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II. Welche?

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»Ich könnte losziehen mit der Frage im Kopf: Gibt es Gott? Oder Jahwe, Shiva, Ganesha, Brahma, Zeus, Ram, Vishnu, Wotan, Manitu, Buddha, Allah, Krishna, Jehowa?«

(Hape Kerkeling)

Abraham gilt den drei monotheistischen Religionen Juden­tum, Christentum und Islam als Stammvater. Er ist im Allge­meinen deswegen bekannt, weil er noch im hohen Alter von 100 Jahren einen Sohn mit seiner Frau Sara, die bereits 90 Jahre alt war, zeugte und diesen später auf Gottes Geheiß opfern sollte. Was er auch durchzuführen gedachte. Doch im letzten Moment erschien ihm ein Engel, und Abraham opferte statt seines Sohnes einen Widder, der sich in einem nahen Ge­strüpp verfangen hatte. Der Name Abraham bedeutet »Vater der Menge«, und in der Bibel steht, dass Gott ihm sagte: »Du wirst Stammvater einer Menge von Völkern« (Genesis 17,4). Der Ausgangspunkt dieser Religionen liegt in einem geographisch sehr engen Gebiet, auf der arabischen Halbinsel, im Nahen Osten. Damit haben wir bereits drei Weltreligionen benannt, doch welche gibt es noch?

Einige Jahrhunderte vor Christus lehrten Buddha, Lao-Tse und Konfuzius in Indien und China. In Indien war der Hindu­ismus die dominierende Religion, die älteste polytheistische Religion der Welt. Sofern man von den Naturvölkern absieht, die Naturreligion praktizierten. Die alten Griechen wiederum hatten ihre Mythologie, in Persien gab es Zoroaster, auch Za­rathustra genannt, und Manitu dürfte jedem ein Begriff sein, der jemals Indianergeschichten gehört oder gelesen hat. Es gibt also in der Tat eine Fülle von Religionen, doch »was nützt Religion?«

Mit dieser Frage provozierte das Nachrichtenmagazin Focus im Dezember 2006 seine Leserschaft. Kurz vor Weihnachten machte sich jeder so seine Gedanken ob dieses Themas. Denn grundsätzlich ist es eine berechtigte Frage. »Mal abgesehen von der Wahrheitsfrage, macht der Glaube glücklicher und ge­sünder? Dient er der Gesellschaft? Oder gibt es noch andere Gründe, wieso Menschen zu Beginn des dritten Jahrtausends Religion noch brauchen? Was also nützt Religion?«

Was bringt Menschen zum Beispiel dazu, von überall her nach Mekka zu pilgern, sich an Regeln zu halten, wie fünf tägliche Gebete, den Haddsch zu begehen, die Pilgerfahrt, den Weg, den jeder Muslim einmal in seinem Leben gehen muss.

Braucht man Religion manchmal oder nur in Ausnahmesitu­ationen? In großer Not und von schwerer Krankheit heimge­sucht verrichtete Robinson Crusoe sein erstes Gebet seit Jah­ren, nachdem er auf der Insel gestrandet war und sich be­wusst wurde, dass er »die Wege der Vorsehung verkannt hat­te«.

Oder braucht man Religion immer, in allen möglichen For­men und Varianten, wie zum Beispiel in Brasilien? »Im größ­ten katholischen Land der Welt beten Millionen Menschen zu schwarzen Göttern, wächst die Anhängerschaft zahlloser Sek­ten und Naturreligionen«, berichtete Der Spiegel 1978. Es bete­ten Millionen zu heidnischen Göttern, die vor allem afrikani­schen Ursprungs waren; weiße und schwarze Magie, Voodoo und Kulte herrschten unter der Bevölkerung. Althergebrach­ten religiösen Einstellungen und neuen Ansichten begegnen wir auch im Film »Volver - Zurückkehren« oder im Vampir-Film »From Dusk till Dawn«, in dem George Clooney Harvey Keitel, den von Zweifeln geplagten Priester, fragt: »Wie kann Gott existieren, wenn dir und deinen Kindern deine Frau weg­genommen wird?«

Clooney, der den Verbrecher Seth verkörpert, wird inzwi­schen als Mörder von der Polizei gejagt, und er glaubte bisher nicht an Vampire. Aber angesichts der Tatsachen, mit denen er in der Spelunke konfrontiert wurde, und die in einem orgias­tischen Blutbad endeten, »hatte er seine Lebensmaxime vor 30 Minuten geändert: Was immer da draußen ist und versucht zu uns zu kommen, ist das pure Böse, direkt aus der Hölle. Aber wenn es eine Hölle gibt, aus der diese Monster kommen, dann muss es auch einen Himmel geben, Jakob!«

Diese Logik entwickelte im indonesischen Urwald auch Sa­bine Kuegler, das »Dschungelkind«, gegenüber Bebe, einem Eingeborenen vom Stamm der Fayu: »Wer ist Tohre?«

»Er ist der böse Geist; er kommt nachts aus dem Urwald und frisst einen auf. ... Er frisst das Leben im Körper.«

»Und wie heißt dann der gute Geist?«

»Was für ein guter Geist? Es gibt keinen guten Geist!«

»Es muss doch auch einen guten Geist geben, wenn es einen bösen gibt.«

»Bebe schaute mich verdutzt an. Nein, es gab definitiv kei­nen guten Geist. Wie traurig, dachte ich mir. Jetzt verstand ich, warum die Fayu nachts nicht gern ins Freie gingen«, schreibt das Dschungelkind.

»Dschungelkind?«, mag sich jetzt mancher fragen, dem sind wir doch eben schon kurz begegnet? Stimmt, und das macht eine kurze Exkursion erforderlich, wir springen in die Mitte des 20. Jahrhunderts: Auf einem Vortrag eines Freundes von Albert Schweitzer entschied sich ein junges Mädchen im Alter von zwölf Jahren, später Entwicklungshelferin zu werden. Die Grundlage lieferten eine Ausbildung zur Krankenschwester und die Heirat mit einem Mann, der später ebenfalls in den Entwicklungsdienst gehen wollte. Nach einer entsprechenden Sprachausbildung und der Geburt ihrer ersten Tochter, Judith, begannen Doris und Klaus-Peter Kuegler ihre Arbeit in Nepal. Dort wurde 1972 Sabine geboren, zwei Jahre später ihr Bruder Christian. Nach einem Zwischenstopp in Deutschland ging es für die Familie am 23. April 1978 nach West-Papua, Indone­sien. Hier lebten Sprachforscher, Anthropologen, Missionare und Piloten zusammen in einer kleinen Siedlung namens Da­nau Bira, mitten im Urwald.

Sie richteten sich ein, und eines Tages entdeckte Klaus-Peter Kuegler auf einer seiner Expeditionen einen neuen Eingebore­nen-Stamm: die Fayu, die seit Generationen in einem Kreislauf des Tötens gefangen waren. Der Stamm war in vier Gruppen getrennt, die sich gegenseitig befehdeten und jede ihre eige­nen Gebiete hatten. Als über eingeborene Dolmetscher mühe­voll ein erster Kontakt hergestellt werden konnte, wurde der Vater des Dschungelkindes gefragt, was er hier wolle. Er ant­wortete, dass er überlege, ob er mit seiner Familie hierher zie­hen solle, da er mit ihnen leben und ihnen eine Botschaft von Liebe und Frieden bringen wolle. Die Antwort des Fayu-Krie­gers: »Ich möchte nicht mehr Krieg führen und Menschen um­bringen. Bitte komm wieder!«

Sie verabredeten ein Treffen, drei Monate später. Bei diesem Treffen lernte Sabines Vater Häuptling Baou kennen, der als der gefährlichste und kaltblütigste Fayu-Krieger galt. Dieser gab sein Einverständnis, dass die Kueglers zu ihnen ziehen sollten, und er wies ihnen auch direkt einen Grund und Boden für ihr Haus zu: in der neutralen Zone zwischen allen vier Stämmen. Zur weiteren Arbeit zog 1980 die ganze Familie in das »Verlorene Tal«, in die Nähe eines Stammes, bei dem es noch Kannibalismus gab und Gewalt und Brutalität zum All­tag gehörten. Auch gegenüber den eigenen Frauen.

Sabine war sieben Jahre alt, als die Familie umzog, und viele Jahre später, als sie beurteilen konnte, wie es in Europa und in Deutschland aussah, brachte sie ihre Erinnerungen zu Papier. Der Name »Dschungelkind« ergab sich quasi von selbst: »Ich lernte den Dschungel zu respektieren und ihn auch zu beherr­schen, soweit das einem Menschen möglich ist. In den Wo­chen und Monaten nach unserer Ankunft wurde ich wie Tua­re: ein Kind des Dschungels.«

Tuare war ein Fayu und der beste Freund und Spielkamerad von Sabine. In den folgenden Jahren tauten die Fayu-Kinder allmählich auf. Sie waren seit jeher in der Spirale von Hass, Angst und Tod gefangen, kannten keine Spiele, es galt die Blutrache. »Keine Liebe, keine Vergebung, keinen Frieden und keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft«, schreibt das Dschungelkind. Die Sterblichkeitsrate lag bei 70 Prozent für Neugeborene, die Lebenserwartung betrug 30 bis 35 Jahre. Die Fayu wussten keinen Ausweg aus dem Gesetz der Blutrache - auch wenn sie eigentlich Frieden wollten und keinen Tod. Klaus-Peter Kuegler und seine Familie waren für sie die Hoffnung, aus dem Teufelskreis ausbrechen zu können.

Unsere Exkursion nach West-Papua der 1980er Jahre ist da­mit beendet, wir werden auf unserer Reise allerdings immer mal wieder hierher zurück kehren. Doch zunächst halten wir uns an das Prinzip. Parallelen zum Schamanismus, im Grunde eine Art Vorläufer von Religion, in der der Kontakt zur Geis­terwelt hergestellt wurde, sind unübersehbar.

Im Grunde herrscht also überall auf der Welt eine Mischung von verschiedenen Glaubensrichtungen. Auch in Jerusalem, der Heiligen Stadt, herrscht eine Religionsvielfalt, und es ver­geht keine Woche, ohne dass Angehörige einer der drei gro­ßen Religionen eines ihrer frommen Feste feiern. Diese Tatsa­che entstammt dem Marco Polo-Reiseführer »Jerusalem« und dokumentiert, welche zentrale, ja dominante Rolle diese Stadt für Gläubige unterschiedlicher Konfessionen spielt, was sich wiederum auf viele Mitmenschen auswirkt. Durch diverse Ka­lenderreformen und durch die Orientierung der Juden am Mondkalender haben sich zwar die Daten einzelner Feste ver­schoben, doch die Grundprinzipien blieben erhalten. Der Mondkalender wiederum führt uns im Grunde zurück zu den Naturreligionen, die modernen Glaubensrichtungen hingegen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Verkünder oder Lehrer oder Begründer aufzuweisen haben. Die zahlreichen Götter und Geister, die Hape Kerkeling aufzählte, entstammen verschiedenen Religionen, und jede birgt ihr eigenes Anschau­ungssystem, bis hin zur Wiedergeburt und dem Karma, das in den orientalischen Religionen, dem Hinduismus und dem Buddhismus eine Rolle spielt. Doch welche Religion und wel­che Götter stellen nun die richtige Glaubensrichtung dar bzw. welcher Gott ist der höchste Gott? Oder sind alle Religionen und alle Götter gleich?

Damit stellt sich eine weitere Frage, nämlich wie eine Reli­gion oder Religion überhaupt zu Stande kommt? Um das zu klären, hilft eine klare Definition, was denn Religion über­haupt ist. Die Herkunft des Wortes »Religion« ist nicht end­gültig geklärt, gemäß Brockhaus stammt es vom lateinischen »religio«, was »Gottesfurcht« bedeutet und laut Cicero wie­derum zum Verb »relegere« in Beziehung steht: sorgsam be­achten. Eine andere Variante steuern Lactantius und Augusti­nus bei, die »religio« vom Verb »religare« - verbinden - ablei­ten. Dies klingt zumindest plausibel, geht es doch darum, die Verbindung zur göttlichen oder geistigen Welt herzustellen. So wie die Naturvölker es vormachten.

Um noch einmal aus dem Brockhaus zu zitieren: Bei Religi­on handelt es sich um »ein (Glaubens-)System, das in Lehre, Praxis und Gemeinschaftsformen die >letzten< (Sinn-)Fragen menschlicher Gesellschaft und Individuen aufgreift und zu beantworten versucht. Diese >religiöse Frage< stellt sich in verschiedenen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten in je an­derer Form.« Die verschiedenen Formen sind im Grunde ent­weder monotheistischer Natur, wie Judentum, Christentum und Islam, oder polytheistischer Natur, wie Naturreligionen und Hinduismus. »Religionssoziologisch lassen sich Religio­nen charakterisieren als Welterklärungs- und Lebensbewälti­gungssysteme.«

Religion bedeutet also die Verbindung oder auch die Wie­derverbindung mit der geistigen Welt und soll uns dabei hel­fen, das Leben zu bewältigen oder zu meistern. Die meisten Religionen hatten einen Verkünder, einen Propheten, einen Lehrer, einen Begründer. Ist das so, als ob man auf die Tipps oder Ratschläge von anderen, Älteren oder Lehrern hört? Die­se Frage führt uns kurz zurück in meine Kindheit:

Ein Fußballturnier steht auf dem Programm. Wir müssen zwar fahren, doch zahlreiche Eltern sind da und wollen ihre Sprößlinge anfeuern. Oder mal mit anderen Eltern schnacken. Unser Trainer, mein Vater, hat uns eingehend instruiert, wir haben eine Taktik, das Turnier ist halbwegs ausgeglichen be­setzt, wir könnten bis ins Halbfinale kommen, mit etwas Glück sogar ins Finale. Als wir gegen eine Mannschaft antre­ten, die mit einem eher kleinen Torwart spielt, nimmt er mich kurz vor Anpfiff zur Seite, macht mich darauf aufmerksam und ermuntert mich, mal aus der Entfernung zu schießen. Er weiß, dass ich einen ganz ordentlichen Schuss habe. Während des Spiels ergibt sich tatsächlich eine Situation: Ich bekomme den Ball und bin nicht mehr weit vom gegnerischen Strafraum entfernt, so ungefähr 20 bis 18 Meter in zentraler Position. Ich schieße.

