Читать книгу Doppelpack Inspector Lestrade 1+2 - Grace Maddison - Страница 10
8. Kapitel
ОглавлениеEin Telegramm: Erwarte Sie, wann immer Sie die Zeit erübrigen können bei mir, sagen wir 9 Uhr abends Besprechung der weiteren Vorgehensweise. Staatssekretär von Bülow. 8. Royal Gurkha Rifles ihrer Majestät. Kensington Square Kensington Garden Lane 44-4. Es war nach 10 Uhr abends, als Inspector Lestrade am feinen Stadthaus eintraf. Die Fenster waren hell mit elektrischem Licht erleuchtet. Nachdem von Bülow gegen 3 Uhr nachmittags heimgekommen war, hatte er genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Er verschloss die Tür seines Arbeitszimmers, setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Teppich vor dem Kamin und versuchte, seinen Gedanken auf einen Punkt zu konzentrieren. Es hatte sich als hilfreich herausgestellt, wenn von Bülow dabei seine Augenlider etwas schloss und auf das große Gemälde der Königin schaute. In Gedanken schrieb er die Worte »Schlachter von Whitechapel«, er schrieb es immer und immer wieder, an eine imaginäre Tafel, seine Gedanken verblassten verstreuten sich wie der Äther im Weltraum. Angenehme Ruhe hatte ihn erfasst, alle Gedanken tasteten wie ein tausendarmiger Krake durch seine Erinnerung, seine Träume seine Vergangenheit und verwoben das Ganze zu einem gewebten Bildteppich. Es war ein Mann, unscheinbar grau, er lachte, er aß, er trank, hatte Freunde und er fütterte Katzen. Vor seinem inneren Auge erstand ein Bild von Mörder noch unklar und so normal das von Bülow fast ärgerlich aus seiner Versenkung aufgeschreckt währe. Immer wenn dies der Fall war, holte er die unsichtbare Kreide und begann wieder seinen Namen zu schreiben. Die Zeit verging. Dann verlangsamte sie sich und dann war Zeit so bedeutungslos als hätte sie die Physik nicht entdeckt. Von Bülow öffnete die Augen und sah zur Tür, er war eingeschlafen. »Der Schlüssel steckt von innen, Victor. Wenn Sie die Tür aufbekommen ohne das ich mich erheben, muss ein Pfund!« rief von Bülow. Ein Stück Papier wurde unter der Tür durchgeschoben. Es knarrte an der Tür, dann drehte sich der Schlüssel, er fiel auf das Papier und verschwand samt seiner Unterlage unter der Tür hindurch. Die Tür wurde geöffnet und Victor sagte: »Inspector Lestrade ist da Staatssekretär!« Er sprang auf die Füße. »Schon neun Uhr?« Inspector Lestrade zog seine schwere goldene Taschenuhr aus der Weste und klappte den Deckel auf. »Es ist 10 Uhr, ich musste noch Doktor Helly finden, ich hatte vergessen, dass er der Mann mit den tausend Clubmitgliedschaften ist, er saß im Clubhaus der kgl. mikroskopischen Vereinigung in Charing Cross.« Sagte Inspector Lestrade und legte seinen Mantel ab. Er setzte sich auf den Sessel und streckte die Beine von sich. »Ich habe ihnen ja Peters geschickt, wegen der Information das mir ein Scherzbold eine Leber geschickt hat.« Von Bülow nickte und setzte sich an seinen Schreibtisch, er schob das Kästchen mit dem Haschisch, einladend in Inspector Lestrades Richtung doch der schüttelte nur den Kopf. »Und?“, fragte von Bülow gespannt. »Helly sagt, er hat die Leber mit etwas Knoblauch und Butter gebraten dann mit Gemüse püriert und seiner Katze gegeben.« Bülow richtete sich auf, »Schweineleber?« Inspector Lestrade nickte und warf ein zerknülltes Packpapier in seine Hände, er hatte schnelle Reflexe, stellte der Inspektor fest. Von Bülow entfaltete das Papier und lächelte, »Hellsquare 666, wie originell, aber wie konnte er wissen, dass Sie die Leitung innehaben? Es ist absolut geheim!« Von Bülow nahm eine Lupe vom Tisch und betrachtete die Schrift auf dem Papier. »Packpapier leider kein Schreibpapier, das seit einem Jahr ein Wasserzeichen besitzen muss. Einfaches braunes Packpapier und die Faltungen waren akkurat gezogen. Der Versender hatte sich beim Einwickeln der Schweineleber Mühe gegeben. Innen Seite: Verdünntes helles Blut, schade das es noch keine Methode gibt, um Tierblut und Menschenblut zu unterscheiden.« Bülow sah auf, »Obwohl in dieser Richtung schon erstaunliche Fortschritte gemacht sein sollen. Ganz gewöhnliches Papier, in das man alles einwickelt.« Von Bülow s Hand wanderte weiter zur Schrift. »Es ist eine spitzzulaufende Schrift und beim Wort »HELLSQUARE« die Buchstaben sind im selben Abstand zueinander geschrieben, sehr ordentlich sehr penibel. Die Schrift. Groß, gleichmäßige Buchstaben mit scharfen Spitzen. Wenn man genau hinsieht, winzige Tintenflecke, verursacht von einer nachlässig gepflegten Schreibfeder. Der Schreiber hat nicht stark aufgedrückt, locker geschrieben. Vermutlich ein Mann, der zu schreiben gewohnt ist, er schrieb so das er wenig Energie verschwendet, ein Kopist, ein Amtsschreiber, noch nicht alle wurden von Maschinenschreiber ersetzt.«
