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Trinity Jones, Abfertigungszentrum für Interstellare Bräute, Miami

“Von wegen nur wie Ohrlochstechen,” brummte meine Schwester Destiny. Dann tätschelte sie die Stelle, an der ihr soeben die NPU eingepflanzt worden war, und zwar mit der fettesten Nadel, die ich je gesehen hatte. “Das hat verdammt wehgetan.

Sie fing an auf und ab zu schreiten, als ob sie so dem Schmerz davonlaufen könne. Ihr schulterlanges, lila Haar schwang hin und her, als sie durch den Raum tigerte.

“Hör auf rumzuheulen. Ich war als Erste dran.” Ich hatte nicht die Absicht meiner Schwester zu zeigen, wie nervös ich war. Als Älteste musste ich mit gutem Beispiel vorangehen. Egal, wie beängstigend die letzten vierundzwanzig Stunden auch gewesen sein mochten, ich vermutete, dass die nächsten vierundzwanzig Stunden noch viel schlimmer werden würden. “Nach diesen ganzen Wirbelsäulentattoos”—die Zeichnungen waren kunstvoll, feminin und wirklich schön, aber das würde ich ihr gegenüber niemals zugeben—"müsstest du dich doch längst an Nadeln gewöhnt haben.”

Destiny verdrehte die Augen und rieb sich immer noch die Stelle hinter ihrem Ohr. “Das war keine normale Nadel. Das war eine Stricknadel mit der sie uns kleine Kugeln ins Hirn geschossen haben.”

Aufseherin Egara, die offizielle Vertreterin der Koalitionsflotte im Bräutezentrum kam zwar selber von der Erde, sie schien heute aber nicht besonders gut gelaunt zu sein. “Meine Damen, die NPU geht nicht in ihr Gehirn. Die Nanotechnologie gräbt sich in ihren Innenohrknochen und überträgt modifizierte Geräusche direkt in den Cochlea-Nerv. Und sie werden sehr dankbar dafür sein, weil sie damit jeden im Weltall verstehen können.” Sie verkörperte kühle Effizienz in Person. Ihre Uniform saß tadellos, ihr dunkles Haar war gepflegt, sie war umgänglich und doch ernsthaft. Und dieses Anatomie-Geschwafel? War nicht so meine Sache, meine Schwester Faith aber nickte enthusiastisch.

Streberin. Seit sie laufen konnte, hatte Faith verletzte Tiere und sogar Insekten mit nach Hause gebracht. Und sie hatte ein sanftmütiges Wesen, das weder Destiny noch ich unser eigen nennen konnten. Ich liebte Ordnung. Gesetze. Tradition. Faith plante nie im Voraus. Und Destiny? Nun, meine kleine Schwester vermöbelte gerne Bösewichte und stellte sicher, dass die Dinge nicht ins Stocken gerieten. Zusammen waren wir unschlagbar. Ich hoffte nur, dass wir stark genug waren, um die nächsten Wochen zu überleben. Nein, die nächsten Jahre. Wir würden zu einem Planeten aufbrechen, den keine von uns je betreten hatte. Und wir würden Feinde jagen, die keine von uns je gesehen hatte.

Diese ganze Angelegenheit war ein Riesenschlamassel und ich wünschte mir, dass ich zwei Jahre zuvor auf Mutter gehört hätte; als sie meinte, dass wir nach Alera zurückkehren sollten. Aber ich war mitten im Jurastudium und zu beschäftigt gewesen. Ich war immer viel zu beschäftigt gewesen.

Jetzt war sie tot, und ich war schuld.

“Hör auf rumzuheulen oder du wirst Faith Angst einjagen,” sagte ich zu ihr. Die Injektion hatte wehgetan, aber da ich als Erste dran gewesen war, hatte ich die Zähne zusammengebissen und angesichts des stechenden Schmerzes keinen Ton von mir gegeben. Eine Betäubungscreme oder Anästhesie wäre aber wirklich nicht schlecht gewesen.