Der Torwart fliegt, doch der Ball ist zu hoch für ihn. Tor!

Im ersten Moment bin ich sprachlos. Dann brechen alle Dämme. Na gut, kein brasilianischer, aber immerhin nord­deutscher Jubel, und schon ein bisschen ekstatisch, denn es ist das 1:0 für uns. Von nun an läuft es besser, man könnte sagen: Wir kommen besser ins Spiel, und bald schießt ein anderer von uns das 2:0. Beim gegnerischen Team gibt's einen leichten Knick. Doch sie kommen noch mal und schaffen den An­schlusstreffer. 2:1. Wir haben das Spiel nach vorne jedoch nicht eingestellt, keine Abwehrschlacht oder so, wir greifen an. Unsere Stürmer sind gedeckt, aber ich stehe wieder frei vor dem gegnerischen Sechzehner. Diesmal sogar noch etwas weiter, über 20 Meter. Aber als ich den Ball bekomme, schieße ich wieder. Nach den guten Erfahrungen, die ich gemacht ha­be, und wer weiß, was einmal klappt...

Es ist das Tor des Tages. Mindestens. Links oben in den Winkel, der Torwart hätte auch zwei Meter zehn groß sein können, er hätte ihn nicht gehalten. We are the Champions!

Doch hätte ich die Tore auch geschossen, wenn mein Vater mich nicht zum Schießen ermuntert hätte?

II.1. Wieviele?

Untrennbar verbunden mit Religion ist der Begriff von Gut und Böse. Gute Geister, böse Geister: Luzifer, Beelzebub, Sa­tan, Teufel, Fürst der Dunkelheit, der oder das Böse, Mephis­topheles, Antichrist. Die Liste ließe sich fortsetzen, und im Tierreich sind die populärsten Begriffe für diesen geistigen Widersacher Schlange und Drache. Doch die Schlange gilt auch als Symbol für die Weisheit, und im Falle des Medizin­wesens sogar für eine heilige Wissenschaft. Da soll einer schlau draus werden!

Zarathustra, bei den Griechen Zoroaster genannt, hat mit der ersten großen Religion sowohl griechische Philosophen als auch Judentum und Christentum beeinflusst. Die Anfänge verlieren sich im Dunkel der Geschichte, und heutzutage zäh­len nur noch gut 100.000 Menschen zu den Parsen, von Iran bis Indien. Im Gegensatz zu den ebenfalls in uralten Zeiten liegenden Anfängen des indischen Hinduismus trat hier je­doch der Monotheismus in den Vordergrund - und der Kampf zwischen Gut und Böse. Geister werden ebenfalls im »Religi­onswandel unserer Zeit im Spiegel der Religionswissen­schaft«, herausgegeben in den 1970er Jahren von Gunther Ste­phenson, dargestellt: Ahnenkult, Spiritismus, Medien und Schwarze und Weiße Magie spielen eine Rolle im Leben der einheimischen Bevölkerung, beispielsweise in Brasilien. So schilderte Ernst Benz eine Szene: »Was sich hier abspielte, war ein allgemeiner Gemeindegottesdienst mit Heilzwecken, der ... dem einzelnen Gemeindemitglied Gelegenheit gab, sich sozu­sagen auf spiritistischem Weg von schädlichen Krankheits­kräften entschlacken zu lassen.« Er beobachtete, dass in Brasi­lien Spiritismus und afrikanische Einflüsse, Geisterbeschwö­rungen und -heilungen herrschen. Es ist also auch hier von mehreren Geistern die Rede, und stets finden wir die zwei Po­le, gut und böse, oder positiv und negativ.

»Das Wesen des Guten ist: Leben erhalten, Leben fördern, Leben auf seinen höchsten Wert bringen. Das Wesen des Bö­sen ist: Leben vernichten, Leben schädigen, Leben in seiner Entwicklung hemmen«, schreibt Albert Schweitzer. Jedoch, wie konnte ein Böses überhaupt entstehen, wenn Gott doch »gut« ist? Oder ist die ganze Angelegenheit so aufzufassen, wie im Film »Die rechte und die linke Hand des Teufels«, in dem Bud Spencer und Terence Hill als böse Buben die Armen und Schwachen beschützen und also doch eigentlich die Gu­ten sind?

Gute Geister, böse Geister, gute Menschen, böse Menschen? Sie begegnen uns in Märchen und Mythen, aber gibt es wirk­lich Geister? Oder glauben nur so genannte Naturvölker, Eso­teriker und einige Kirchenvertreter an die Existenz von Geis­tern, bösen und guten? Muss man einen Geist gesehen haben, um an ihn zu glauben? So wie es der Piraten-Captain im Film »Fluch der Karibik« im Gespräch mit Keira Knightley aus­drückte: »Es ist besser, Ihr beginnt an Geistergeschichten zu glauben, Miss Turner. Ihr steckt in einer drin!«

»Gäa, Göttin alles Lebens, die Erde, Gemahlin des Uranos«, steht bei Gustav Schwab zu lesen. Deren Söhne waren die Gi­ganten. Uranos, der Vater des Kronos, und dessen Sohn Zeus, der eine ganze Reihe von Kindern in die Welt setzte, dürften jedem ein Begriff sein. Die Kinder des Gottes mit den Blitzen tummelten sich vorrangig im Nahen Osten, schließlich ist er eine griechische Gottheit. Doch selbst auf der Osterinsel in der Südsee künden riesige Statuen von Kulten oder religiösen Mo­menten in vergangenen Zeiten. »Seit je versuchen die Men­schen, den Sinn ihrer Existenz zu ergründen und die Natur zu verstehen. Aber mit der Kultur wandelte sich stets auch der Glaube, neue Religionen entstanden.« (National Geographic)

Hierauf aufbauend, könnte man in gewisser Weise jedem Gärtner einen Hang zur Naturreligion attestieren, da er ja den Boden, auf dem er lebt und dem alles zu Grunde liegt, bear­beitet. Eine weitere Variante steuern schließlich die orientali­schen Lehren bei: Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, Kon­fuzianismus. Ian Stevenson, Professor für Psychiatrie an der Universität von Virginia, untersuchte auf wissenschaftlicher Grundlage in den 1960er Jahren Reinkarnationsfälle aus drei Kontinenten inklusive ausführlicher Dokumentation. Von In­dien bis Brasilien und Alaska. Das Thema der Wiedergeburt, die Erinnerung an ein früheres Leben, zieht sich wie ein roter Faden durch gewisse Kulturkreise und tritt vereinzelt auch in der westlichen Welt auf, im Okzident. Genau wie Ian Steven­son dokumentierte auch Thorwald Dethlefsen zahlreiche Fälle, in denen er Patienten per Hypnose in frühere Zeiten zurück­versetzte. Er deutete es als Hilfsmittel für den Zugang zum Unbewussten des Patienten bzw. zum Unterbewusstsein. Es ist nur so eine Vermutung am Rande, aber irgendwo in mei­nem müssen noch ein paar Vokabeln liegen, die ich zwar ir­gendwann mal gelernt, aber in den Vokabeltests dann nicht mehr parat hatte. Verschüttet.

Während das Gebiet des Hinduismus im Laufe der Zeit kaum eine geographische Veränderung erfuhr, hat sich der Einflussbereich des Buddhismus örtlich gewandelt: »Der Bud­dhismus hat außerhalb seines Ausgangsgebietes die meisten Anhänger: drei Viertel aller Japaner, jeder zehnte Chinese zäh­len ebenso dazu wie über eine Million in Nordamerika und in Europa. Das hauptsächliche Verbreitungsgebiet liegt jedoch in Südostasien«, berichtete Der Spiegel 1998. Religionen sind also einem Wandel unterworfen, und zwar sowohl in geographi­scher als auch in zeitlicher Hinsicht. Aber kann man mit Reli­gionen die wirklich wichtigen Fragen klären?

»Das menschliche Bewusstsein wirft Fragen auf, die durch Fakten, Vernunft und Beobachtung nicht zu beantworten sind. Wer bin ich? Warum bin ich auf der Welt?« (National Geogra­phic)

Können uns die Religionen darüber wirklich eine erschöp­fende und befriedigende Antwort geben? Oder ist und bleibt alles eine Frage des Glaubens? Betrachten wir die Frage mal in Anlehnung an unsere Prinzipien: Wieviele und welche Reli­gionen gibt es überhaupt?

Dafür müssen wir konkret werden und eine Auswahl tref­fen, wobei wir uns an die bekanntesten Religionen halten soll­ten, die je nach Quelle auch als Weltreligion bezeichnet wer­den, und denen die größte Anhängerschaft zuerkannt wird. Diese wollen wir uns jetzt einmal im Detail anschauen, und zwar Schritt für Schritt.

II.2. Der G-Begriff

Die indische Religion zählt zu den ältesten Religionen der Welt. Je nach Quelle werden 800 Millionen bis zu einer Milli­arde Menschen als Anhänger oder Bekenner des Hinduismus gezählt. In einem von Franz Hartmann übersetzten Auszug aus der Bhagavad-gita zitiert dieser Wilhelm von Humboldt, der Gott dafür dankte, dass er ihn so lange habe leben lassen, um dieses Werk kennen zu lernen.

Durch Menschen wie Mahatma Gandhi, dessen gewaltloser Kampf beispielhaft war und ist, und dem Indien die Unabhän­gigkeit vom englischen Empire verdankt, wurden in der ers­ten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewisse Aspekte beleuchtet. Das Prinzip der Briten, Baumwolle aus Indien nach Großbri­tannien zu exportieren, damit die Produkte anschließend wie­der importiert wurden, war ein großes Geschäft. Ein noch grö­ßeres war das Salz, das quasi vor der Haustür der Inder lag, aber die Briten hatten per Definition des Stärkeren ein Salzmo­nopol, und damit mussten die Inder ihr eigenes Salz kaufen. So begründet man ein Weltreich. Gandhi lebte seinen Lands­leuten vor, wie man dem begegnen könnte, legendär ist seine über dreiwöchige Wanderung im Alter von 60 Jahren mit dem Stab ans Meer, um dort eine kleine Menge Salz in die Hand zu nehmen.

Auch durch Rabindranath Tagore, der 1913 als erster Nicht­europäer den Literatur-Nobelpreis erhielt, wurde die indische Philosophie im Westen populär. Tagore wurde 1921 beim Be­such in Deutschland empfangen wie heutzutage der Dalai La­ma - mit spiritueller Sehnsucht, noch stärker im Grunde als heutzutage der weltbekannte Buddhist. Er galt als Philosoph und Mystiker, als »Weiser des Ostens«.

Die Veden oder der Veda, das Wissen oder Wort ist bzw. sind die ältesten religiösen Aufzeichnungen, doch: »Die erste Periode in der Geschichte der religiösen Entwicklung der In­der verliert sich im Dunkel der Legende«, schreibt Helmuth von Glasenapp. »Die Bhagavad-gita, ein philosophisches Ge­dicht von 700 Strophen, in welchem Krishna dem Arjuna die Lehre von der Erlösung durch Gottesliebe verkündet«, ist im Heldenepos Mahabharata enthalten. Ein Beispiel sei an dieser Stelle zitiert: »Von allen Schöpfungen bin Ich der Anfang, das Ende und auch die Mitte, o Arjuna. Von allen Wissenschaften bin Ich die spirituelle Wissenschaft des Selbst, und unter den Logikern bin Ich die schlüssige Wahrheit.« (Kapitel 10. Vers 32)

Das klingt sehr blumig, eben orientalisch, und in den Ohren eines Europäers halbwegs mystisch. Doch es wird noch unbe­stimmter, denn der Hinduismus und sein Götterpantheon sind legendär. Es gibt weibliche Gottheiten, Kali und Durga, und männliche, Vishnu, Brahma, Shiva, Rama, Indra, Agni, Krishna, außerdem den Dämonenkönig Ravana und Hanu­man.

Da soll sich einer auskennen! Auf jeden Fall steht diese An­schauung recht deutlich im Gegensatz zu den Lehren der mo­notheistischen Religionen, und eine kann schließlich nur rich­tig sein, oder?

Der Gottesbegriff, die Göttervielfalt der Inder erinnert mich jedenfalls an die Griechen, die über ein ebenfalls recht buntes Götterbild verfügten: Uranos, Kronos und Zeus sind wir be­reits begegnet. Des Weiteren gab es Apollo, Hermes, Poseidon, Aphrodite, Hephaistos ...

Stop!

