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Vorwort zur 2. Auflage

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Durch die Wahl von Papst Franziskus am 13. März 2013 und seinen neuen Stil ist wieder das Interesse an Kirche und Theologie geweckt worden. Dadurch hat der «Glaube ohne Denkverbote» neu an Aktualität gewonnen, denn es geht darum, dass der christliche Glaube ein menschliches Antlitz erhält und zu einer befreienden Botschaft für die Menschheit wird. Freiheit und Verständigung werden nicht durch unkritischen Gehorsam erlangt, wie die Katholische Kirche bis ins 20. Jahrhundert hinein meinte, sondern durch humane Werte und durch Solidarität, wie wir sie an der Existenzform Jesu ablesen können.

Ich freue mich, dass die theologische Neubesinnung auf die christliche Botschaft und die Humanisierung der Religion so viel Anklang gefunden hat, dass eine Neuauflage dieses Buches notwendig wurde. Neben kleineren Korrekturen habe ich versucht, der heutigen theologischen Situation gerecht zu werden und die wichtigsten Entwicklungen zu berücksichtigen. Da das Buch in den Besprechungen bisher fast ausschließlich positiv gewürdigt und nur Fragen nach dem Verhältnis von Liebe und Gerechtigkeit gestellt wurden, bin ich darauf ausführlicher eingegangen.

Es ist zu hoffen, dass sich Veränderungen in der Kirche nicht ausschließlich auf die Kurienreform beziehen, also nicht nur kosmetische Strukturreformen hervorbringen, sondern die Fragen der Ethik und des Glaubens neu bedacht werden, auch wenn die Demokratisierung der Kirchenstrukturen ein dringendes Anliegen bleibt, da sie die Basis für das Selbstverständnis des modernen Menschen ist, der ein sinnvolles moralisches Leben führen möchte.

Was hier die Theologie versäumt hat, fasst 2013 der Literaturnobelpreisträger Imre Kertész treffend zusammen: Ein solcher «Gott ist alles andere als moralisch». Und der Dichter Friedrich Hebbel meinte schon im 19. Jahrhundert, indem er die Missachtung des einzelnen konkreten Menschen durch das allgemeine angebliche Gesetz Gottes anprangert: Ich will «eine Kanone erfinden, groß genug, die Erde hinein zu laden und sie Gott ins Gesicht zu schießen».

Ein angebliches «Gesetz Gottes» knechtet, wenn ein Mensch nach einer gescheiterten Beziehung keine zweite Chance erhalten kann. Wenn Kardinal Kasper zu Ehe und Familie dem Papst vorträgt (20. Februar 2014), dass ein einmal gegebenes Wort in der Ehe «ewig gültig bleibt», dann zeigt er damit, dass er der konkreten menschlichen Situation nicht gerecht wird, und dass die katholische Religion weiterhin eine Gesetzesreligion bleiben soll, auch wenn manche Verurteilungen abgemildert werden könnten. Gerade Jesus ging es um die Befreiung von starrer Gesetzlichkeit zum Wohl des Einzelnen und seiner Beziehungen. So wie jedes Gesetz nur Leitplanke für Menschen sein darf, so muss auch die Ethik besseres menschliches Leben ermöglichen und nicht zur Unterdrückung und Disziplinierung herangezogen werden. Wenn dann noch Gott zur Stabilisierung von Gesetz und Moral missbraucht wird, zerstört eine solche «Gottheit» nicht nur den humanen Wert der Religion, sondern den Menschen selbst, den er «Furcht und Zittern» lehrt. Ein solcher Gott hat heute ausgedient. So ist nicht nur die Neubesinnung auf Gesetz und Ethik dringend gefordert, sondern auch auf das Glaubensverständnis, das uns Hinweise auf den Sinn des Lebens geben sollte, ohne das eigene Denken unterdrücken zu müssen. Kein Gott, der barmherzig ist, liebt und straft, kann hier helfen, denn er bleibt ein zweideutiger Gesetzesgott, sondern nur ein Gott, der Liebe ist und sonst nichts, wie die christliche Botschaft ihn verkündet.

Ich hoffe, dass dieses Buch, wie bisher, auch weiterhin überzeugen kann und zur Diskussion um die Wahrheitsfindung in Glaube und Ethik beiträgt.

Gotthold Hasenhüttl Saarbrücken im März
Glaube ohne Denkverbote

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