Lestrade hörte aufmerksam zu. »Es war nicht die Schrift eines betrunken. Es ist eine schöne Schrift, der Schreiber hat in seiner Kindheit den Wert einer klaren Handschrift vermittelt bekommen, also keine Volksschule, ein privates Institut. Meiner Meinung nach ist es die Schrift eines von klein auf mit dem Amtszimmer vertrauten Mannes. Weiter – die Leber war in keine Schachtel verpackt, sondern in Einwickelpapier, es hat sich vermutlich um eine spontane Idee gehandelt, von einem Amtsmann, der wusste, das Sie die Untersuchung leiten.« Er kratzte sich die Stirn, er erinnerte in diesen Moment eher an einen Professor denn an einen Mann des Militärs. »Nehmen wir an, der spontane Einfall will in die Tat umgesetzt werden, ein Fleischerei in der Nähe einer Amtsstube, einer Polizeistation, White Halls Ministerien, die Staatsanwaltschaft. Frische Schweineleber, Einwickelpapier, Amtshandschrift und ein Sinn für Humor und die Kenntnis der Interna.« sagte von Bülow und legte das Papier in eine neue Akte, Victoria 1 streng vertraulich, stand darauf. »Und die Queen liest das wirklich? Ich meine persönlich?«, fragte Inspector Lestrade gehörig beeindruckt, er konnte sich kaum vorstellen das sie in Amtstracht und Würde, die Whitechapel Akten persönlich las. »Sie liest eine ganze Menge, und ich befürchte diese Whitechapel-Akten haben sie zu einer Hobbykriminologin gemacht, man könnte andeuten, was ich ganz gewiss nicht tue, es ist ihr Hobby geworden.« Von Bülow grinste. »Zuerst lassen Sie uns zu diesen Briefen kommen, weshalb dieser Streich?« Ein Mr. Albert ein Bauunternehmer, der die Whitechapel-Bürgerwehr leitet, hatte eine halbe Niere eines Opfers geschickt bekommen, deren verstümmelter Körper am 30. September im Albert Square gefunden worden war. »Ich kann mir denken, dass der anonyme Versender aus der Nähe des Herrn Albert stammt, der ihm eine persönliche Herausforderung sendet also, wenn, der Brief kein Streich war, können wir annehmen, dass das Anschreiben seine verstellte Handschrift enthält«, sagte Inspector Lestrade. Der Brief war unter den Ermittlern auch als der Albert Brief bekannt. Er wurde am 1 Oktober 1889 abgestempelt und ging am selben Tag Whitechapel Vigilance Committee ein. Albert öffnete eine kleine Schachtel und entdeckte eine halbe menschliche Niere. Später wurde gesagt, sie sei unüblicherweise in Ethylalkohol konserviert gewesen. Dr. Brighton persönlich, stellte fest, dass die ihm zugesandte Niere „der aus dem Opfer entfernten, sehr ähnlich gewesen sei. Diese Aussage war nicht gerichtsfest, sonst hätte die Irland Abteilung den Befund zum CID geschickt. Der Absender behauptete, die fehlende Hälfte der Niere gebraten und gegessen zu haben. Bis vor kurzem war auch er der Meinung gewesen, dass dieser Brief mit der Niere ein makaberer Scherz eines Medizinstudenten gewesen sei. »Erster Brief war ein Spottbrief des Schlachters von Whitechapels an Mister Albert, ihre heutige Leber war nur ein Scherz aus Kollegenkreis. Die Albert-Niere, wenn ich sie so nennen darf, ist seine Demonstration der Überzeugung, straffrei zu bleiben die typische Unterschätzung eines Gestörten.« Inspector Lestrade nickte und rezitierte, aus dem From, »Mein Herr ich sende ihnen die halbe Niere, die ich aus der Frau genommen und für sie konserviert habe. Das andere Stück habe ich gebraten und gegessen, es war sehr gut. Vielleicht schicke ich Ihnen das blutige Messer, mit dem ich sie herausnahm, wenn sie nur noch etwas warten. Gezeichnet: Fangen sie mich, wenn sie können.« Von Bülow nickte, »klingt für mich nach Umfeld, einer der von Albert nicht beachtet wird, vielleicht sogar einer aus dem Komitee?« »Ich werde Morgen zu ihm fahren, seine Baubude ist auf der Commercial Road. Es könnte erklären, das die Frauen offenbar Vertrauen zum Täter haben. Haben Sie schon Antwort aus Warschau bekommen?