Dem kundigen Leser wird bereits aufgefallen sein, dass es sich bei den griechischen Göttern um unsere Planeten handelt. Oder besser ausgedrückt: Die römische Version mancher grie­chischen Gottheit wurde den Planeten unseres Sonnensystems als Name beigelegt. Waren die Planeten also für die alten Grie­chen Götter? Oder glaubten die Römer, dass die Griechen es glaubten? Bei den Indern war es jedenfalls nicht so, auch wenn ein wesentlicher Aspekt der indischen Weltanschauung der der Vielgötterei war und ist. Es ist gewissermaßen für jeden etwas dabei, und neben den drei populärsten, Brahma, Vishnu und Shiva, dem Weltschöpfer, dem Welterhalter und dem Weltzerstörer, gibt es noch viele weitere: Ganesha, den Ver­nichter der Hindernisse, Indra, den Gewittergott, Skanda, den Kriegsgott, Agni, den Feuergott, Varuna, den Wassergott, Va­yu, den Windgott, Surya, den Sonnengott, Soma, den Mond­gott, Yama, den Todesgott, Kama, den Liebesgott.

Es ist also einiges los über dem Himmel von Indien, doch es wird noch komplexer: Das Weltall ist bevölkert von Wesen unterschiedlichster Art, neben Göttern und Dämonen sind na­türlich die Menschen hier beheimatet, des Weiteren Tiere und Pflanzen. Alle haben einen vergänglichen Körper und eine un­vergängliche Seele, die sich jedoch voneinander unterschei­den. Und sie alle sind wiederum an das Schicksal, an Karma gebunden, und damit an die Wiederverkörperung oder Wie­dergeburt. Nur die Erlösung setzt der Seelenwanderung ein Ziel und ist deshalb der höchste Zweck alles menschlichen Strebens.

Ist diese Philosophie der heutigen westlichen Gedankenwelt ein wenig fremd, so wird es bei der Bestimmung der Zeitver­hältnisse noch kurioser: Es ist die Rede von unvorstellbar gro­ßen Zahlenangaben, Jahreszahlen von Millionen von Jahren, zum Beispiel soll ein Tag Brahmas aus 1.000 Zyklen von je vier Yugas, das heißt Zeitaltern, bestehen. Das Satya-Yuga dauert 1.728.000 Jahre, das Treta-Yuga 1.296.000 Jahre, das Dvapara-Yuga 864.000 Jahre und das Kali-Yuga 432.000 Jahre.

Macht zusammen 4.320.000 Jahre. Multipliziert mit 1.000 Zy­klen erhalten wir das ungefähre Alter der Erde, wie es sich die heutige Wissenschaft vorstellt: 4,3 Milliarden Jahre. Haben das die alten Inder bereits vor Tausenden von Jahren gewusst?

Hm, unwahrscheinlich, denn dies ist schließlich erst ein Tag Brahmas! Wenn wir diese Jahreszahl mit den Tagen eines Jah­res und anschließend mit den 100 Jahren, die Brahma gemäß Bhagavad-gita leben soll, multiplizieren, landen wir in völlig skurrilen Dimensionen. Es scheint also doch orientalisch über­trieben zu sein, oder ist symbolisch auszulegen.

Da ich die Symbole aber nicht kenne, bleibe ich lieber auf der Erde und schaue mal kurz zum Nachbarn: Obwohl China und Indien in geographischer Hinsicht eng beieinander liegen und sich auch die Anzahl der Bevölkerung auf annähernd gleich hohem Niveau befindet, gibt es beträchtliche Unter­schiede in der Kultur, Sprache und Mentalität beider Volks­gruppen. Was eigentlich erstaunlich ist, denn beide zählen im Grunde zu den ältesten Kulturen der Welt. Aber so ein Massa­ker wie in China 1989 auf dem Tiananmen-Platz wäre in Indi­en kaum vorstellbar.

Ob dies mit der Lehre von der Wiederverkörperung oder Reinkarnation zusammenhängt, mit der die indische Religion und Philosophie untrennbar verbunden ist? Hier herrscht im­merhin der Glaube, dass alle Handlungen, die man in einem Leben ausführt, sich in einem späteren Leben auswirken. Das Fachwort Karma ist heutzutage bis in alle Teile der westlichen Welt vorgedrungen und allgemein bekannt. So stellt sich auch bei uns manchmal die Schicksalsfrage, freilich an das westli­che Denken und die heutige Zeit angepasst. So wie es Hape Kerkeling formulierte: »Auch die Reinkarnationstheorie muss man ernsthaft durchdenken. Es wäre ja durchaus vorstellbar, dass man, obwohl man sich nicht daran erinnert, schon Tau­sende Male gelebt hat ... Vielleicht sind wir in jedem Leben - unter Beibehaltung eines immanenten Kerns - jedes Mal ein ganz anderer respektive andere.«

Tja, wer weiß? Aber wenn die Reinkarnation in Indien gilt, müsste sie dann nicht auch in allen anderen Ländern gelten? So wie die Untersuchungen von Ian Stevenson und Thorwald Dethlefsen es gezeigt haben? Aber in anderen Ländern gibt es keine Hindus, sondern Christen, Moslems, Juden, Taoisten etc., und insofern stellt sich schon wieder eine Frage: Gibt es die Reinkarnation nur für Hindus? Das wäre nicht logisch. Gibt es sie also überhaupt?

Hm. Vielleicht sollten wir uns erstmal noch anhören, was andere Religionen zu diesem Thema sagen, denn was der Hin­duismus zu sagen hat, wissen wir jetzt ansatzweise, und mit rund einer Milliarde Menschen gehören dieser Religion auch viele Gläubige an. Doch was hat es mit den anderen Religio­nen auf sich? Wieso braucht man dann noch andere?

Wir machen auf unserer Reise jetzt einen kleinen Sprung in geographischer und einen größeren in zeitlicher Hinsicht. Von Indien geht es nach Westen, in Richtung Mittelmeer. Über Land würden wir durch Pakistan, Afghanistan, Iran, den Irak und Syrien ziehen, zu Wasser über das Arabische Meer bis nach Oman, von dort über Saudi-Arabien nach Jordanien ein­reisen, um schließlich in einem kleinen Land an der Ostküste des Mittelmeers anzukommen. Eine wahrlich lange Reise. Doch gedanklich können wir sofort dort sein: im Land Kana­an.

II.3. Weshalb?

Israel, das Heilige Land der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam, ist ebenso bekannt durch die Heilige Stadt Jerusalem wie durch die geopolitische Lage inmitten des Nahen Ostens, zwischen Afrika und Asien. Drei Meere, das Mittelmeer, das Tote Meer und das Rote Meer, Gebirge und Wüste prägen das Land, das wie selten eines von einer Geolo­gie geprägt ist, die nahezu einzigartig ist: Der höchste Berg des Landes mit über 2.800 Metern in den Golanhöhen lädt zum Wintersport ein, während das Tote Meer mich an meine Jugend erinnert und an die Geschichte, dass man dort ohne Luftmatratze im Wasser bzw. auf dem Wasser liegen und Zei­tung lesen kann. Es liegt nicht nur 400 Meter unter dem Meeresspiegel, sondern ist mit 30 Prozent Salzgehalt das salzhaltigste Gewässer der Welt. Das in alten Zeiten »Kanaan« genannte »Gelobte Land« der Israeliten ist im Laufe der Jahrtausende immer wieder Ort von bedeutsamen historischen Ereignissen gewesen. Die Wüste Sinai, wohin Moses die Flüchtlinge während des Exodus führte, bis sie schließlich in Kanaan ein­trafen. Auf der Flucht vor den Ägyptern bzw. dem Pharao und seinen Heerscharen.

Ein Film, den ich eine halbe Generation später zu Studien­zeiten sah, weckte Erinnerungen und Assoziationen an längst vergangene Zeiten: »Die Mumie kehrt zurück« war einer der Knaller des Jahres und kostete zehn Mark 50 Eintritt. Die sich lohnten. Abgesehen vom Unterhaltungswert frage ich mich, warum wir so fasziniert vom damaligen Ägypten sind. Mys­teriöse Bräuche, eine andere - ältere - (Hoch-)Kultur, Mentali­tät. Ja, im Geschichtsunterricht, beginnend mit der siebten Klasse, kamen erst die Ägypter, dann die Griechen, dann die Römer.

Doch zurück in die Geschichte. Das Judentum ist die älteste monotheistische Religion der Welt, was auch in den Zehn Ge­boten deutlich wird, denn das erste lautet: »Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst nicht andere Götter neben mir haben.«

Dieses Gebot erörterte der englische Philosoph Thomas Hobbes in seinem Werk »Der Leviathan« im 17. Jahrhundert: »Zu behaupten, dass es mehrere Götter gebe, ist eine Verlet­zung der Ehre Gottes; denn es kann nur ein unendliches We­sen stattfinden.«

Die weiteren Gebote lauten:

»2. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.

3. Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligst.

4. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

5. Du sollst nicht töten.

6. Du sollst nicht ehebrechen.

7. Du sollst nicht stehlen.

8. Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächs­ten.

9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.

10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.«

Bei Thomas Mann heißt es:

»Er schrieb auf die eine Tafel:

Ich, Jahwe, bin dein Gott; du sollst vor mir keine anderen Götter haben.

Du sollst dir kein Gottesbild machen.

Du sollst meinen Namen nicht liederlich führen.

Meines Tages gedenke, daß du ihn heiligst.

Ehre deinen Vater und deine Mutter.

Und auf die andere Tafel schrieb er:

Du sollst nicht morden.

Du sollst nicht ehebrechen.

Du sollst nicht stehlen.

Du sollst deinem Nächsten nicht Unglimpf tun als ein Lü­genzeuge.

Du sollst kein begehrlich Auge werfen auf deines Nächsten Habe.«

Eine moderne Version liefern Monika und Udo Tworuschka in ihrem Buch »Religionen der Welt«:

»1. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

2. Du sollst den Namen Jahwes, deines Gottes, nicht miß­brauchen.

3. Denk an den Sabbat; halte ihn heilig.

4. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das Jahwe, dein Gott, dir gibt.

5. Du sollst nicht morden.

6. Du sollst nicht die Ehe brechen.

7. Du sollst nicht stehlen.

8. Du sollst nicht falsch Zeugnis gegen einen anderen aussa­gen.

9. Du sollst nicht die Frau eines anderen begehren.

10. Du sollst nicht das Haus eines anderen begehren, seinen Sklaven oder seine Sklavin, sein Rind oder seinen Esel oder ir­gendetwas, was dem anderen gehört.

Nach dem Zweiten Buch Mose 20, 2-17«

Wie bei einem Vergleich der verschiedenen Versionen auf­fällt, gibt es durchaus Unterschiede. Doch im Großen und Ganzen sind die Versionen gleich - vom Sprachgebrauch, der sich bereits in wenigen Jahrzehnten verändert, einmal abgese­hen.

Die Zehn Gebote sind auch über den jüdischen Religions­kreis hinaus bekannt und zählen wohl zu den bekanntesten und populärsten Inhalten des jüdischen Glaubensbekenntnis­ses. Das achte Gebot kennen wir auch als »Du sollst nicht lü­gen!«, und bei den meisten Geboten handelt es sich um negati­ve Gebote, also um Verbote. Ähnliche Gebote finden sich auch bei Buddha und Konfuzius, also im fernöstlichen, asiatischen Raum, sowie im Koran.

Das Judentum gilt gemäß Brockhaus als Mutterreligion von Christentum und Islam, und je nach Quelle gibt es weltweit zwischen 13 und 15 Millionen Juden. Der Großteil lebt außer­halb Israels, nur drei von vier der 6,6 Millionen Einwohner sind jüdischen Glaubens, 15 Prozent sind Muslime. Im Groß­raum New York leben zwei Millionen Juden und in den USA mit 5,7 Millionen mehr als in ganz Israel.

Über die Geschichte des Judentums und »Gottes auserwähl­tes Volk« (stern) hat jeder in der Schule gehört, dazu kann man sich heutzutage aus den unterschiedlichsten Quellen unter­richten und in die Materie vertiefen. Einige Stichpunkte seien hier angeführt: Im 13. Jahrhundert erfolgte unter Moses der Auszug aus Ägypten, im zehnten Jahrhundert vor Christus war die Zeit von König David und seinem Sohn Salomo. Es war eine Art Blütezeit, Jerusalem wurde Hauptstadt, und be­dingt durch seine Lage zwischen Ost und West, eine Art Zen­trum des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens, gekrönt vom Bau des Tempels Salomos, dessen Inneres die Bundesla­de beherbergte. Nach Salomos Tod ging es jedoch bergab, Konflikte brachen auf, das Land zerfiel in zwei Reiche: Israel und Juda. Der Tempel und Jerusalem wurden 587 vor Chris­tus durch Nebukadnezar zerstört, gefolgt vom Babylonischen Exil. Im ersten Jahrhundert vor Christus wurde Palästina rö­mische Provinz, im siebten Jahrhundert nach Christus von den Arabern erobert. Der negative Höhepunkt der Judenverfol­gungen war schließlich mit dem Beginn der Nationalsozialisti­schen Machtübernahme in Deutschland und den Deportatio­nen in Konzentrationslager erreicht, die mit der Reichspo­gromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 ihren Anfang nahmen. »Der Holocaust beschleunigte die Gründung des Staats Israel« (National Geographic), und es wanderten Juden aus aller Welt nach Palästina. Eine weitere große Flüchtlings­welle war in den 1990er Jahren zu beobachten, in denen mehr als eine Million Juden aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel zog. So weit einige Details zum geschichtlichen Ver­ständnis. Etliches dürfte weitestgehend bekannt sein, doch wir wollen uns auf der Suche nach den Prinzipien für die W-For­mel nun an die eigentliche Quelle dieser Religion halten: Das Alte Testament, das im Christentum ebenfalls als Quelle gilt und im Buch der Bücher, der Bibel, an erster Stelle steht.

