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Prolog: Das Jahrgedächtnis

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Wir sind in der alten Johanneskirche am Kirchenplatz in Trier. Um diesen Platz gruppieren sich in fast quadratischer Weise die Kirche, rechts daneben das große Wohnhaus mit der Nummer eins, gegenüber der Kirche die große Meisterschule, daneben wieder zwei schöne Bürgerhäuser.

Die große Kirche sah bessere Zeiten, voll prallem Leben mit Glanz und Gloria. Sie wurde 1907 erbaut als Trutzburg der Katholiken gegen die protestantische preußische Obrigkeit. Damals blühte das Gemeindeleben auf, die alte Kirche am Freihof war zu eng geworden. Der Kirchenplatz wurde das Zentrum der Gemeinde.

Heute aber hört ein erklecklicher Kreis meist älterer Menschen dem Zelebranten zu, der auch nicht mehr der Jüngste ist. Unter diesem Fähnlein der Aufrechten fallen zwei Gruppen auf, die scheinbar nicht hierher gehören. Sie sitzen links und rechts des Hauptganges.

Links die Familie von Anne Becker, deren Jahrgedächtnis wir begehen. Ihr Sohn ist dort mit seiner jungen Familie versammelt. Rechts die Familie des kürzlich verstorbenen Maximilian Dieckmann, Annes spätem Lebenspartner. Eine auf den ersten Blick gut bürgerliche Gesellschaft, der Sohn und die Töchter mit ihren Familien.

Doch der Schein trügt. Die alte Familie Dieckmann ist zerfallen und was die Lebenden heute hier in der Kirche verbindet, sind die Riten der heiligen katholischen Kirche. Diese Kirche spielte in der Familie von je her eine große Rolle.

Sie alle, Annes Sohn mit seiner Familie und die Geschwister Dieckmann sind Nachfahren einst großer und glorreicher deutscher Familien, eingebettet in hundert Jahre deutscher Geschichte. Anne Becker und Maximilian Dieckmann waren die letzten Repräsentanten aus einstmals großer Zeit. Wir wollen diese Zeit noch einmal auferstehen lassen und mit ihr die Familien, deren Schicksale mit dieser Zeit und ineinander eng verwoben waren.

Alle Gestalten dieses Buches sind Geschöpfe der Phantasie. Wo sie realen Personen gleichen, bedeutet das nicht, dass diese so gehandelt haben. Sie dienen der Lebendigkeit und Wahrhaftigkeit, nicht aber, um sie in irgendeiner Weise zu diffamieren oder ihr Verhalten zu bewerten. Sie stehen stellvertretend für eine Großzahl von Menschen in einer sehr bewegten Zeit. Der Verfasser hat Geschehnisse, wie sie in jeder Lebensbeschreibung oder Tageszeitung aufgezeichnet stehen, als Grundstoff benutzt. Wer sich oder andere reale Personen dennoch in dem Spiel zu erkennen glaubt, ist es selber schuld.

Öffnen wir den Vorhang und lassen das Spiel beginnen.

Schuld ohne Reue

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