“Nur weil ich mich wie ein Mädchen anziehe, heißt das nicht, dass ich weniger drauf habe als ihr beide.” Meine kleine Schwester Faith war acht Minuten älter als ihre Zwillingsschwester. Beide waren fast drei Jahre jünger als ich, und ich war siebenundzwanzig. Sie waren meine Halbschwestern, aber ihr menschlicher Vater war nicht der Grund, warum wir jetzt hier waren—bereit, in eine unbekannte Welt aufzubrechen.

Faith atmete tief durch, als Aufseherin Egara das teuflische Instrument für sie vorbereitete. Es war wie eine Ohrlochpistole, allerdings mit einer Nadel wie für eine Fruchtwasseruntersuchung oder um einen Alien zu durchlöchern statt kleinen Mädchen im Schmuckwarengeschäft im Einkaufszentrum Ohrstecker ins Ohrläppchen zu schießen.

“Werd bloß nicht ohnmächtig. Ich kann dich nicht auffangen, mir tut es immer noch voll weh,” warnte Destiny.

“Jetzt mach nicht so ein Drama,” entgegnete Faith zu Destiny, die immer noch ihre Hand an jener Stelle hielt, wo jetzt die NPU saß. Aufseherin Egara trat an sie heran und Faith schwang ihr langes braunes Haar über die andere Schulter und legte die Stelle frei, die für die Injektion gebraucht wurde. “Aufseherin, unsere Mutter hat uns die Aleranische Sprache beigebracht. Ich verstehe nicht ganz, warum das hier notwendig ist.”

Das Pfeifen der Druckluft ließ mich zusammenzucken, genau wie Faith, als die Nadel mit der NPU ihre Haut durchbohrte. “Es gibt über zweihundertsechzig Welten mit tausenden Sprachen. Die meisten davon sind nicht so wie die Erde; sie sind sehr viel weiter fortgeschritten und nehmen Reisende von anderen Planeten bei sich auf.”

Mit anderen Worten, die Erde war ein primitiver, rückständiger und unbedeutender Ort im Universum. Mutter hatte uns berichtet, wie sie nach einem Planeten abseits der großen Politik und der interstellaren Koalition gesucht hatte, um sich zu verstecken und sich genau deshalb für die Erde entschieden hatte. In fast dreißig Jahren war niemand auf die Idee gekommen, hier nach ihr zu suchen. Bis ich es vermasselt hatte und einige Tage zuvor mit Aufseherin Egara telefoniert hatte. Ich wollte ein paar Informationen über Alera und die wahnwitzige Aleranische Gluthitze einholen, vor der meine Mutter mich immer gewarnt hatte.

Mein Körper ließ mich zusehends im Stich und ich wurde immer verzweifelter. Ein beknackter Fehltritt, den ich nicht noch einmal machen würde. Ein törichter Anruf genügte und binnen zwei Tagen waren sie zu unserer Mutter gekommen.

Mutter. Verdammt. Sie war irgendwo da draußen. Das kleine Raumschiff in unserem Vorgarten hatte mir Hoffnung gemacht, dass sie noch am Leben war. Am helllichten Tag waren sie in unser Haus eingebrochen, als meine Schwestern und ich auf der Arbeit waren. Vater hatte auf der Couch gelegen und geschlafen. Später, als wir uns das Video von der Überwachungskamera angeschaut hatten, mussten wir mitansehen, wie sie ihn mit einer Art Elektroschockpistole betäubt hatten. Die Aliens waren gelandet, hatten unseren Vater außer Gefecht gesetzt, unsere Mutter mit einer Art Blitzpistole beschossen und ihren reglosen Körper nach draußen zu ihrem Raumschiff geschafft.

Sie war bewusstlos, als sie gekidnappt wurde. Auf dem Video war kein Blut zu sehen, was aber nicht heißen musste, dass sie noch lebte.

Ehrlich gesagt hatte ich eher das Gefühl, dass wer auch immer sie entführt hatte, sie töten wollte, sollte das, was Mutter uns über das Licht der heiligen Turmspitzen auf Alera erzählt hatte, wahr sein.

