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VI
ОглавлениеEin weiterer Traum bestärkte mich in dieser Vorstellung. Ich befand mich plötzlich in einem Raum, der zur Wohnung meines Ahnherrn gehörte. Er schien lediglich größer geworden zu sein. Die alten Möbel leuchteten in wunderbarer Politur, die Teppiche und Vorhänge schienen erneuert. Dreimal stärker als das natürliche Tageslicht drang ein Schein durch das Fensterkreuz und die Tür, und in der Luft lag Frische und Duft wie an einem ersten Frühlingsmorgen. Drei Frauen arbeiteten in diesem Raum und stellten ohne völlige Ähnlichkeit Verwandte und Jugendfreundinnen dar. Es schien, als ob jede von ihnen die Züge mehrerer dieser Personen trüge. Die Umrisse ihrer Gesichter verwandelten sich wie eine Lampenflamme, und jeden Augenblick ging etwas von der einen in die andere über. Das Lächeln, die Stimme, die Farbe von Augen und Haar, der Wuchs, bezeichnende Gebärden wechselten von einer zur andern, als ob sie vom gleichen Leben erfüllt wären, so war eine jede ein Ganzes aus allen, jenen Idealbildern vergleichbar, welche die Maler verschiedenen Modellen absehen, um eine vollkommene Schönheit zu schaffen.
Die Älteste sprach zu mir mit warmer und melodischer Stimme, die ich als eine in Kindheitstagen gehörte wiedererkannte, und irgend etwas, das sie mir sagte, überraschte mich, weil es so völlig zutreffend war. Sie lenkte aber meine Gedanken auf mich selbst zurück, und ich fand mich in einer altmodischen braunen Festkleidung, die ganz aus spinnwebfeinen Fäden handgewebt war. Sie wirkte schmuck und anmutig und duftete zart. Ich kam mir in dieser Kleidung, die aus ihren Feenhänden kam, ganz verjüngt und aufgeputzt vor, und ich bedankte mich errötend, als ob ich nur ein kleines Kind vor schönen großen Damen gewesen wäre. Dann stand eine von ihnen auf und begab sich in den Garten.