Die Genesis und der Exodus sind zwei der fünf Bücher Mo­se, der jüdischen Torá - dem Gesetz -, und mit der Genesis be­ginnt die Erschaffung der Welt. Wenn zwei Weltreligionen diese Quelle nutzen, lohnt sich ein Blick in das erste Buch Mo­se, der Genesis, auf jeden Fall. Vielleicht erhalten wir daraus ein paar Ansatzpunkte für unsere Prinzipien, für die W-For­mel. Denn es gibt sogar Judenchristen, Menschen, die unter Beachtung und Beibehaltung der jüdischen Gesetze des Moses Christen wurden. Schauen wir also, was das Alte Testament ü­ber »die Erschaffung der Welt« zu berichten weiß, denn so heißt das erste Kapitel.

In den Versen drei bis fünf sprach Gott: »Es werde Licht, und es wurde Licht«, und »Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag.«

Dieses Schema wiederholt sich, ein zweiter und ein dritter Tag kommen ins Spiel. So weit, so gut. Doch in Vers 14, der den vierten Tag einläutet, sprach Gott: »Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen Zeichen sein und zur Bestimmung von Festzeiten, von Tagen und Jahren dienen.«

Nanu?

Wie soll das funktionieren, wenn er am vierten Tag erst die Tage macht? Oder um es genauer zu sagen: die Lichter am Himmelsgewölbe, die Tag und Nacht voneinander scheiden, sprich Sonne und Mond. Ohne die gibt es bekanntlich keine Tage und keine Nächte, denn ein Tag ist nun einmal die Zeit, die die Erde braucht, um sich einmal um sich selbst zu drehen und die Sonne wieder dort zu sehen, wo sie einen Tag zuvor auch stand. Und macht sie das ungefähr 365mal, ist sie in die­ser Zeit sogar einmal um die Sonne rumgefahren, das ist dann ein Jahr.

Ohne Sonne und Mond können wir den Kalender und die Zeitrechnung also eigentlich vergessen, doch in der Genesis geht es noch weiter: Am fünften Tag schuf Gott »alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, und alle Arten von gefiederten Vögeln« (Vers 21). Und schließlich der sechste Tag, das Mammutpro­jekt: »Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden« (Vers 25). Und »dann sprach Gott: Lasst uns Menschen ma­chen als unser Abbild, uns ähnlich« (Vers 26).

Nanu?

Wer ist denn noch da? Ich denke, es handelt sich um eine monotheistische Religion, warum spricht Gott von sich in der Mehrzahl? »Lasst uns ...« ist ein eindeutiger Begriff, anders als »Gott sah« oder »Gott sprach«. Und wie zur Bestätigung mei­ner Verwirrung kehrt er in Vers 27 zurück zu seinen Wurzeln: »Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.«

Nicht, dass ich mich über Details wundern will, aber hier nimmt es einer offenbar sehr genau. Doch weiter im Text: Der sechste Tag beschließt das erste Kapitel, das zweite beginnt mit dem siebten Tag, an dem Gott ruhte. Und hier setzt mein Verwirrungsprozess wieder ein. Denn in Vers sieben »formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem.«

Zweierlei fällt auf: Gott ist nun »Gott, der Herr«, und es gibt die nächste Variante der Menschwerdung. Eben waren wir noch nach Mehrheitsbeschluss als Gottes Abbild und als Mann und Frau geschaffen worden, und jetzt werden wir aus Erde gemacht und kriegen Luft zum Atmen. Doch damit nicht ge­nug, »nahm Gott, der Herr, den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte« (Vers 15). Vorher hatte er noch schnell alles angelegt, was wir zum Leben brauchen, Bäume mit Früchten und vier Flüsse, doch leider auch zwei Bäume, die uns noch schwer im Magen lie­gen sollten: »den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse« (Vers 9).

Vor letzterem wurden wir gewarnt: »Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben« (Verse 16-17).

Weshalb pflanzt Gott einen giftigen Baum ins Paradies?, fra­ge ich mich, doch nun kommt die Stelle, wo es noch einmal richtig interessant wird: Gott machte eine Frau aus der Rippe (Vers 22) »und führte sie dem Menschen zu«. In Vollnarkose versteht sich, denn zuvor hatte er »einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen« lassen (Vers 21). Der Grad meiner Verwir­rung nimmt zu. Ein Kapitel zuvor hatte Gott noch den Men­schen als Mann und Frau geschaffen, also gleichzeitig, und jetzt wird die Frau nach dem Mann geschaffen. War somit der erste Mensch ein Mann?

Warum ergeben sich bloß so viele neue Fragen, wenn man Fragen stellt?

Nehmen wir die Geschichten einfach mal zur Kenntnis und gehen ein Kapitel weiter. Doch nun wird es ganz kurios, im dritten Kapitel spricht nicht mehr Gott, sondern eine Schlange! Die auch noch »schlauer war, als alle Tiere des Feldes« (Kapi­tel 3, Vers 1): »Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?«

»Die Frau entgegnete der Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen, nur von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesagt: Davon dürft ihr nicht essen und daran dürft ihr nicht rühren, sonst werdet ihr sterben.« (Verse 2-3)

Wiederum eine interessante Stelle, denn ganz sachlich be­trachtet, war die Frau noch gar nicht da, als Gott das dem Menschen verboten hatte. Woher wusste sie also von dem Verbot? Ihr Mann war bis dahin nicht gerade der Gesprächig­ste seiner Sorte. Doch nehmen wir mal an, dass sie so ihre Quellen haben wird und verfolgen diesen Dialog zwischen Frau und Schlange weiter:

»Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.« (Verse 4-5)

Danke, der Rest ist bekannt. Die Frau sah, »dass es köstlich wäre, von dem Baum zu essen und klug zu werden, und sie aß. Ihr Mann bekam auch eine Frucht ab, »und auch er aß«. (Vers 6)

Nun »gingen beiden die Augen auf, sie erkannten, dass sie nackt waren«. (Vers 7). Hatten sie vorher die Augen geschlos­sen? So ganz erschließt sich mir die Geschichte noch immer nicht. Nein, eigentlich wird es immer verwirrender. Nun tauchte auch noch Gott auf, und nach einer kleinen Auseinan­dersetzung sprach »Gott, der Herr: Seht, der Mensch ist ge­worden wie wir; er erkennt Gut und Böse. Dass er jetzt nicht die Hand ausstreckt, auch vom Baum des Lebens nimmt, da­von isst und ewig lebt!« (Vers 22)

Da waren sie wieder, meine Götter! »Der Mensch ist gewor­den wie wir«, sagte Gott. Eindeutig Plural, kein Versehen. Und damit nicht genug, ich hätte da noch eine Frage: Enthält der Baum des Lebens das Gegengift? Denn schließlich müssen wir ja nun sterben, wo wir vom Baum der Erkenntnis genascht haben.

Doch zum großen Finale werden die beiden ersten Men­schen jetzt aus dem Paradies, aus Eden, vertrieben. Adieu Ge­gengift, und Gott »stellte östlich des Gartens von Eden die Ke­rubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.« (Vers 24).

Soweit die Schöpfung der Welt und des Menschen, in wie vielen Tagen auch immer. Und wie viele Menschen auch im­mer. Der erste Mensch war demgemäß also Adam, ein Mann. Später kam Eva dazu, die aus seiner Rippe entnommen wur­de, quasi ein Teil von ihm. Und damit sind wir auch schon mitten im vierten Kapitel der Genesis, die beiden waren seit langem endlich allein, und da sie nun schon einmal die Augen offen hatten - und das darf an dieser Stelle besonders für A­dam gelten -, wurde Eva alsbald schwanger. Kain wurde ge­boren. Wenig später schon wurde dann Abel geboren, er wur­de Schafhirte, Kain Ackerbauer. Auf diesen hat es dann ein Dämon abgesehen, eine Sünde (Vers 7), und Gott fordert ihn auf, Herr über ihn zu werden. Doch das klappte nicht, und Kain erschlug Abel auf dem Feld (Vers 8). Das war der erste Mord in der (Menschheits-)Geschichte, und Kain wurde von Gott bestraft und musste seines Weges ziehen. Adam und Eva bekamen bald darauf noch einmal Nachwuchs: Set. Und hier beginnt nun ein weiteres Kapitel, das mich, wenn auch nicht verwirrt, so doch nachdenklich stimmt, denn von ihm stam­men die Patriarchen ab. Die, die mehrere hundert Jahre alt wurden. Es ist alles sauber dokumentiert, gewissermaßen für die Ewigkeit, und das Wesentliche sei hier kurz zusammenge­fasst:

Adam wurde 930 Jahre alt, dann starb er. Sein Sohn Set wur­de 912 Jahre alt, dann starb er. Dessen Sohn Enosch wurde 905 Jahre alt, dann starb er, und dessen Sohn Kenan wurde 910 Jahre, dann starb er. Mahalalel war der Sohn von Kenan, er wurde 895 Jahre alt, dann starb er, und dessen Sohn Jered wurde wieder älter als 900 Jahre, genau 962, dann starb er. Jereds Sohn Henoch wurde 365 Jahre alt und dann ... - starb er nicht!

Ja, hier haben wir mal wieder ein Kuriosum, Henoch, der Vater von Methusalem, in der Bibel Metuschelach genannt, »ging seinen Weg mit Gott« (Gen 5, 21) und dieser nahm ihn nach Ablauf seiner Lebenszeit auf. »Dann war er nicht mehr da«, steht in der Bibel (Gen 5, 24). Doch zur Beruhigung kann festgehalten werden, dass es danach wie gewohnt weiterging: Metuschelach wurde 969 Jahre alt, dann starb er. Dessen Sohn Lamech wurde 777 Jahre alt, dann starb er. Und jetzt sind wir bei Noach, besser bekannt als Noah. Und der Sintflut.

Adams Nachkommen hatten nämlich die Bevölkerungssta­tistik nach oben getrieben, jeder zeugte Söhne und Töchter. Doch die »Schlechtigkeit des Menschen nahm zu, und alles Sinnen und Trachten seines Herzens war böse« (Gen 6, 5). Die meisten Menschen schienen mittlerweile mit der Schlange ge­sprochen zu haben, allem Anschein nach waren Moral und Sitten ziemlich verkommen. Es gab nur wenige Ausnahmen, eine war der Sohn Lamechs, Noah. Und auch von ihm wird berichtet, dass »er seinen Weg mit Gott ging« (Gen 6, 9).

Der Rest dürfte allgemein bekannt sein: Bau der Arche, Ein­sammeln der Tiere, der Familie (Noah hatte eine Frau und drei Söhne), Sintflut. Pause.

Nach der Flut dankte Noah Gott und wurde Ackerbauer. Er pflanzte einen Weinberg, probierte das Ergebnis und erlebte einen tüchtigen Rausch. »Die gesamte Lebenszeit Noachs be­trug 950 Jahre, dann starb er« (Gen 9, 29). Henoch blieb allein. Der einzige Patriarch, der nicht starb.

Nun, die Schöpfungsgeschichte ist eine harte Nuss, und ab dem zehnten Kapitel der Genesis wird es dann noch bunter, die zahlreichen Nachkommen der Söhne Noahs treten auf. Ich kann verstehen, dass es nicht ganz einfach ist, in ein paar Ka­piteln mehrere Millionen oder Milliarden Jahre zusammen zu fassen. So fordert die Genesis den Leser geradezu heraus, sich mit ihr zu beschäftigen, und Platz für Interpretationen ist reichlich gegeben. Was es in den letzten Jahrhunderten auch gab, speziell seit dem 16. Jahrhundert, als eine stetig wach­sende Zahl von Lesern aus eigener Anschauung mit den Schil­derungen vertraut wurde.

Muss man die Geschichte symbolisch auslegen? Oder doch wörtlich? Nein, wörtlich eigentlich nicht, außerdem müsste man dann wahrscheinlich noch mal kurz Hebräisch und Grie­chisch lernen, um wirklich von der ersten Quelle ausgehen zu können. Doch eine symbolische Auslegung eröffnet zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten, und im Grunde sind wir damit wieder im Bereich der Mythen und der Mythologie. Das erin­nert mich an die Schulzeit: Wenn wir einen Aufsatz über ein Buch schrieben, und die Meinung des Lehrers trafen, dann hatten wir das Buch verstanden und bekamen eine gute Note. Aber wenn nicht, dann nicht. Doch ob der Schreiber des Bu­ches auch die Intentionen verfolgte, die der Lehrer unter Um­ständen Jahrhunderte später hineininterpretierte?

Legen wir für den Moment die Genesis also beiseite, denn schließlich warten auf unserer Reise noch einige andere Kan­didaten, die uns über die Entstehung der Welt und des Men­schen aufklären können. Und vielleicht verstehen wir ja das eine oder andere, wenn wir anderen Quellen begegnet sind und diese zur Interpretation heranziehen können.

Lassen Sie uns also einen kleinen Sprung machen, in das Zweite Buch Mose: Exodus. Hier wird der Auszug, die Flucht aus Ägypten beschrieben, und es enthält den Dekalog, die Zehn Gebote. Vom religiösen Aspekt nach der nur schwer nachvollziehbaren Darstellung der Erschaffung der Welt und des Menschen mal wieder etwas Handfestes, Greifbares.

»Am Sinai« lautet die Überschrift der Kapitel 19 und 20, und während Kapitel 19 Erläuterungen gibt, zum Beispiel wie Mo­ses auf den Berg steigt, enthält Kapitel 20 die Gebote, von Vers 2 bis 17. Nun, wir sind den Zehn Geboten bereits begegnet und haben festgestellt, dass es im Sprachgebrauch gewisse Abwandlungen gibt, ein gemeinsamer Kern jedoch allen zu Grunde liegt. Insofern werde ich den Dekalog hier nicht noch einmal aufführen, sondern einen kurzen Blick auf die Praxis werfen. Wie sieht es aus mit den Zehn Geboten, drei Jahrtau­sende nach Moses' Offenbarung am Sinai?

