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1963 James Brown: Live At The Apollo (King)
ОглавлениеWelch ein Monument. Als „Live At The Apollo“ im Januar 1963 veröffentlicht wurde, stieß es, was den kommerziellen Erfolg angeht, in neue Dimensionen vor: Es war das erste Album eines afroamerikanischen Künstlers, das sich über eine Million Mal verkaufte, und die erste Liveplatte überhaupt, die in den USA diese magische Grenze durchbrach – obwohl „Apollo“ beim von dem sehr geschäftstüchtigen Syd Nathan geführten Indie-Label „King“ erschien. Interessanterweise stürzten sich die R&B- und Soul-Radiostationen nicht auf einen einzelnen Titel, sondern spielten praktisch das komplette Album. Auch das war bei den auf Hitsingles spezialisierten US-Sendern ein Novum.
Der Auftritt, den James Joseph Brown Jr. am 24. Oktober 1962 als Frontmann einer 14-köpfigen Bigband zelebrierte, gehört selbst für das legendäre Apollo-Theater im New Yorker Harlem zum Besten, was dort je zu sehen und hören war. Immerhin spielten hier, an der West 125th Street 254, unter anderem Billie Holiday, Duke Ellington, Louis Armstrong und Marvin Gaye. Aber keiner brachte den Saal so zum Kochen wie der „Godfather of Soul“ – 1968 belegte ein weiterer Mitschnitt eines Auftritts im „Apollo“ das noch einmal deutlich. Kein Wunder, dass Browns Leichnam nach seinem Tod im Dezember 2006 an diesem denkwürdigen Ort aufgebahrt wurde.
Mit „Live At The Apollo“ schwimmt sich James Brown endgültig frei. Er, der mit seinen Famous Flames in den 50er-Jahren als R&B- und Doo-Wop-Künstler erfolgreich war, erfindet sich neu, wird zum Teil der aufbegehrenden Bürgerbewegung und tatsächlich zum absoluten Superstar. Maßgeblichen Anteil am Aufstieg haben die energiegeladenen Songs dieser Platte, die zwischen Soul, Blues und Jazz luftig zu schwingen versteht. James Brown ist live so beeindruckend, dass die Power auch von der Stereoanlage aus auf den Zuhörer überspringt. Manche Lieder, etwa „Please, Please, Please“ und „Try Me“, waren vorher schon Hits, werden aber in einen neuen Kontext gesetzt – sie sind nun Teil eines Schmelztiegels, laden zum Tanz auf dem sprichwörtlichen Vulkan. Das gilt auch für den „5“-Royales-Klassiker „Think“, den er 1960 erstmals aufnahm und 1967 im Duett mit Vicki Anderson erneut veröffentlichen wird. Das finale, von Jimmy Forrest stammende „Night Train“ lässt James Brown ernsthaft in Richtung Oscar Peterson oder Wes Montgomery schauen, die das Stück swingend interpretierten. Bei Brown wird eine Fusion-Raserei draus, die unter anderem auf das 1968er Jazzalbum „Nothing But Soul“ (!) verweist.
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ZUM WEITERHÖREN
James Brown: Live At The Garden (1967) – Furioses, im Zuge der „Apollo“-Platten leider etwas untergegangenes Werk James Brown: Live At The Apollo, Volume II (1968) – Jetzt wird’s funky – Highlights sind „Cold Sweat“ und „It’s A Man’s Man’s World“ James Brown: Sex Machine (1970) – Auf dem Höhepunkt seiner Kraft – zwei LP-Seiten sind im Studio aufgenommen, zwei live in Augusta/Georgia