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1958 Ray Charles: At Newport (Atlantic)

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Schon in den 50er-Jahren wollte Ray Charles unbedingt Jazzmusiker werden. Er sah sich weniger als R&B-Star, als der er mit Hits wie „Mess Around“ und „Hallelujah I Love Her So“ vom Atlantic-Label aufgebaut wurde. Als er am 5. Juli 1958 auf dem Newport Jazz Festival auf Rhode Island auftritt, signalisiert Charles bereits, in welche Richtung sich seine Karriere spätestens ab 1960 mit dem Wechsel zur Plattenfirma ABC wenden wird: Der im Alter von sieben Jahren erblindete Musiker aus Albany in Georgia verschreibt sich swingendem Jazz in größerer Besetzung – auch wenn er sich mit opulentem Soul und groovenden Versionen von Countryhits immer wieder in den Charts zeigt.

Bei Ray Charles wird der Stilmix zum Konzept, das er im Gegensatz etwa zum Bluesmusiker Muddy Waters, der 1960 auf dem berühmten Jazzfestival auftritt, in Newport mutig erweitert: zwei Trompeter, zwei Saxofonisten, Bass und Schlagzeug, dazu Ray Charles, der singt, Klavier und Altsaxofon spielt, die Background-Voices der Raelettes um Rays Geliebte Marjorie Hendricks – das sind die Zutaten für einen Auftritt, der Gospel, Blues, Bebop und Swing perfekt verbindet. Abgemischt von Tom Dowd (Aretha Franklin, Eric Clapton) präsentiert Ray Charles nicht nur seinen Hit „I Got A Woman“ und den Bluesstandard „Night Time Is The Right Time“ in flirrenden, improvisierten Versionen, sondern als Höhepunkt auch den „Blues Waltz“ des Jazzschlagzeugers Max Roach.

Ray Charles’ Auftritt zeigt einen virtuosen Instrumentalisten und ernstzunehmenden Bandleader. Der einzige Wermutstropfen des Albums ist – wie bei Konzertveröffentlichungen in den 50er- und 60er-Jahren üblich –, dass der Auftritt weder in seiner vollen Länge noch in der tatsächlichen Reihenfolge wiedergegeben wird. Die zeitlichen Begrenzungen des LP-Formats führen dazu, dass der umwerfende „Swanee River Rock“ fehlt. Charles’ Interpretation der bereits 1851 von Stephen Foster geschriebenen Hymne des US-Bundesstaats Florida ist leider nur auf der CD-Ausgabe von „At Newport“ zu finden. Wer will, kann zwei Versionen des Songs vergleichen: Im Oktober 1958 veröffentlichte ihn Charles in einer sehr Pop-orientierten Variante auf dem Album „Yes Indeed!“, genau einen Monat später erschien „At Newport“, damals freilich noch ohne dieses treibende Big-Band-Meisterwerk.


Ray Charles’ Liveplatte steht nicht nur in einer Reihe hervorragender Konzertmitschnitte des Künstlers, sie ist auch ein Höhepunkt unter den vielen Werken, die in Newport entstanden: Duke Ellington, Nina Simone, Miles Davis, Dave Brubeck, Ella Fitzgerald und viele andere setzten auf diesem Festival Ausrufezeichen.

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ZUM WEITERHÖREN

Ray Charles: Live In Concert (1965, 2011; Reissue des vollständigen Konzerts) – Die Big Band ist auf 16 Mann angewachsen und swingt durch Soul, Jazz, Blues und Country Otis Redding: Live In Europe (1967) – Aufgenommen mit Booker T & The MG’s als Begleitband, verbindet Redding Soul und Rock

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