Alera. Unsere Mutter hatte uns seit wir denken konnten von diesem Planeten erzählt. Aber wir sind wie ganz normale Kinder aufgewachsen. Vater hatte mich offiziell adoptiert, als ich zwei war. Mutter hatte ihn geheiratet und dann die Zwillinge bekommen. Wir alle gingen zur Schule. Der übliche Kram, Schulprojekte, Abschlussball, Abitur. Ich hatte Jura studiert, wie unser Vater. Faith war Biologin geworden, mit einem merkwürdigen akademischen Titel und arbeitete beim Forstdienst. Und Destiny? Nun, Destiny war unsere Kampfspezialistin. Wir alle waren seit wir klein waren in Kampfsport unterrichtet worden, aber Destiny brauchte das Kämpfen wie die Luft zum atmen. Sie liebte es. Und sie war verdammt gut. Sie leitete ein Dojo und unterrichtete dort sechs Tage in der Woche. Sie war dermaßen durchtrainiert, ihr zuzusehen war wie einem wilden Tiger zuzusehen, sie war leichtfüßig, aber unheimlich angsteinflößend.

Es sei denn, unser Zuhause war ohne unser Wissen Drehort für einen Science-Fiction Film geworden, hatten die Aleraner schließlich doch unsere Mutter abgeholt. Die bösen Aleraner. Nachdem unsere Mutter jahrelang über ihren Heimatplaneten gesprochen hatte—unseren Planeten—wusste ich, dass wir die Guten waren.

Und jetzt hatten sie sie. Warum? Ich wusste es absolut nicht, aber ich würde nicht auf der Erde bleiben und Däumchen drehen. Wir waren ihre Töchter. Wir mussten sie finden.

Ich wusste, was sie sagen würde. Ich war angeblich eine Thronerbin. Es war meine Pflicht nach Alera zu gehen und meinen rechtmäßigen Platz einzunehmen. Punkt. Keine Suche. Keine Rettungsaktion. Sie würde uns alle ausschimpfen und darauf beharren, dass Aleras Zukunft wichtiger war als alles andere.

Nein. Nicht für mich. Nicht für meine Schwestern.

Vater würde hier auf der Erde bleiben und wir würden ihn kontaktieren. Die Aleraner wussten nichts von unserer Existenz, von mir und meinen Schwestern. Ich hatte nie verstanden, warum Mutter keine Familienfotos an den Wänden wollte, keine Klassenfotos. Unsere Kinderzimmer hatten immer wie Gästezimmer ausgesehen. Hübsch eingerichtet, aber unpersönlich. Wir ließen keine Kleider herumliegen. Oder Schuhe. Auf den Regalen im Bad gab es weder Zahnbürsten noch Make-up.

Unser Haus sah aus wie eine Pension. Ein Ferienhaus. Immer.

In meiner Kindheit hasste ich diese Pedanterie. Aber jetzt konnte ich es nachvollziehen. Sie hatten sie gekidnappt und nicht nach uns gesucht. Sie wussten nicht, dass sie Kinder hatte. Töchter.

Erben.

Aber wenn die Aleraner sie geschnappt hatten, und darin waren wir uns alle einig—ich, meine Schwestern, Aufseherin Egara und sogar Prime Nial, der Regent von Prillon Prime und der Kolonie—, dann mussten wir sie auf Alera aufspüren. Warum würden sie auf der Erde bleiben? Sie kannten den Planeten nicht. Auf der Erde zu bleiben wäre nicht zu ihrem Vorteil. Selbst wenn sie sie umgebracht hatten, würden sie nach Alera zurückkehren und ihre Belohnung einkassieren.

“Funktioniert das auch bei Tieren? Stellt euch vor, wie fantastisch das wäre. Die Symbiose des Universums wäre … perfekt,” erklärte Faith und neigte den Kopf zur Seite, damit die Aufseherin leichter an die Wunde herankam und sie mit Alkohol betupfen konnte.

Destiny lief weiter hin und her, sie war ein Nervenbündel. “Symbiose? Ernsthaft? Vielleicht foltern sie unsere Mutter in diesem Moment und du willst mit Tieren reden? Glaubst du, dass die Bösen irgendetwas mit Symbiose am Hut haben? Zum Teufel, wissen die überhaupt, was das bedeutet?”