« Lestrade erinnerte sich an die Idee eines Untergebenen, der Mörder sei ein fahrender Handwerker. Vielleicht war das eine weitere Verbindung zu Albert. Er musste wissen, ob der Chef der Bürgerwehr auch in Limerick geschäftlich zu tun hatte. Von Bülow nickte und zog ein Telegram aus einem Stapel Papiere hervor, »Von der Universitätsleitung. An den Sekretär ihrer kgl. Hoheit der allergnädigsten Majestät, Oberhaupt von Wales und Schottland und Irland der Kaiserin von Indien, Oberhaupt des Commonwealth. Bezüglich ihrer Anfrage nach dem ehemaligen Studenten unserer chirurgischen Abteilung am Klinikum Warschau, habe ich ihnen mitzuteilen das der genannte Antonin Antonivitch Kloblowski, seine Zwischenprüfungen mit einem sehr gut abgeschlossen hat. Seine Ausbilder hielten ihn für einen der begabtesten Studenten. Leider erwies sich sein Charakter als unvereinbar mit der Ethik unseres Lehrinstituts. Anfang 1887 gab es auch in Warschau Pogrome gegen unsere hiesige Juden Population, wobei auch tragischerweise ein Arzt zu schaden kam. Anführer des Mobs, unter denen sich leider auch Studenten befanden, war nach den polizeilichen Untersuchungen genannter ehemaliger Student Kloblowski. Bevor die Polizei ihn habhaft werden konnte, setzte er sich ab.«
»Kloblowski ist also Antisemit!«, stellte Inspector Lestrade fest. »Er ist Pole, kennen Sie einen Polen, der kein Antisemit ist? Antisemitismus ersetzt bei denen die Kultur dort unten, in dem Telegram wird auch auf Gerüchte eingegangen, das Kloblowski und sein Mob von Studenten, in den Straßen vor der Universität die gefallenen Frauen und Bettlerinnen und Straßenverkäuferinnen vertrieben haben soll. Sie gingen dabei offenbar so brutal vor, dass eine Frau dabei starb. Sie fanden deutlich erkennbar Gefallen an diesen sadistischen Vergnügungen. Sie haben im betrunkenen Zustand eine alte Frau von niedriger Moral, zu Tode geprügelt. Der Fall ist strengstens verfolgt und die Schuldigen bestraft worden. Drei Studenten flogen von der Universität und Kloblowski, zog es, wie bereits erwähnt, vor zu fliehen.« Von Bülow faltete das Telegramm sorgfältig zusammen, sah auf und sagte für Inspector Lestrade völlig überraschend, »Derjenige der Ihnen die Schweinsleber geschickt hat, benutzt eine Schreibfeder mit alter Schreibmine. Kein Tintenstift, etwas Altmodisches und die Mine ist an der linken Seite von alter fester Tinte beklebt, deshalb die winzigen Tintenflecke auf der linken Buchstabenseite.«
»Ich werde mich umsehen, Kloblowski ist also einer dieser Saubermänner die gerne Frauen Totprügeln. Schade das wir ihn nicht einfach deshalb vorladen können. Chirurgie Ausbildung … ein mistiges Temperament … hält sich für auserlesen und die Armen für Dreck … Aber genau seine Chirurgieausbildung macht es unwahrscheinlich, das er unser Monster ist.« Inspector Lestrade sah auf, seine Augenbrauen beschrieben einen erstaunten Bogen, »Inwiefern?«
»Die Morde waren nicht das Werk eines Chirurgen, er hätte klar und sauber gearbeitet, unser Täter hat zuvor nie an einem menschlichen Leichnam experimentiert, so wie es Studenten tun. Er hatte Erfahrung darin Tiere auszunehmen, aber eine präzise chirurgische Ausbildung, immerhin fast sieben Jahre, nein. Ist Kloblowski der Schlachter von Whitechapel sähen die Leichen anders aus, keine gezackten gerissenen Wundränder, keine angeschnittenen Organe, die Art wie die Niere der Frau aus Limerick entfernt wurde, spricht nicht für mehr Kenntnisse, als sie zum Beispiel ein Metzger hat, ein Schweinemetzger. Aber natürlich wäre eine präzise Sizektion der Inneren Organe eine gute Spur, er könnte absichtlich “geschustert haben” einer fehlte die Gebärmutter.«
»Als wolle er sagen, so eine hat kein Recht Mutter zu werden?«
»Das wollte ich zwar nicht sagen, aber da könnte etwas dran sein, nein die Gebärmutter war entfernt, wie es ein Laie mit einiger anatomischer Kenntnis machen könnte, jeder Pfleger, jeder Schlachter, ein Mediziner hätte nicht suchen müssen, in der Leiche gab es unnötige Schnitte. Aber das ist vielleicht Intuition, alle Opfer hatten Kinder, es ist nur Spekulation. Aber auf alle Fälle sucht er sich immer noch seine Opfer in Whitechapel aus.