Die geopolitische Neuordnung im 20. Jahrhundert, speziell nach dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg, veränder­te die Lage in dem Gelobten Land nachhaltig. Nach dem Ers­ten Weltkrieg befand sich Palästina unter britischer Kontrolle. Zunächst herrschte eine Militärverwaltung, ab 1920 eine Zivil­verwaltung. Doch die britische Herrschaft dehnte sich noch weiter aus, bis nach Jordanien und in den Irak. Frankreichs Einflussbereich erstreckte sich auf den heutigen Libanon und Syrien. Bereits in diesen Jahren, zwischen den Weltkriegen, siedelten sich viele Juden aus Europa, auch auf Grund des herrschenden Antisemitismus, in Palästina an. Ebenso floss Geld, was zum Ausbau der Infrastruktur führte. Viele der bis dahin emigrierten Juden hatten sozialistische Empfindungen mit nach Palästina gebracht, und so verwundert es nicht, dass 1947 der sowjetische Außenminister Gromyko die Schaffung eines jüdischen Staates vor der UNO unterstützte. Ein Hinter­gedanke war dabei natürlich, dass man dadurch den briti­schen Einfluss in dieser Region schwächen würde. Am 14. Mai 1948 war es dann soweit: Die Gründung des Staates Israel be­scherte den Juden nach über 2.000 Jahren wieder einen eige­nen Staat.

Allerdings in einer Region, die seit jeher heiß umkämpft war, und so dauerte es nicht lange, bis der nächste Krieg vor der Tür stand. »Der heutige Hass vieler Muslime auf die Juden ist kein religiöses, sondern ein politisches Phänomen, ausge­löst erst durch die zionistische Einwanderung und die Grün­dung des Staates Israel 1948.« (stern)

Der Krieg dauerte bis Januar 1949, und der Sieger hieß Isra­el. Der Verlierer Ägypten. Und die Palästinenser. Weitere Kriege prägten die nächsten Jahre bis hin zum Sechstagekrieg 1967. Bis dahin war Israel gar zur Atommacht aufgestiegen, ein Atomreaktor in der Negev-Wüste war mit französischer Unterstützung entstanden. 1973 bildete der Jom-Kippur-Krieg den vorläufigen Höhepunkt eines blutigen Vierteljahrhun­derts und führte zu den ersten tiefgreifenden Friedensver­handlungen. Die gesamte Region musste deutlich beruhigt werden.

Eine Generation später sieht es jedoch so aus: »Weltweit Em­pörung über Israel«, lautete die Überschrift eines Artikels in der Süddeutschen Zeitung am 01.06.2010. Die israelische Marine hatte einen aus mehreren Schiffen bestehenden Konvoi mit Hilfsgütern für die Bevölkerung im Gaza-Streifen attackiert. Dabei wurden zehn Menschen getötet und Dutzende verletzt. Eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats wurde anberaumt, der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine rückhalt­lose Aufklärung über den Vorfall. Ein Jahr später, am 15. Mai 2011, gab es »Tote bei Protesten gegen Israel« (FAZ v. 16.05.2011). Die israelische Armee hatte das Feuer gegen De­monstranten auf den Golanhöhen eröffnet, die sich anlässlich des Gedenktages der Gründung Israels am 15. Mai 1948 ver­sammelt hatten. Die damalige Gründung des neues Staates hatte zahlreiche Palästinenser aus diesem Gebiet vertrieben und zur Flucht gezwungen.

Dies alles steht in krassem Widerspruch zu dem Gebot »Du sollst nicht töten!«, und insofern stellt sich wieder einmal die Frage, ob man Religion überhaupt noch braucht? Weshalb be­folgen die Leute die Gebote nicht oder nicht mehr?

Die jüdische Religion ist ja bereits alt, könnte man einwer­fen. Vielleicht ändern sich Religionen tatsächlich im Laufe der Zeit, gemeinsam mit den Menschen? Dann ist es in der Tat er­klärlich, dass es mehrere Religionen gibt. Setzen wir also unse­re Reise fort: Vor zweieinhalb Jahrtausenden traten in Indien und China drei Lehrer auf, die als Begründer von heutigen Re­ligionen gelten, die ebenfalls den Charakter von Weltreligion­en genießen und grundsätzlich äußerst friedfertige Religionen sind.

Doch wir werden sehen, wie es sich in der Praxis verhält. Unsere nächste Station führt uns wieder gen Osten, nach Chi­na.

II.4. Die R-Praxis

Die Metropole Shanghai braucht vom Ambiente einen Ver­gleich mit New York oder anderen Städten des Westens nicht zu scheuen. Zweieinhalb Jahrtausende nach Konfuzius, Lao-Tse und Buddha ist in China vieles normiert. Es gibt eine Ein-Kind-Politik, eine Ein-Hund-Politik, wobei Haustiere mit einer Schulterhöhe von mehr als 35 Zentimetern verboten sind. Da mehr männliche als weibliche Babys geboren werden - im Schnitt 119 zu 100 - lautet die Prognose, dass es 2030 30 Millio­nen unverheiratete Männer geben wird. Die Gegensätze zwi­schen Arm und Reich sind extrem, der Materialismus hat den Kommunismus erreicht, die Luftverschmutzung ist exorbitant, die Wirtschaftsmacht ist auf dem Weg zur führenden in der Welt zu werden, so produziert China heute ein Drittel des weltweiten Stahlaufkommens, mehr als Japan, die USA und Deutschland zusammen! Doch es gibt keine Gewerkschaften, keine freie Presse, die 1,3 Milliarden Bewohner werden in kur­zer Zeit 50 Jahre aufholen müssen.

Unter Mao Tse-tung wurde das religiöse Leben und Brauch­tum in China massiv behindert und eingeschränkt. Uralte Tempel wurden zerstört, Klöster geschlossen. Alles, was den Machthabern nicht in den Kram passte, wurde entweder be­seitigt oder nach ihren Intentionen umgebildet, ausgelegt und benutzt. Inklusive alter Weisheitslehren. Erst seit Maos Tod werden die Lehren des Konfuzianismus und des Taoismus wieder verstärkt im täglichen Leben zur Anwendung ge­bracht. Heutzutage gelten zwischen einer und anderthalb Mil­liarden Menschen als Angehörige des Konfuzianismus und des Taoismus, wobei eine Unterscheidung auch deswegen er­schwert wird, weil die Anhänger mehreren Religionen zu­gleich angehören können.

Konfuzius ist die lateinische Form des Namens Kong Qiu o­der K'ung Ch'iu, auch K'ung-fu-tzu oder Kung fu tse genannt, was »Meister Kong« bedeutet. Er war ein chinesischer Philo­soph und lebte von 551 bis 479 vor Christus. Seine philosophi­schen Lehren finden sich in dem Buch »Lun-yü« - Gespräche. Diese führte er mit seinen Schülern, und eine Übersetzung dieser Gespräche schien über die Jahrhunderte stets schwierig zu sein - wie bei manchem, was aus dem Orient den Weg nach Westen fand. Es gibt demzufolge mehrere Versionen von Ü­bersetzungen dieser Gespräche, als philologisch, also sprach­lich beste gilt die englische Übersetzung von James Legge, auch wenn Konfuzius hierbei eher nüchtern und trocken wirkt. Genau genommen wirken seine Texte, die dann vom Englischen ins Deutsche übertragen wurden, natürlich so. Doch das dürfte dem Okzident eher entgegen kommen. Der Konfuzianismus ist eine über China hinausgehende, vorrangig im östlichen asiatischen Raum beheimatete Geistesrichtung, die ältere religiöse und soziale Ansichten sowie menschliche Tugenden beinhaltet.

Lao tse, auch Lao zi oder Lao-tzu genannt, der Begründer des Daoismus oder Taoismus in China, war ein Zeitgenosse von Konfuzius, im sechsten Jahrhundert vor Christus, und da­mit kurz vor Buddha. Er soll im Jahre 571 vor Christus gebo­ren worden und während seiner Zeit am Hofe der Dschou-Dy­nastie zu Lo-yang, wo er als Archivar beschäftigt war, von dem 20 Jahre jüngeren Konfuzius besucht worden sein. An­ders als bei anderen Religionsbegründern, gibt es keinen Be­richt über seinen Tod, sondern nach der Legende ist er gen Westen entschwunden. Dieser Vorgang erinnert an Henoch aus dem eben behandelten Alten Testament, auch in China gab es also mysteriöse Vorgänge. Es wird zwar nicht erwähnt, dass er seinen Weg mit Gott ging, sondern der Legende nach ritt er auf einem Büffel, aber vielleicht ging er ja auch einfach woanders hin. Neues Klima, neue Leute. Er war zu der Überzeugung gelangt, dass der Niedergang des Herrscherhauses bevorstand und wurde bei seiner Abreise von dem Grenzkommandanten Yin Hi erkannt und gebeten, etwas Schriftliches zu hinterlassen. So entstand das »Buch vom rechten Wege und von der rechten Gesinnung«, und später wurde er Lau Dse, »alter Meister«, genannt. Seine von ihm stammenden Texte sind nur schwer verständlich und erfordern ein ausgiebiges Studium und eine gewisse Mentalität. Für Angehörige der westlichen Zivilisation sind sie gar noch schwieriger zu ver­stehen. Doch hat dieser Mystiker und Religionsbegründer ei­nen bleibenden Eindruck hinterlassen. So berichtete der chine­sische Schriftsteller Liao Yiwu in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau im Juli 2011, dass in seinem Buch Laotse oft vorkommt, da dieser »eine bestimmte Einsicht« vermittelt, die ihn »sehr beeindruckt hat«. Der 1958 geborene Liao Yiwu berichtet in seinem Buch von den Erfahrungen nach Gefängnis und Folter in China und setzt auf eine Veränderung in seinem Heimatland. Ähnliche Erfahrungen machen auch Menschen, die von schweren Krankheiten betroffen sind oder eine schwe­re Operation hinter sich haben, wie es zum Beispiel Martin Walser erlebte: »Das entleerte Bewußtsein hatte nur noch Gott, es stürzte sich auf Gott, die einzige Vorstellung, die noch mög­lich ist.«

Was nützt Religion? Gestaltet sie das Leben erträglicher?

Die Lehren der beiden Weisen werden im heutigen China »zu einer praktischen Religion vermengt« (stern), und das Streben nach Harmonie ist ein signifikanter Bestandteil dieser Religion. Das Symbol des Kreises mit einer geschwungenen schwarzen und einer weißen Seite und je einem kleinen Kreis in der Mitte in der jeweils anderen Farbe zeigt, dass nichts oh­ne sein Gegenteil bestehen kann. Yin und Yang, weiblich und männlich, passiv und aktiv, gelten als die Grundprinzipien des Kosmos.

Aha! Endlich wieder einmal Prinzipien, die sich (auch) in der Natur finden - und somit in der Physik. Aus der Schule kennen wir noch das Plus und Minus in der Elektrizität oder im Magnetismus, und in der Natur, ganz klar, männlich und weiblich. Ein Paradies oder eine Hölle werden in dieser Lehre allerdings nicht erwähnt, hingegen existiert ein Herr des Him­mels, der jedoch »in das Geschehen auf Erden nicht eingreift« (stern), sowie »Geister ohne spezifische Gestalt«. Schade, da hatten wir mal zwei Prinzipien, die wirklich nachvollziehbar sind, und dann wieder ein nicht fassbarer Gottes- und Geister­begriff.

Doch bleiben wir in der Praxis, im heutigen Leben: Zweiein­halb Jahrtausende später scheinen einige Menschen anderen die Hölle auf Erden bereitet zu haben: Anfang der 1930er Jah­re, zur Zeit der japanischen Invasion in der Mandschurei, wurde in China eine Frau geboren, die viele Höhen und Tie­fen, die das Leben in diesem großen Land in den folgenden Jahrzehnten bereit hielt, erlebt hat. Eine ihrer Töchter, Jung Chang, wurde 1952 geboren und wanderte später nach Eng­land aus. 1988 besuchte Jung Changs Mutter sie ihn London, und sie erzählte ihr die Geschichte ihres Lebens - und die von ihrer Mutter. So wurde der Grundstock für »Wilde Schwäne« gelegt - eine Biografie von drei Generationen im China des 20. Jahrhunderts. Geprägt von Invasionen, Revolutionen, Tyran­nei, Folter, Mord, Totalitarismus - und bitteren Liebesge­schichten.

»Um ihre Herrschaft zu rechtfertigen, hat die Partei eine of­fizielle Version der Geschichte vorgeschrieben, aber »Wilde Schwäne« entspricht nicht dieser Linie«, schreibt Jung Chang. »Die derzeitige Führung hält immer noch am Mythos Mao fest - weil sie sich als seine Erbin versteht und ihre Legitimität ü­ber ihn beansprucht.« Daher ist »Wilde Schwäne« in China verboten, denn »die Partei kommt dabei nicht gut weg.«

Wie die Partei die Bevölkerung drangsalierte, erläutert Jung Chang an Beispielen wie diesem: »Durch die sogenannte »Ge­dankenreform« wollte die Partei noch in die letzten Ritzen des Privatlebens eindringen.« Die künstliche Erzeugung von Schuldgefühlen, die Zerstörung der Freizeit und des Privatle­bens sowie Kontrolle desselben gehörten zu den Instrumen­ten, um die Herrschaft über die Masse zu erlangen und zu be­halten. »Intellektuelle Unwissenheit wurde als große Errun­genschaft gefeiert«. Diese Gehirnwäsche zeigte Wirkung, die Partei war die dominierende Kraft, die herrschende Macht. Hierarchien wurden bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, um auch dem kleinsten Glied in der Kette das Gefühl von einer wie auch immer gearteten Wichtigkeit zu suggerieren. Das Denken war nachhaltig vergiftet, die Menschen vernachlässig­ten das alltägliche wahre Leben völlig. So entkam Jung Changs Mutter nur knapp dem Tod, als sie ihre erste Fehl­geburt hatte, und wollte sich von ihrem Mann scheiden lassen. Doch »er versprach, in Zukunft mehr Rücksicht auf sie zu nehmen, und sagte, daß er sie liebe und sich bessern wolle«.