“Nein.” Faith grinste unverfroren. “Aber Trinity weiß es bestimmt.” Faith blickte zu mir rüber und fasste sich an den Kopf. Sie fing an, auf Aleranisch zu sprechen. “Mit ihrer super-sexy-lasziven Gluthitze wird sie mit einem heißen Alien-Schwerenöter eine heftige Symbiose eingehen, sobald wir auf Alera sind.”

Ich verdrehte die Augen, als Destiny mit den Augenbrauen wackelte und grinste. “Oh ja. Eine heiße, schwitzige Symbiose. Wahrscheinlich mehr als einmal.”

“Ich verstehe Sie,” sprach Aufseherin Egara. “Und ich habe Prime Nial über die bevorstehende Ankunft von Trinitys Aleranischer Glut in Kenntnis gesetzt.“

Ich seufzte und wurde rot im Gesicht. Schließlich musste nicht jeder im Universum mitbekommen, dass meine Muschi dauerfeucht war und ununterbrochen nach einem riesigen Schwanz gierte. Dass ich ein notgeiles Flittchen wurde und mich ständig danach sehnte, ordentlich durchgenommen zu werden. Die Typen auf der Erde taugten allerdings nichts. Das hatte ich schon versucht. Nach zehn Minuten Rummachen war mein Date auf der Couch kollabiert, bewusstlos. Ich war wie ein verdammter Sexvampir. Ich fürchtete, dass ich ihn umgebracht hatte und war länger geblieben, nur um über seinen Atem zu wachen. Das Erlebnis hatte mich zu Tode erschreckt und am nächsten Morgen hatte ich sofort beim Zentrum für interstellare Bräute angerufen.

Und dabei Mutters Aufenthaltsort preisgegeben. Meinetwegen war sie entführt worden. Gefoltert. Verdammt, vielleicht war sie bereits tot.

“Nicht doch, Trin. Ich weiß, was du denkst. Es ist nicht deine Schuld.” Faith schüttelte den Kopf und schenkte mir ihre mütterlichste Miene.

“Auf gewisse Weise schon, Faith.”

“Vergiss es, Trin. Es ist rein biologisch, und sonst nichts. Vielleicht hätten wir uns einfach besser um dich kümmern müssen. Es gibt hier bestimmt ein paar knackige Aliens, die nichts gegen einen Quickie einzuwenden hätten.”

“Ich brauche keinen Quickie. Danke trotzdem.” Nein. Ein Quickie würde mir nicht genügen. Ich brauchte einen großen Aleranischen Typen, der mich gegen die Wand nagelte und durchfickte. Feste. Ordentlich feste. Stundenlang.

Himmel, meine Muschiwände flimmerten und wollten gefüllt werden. Der Drang nach Vereinigung wurde immer heftiger, aber ich biss die Zähne zusammen—und andere Stellen—und ignorierte ihn. Wieder einmal.

“Und Prime Nial hat mir versichert, dass ein Beamter für alle Gelegenheiten im Transportzentrum auf Sie warten wird,” erklärte die Aufseherin. “Über Alera ist mir nicht viel bekannt, aber mir wurde versichert, dass der Mann ihre Glut lindern wird.” Sie lächelte verhalten.

“Soll das ein Witz sein,” sprach Destiny und blickte zu mir rüber. “Wusstest du davon? Das hört sich an wie eine männliche Prostituierte.”

Aufseherin Egara schüttelte den Kopf. “Eher wie ein Escort-Boy, obwohl es auf der Erde nichts wirklich Vergleichbares gibt.”

Ich war sicher, dass man im Raum nebenan mein Seufzen hören konnte. “Ja. Mutter hat mir davon erzählt. Sie sind sehr selten und extrem teuer.” Unmittelbar nach meiner Ankunft mit einem Fremden schlafen? Das sah mir so gar nicht ähnlich, aber mein Körper verlangte das Gegenteil. Ich war dermaßen aufgegeilt, dass mir keine andere Wahl blieb.

“Moment mal,” sprach Destiny und hob ihre Hand, die fette Nadel war jetzt vergessen. “Aufseherin, Sie sprechen Aleranisch. Wie ist das möglich? Wie können Sie uns verstehen? Ich meine, Sie sind von der Erde. Sie sind auf der Erde.”

