

Maggie warf ihm einen Blick zu und zerzauste dann lächelnd sein Haar.

»Nein, jetzt nicht mehr. He, ich will ja nicht das Thema wechseln, aber ich habe schon den ganzen Tag einen Bärenhunger auf einen dieser Big Macs. Ich nehme nicht an, daß ich dich dafür begeistern könnte?«

Es war noch nicht einmal eine Woche her, seit sie sich kennengelernt hatten, aber Benny fühlte bereits, daß sich eine tiefe Zuneigung zwischen ihm und Daisey entwickelte. Er konnte mit ihr reden, und im Gegensatz zu den meisten anderen Leuten, die nie ganz zu verstehen schienen, wie sein Verstand funktionierte, hatte sie großes Verständnis für ihn. Nicht, daß er ihr alles erzählte, das natürlich nicht; er hatte nicht das Recht, sie mit all dem zu belasten. Doch selbst wenn er ihr ein paar seiner merkwürdigen Gedanken gestand, dann versuchte sie immer, sie in die richtige Perspektive zu rücken.

»Was sind das für Gedanken?« hatte sie ihn einmal gefragt.

»Daß ich mir vielleicht gern ein Gewehr besorgen würde. Und mich dann auf das Dach eines Gerichtsgebäudes setzen und ein paar Köpfe wegpusten möchte.«

Sie musterte ihn ein paar Augenblicke lang.

»Wieso ein Gerichtsgebäude?« fragte sie schließlich.

»Weil dort die Dinge eigentlich in Ordnung gebracht werden sollten. Aber so ist das nicht. Niemand kümmert sich dort wirklich darum. Da laufen nur ein Haufen Menschen herum und machen den Dummköpfen, die darauf hereinfallen, etwas vor.«

»Hast du denn ein Gewehr?«

»Nein, aber ich könnte eines bekommen, wenn ich wollte. Ich habe einen Arbeitskollegen – Lucas –, der kann alles besorgen, worum ich ihn bitte. Einmal hat er mir eine gefälschte Mitgliedskarte drucken lassen.«

»Nun, warum hast du ihn nicht gebeten, dir ein Gewehr zu besorgen?«

Benny zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, vielleicht bin ich auch nicht richtig im Kopf. Glaubst du, daß ich nicht richtig im Kopf bin?«

»Nein, und ich glaube auch nicht, daß du schlecht bist. Wir haben doch alle solche Gefühle, Benny … bis zu einem gewissen Grad zumindest.«

»Ja, du auch?«

»Nun, vielleicht nicht genauso, aber es gab Zeiten, da hätte ich gerne ein paar Leuten eins ausgewischt. In der High School, da war mal eine Gruppe Mädchen, die benahmen sich, als gehörte ihnen die Schule. Sie trafen sich während des Unterrichts immer im Waschraum im ersten Stock. Jedesmal wenn ich zufällig dort hinkam, verstummten sie schlagartig. Anschließend tauschten sie immer verschwörerische Blicke aus und machten sich schweigend daran, ihr Haar und ihr Make-up in Ordnung zu bringen. Aber sobald ich auf die Toilette ging, hörte ich, wie sie flüsterten und kicherten. Ich konnte nicht viel verstehen, nur ein Wort hier und da. Aber es genügte, um zu wissen, daß sie sich über mich lustig machten. Und so hatte ich schließlich diesen Tagtraum, daß ich eines Tages den Waschraum in Brand stecken würde. Selbstverständlich blieb mir in diesem Tagtraum die Zeit, hinauszurennen, die Türen hinter mir zu verriegeln und sie in der Falle sitzenzulassen.«

»Aber du hast es nie getan.«

»Natürlich nicht. Es war verrückt, ich weiß es jetzt, und ich wußte es damals. Genauso, wie du es weißt, wenn du diese häßlichen Gedanken hast. Für mich war es ein Weg, mit meiner Wut fertig zu werden. Und das ist das einzige, was mit dir nicht stimmt, Benny, daß du nämlich so viel Wut in dir aufgestaut hast.«

Er dachte eine Weile darüber nach und kam dann wieder auf ihre Geschichte zu sprechen. »Warum haben diese Mädchen dich ausgelacht?«

»Oh, jetzt komm aber … mußt du das noch fragen?«

»Ich halte dich für hübsch«, sagte Benny und dachte zuerst selbst, es sei eine jener gnädigen Lügen, die er ihretwillen vorbrachte; als er aber in ihre warmen blauen Augen schaute, wurde ihm klar, daß er es ehrlich meinte.

Und wann immer Bennys hartnäckiger Gehirntumor sich entschloß, ihm wieder Qualen zu bereiten – wie er es regelmäßig tat –, da bestand sie darauf, daß er sein Hemd auszog und sich hinlegte, damit sie seinen Körper mit Babyöl massieren konnte. Gott, das fühlte sich so gut an, so, als würde sie zeitweise alles Gift aus ihm herausstreichen. Und vielleicht war es tatsächlich ja nur die Wut, die er loswerden mußte. Denn trotz dieser häßlichen Gedanken hatte er nie in seinem Leben eine grausame oder sinnlose Tat begangen.

Und obwohl er Daisey nicht die Last aufbürden konnte, alles über ihn zu wissen – schließlich war Mord ein Verbrechen –, so hätte selbst sie ihm zugestimmt, daß er das Richtige getan hatte, wenn sie alle diese Ereignisse so genau verfolgt hätte wie er.

Einen Augenblick wanderten Bennys Gedanken zu der Rechtsanwältin … Es war ein seltsames Zusammentreffen – vielleicht sogar ein Zeichen –, daß sie es gewesen war, mit der er an diesem Morgen vor der Telefonzelle zusammengestoßen war. Was würde Margaret Grant zu dem sagen, was Benny für ihren Mandanten tun wollte? Noch letzte Woche wäre Benny davon überzeugt gewesen, daß sie ihn ermuntert hätte – ja, nur zu, Benny. Aber jetzt war er nicht mehr so sicher …

Sosehr sie sich in der vergangenen Woche auch für ihren Mandanten mit Greenspon angelegt hatte, heute schien sie – einmal abgesehen von dem unglücklichen Zusammenstoß – überraschend kühl und unbesorgt zu wirken. Sie war bereits mit einem anderen Fall beschäftigt … so wie der Richter, so wie jeder, der mit dem Fall Chandler gegen Chandler, Verfahrensnummer 74382, zu tun hatte. Die einzigen, denen das alles noch naheging, waren Frank und sein Junge.

Und Benny natürlich.

Verlassene Väter

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