Unausgesprochene Verbote herrschten unter den Kommu­nisten, das System war engmaschig, fast perfekt. Ihr Vater hat­te dieses Prinzip derart verinnerlicht, dass es später zum Streit mit Jung Changs Großmutter kam und diese nach einem ein­monatigen Besuch die beiden verlassen musste. Berücksichtigt man, dass sie dafür zwei Monate unterwegs war, zum Teil un­ter Lebensgefahr quer durch China, kann man es einordnen.

Die Szenen, die Jung Chang schildert, mahnen uns an eine Zeit, die in Deutschland noch gar nicht so lange zurück liegt, wir werden auf unserer Reise noch dorthin gelangen, in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Doch bleiben wir für den Mo­ment im historischen Kontext, gar nicht weit von unserer mo­mentanen Station lebte Buddha, und das quasi zeitgleich. Las­sen Sie uns also einen kleinen Abstecher machen. Es geht gen Süden, wieder nach Indien, und diesmal in einen Königspa­last.

II.5. Der I-Faktor

Der Begriff »Buddha« stammt aus dem Sanskrit und bedeutet »Der Erleuchtete«. Dieser Ehrentitel wurde dem 560 vor Chris­tus geborenen Siddharta Gautama verliehen, der im Alter von 29 Jahren seine Heimat unweit des Himalaya verließ und nun außerhalb des Palastes, in dem er aufgewachsen war, den Be­griffen Alter, Krankheit und Tod begegnete. Durch Meditation unter einem Feigenbaum gelangte er zur Erleuchtung, um an­schließend einen Mönchsorden zu gründen, dem später ein Nonnenorden folgte. Die nach ihm benannte Lehre des Bud­dhismus ist die nächste Weltreligion auf unserer Reise, und al­lein schon auf Grund des geographischen Bezugs besteht eine Wesensverwandschaft zum Hinduismus. So ist auch hier die Rede von »Karma«, dem Gesetz von Ursache und Wirkung, dem alle Geschöpfe des Universums unterliegen. Alle guten und bösen Taten ziehen Wirkungen nach sich, die neue Ursa­chen schaffen und die es in einem späteren Leben zu erfüllen gilt. So »herrscht im Kosmos ein dauerndes Geborenwerden und Sterben« (Brockhaus). Dieser Kreislauf endet erst dann, wenn das gesamte Karma ausgeglichen ist.

Doch zurück zu dem Begründer, zu Gautama Buddha: Prinz Siddharta, der der Legende zufolge nach seiner Geburt bereits laufen und sprechen konnte, wuchs in einem Palast auf, abge­schnitten von der Außenwelt.

Aha, eine Legende! Oder doch ein Märchen? Oder ist die Sa­che mit dem Laufen und Sprechen symbolisch auszulegen? Die Geschichte scheint mit ein wenig orientalischer Färbung versehen zu sein, doch hören wir weiter zu: Als Sohn des Königs Suddhodana genoss der Prinz die angenehmen Seiten des Lebens und gewisse Privilegien, so studierte er altindische Schriften, die Veden. Doch wie gesagt, eines Tages begab er sich nach außerhalb des Palastes und lernte das Leben kennen. Alter, Krankheit und Tod. Darauf wurde er ein Wanderer, ein Bettelmönch. Unter einem Feigenbaum, auch als Bodhibaum bezeichnet, meditierte er und gelangte zur Erleuchtung. Von da an predigte er im Norden Indiens und im heutigen Nepal bis zu seinem Tod im Jahre 480 vor Christus. Je nach Quelle gibt es heute auf der Erde zwischen 360 und 450 Millionen Buddhisten. Seine Prinzipien basieren auf der Lehre der Wie­dergeburt, der Reinkarnation, dem »Rad des Lebens«. Er lehr­te die Menschen, wie sie sich aus diesem Kreislauf lösen und ins Nirwana eingehen können. Hierzu dienten Übungen, die bei den Menschen die Weisheit, die Moral und die geistige Disziplin ausbilden sollten. So wären höhere Bewusstseinszu­stände zu erreichen, und schließlich müsste man nicht mehr wiedergeboren werden, genau wie Buddha, der bei seiner Ge­burt sagte, das sei seine letzte Inkarnation.

Dieser Vorgang ist als Abschluss einer langen Reihe von Verkörperungen auf der Erde zu verstehen, den im Prinzip al­le Menschen durchlaufen. Je höhere Bewusstseinsstufen sie er­langen, je reifer sie werden, umso größer ist das Verständnis für die Welt und eröffnet eine neue und andere Sichtweise auf dieselbe. In der buddhistischen Weltanschauung gibt es die Lehre von den Bodhisattvas, Wesen, die nach dem spirituellen Erwachen, der Erleuchtung, streben und letzten Endes ein Buddha, ein Erleuchteter, werden. Zu den Eigenschaften, die sie auf ihrem Weg entwickeln müssen, zählen Freigebigkeit, Sittlichkeit, Geduld und Weisheit, man kann sie als Vorbilder ansehen, von ihnen gehen Impulse für die menschliche Ent­wicklung aus. Wie auch Buddha einst ein Bodhisattva war, so soll der Überlieferung zufolge in der Zukunft wieder ein Bo­dhisattva auf der Erde leben und die Buddha-Reife erlangen. »Maitreya wird sich einst auf Erden inkarnieren, um den Dharma in seiner ursprünglichen Form wiederherzustellen und den Menschen neu zu verkünden«, schreibt Thomas Schweer in »Basis Wissen Buddhismus«. Es bleibt jedoch eini­ges offen, denn »obwohl er das Vorhandensein von Göttern und anderen überweltlichen Wesen nie leugnete, hielt er eine Beschäftigung mit diesen Fragen für unwesentlich«. Insofern kommt der Buddhismus ohne Schöpfungsbericht, ohne Seele und ohne Gott aus, dafür unterliegt alles der permanenten Veränderung oder Entwicklung, Begierden und Leidenschaf­ten sind Ursache unseres Leids. Die endgültige Erlösung da­von bietet das Nirwana. Es herrscht Toleranz gegenüber ande­ren Religionen, und dem Buddhismus werden Verbindungen zum Taoismus beigelegt. Für die Buddhisten, deren Großteil im fernen Asien, in China, Japan, Thailand, Vietnam und Myanmar lebt, sicherlich eine gute Sache. Aber was ist mit den sechseinhalb Milliarden anderen Menschen? Gelten die Prinzi­pien des Buddhismus für jeden Buddhisten? Oder für jeden Menschen? Muss man Buddhist werden, um ins Nirwana ein­gehen zu können? Und was ist mit den Göttern des Hinduis­mus, spielen die wirklich keine Rolle? Was ist mit dem Gott der Juden, mit den Ansichten der Naturvölker? Was hat es all­gemein mit den Geistern und Göttern auf sich, von denen in anderen Religionen die Rede ist? Und inwiefern sind die Le­genden und Erzählungen symbolisch oder wörtlich auszule­gen? Und wie ist nun alles entstanden? Das Universum? Die Erde? Der Mensch?

Da waren sie wieder, sehr viele und interessante Fragen bleiben offen, denn das alles scheint tatsächlich nicht im Vor­dergrund dieser Religion zu stehen, was Ernst von Aster so definierte: »Ob die Welt ewig oder nicht ewig, endlich oder unendlich sei, ob der Erlöste nach dem Tode fortlebe oder nicht, alles das sind Fragen, auf die der Buddha eine Antwort nicht geben will, die mit seiner Lehre nichts zu tun haben.« Sondern »nur dies eine ist ihm wichtig: Erlösung vom Leiden und den Weg zu dieser Erlösung zeigen.«

Ähnlich formulierte es Heinz Bechert, der Herausgeber der »Reden des Buddha«: »Nun verstehen wir, warum der Bud­dha die Frage nach der Weiterexistenz des Erlösten im Nirwa­na nicht beantwortet hat. Die Fragen, 'ob die Welt ewig oder nicht ewig ist, ob die Welt begrenzt oder unendlich ist, ob das Lebewesen mit dem Körper identisch oder von ihm verschie­den ist, ob der Vollendete nach dem Tod fortlebt oder nicht oder ob er weder fortlebt noch nicht fortlebt' (Majjhimanikaya I, S. 426), zu beantworten, lehnt er ab - sie führen ins Gestrüpp der Meinungen, zur Verwirrung, weg von dem, was allein nö­tig und sinnvoll ist, nämlich vom Weg zur Erlösung.«

Nach Erlösung indes streben viele, auch und gerade in der westlichen Welt. So findet man in Ländern, die nach offiziel­lem Sprachgebrauch im Einflussbereich des Christentums lie­gen, die meisten Atheisten, und auch viele, die sich dem Bud­dhismus zuwenden. »Keine östliche Religion übt auf die west­liche Welt eine größere Faszination aus« (National Geographic). Vom Beruf gestresste Menschen nehmen ein Sabbatical, eine Auszeit und nähern sich der buddhistischen Mentalität, »aber auf meine entscheidende Frage scheint auch der Buddhismus keine Antwort zu haben. Warum geschieht alles? Why?« (Ha­pe Kerkeling).

Impulse und Inspirationen sind also vorhanden und durch­aus prägende Faktoren, doch um unsere Formel auf die Beine zu stellen, müssen wir unsere Reise offenbar fortsetzen und noch einige andere Quellen befragen. Und dies führt uns nun rein chronologisch gen Westen, von Indien aus betrachtet, ge­nauer gesagt an die Stätte, an der wir schon einmal waren und dem Judentum begegnet sind: nach Israel. Es führt uns auch wieder zu dem Buch der Bücher, der Bibel, und zu einzelnen Büchern, deren Inhalte sogar in der Weltliteratur, zum Beispiel bei Tolstoi, zur Sprache kommen und die Menschheit seit 20 Jahrhunderten begleiten: die Offenbarung des Johannes und die berühmte Zahl des Tieres: 666.

Der Film »666 - Traue keinem, mit dem du schläfst« stellte zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine moderne Version von Goethes Faust dar. Jan Josef Liefers alias Frank Faust, der ei­nen Pakt mit dem Teufel eingeht, für Ruhm, Anerkennung und den Wiedergewinn seiner großen Liebe Jennifer. Das Star­aufgebot war umfangreich und beschränkte sich nicht allein auf Schauspieler, sondern umfasste auch populäre Sportler wie Boris Becker und Models wie Claudia Schiffer. Das Thema an sich ist nahezu allgegenwärtig, und das Kino war gut ge­füllt. Und damit sind wir auch schon bei der nächsten Religion auf unserer Reise angekommen: dem Christentum. Die Offen­barung des Johannes ist das letzte und geheimnisvollste Buch im Buch der Bücher, doch wollen wir unser nächstes Etappen­ziel mit einem kleinen Ausflug in meine Schulzeit beginnen.

II.6. Die H-Statistik

Gleich zu Beginn des Gymnasiums, am Anfang der fünften Klasse, bekamen wir neue Klassenkameraden. Es wurde ge­wissermaßen globaler. Als Grundschüler kamen wir größten­teils aus einem Ort, jetzt waren es mindestens drei. Und wir hatten uns kaum so halbwegs kennen gelernt, da wurden eini­ge von uns schon wieder für eine andere Veranstaltung nomi­niert und mussten zu gewissen Zeiten in einen anderen Raum. Dort trafen sie dann auf noch einige andere einer anderen Klasse. Was sollte das?

Sie waren katholisch. Wir evangelisch. Wir wurden von ei­nem Pastor unterrichtet, der eigens für den Religionsunter­richt zur Schule kam.

Damals verstand ich nicht wirklich, was das ganze Theater sollte, immerhin war ich erst zehn. Und wie sich herausstellte, waren wir alle christlichen Glaubens. Nur die Katholiken ha­ben den Papst, und wir ... - tja, eine ins Deutsche übersetzte Bi­bel von Martin Luther. Für jedermann. Seit einem halben Jahr­tausend. So ungefähr.

Am 31. Oktober 1517 schlug der Mönch Martin Luther seine 95 Thesen an die Eingangspforte der Schlosskirche in Witten­berg. Diese Aktion gilt als Ausgangspunkt der Reformation. Daher ist der 31. Oktober der Reformationstag, ohne schulfrei allerdings, denn es ist kein offizieller Feiertag. Der folgende Tag, der 1. November, ist Allerheiligen, ein Feiertag der katho­lischen Kirche. Mit schulfrei in den katholischen Bundeslän­dern, also vorrangig im Süden Deutschlands. Diese Trennung zwischen katholisch und evangelisch begegnete mir nicht nur während der Schulzeit, sondern auch im Studien- und Berufs­leben. Und die Ausbildung, das Studium der beiden Konfessi­onen ist durchaus unterschiedlich, so gibt es beispielsweise an der Uni Bonn eine katholische Fakultät und eine evangelische Fakultät. Doch damit nicht genug. Neben diesen beiden Kir­chen bzw. Konfessionen gibt es zahlreiche weitere, so die be­reits erwähnte römisch-katholische und die evangelische bzw. lutherische, in England die Anglikanische Kirche. Es gibt re­formierte Kirchen, evangelisch-unierte, orthodoxe Kirchen, wie zum Beispiel die orthodoxe Kirche von Indien, die Kopti­sche Orthodoxe, die Syrisch-Orthodoxe, die Äthiopische Or­thodoxe und die Armenische Apostolische Kirche. Es gibt die altkatholische Kirche, und es gibt die Mennoniten, die Baptis­ten und die Quäker.