Aufseherin Egara drehte sich um und legte die NPU-Pistole ab. “Ich wurde als Braut getestet, mir wurde eine NPU implantiert und ich wurde mit Prillon Prime gematcht. Ich hatte zwei Partner, beide sind im Krieg gestorben. Nachdem ich mich gegen ein neues Match entschieden hatte, bin ich zur Erde gekommen, um anderen Bräuten dabei zu helfen ihre Partner zu finden.” Sie drehte sich wieder um und blickte jede von uns an, dann fasste sie sich hinters Ohr. “Und Sie drei? Ich muss zugeben, Sie sind definitiv eine Überraschung.”

“Tut mir leid.” Ich war schon immer die Diplomatin unter uns, aber ich musste es sagen. Wie furchtbar. Zwei Partner zu verlieren musste vernichtend gewesen sein.

Sie lächelte resigniert. “Das war vor langer Zeit. Und jetzt müssen Sie sich beeilen.”

“Oh ja, eine Aleranische Prinzessin, versteckt auf der Erde und bereit den Thron für sich zu beanspruchen,” kommentierte Faith. Sie hatte bemerkt, wie die Aufseherin das Thema wechselte, weil sie weder Mitleid noch Erinnerungen an ihre toten Partner heraufbeschwören wollte. “Trin, dein Leben ist wie eine Liebeskomödie.”

“Außer, dass Mutter entführt wurde und ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle habe,” konterte ich. “Eher ein Fantasy-Epos.” Ich dachte daran, wie mir das Blut in den Adern gefroren war, als wir uns das Überwachungsvideo angeschaut und ihren wütenden Schrei gehört hatten, kurz bevor sie auf sie gefeuert hatten und mir drehte sich der Magen um. Wie sie auf dem Küchenboden zusammengebrochen war. Wie sie wie eine nasse Spaghettinudel zusammengesackt war.

Auf dem Weg nach unten war sie mit dem Kopf gegen den Tresen geknallt. Und ich wusste nicht, ob es ein perverser Auswuchs der Gluthitze war oder nur mein angeborener Zorn, aber irgendjemand würde dafür bezahlen. Ich war normalerweise nicht gewalttätig, aber es gab Ausnahmen. Und diese Aleranische Hitze war nicht nur unangenehm, sie brachte mich regelrecht zur Weißglut. Ich war gezwungen zu ficken oder ich würde verrückt werden?

Was für schrägen biologischen Gegebenheiten unterlagen diese dämlichen Aliens bloß?

“Prime Nial wird Sie nicht persönlich empfangen, er ist auf Prillon Prime, drei Sektoren von Alera entfernt, aber er wird Ihnen ein Schutzkontingent zur Verfügung stellen und Ihren Aleranischen Mann für alle Gelegenheiten entsenden, um Sie zu begrüßen.”

“Es ist hart über diese Sache mit der Glut nachzudenken, wenn meine Mutter vermisst wird,” erklärte ich. Ich rieb über meine Jeans und bemerkte, dass ich mir morgens wahllos etwas übergezogen hatte und mir nicht einmal die Haare gekämmt hatte, als wir überstürzt zum Bräutezentrum geeilt waren. Auf keinen Fall würde dieser Mann mich ins Bett bekommen wollen, wenn ich so ungepflegt aussah. Ich zupfte ein meinem T-Shirt und stellte fest, dass es verkehrt herum war. Verflucht.

“Deine Gluthitze hat vor ein paar Wochen begonnen. Es hätte dich so oder so überkommen, mit oder ohne Mutter,” sprach Destiny. “Überleg doch, wärest du auf Alera gewesen, dann hätte dieses Hitze-Ding nicht auf sich warten lassen, bis du siebenundzwanzig bist.” Sie wedelte mit der Hand herum, als sie das Hitze-Ding erwähnte. Natürlich war es für sie ein Leichtes, die Sache zu verharmlosen, schließlich war sie noch nicht von ihrer Gluthitze überkommen worden. Auf sie wartete kein Wildfremder, um ihr das Hirn rauszuvögeln und so zu verhindern, dass sie verrückt wurde. “Ich meine, wenn es bei dir mit zweiundzwanzig losgegangen wäre, so wie Mutter immer gesagt hatte, dann hättest du niemals mit Aiden Dugen geschlafen.”

