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1968 Ten Years After: Undead (Columbia)

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Wir schreiben den 14. Mai 1968: Wer an jenem Dienstag das Glück hat, im Klooks Kleek, einem intimen Jazzclub im Nordwesten Londons, zu sein, befindet sich in einem musikalischen Hexenkessel. Den Käufern der Platte, die kurz darauf auf den Markt kam, konnte sich das nicht völlig erschließen, denn der Gig wurde auf fünf Stücke „eingedampft“. Erst 2002 erschien eine vollständigere Version.

Die beginnt – anders als das Original – mit „Rock Your Mama“ und „Spoonful“, dem Stück von Willie Dixon, das schon Howlin’ Wolf, die Rolling Stones, Cream und Ten Years After (auf ihrem Debütalbum) gespielt haben. Dann bläst der ursprüngliche Opener „I May Be Wrong, But I Won’t Be Wrong Always“ zu einem Parforce-Ritt. Sänger und Gitarrist Alvin Lee, der Ten Years After während der großen Zeit des britischen Bluesrock 1966 gemeinsam mit dem Bassisten Leo Lyons gegründet hat, verfasste den Song. Der beginnt zunächst wie ein „klassischer“ Jump Blues, entwickelt sich aber im Verlauf von fast zehn Minuten in ein furioses Stück Jazzrock. Maßgeblich beteiligt ist Chick Churchill, der den Song mit seiner Orgel swingend vorantreibt.


„Undead“, wie die Platte zum Konzert heißt, gilt im Werkkanon als zweites Album von Ten Years After – obwohl es nicht im Studio entstand. Das zeigt, dass die Band von Anfang an wegen ihrer Livequalitäten geschätzt wurde. Ein Wunder ist das nicht, da Lee und Lyons schon seit den frühen 60er Jahren zusammen spielten, zum Beispiel – etwa gleichzeitig mit den Beatles – in Hamburg. „Undead“ überrascht mit unveröffentlichten Tracks, etwa „I May Be Wrong …“ und dem finalen „I’m Going Home“, einer Herumtreiberhymne, die zu einem der beliebtesten Stücke der Band wurde. Nebenbei verneigt sich Alvin Lee darin auch vor Jerry Lee Lewis, dessen „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ er zitiert. Der eigentliche Höhepunkt findet direkt vor der Schlussoffensive statt – und blieb den LP-Besitzern verwehrt: Eine 17-minütige Suite, bestehend aus dem bedächtig-schönen „I Can’t Keep From Crying, Sometimes“, dem an zeitgenössische Alben von Miles Davis erinnernden „Extension On One Chord“ und der Wiederaufnahme des Themas von „I Can’t Keep …̶. Dieses Stück zeigt, wie es Ten Years After immer wieder gelang, den Blues als Ausgangsbasis für spannende Exkurse zu nutzen. Und ganz nebenbei rockt und rollt dieses Medley wie ein Bach, der sich im Dauerregen zum reißenden Strom entwickelt.

Richtig durchgestartet sind Ten Years After mit dem Nachfolgealbum „Stonedhenge“ und ihrem Auftritt beim Woodstock-Festival. Mit „Undead“ aber begann die lange Livekarriere einer der besten britischen Bluesrockbands.

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ZUM WEITERHÖREN

Ten Years After: Live At The Filmore East (1970, 2001 veröffentlicht) – Alvin Lee tobt unter anderem durch Chuck-Berry-Songs Ten Years After: Recorded Live (1973) – Die CD-Edition von 2013 enthält den bis dahin unveröffentlichen Folk-Hammer „Time Is Flying“

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