Soviel zu den unterschiedlichen Konfessionen, es sollte für einen ersten Eindruck reichen. Auch in sprachlicher Hinsicht ist es ganz interessant, denn beispielsweise in den romani­schen Sprachen liegt eine Verwandtschaft auf der Hand: Im Portugiesischen heißt Gott Deus, im Spanischen Dios und im Italienischen Dio, und alle drei Formen stammen vom Lateini­schen ab: Deus. Bevor wir jetzt aber zu sehr ins Detail gehen, sei festgehalten, dass etwa die Hälfte der Christen als römisch-katholisch, 350 bis 375 Millionen als protestantisch und 150 bis 210 Millionen als orthodoxe Christen angesehen werden. Die übrigen machen immer noch einige hundert Millionen aus, doch ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie sind Angehörige der größten Weltreligion, je nach Quelle werden bis zu zweiein­halb Milliarden Menschen, also in etwa jeder Dritte, als Chris­ten angesehen.

Doch wie das mit Statistiken so ist: Schießt der Jäger einmal links am Hasen vorbei, und einmal rechts, dann ist der Hase im Durchschnitt tot. Blickt man nun hinter die Kulissen der Religionszugehörigkeit, dann lässt sich schnell feststellen, dass bei oberflächlicher Betrachtung eine derartige Zählung viel­leicht noch Sinn machen kann, bei einfacher Addition aller Angehörigen von allen Religionen sich jedoch eine höhere An­zahl an Menschen ergibt, als überhaupt auf der Erde leben. Wie ist das möglich?

Tja, die Erklärung ist relativ einfach - wenn man's weiß. In der Statistik für eine christliche Religionszugehörigkeit sind auch Staaten in Mittel- und Südamerika enthalten, deren Be­wohner jedoch auch anderen Religionen, sagen wir, zugetan sind. Wir sprachen bereits darüber, in Kapitel II.1 wurden die Naturreligionen behandelt, und in Brasilien, in den 1980er Jah­ren dem größten katholisch-geprägten Land der Welt, das mittlerweile von Mexiko abgelöst worden ist, gibt es ein wah­res Multi-Kulti an Religionen und spirituellen Erkenntniswe­gen, die zum Teil aus Afrika mitgebracht, zum Teil von den eingeborenen Indianern übernommen wurden. Auch wenn die Einwohner Mexikos offiziell als christliche - katholische - Gläubige gezählt werden, hängen etliche nach wie vor ihren alten Göttern an. Auch hier herrscht - wie in Spanien - ein ausgeprägter Marienkult. Es sieht mit der statistischen Theorie al­so anders aus als mit dem wirklichen Leben. Kein Wunder, dass die Angaben je nach Quelle unterschiedlich sind.

»Eine statistische Erfassung der Anhänger der einzelnen Re­ligionen in der Welt (Religions-Statistik) ist aufgrund vielfälti­ger Unsicherheiten nur als grobe Schätzung möglich. Zu den Faktoren, die präzisen Angaben entgegenstehen, gehören die allgemeine Unsicherheit von Bevölkerungszählungen über­haupt, die Abweichungen zwischen offizieller Religions-Zuge­hörigkeit und individuellem Bekenntnis, die synkretistische Vermischung von Religionen und die oft selbstverständliche mehrfache Religions-Zugehörigkeit (z. B. in Japan)«, entnehme ich dem Brockhaus unter dem Stichwort »Religion«. Gewisser­maßen fallen derartige Zählungen also in den Bereich der Ha­senstatistik, oder wie Rudolf Taschner, Professor an der TU Wien, in Bezug auf das Durchschnittseinkommen, dem arith­metischen Mittel als eine Frage der Betrachtung schreibt: »In Wahrheit kommt es allein auf die politische Intention an, die man verfolgt«, und zwar gilt dieses »für alle politisch relevan­ten statistischen Daten.«

Religion kann also auch Politik sein oder politisch werden, immerhin bekommt ein Hirte um so mehr Geld, Einfluss und Ansehen, je größer seine Herde ist.

In der Schlussbetrachtung aller Kriterien und fernab von Zahlen, bleibt über alle Konfessionen hinweg nur der Bezug zum Religionsbegründer als ein einheitliches Kriterium: »Jesus came down, from heaven to earth« (Barclay James Harvest, Hymn). Und die Quelle der ganzen Geschichte, die Bibel, die seit dem 16. Jahrhundert jedermann zugänglich ist, wollen wir uns jetzt noch einmal zu Gemüte führen:

Die Bibel ist das Buch der Bücher, und das letzte Buch ist die Offenbarung des Johannes, auch Apokalypse genannt. Letzte­rer Begriff klingt natürlich dramatischer und wird oftmals mit dem Weltuntergang verbunden. Nun, zunächst wäre einmal ganz undramatisch festzuhalten, dass der Begriff apokálypsis aus dem Griechischen stammt und »Enthüllung« bedeutet.

Die Sache mit dem Weltuntergang hat sich über die Jahr­hunderte allerdings hartnäckig gehalten. Das liegt auch daran, dass in diesem Werk vom Kampf des Satan gegen das Volk Gottes die Rede ist, und vom Sturz des Drachen mit seinen Engeln. Und schließlich ist von einem Tier die Rede, das zu­sammen mit einem anderen Tier, welches wiederum mit dem Drachen in Verbindung steht, sich anschickt, die Weltherr­schaft zu übernehmen und diejenigen, die es nicht anbeten, tö­tete. Und damit sind wir wieder bei dem Thema: 666. »Denn es ist die Zahl eines Menschennamens; seine Zahl ist sechs­hundertsechsundsechzig.« (Offenbarung 13, 19). Danach geht es jedoch weiter, es gibt den Sieg über das Tier und seinen Propheten, und es folgt die »Tausendjährige Herrschaft« (Ka­pitel 20) von Christus sowie der »endgültige Sieg über den Sa­tan«: »Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis freigelassen werden.« (Offenbarung 20, 7) Danach schlägt er noch einmal los, sammelt seine Getreuen um sich, doch es bringt alles nichts. »Und der Teufel, ihr Ver­führer, wurde in den See von brennendem Schwefel geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind.« (Offenbarung 20, 10)

Warum lässt man ihn denn wieder frei, wenn er so gefähr­lich ist? Bewährung nach 1.000 Jahren? Und muss man alles symbolisch auslegen, oder ist nur ein Teil der ganzen Ge­schichte nicht wörtlich zu nehmen? Ich muss gestehen, so ganz steige ich da nicht durch, da ist die Rede vom Satan, vom Teufel, von Tieren und falschen Propheten, und am Ende wird alles gut, denn die »Neue Welt Gottes« wird im Kapitel 21 be­schrieben: »Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergan­gen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkom­men; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann ge­schmückt hat.« (Offenbarung 21, 1-2)

Also, eine Hochzeit gibt's am Ende auch noch! Na, dann kann es ja so schlimm nicht werden. Doch das ist sicherlich auch nur bildlich gemeint, welche Stadt kann schon vor den Traualtar treten? Aber im Grunde tritt das Problem, dem wir bereits im Alten Testament begegnet sind, auch hier wieder in Erscheinung: Es ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aber wir haben noch andere Bücher zur Auswahl, die Offenbarung steht nicht nur am Ende der Bibel, sondern auch am Ende des Neuen Testaments. Und dieses wollen wir uns jetzt einmal nä­her anschauen:

Vom Neuen Testament sind weder die Originale noch die ersten Abschriften erhalten geblieben. Nach allgemein herr­schender Ansicht wurden diese und danach folgende jeden­falls in griechischer Sprache verfasst. Die Bücher des Neuen Testaments gliedern sich in drei Bereiche: in die Geschichtsbü­cher, in die Lehrbücher und in das prophetische Buch. Letzte­res enthält die schon erwähnte Offenbarung des Johannes, doch noch bekannter sind die Geschichtsbücher. Hier finden wir die vier Evangelien, von Matthäus, Markus, Lukas und Jo­hannes.

Und schon treffen wir auf die nächste Schöpfungsgeschich­te: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was ge­worden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.« (Johannes 1, 1-5)

Damit haben wir nun drei Schöpfungsgeschichten in der Bi­bel kennen gelernt, zwei im Alten und eine im Neuen Testa­ment. Im Alten Testament haben wir im ersten Kapitel der Ge­nesis die Variante, dass der Mensch als Mann und Frau ge­schaffen wurde. Im zweiten Kapitel, der zweiten Variante, wurde ein Mensch geschaffen, der sich als Mann entpuppte, und dann wurde die Frau geschaffen. Im Neuen Testament wird die Schöpfung oder Schaffung des Menschen nicht in derartiger Form dargestellt, vielleicht dient es gewissermaßen nur der Ergänzung? Wie auch immer, die Evangelien haben noch einiges andere zu bieten, zum Beispiel den bekanntesten Verräter der Geschichte: Judas Iskariot.

Für dreißig Silberlinge verriet er Jesus an die Römer.

Es begann mit einem Beschluss des Hohen Rates: »Das Fest der Ungesäuerten Brote, das Pascha genannt wird, war nahe. Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten nach einer Möglichkeit, Jesus (unauffällig) zu beseitigen; denn sie fürchteten sich vor dem Volk.« (Lukas 22, 1-2)

Es folgte der Verrat durch Judas: »Der Satan aber ergriff Be­sitz von Judas, genant Iskariot, der zu den Zwölf gehörte. Ju­das ging zu den Hohenpriestern und den Hauptleuten und beriet mit ihnen, wie er Jesus an sie ausliefern könnte. Da freu­ten sie sich und kamen mit ihm überein, ihm Geld dafür zu geben. Er sagte zu und suchte von da an nach einer Gelegen­heit, ihn an sie auszuliefern, ohne dass das Volk es merkte.« (Lukas 22, 3-6)

Über diesen Vorgang berichtet auch Matthäus: »Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus aus­liefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern.« (Matthäus 26, 14-16)

Und wie spielte sich der Verrat dann schließlich ab?

Es kam zur Gefangennahme: »Während er noch redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer großen Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes ge­schickt worden. Der Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen ver­abredet und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es; nehmt ihn fest. Sogleich ging er auf Jesus zu und sagte: Sei ge­grüßt, Rabbi! Und er küsste ihn.« (Matthäus 26, 47-49)

So weit, so gut, möchte man meinen. Im Grunde kennen wir die Geschichte ja seit Kindertagen. Aber mit einem Verständ­nis aus Erwachsenensicht könnte man fragen: Warum musste er ihn überhaupt verraten?

Jesus hatte sich weder versteckt, noch sonst wie der Verhaf­tung entzogen, die er selbst voraussagte, noch unkenntlich ge­macht und eine Maske übergezogen, so wie Zorro. Er war allgemein bekannt, eine VIP würde man heutzutage sagen, was sollte die Häscher daran hindern, ihn zu verhaften? War­um musste er verraten werden?

DNS-Analyse und Fingerabdruck-Verfahren waren damals noch nicht bekannt, es zählte der Sicht-Beweis. Er ist es!

Wenn heutzutage ein Verrat begangen wird, dann wird für den Prozess Beweismaterial mitgeliefert, an das nur Insider herankommen, also Leute aus dem eigenen Bereich. In unse­rem bzw. in dem Fall von Judas und Jesus also einer der Zwölf. Doch davon ist hier keine Rede, er hat ihn lediglich kenntlich gemacht, identifiziert.

So ganz allmählich glaube ich, dass im Laufe der Zeit der Sinn für die Schriften verloren gegangen ist. Mein Problem, das bereits beim Alten Testament auftauchte, wiederholt sich. Dabei kann man nicht behaupten, dass es unpopulär wäre, im Gegenteil! Es gibt weltweit Prozessionen, die an Ereignisse aus der Bibel erinnern, hauptsächlich natürlich die Szene der Kreuzigung, und sogar Hollywood griff das Thema der Schöpfungsgeschichte im Streifen »The 6th day« auf, mit einer Handlung in einer fernen Zukunft der Menschheit, in der wir uns klonen können. Wir begegnen in unserem Leben bestän­dig den kirchlichen Feiertagen, am 6. Januar ist das Erschei­nungsfest der Heiligen drei Könige aus dem Morgenland, dem Orient, der erste Advent signalisiert den Beginn des Kirchen­jahres, und Ostern und Weihnachten sind jedem Leser ein Begriff.

»Was für ein Fest", schrieb die FAZ zu Weihnachten 2009, doch es hat durchaus eine doppeldeutige Bedeutung. Denn keine andere Religion ist dermaßen mit geradezu teuflischen Vorgängen verbunden wie das Christentum. Die mehr als blu­tige Eroberung Amerikas legt das wohl eindrücklichste Zeug­nis darüber ab. Die nahezu völlige Ausrottung der Indianer und ihrer Kultur, zuerst in Mittel-, dann in Süd- und schließ­lich in Nordamerika. Doch in Europa sah es nicht besser aus. Das Mittelalter hat grausige Szenen erlebt, Hexenprozesse for­derten Tausende und Abertausende von Opfern. Und das Be­denklichste war, dass Päpste Folter zwar verurteilten, ihre Anwendung bei Ketzerei aber empfahlen.