Aiden Dugen. Ich musste lachen. Im Nachhinein war man immer schlauer. Meinen College-Freund hätte ich mir sicher sparen können. Was seinen Schwanz anging, so wäre er niemals als heißer Alien-Schmacko durchgegangen. Zum Teufel, nichts aber auch gar nichts an ihm war schmackhaft.

“Oh ja. Aber der große Atlane am Eingang ist bestimmt behängt wie ein Hengst,” verlautete Faith und fächelte sich Luft zu. “Wenn ich gewusst hätte, dass Aliens dermaßen heiß sind, dann hätte ich mich vielleicht freiwillig als interstellare Braut gemeldet.”

“Wenn wir auf Alera bleiben, dann wirst du irgendwann einen Alien heiraten,” sagte Destiny. “Ich denke, das zählt.”

“Nun, ihr seid nur zur Hälfte Aleranisch und wir wissen nicht, ob diese blöde Gluthitze euch ebenfalls heimsuchen wird. Ich hoffe nicht. Letzte Woche habe ich fast meinen Arbeitskollegen umgebracht und dabei habe ich ihn nur geküsst,” ermahnte ich die beiden.

“Der Atlane am Eingang kann zur Bestie werden,” sprach die Aufseherin. “Auch wenn es sich verführerisch sexy anhört, kann ich Ihnen nicht erlauben einen noblen Krieger mal eben zu verführen und dann nach Alera zu verschwinden. Er wird sehr viel mehr verlangen, als Sie ihm geben wollen. Er ist mehr als nur ein dicker Schwanz zum Reiten. Sie würden Paarungshandschellen angelegt bekommen und eine klobige Bestie, die den Rest ihres Lebens wie besessen von Ihnen sein wird. Das wäre für keinen von Ihnen fair, wenn Sie nur kurz Ihre Gluthitze lindern wollen.”

Einen Augenblick lang starrte ich die Aufseherin an, ich war total baff, weil sie den Ausdruck dicker Schwanz zum Reiten in den Mund genommen hatte. Und einen noblen Krieger mal eben verführen? “Ich würde nie so rücksichtslos sein, mit keinem Mann. Alien hin oder her.”

“Gut.” Die Aufseherin zog die Augenbrauen hoch und kniff die Lippen zusammen. Faiths Herumgescherze hatte ihr eindeutig missfallen.

“Und wie krass herrisch der aussieht. Dieser Atlane sieht aus wie der totale Alphatyp. Wahrscheinlich ist er viel zu dominant,” fügte Faith hinzu, und zwar mit einem Seufzen, dass sich verdächtig sehnsüchtig anhörte. Sie klemmte ihr dunkles Haar hinters Ohr und verzog leicht das Gesicht, als sie die Einstichstelle ihrer NPU befühlte. “Selbst mit einem dicken Schwanz zum Reiten.”

Sie blickte zu Aufseherin Egara und bekam ein Lächeln geschenkt.

“Ich werde nicht mal schnell mit einem Atlanischen Wächter ficken, nur weil meine Genitalien sich nach dem Inhalt seiner Hose verzehren,” erklärte ich lachend, allerdings musste ich mich winden, als ich mir vorstellte, was genau er in dieser Uniformhose verpackt hatte. Keine Frau im Umkreis von zehn Metern hätte die Beule übersehen können.

“Na schön. Dann wird es eben der Aleranische Mann. Während du es mit dem Zuchthengst treibst, werden wir uns ein bisschen umhören.” Destiny schwang den Arm um Faiths Schultern und beide nickten.

“Genau,” erklärte Faith grinsend. “Ich will nicht deine Lustschreie mit anhören. Sonst werde ich noch eifersüchtig.”

Ich hatte nicht vor, es mit der Aleransichen Version eines Gigolos zu treiben und in Orgasmen zu schwelgen—während meine Schwestern nach unserer Mutter suchten. Das war lächerlich. Seit sechs Wochen war ich geil und willig. Ich würde es einfach … ignorieren. Wie bisher. Oder ich könnte es mir selbst besorgen. Es war ja nicht so, als ob ich nicht einen Vibrator im Nachttisch liegen hatte. Auf Alera müsste man ja wohl auch einen besorgen können, zusammen mit einer ganzen Packung Batterien.

Die Sache in eigene Hände zu nehmen hatte geholfen … eine Zeit lang. Neuerdings milderte es zwar die Spannung, schien aber meinen Drang, diese schwelende Sehnsucht nur noch zu verschlimmern.

“Aufseherin.” Eine Frau mit derselben grauen und purpurroten Uniform trat ein. “Die Koordinaten für Alera sind bereit; der Transport kann beginnen.”

Ich blickte zu meinen Schwestern. Es war soweit. Wir würden die Erde verlassen und ins Weltall reisen. Auf einen anderen Planeten.

Gütiger Gott. Meine Mutter über Alera reden zu hören war eine Sache. Aleranisch zu reden. In der Schule hatten wir es als Geheimsprache verwendet und niemand wusste auch nur ansatzweise, was wir redeten. Alles was unsere Mutter uns erzählt hatte, hörte sich wie Märchen an. Ein Spiel. Spaß.

Aber jetzt war es echt. Wirklich, wirklich echt.

“Heilige Scheiße,” sprach Destiny.

“Oh ja, heilige Scheiße,” bekräftige Faith, als wir Aufseherin Egara durch einen langen Korridor folgten.

Der Transportraum sah aus wie in einer Folge von Star Trek. Eine Frau in Uniform stand hinter einem Tisch voller Steuerknöpfe und Displays. Vor ihr befand sich eine Plattform mit Stufen. Ansonsten war der Raum leer.

Ein Wummern ertönte, unter unseren Füßen vibrierte es. Ich blickte auf meine alten Turnschuhe, Faiths Sandalen und Destinys schwarze Springerstiefel. Ich fragte mich, ob ich vorher noch schnell mein T-Shirt richtig rum anziehen sollte.

Scheiße. Wozu der Aufwand? Laut Aufseherin Egara würde mir irgendein Mann für alle Gelegenheiten nach unserer Ankunft sowieso die Kleider vom Leib reißen. Igitt. Einfach … zum Kotzen. Mir war klar, dass ich nicht nein sagen konnte, ohne durchzudrehen. Zum Teufel, ich war ziemlich verdammt sicher, dass ich es nicht soweit kommen lassen würde.

Destiny nahm meine Hand. Faith die andere. Wir blickten uns an, stiegen die Stufen hoch und wandten uns um.

Wir standen auf der Transportfläche, dem Tor zu einer anderen Welt. Alera.

“Viel Glück bei der Suche nach ihrer Mutter,” sprach Aufseherin Egara. Sie stand aufrecht, ihre Hände waren gefaltet und sie erwähnte weder unser Erbe noch die Tatsache, dass unsere Mutter die Königin war. Nur zwei Leute kannten die Wahrheit—die Aufseherin und Prime Nial. Und so sollte es auch bleiben. Zumindest im Augenblick. “Bitte, passen sie auf sich auf und halten sie mich auf dem Laufenden. Ich drücke ihnen die Daumen.”

“Danke sehr,” antwortete ich, meine Schwestern nickten.

Sie blickte zur Technikerin und nickte. Das Wummern wurde immer lauter, die Vibrationen immer heftiger. Die Nackenhaare standen mir zu Berge. Meine Schwester zerquetschte fast meine Hand. Wir würden es durchziehen. Gemeinsam. Jetzt. Wir würden Mutter finden … lebendig. Ihre Entführer würden die Sache bereuen. Wir würden diesen Schlamassel wieder geradebiegen. Königin Celene wieder dorthin bringen, wo sie hingehörte. Auf den Thron von Alera.

Die Jones-Schwestern waren auf dem Weg nach Alera. Die Alien-Kidnapper hatten keine Ahnung, was sie sich eingebrockt hatten.

“Ihr Transport beginnt in drei, zwei, eins …”

Die Stimme der Aufseherin erlosch. Beißende Kälte presste gegen mein Fleisch, wie eintausend gefrorene Nadelspitzen und die NPU-Spritze erschien mir plötzlich nur noch halb so schlimm.

Trinity

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