Apropos Papst: »Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Him­melreichs geben«, sagte Jesus zu Petrus (Matthäus 16,18-19), der in gewisser Weise als erster Papst der Geschichte gilt. Da er die Schlüssel zum Himmelreich hatte und somit als irdi­scher Vermittler zwischen Gott und Mensch fungierte, war der Papst natürlich eine VIP, und es kam zu entsprechenden - sa­gen wir - Unstimmigkeiten. Auseinandersetzungen trifft es auch. Die ersten 18 Päpste starben jedenfalls eines gewaltsa­men Todes, und sehr viel ruhiger ging es wie wir gesehen ha­ben, auch in den folgenden Jahrhunderten nicht zu.

Da möchte man mit Erich Kästner dichten:

»Die Menschen wurden nicht gescheit.

Am wenigsten die Christenheit,

trotz allem Händefalten.

Du hattest sie vergeblich lieb.

Du starbst umsonst. Und alles blieb

beim alten.«

Anlässlich einer Spiegel-Umfrage im Frühjahr 1992, ich machte gerade Abi, stellte sich heraus, dass nur noch jeder vierte in Deutschland ein Christ war, sechs Millionen hatten den Glauben an Gott verloren. Gegenüber einer Spiegel-Um­frage von 1967 war der Glaube an Gott in einem Vierteljahr­hundert um zwölf Prozentpunkte gesunken.

Nun ist dies wiederum Statistik, und mit Zahlen kann man bekanntlich viel machen, doch die Tendenz blieb. »Den Kir­chen droht der Absturz in die Bedeutungslosigkeit«, schrieb Der Spiegel 1997. Die Zahl der Kirchenmitglieder sank von 1970 bis Mitte der 1980er Jahre kontinuierlich, stieg im Zuge der Wiedervereinigung, um sich innerhalb von fünf Jahren auf ein ungefähres Verhältnis von eins zu eins zu eins zwischen katholischen, evangelischen und anderen bzw. keinen Mitglie­dern einzupendeln. 13 Jahre später, 2010, fragte Die Zeit »Wo seid ihr, meine Jünger?« um wiederum ein Jahr später die all­gemeine, ja global anmutende Frage zu stellen: »Ist die Kirche noch zu retten?«

Tja, ist sie das?

Was nützt Religion?

Was bringen uns das Alte und das Neue Testament?

Und wie verhält es sich mit den Schriften und Büchern, die nicht in der Bibel, die wir in jeder Buchhandlung kaufen kön­nen, enthalten sind? Was ist mit den Qumran-Rollen? Wurden sie nur deswegen nicht berücksichtigt, weil sie unvollständig sind? Oder hat sie damals, vor zwei Jahrtausenden, irgend je­mand versteckt, damit sie 1947 als wissenschaftliche Sensation gefunden werden und die Forscher vor weitere Rätsel stellen? Fragmente machen es nicht einfacher, Texte zu verstehen, die so alt sind und zudem noch in einer Sprache verfasst, die kei­ne Vokale benutzt. Ist es wirklich eine Sache des Glaubens? Und nur des Glaubens? Und wenn man nicht glaubt, gibt es Gott, Christus, Jesus dann trotzdem? Symbolik hin oder her, Harvey Keitel, Jakob, der zweifelnde Priester aus dem Film »From Dusk till Dawn«, konnte den Vampiren auch erst dann Paroli bieten, als er seinen Glauben wieder gefunden hatte. Doch kann man es nicht vielleicht auch wissen?

Christi Himmelfahrt ist 40 Tage nach Ostern. Kann man in den Himmel fahren?

Heutzutage schon, die NASA, Russland, China, die Europä­er schicken oft Raketen gen Himmel, doch der kann damit nicht gemeint sein, sondern es dürfte sich eher um geistige Vorgänge, spirituelle Aspekte handeln.

Vielleicht kann uns da die jüngste Religion weiterhelfen, dort ist sogar die Rede von mehreren Himmeln. Beenden wir das Kapitel der Religionen also mit der jüngsten Weltreligion, dem Islam. Dafür müssen wir diesmal auch gar nicht so weit reisen, wie Anfangs erwähnt, gilt Abraham für Christen, Ju­den und Muslime als Stammvater, es spielte sich alles in ei­nem geographisch kleinen Gebiet ab.

II.7. Wessen?

Was die Bibel für den Christen, ist der Koran für den Muslim.

»Grundlegend für den islamischen Glauben ist die Überzeu­gung, daß es nur einen Gott gibt«, »er ist allmächtig, allwis­send und barmherzig«, steht im Brockhaus. Im Koran werden Propheten wie Adam, Noah, Abraham, Moses und Jesus Christus anerkannt, und Mohammed, der Begründer des Is­lam, gilt als »Bestätiger aller früheren Offenbarungen«. Gebo­ren 570, wurde er um das Jahr 610 nach Christus berufen. Von da an wirkte er 22 Jahre hindurch, bis zu seinem Tod im Jahre 632 nach Christus.

Mohammed hat die Teile des Korans in arabischer Sprache verkündigt, sie enthalten Gebete, Predigten, Rechtsvorschrif­ten sowie Grundsätze der Glaubens- und Sittenlehre. Die Hei­ligen Orte des Islam sind Mekka, Medina und Jerusalem. Zu den bekanntesten Regeln, den fünf Säulen des Islam, zählen die fünf täglichen Gebete, die Vermeidung von Schweine­fleisch und Wein, die Wallfahrt nach Mekka, Hadjdj oder Haddsch genannt, der Fastenmonat Ramadan sowie das Aus­sprechen des Glaubensbekenntnisses »Es gibt keinen Gott au­ßer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes«. Letzteres verdeutlicht die streng monotheistische Ausrichtung dieser Religion und die Form der Außendarstellung, im Gegensatz zu anderen Religionen, vor allem des Orients, die eher nach innen gerichtet sind - per Meditation, Kontemplation usw.

Wurden laut Brockhaus Ende der 1980er Jahre noch etwa ei­ne Milliarde Anhänger als Muslime gezählt, sind es heutzuta­ge 1,2 bis 1,5 Milliarden Menschen. Sie zählen zu der am schnellsten wachsenden Glaubensgemeinschaft der Welt. Die Extreme liegen dabei zwischen Toleranz und Terror - und der Frage nach dem Dschihad, dem Heiligen Krieg. Damit scheint diese Religion, der Islam, einige Gemeinsamkeiten mit dem Christentum aufzuweisen, und in der Tat: Nicht nur einige Personen, sondern auch historische Ortschaften und Fakten in Koran und Bibel weisen Gemeinsamkeiten auf.

Die Verbreitung des Islam beschränkte sich bis zum achten Jahrhundert nach Christus auf die Iberische Halbinsel, Nord­afrika, die Arabische Halbinsel, den Nahen Osten und im An­satz bis in den Westen Chinas. Innerhalb der nächsten 800 Jah­re verdoppelte sich das Einflussgebiet, in Afrika in etwas süd­licher gelegene Staaten wie Mauretanien, Niger, den Sudan und Somalia, Teile der südlichen Sowjetunion, Pakistan, Teile von Nord-Indien sowie Indonesien.

Bald nach Mohammeds Tod kam es jedoch noch im siebten Jahrhundert zu Streitigkeiten und Unstimmigkeiten unter den Gläubigen. Es herrschte ein Machtkampf um die Herrschaftsnachfolge, und es erfolgte eine Spaltung der Gläubigen in Sun­niten und Schiiten. Weitere, zum Teil kaum mehr nachvollziehbare, Absplitterungen sorgten für anhaltende interne Pro­bleme. Heutzutage sind rund 90 Prozent der Muslime Sunni­ten. Doch die Spaltung tat der Verbreitung keinen Abbruch. Die neue Religion breitete sich rasant aus. Schließlich von Por­tugal am Atlantik bis nach Indien.

Geopolitisch sind Christentum und Islam sehr miteinander verwachsen, wie sich vielleicht am trivialsten in Spanien zeigt. Der Film »El Cid« mit Charlton Heston und Sophia Loren spielt im elften Jahrhundert, in dem große Teile Spaniens im islamischen Einflussbereich lagen. Al-Andalus, Andalusien, im Süden Spaniens, war und ist ein Land der drei Kulturen, der islamischen, der jüdischen und der christlichen. Es war ei­ne Kultur der Dichter und Denker, der Kaufleute und Philoso­phen, und der Entdecker Amerikas, Kolumbus, ist in Andalu­sien, in Sevilla begraben. Im Süden Spaniens wurden über Jahrhunderte Religion, Wissenschaft und Kultur gepflegt, und Christen, Juden und Moslems wohnten gemeinsam in dem Land, das durch die Reconquista bis 1492 offiziell christliches Einflussgebiet wurde. In dem Jahr, als Kolumbus Amerika entdeckte, fiel das letzte maurische Gebiet, Granada. Die Re­conquista war zu Ende, Spanien galt als christlich. Für die Sta­tistik.

Heute gibt es praktisch überall Muslime, eine dominierende Rolle spielen sie aber nach wie vor in den nordafrikanischen Ländern, im Nahen und Mittleren Osten, auf der arabischen Halbinsel und in Persien, teilweise in Indien, in Südostasien und in Indonesien, das mit 180 Millionen vor Pakistan mit 140 Millionen die meisten Moslems aufweist.

Der islamische Extremismus, den Alistair MacLean in sei­nem Roman »Goodbye Kalifornien« bereits in den 1970er Jah­ren darstellte, ist eine andere Seite der Medaille. Auch heutzu­tage ein sehr aktuelles Thema, und es stellte sich damals wie heute die Frage: Ist das von Gott so gewollt? Und was ist mit den Ungläubigen? Im Grunde müsste ja jeder Mensch aus Sicht eines Menschen einer anderen Religionszugehörigkeit ein Ungläubiger sein.

Ich merke, ich frage zu viel, halten wir uns also an die Fak­ten, denn unsere Reise durch das Kapitel der Religionen neigt sich allmählich dem Ende entgegen. Gott werden im Islam verschiedene Attribute beigelegt, wie »Der Allbarmherzige«, »Der Absolute«, »Der Schöpfer«, »Der Wissende«, »Der Hö­rende«, »Der Sehende«, »Der Lebensspender«, »Der Ewige«, und im Koran ist die Rede von sieben Himmeln, wobei es sich um die Bahnen der Engel und der Himmelskörper handeln soll. Also auch der Islam kennt Geister oder Engel und unter­scheidet sich gewissermaßen damit vom Buddhismus, in dem diese keine so große Rolle spielen. Nur scheint auch der Islam letztendlich unsere Fragen, denen wir in diesem Kapitel im­mer wieder begegnet sind, nicht beantworten zu können: Ha­ben die Religionen jeweils nur zeitliche und geographische Bezüge? Warum gibt es verschiedene Religionen? Und was nützt Religion heutzutage, wenn es verschiedene gibt und sich eini­ge Anhänger an die Regeln halten und andere nicht?

Am 06.01.2011 sprach die FAZ von »Religionsfreiheit" und davon, dass die Autorität und die Moral auf das Individuum übertragen worden sind. Tja, da stehen wir nun mit all unse­ren Religionen, und was ist dabei herausgekommen? Kann im Grunde jeder machen, was er will, um das Leben, sein Leben, zu bewältigen? Was hat es mit dem Bezug zur geistigen Welt, mit den Göttern, Engeln und sonstigen Lebewesen auf sich?

Als Fazit lässt sich nach unserer Reise durch mehrere Jahr­tausende sagen, dass es nach wie vor auf zwei Ansätze hin­ausläuft: Entweder gibt es Gott, trotz aller in diesem Kapitel aufgezählten Greueltaten, die von Menschen begangen wur­den. Dann muss er einen sehr wichtigen Grund haben, dieses zuzulassen. Und es bliebe zu klären, wessen Gott er denn nun ist? Der der Moslems, der Christen, der Juden, der Buddhis­ten, der Taoisten, der Parsen, der Hindus, der Naturvölker...? Und warum gibt es manchmal mehrere Götter, und dann doch nur wieder einen? Unter diesem Aspekt muss man wohl tat­sächlich daran glauben, kann es aber nicht mit letzter Gewiss­heit sagen, dass es ihn gibt. Im Grunde also in Anlehnung an das Modell, das im Orient praktiziert wird, in dem die Ansicht herrscht, dass Gott in das Weltgeschehen nicht eingreift und die Menschen durch ihre eigene Entwicklung aus den Wirren des Daseins in den Himmel streben können.

Doch diese Version würde immer noch nicht unsere Fragen klären, und sogar der Gottesbegriff, ja sogar der Religionsbe­griff blieben unvollkommen, verschwommen. Und Prinzipien, mit denen wir die W-Formel untermauern könnten, haben wir auch nicht in ausreichender Weise gefunden. Bliebe also die andere Version: Es gibt ihn nicht. Weder bei der Entstehung des Menschen noch des Universums war ein Eingreifen einer höheren Macht notwendig, sondern das Leben entwickelte sich ganz ohne göttliches Zutun, und der gesamte Ablauf der Evolution funktioniert auch ohne ihn. Und diese These wollen wir jetzt einmal näher untersuchen. Dabei wird uns wiederum eine Schöpfungsgeschichte begegnen, und die Frage, ob der erste Mensch ein Mann, wie in der Bibel beschrieben, oder eine Frau war. Unsere Reise führt uns dabei allerdings sehr viel weiter zurück, mehrere Milliarden Jahre. Aber wie wir gleich sehen werden, ist das kein Problem. Gedanklich kann man immer überallhin reisen.

Die W-Formel oder das Spiel des Lebens

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