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II. Ueber die Eigenschaften der heiligen Dreifaltigkeit.

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1.

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Vollendet ist der Vater in der Person und in der Kraft, im Wissen und in der Weisheit, in der Schöpfung und in der Güte, und er hat seine ganze ungezeugte Substanz. Vollkommen ist der Sohn in der Person und in der Kraft, im Wissen und in der Weisheit, in der Schöpfung und im Wohlthun, und er hat auch das ganze anfangslose Sein. Vollkommen ist auch der heilige Geist in der Person und in der Kraft, im Wissen und in der Weisheit, in der Schöpfung und im Wohlthun, und er hat das ganze anfangslose Sein. Eine ist die Natur der Gottheit und der unveränderlichen Substanz, Eine Schöpfung und Eine Güte, Eine Herrlichkeit und Eine Kraft, und es ist nicht von irgendwoher eine Vermehrung oder ein Zuwachs des Ruhmes der anfangslosen Dreifaltigkeit. Denn sie ist die Quelle alles Guten, und von ihr vertheilen sich alle Wohlthaten der Schöpfung auf alle Geschöpfe. Sie ist es, welche gestaltet und ernährt und pflegt durch ihr Wohlthun die Sichtbaren und Unsichtbaren mit dem Geiste und mit wahrem Unterrichte; sie geleitet in ihr Reich und zum Ruhme Diejenigen, welche glauben an sie und die Heiligkeit vollenden in Gottesfurcht mit heiligem Herzen und mit ungeheucheltem Glauben, wie geschrieben steht.3

Also haben wir empfangen das Wort des Glaubens, und also habt auch ihr geglaubt an die allerheiligste Dreifaltigkeit, an Gott den Schöpfer und an den erschaffenden Herrn und an die lebengebende Gnade. Sie ist es, welche durch belebendes Licht und durch heilige Liebe zu Erben ihres unbeschreiblichen Reiches macht, welche erinnert an das Andenken an die verheißenen unbeschreiblichen Geschenke, welche aufbewahrt bleiben für die auf sie Hoffenden im Glauben und in der Liebe. Deßhalb drängte die Liebe den Schöpfer der Schöpfung, zu erschaffen alle Geschöpfe, welche sichtbar sind und nicht sichtbar, nicht geschaffen für seine Gottheit, sondern damit sein Ruhm sich zeige, welcher, an den Geschöpfen erkannt, den Unkörperlichen und den Körperlichen sichtbar wurde. Wie er nichts annimmt von den Lebenden, sondern ihnen das Leben gibt, wie nicht das Licht von den Augen, sondern vom Lichte erleuchtet wird und nicht sich selbst sieht, ebenso belebt und erleuchtet der Herr seine Geschöpfe, die vernünftigen und verständigen, und theilt an sie die Gnaden aus, wie er will. Wenn es auch nur Theile der Gnaden sind, so ist es doch Gott, welcher Alles in Allem gelingen macht. Er hat auch als Ehre den Engeln und den Menschen den freien Willen gegeben, daß sie verherrlichen den wohlthätigen Gott, der sie vom Nichts zum Sein brachte und der die Eigenschaften der Frömmigkeit lehrte in den heiligen Büchern, auf daß sie das Böse meiden könnten und das Gute thun und noch größeren Ruhm erlangen könnten.

Darin zeigt sich Gottes Liebe zu uns, daß er wegen uns den Himmel geschaffen hat und die Erde und die Geschöpfe auf ihr, und durch solche Fürsorge hat er geoffenbart die Güte seiner Liebe. Ebenso nahen sich auch die Geschöpfe in wahrer Liebe Gott im Glauben und in der Hoffnung und in der Beobachtung der Gebote, und er gibt Belohnung, auf daß wir in Allem danken für die Wohlthat der Fürsorge und uns bekennen und erklären zur Wahrheit und bleiben in der Unterwürfigkeit gegen die Tugend, welche nach dem Willen der Herrlichkeit ist, in der Bedrängniß und in der Ruhe unzertrennlich von der Liebe, die sich auf Gott bezieht, in aller Heiligkeit, im Geiste und im Fleische, sage ich, immerdar. Damit sie nicht mit dem Namen des Schöpfers die Geschöpfe benennen und nicht die Wahrheit verkehren in Falschheit, sondern damit sie immerdar im gesunden, reinen, makellosen Dienste der Liebe in Freundschaft bleiben. Und alle diese Formen des Rechtes und der Gerechtigkeit dauern für den Schöpfer mit Bezug auf die Geschöpfe immerfort.


2.

Darum lassen wir ab von den eitlen und vergeblichen Forschungen und folgen wir den Weisungen der heiligen Schriften, der alten und der neuen! Es ist kein Anderer, welcher das Recht erzählt; denn „in ihm leben wir und schweben wir und sind wir.“4 Auf Den hören wir und auf Den hoffen wir, der uns erlöst hat von allen Gefahren und der uns versetzt in das Himmelreich: „Kommet, meine Kinder! und höret mich, und die Furcht des Herrn will ich euch lehren,“5 sagt im Psalmengesang Derjenige, der Alle auffordert zur Unterwürfigkeit gegen die geistigen Gesetze. Denn „wer meine Gebote beobachtet,“ sagt der Herr, „der ist es, der mich liebt, und wer mich liebt, der wird geliebt von meinem Vater, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung nehmen bei ihm.“6 Mit welch’ unaussprechlicher Liebe sind wir ausgezeichnet worden!

Laßt uns also nicht von Gott verworfen befunden werden, damit wir nicht fallen aus dem seligen Leben, welches er den Heiligen versprochen hat. Denn die Gerechten werden das Gute erben, die Sünder aber erleiden die Strafen. „Die vom Geiste Gottes,“ heißt es, „getrieben werden, diese sind Kinder Gottes; die aber nach dem Fleische leben, können Gott nicht wohlgefällig sein.“7 Auf daß wir durch die geistigen Sitten mit solchem Leben in den Besitz aller himmlischen Güter gelangen. Wie hoch ist die unvergleichliche und unerreichbare und unschätzbare Größe dieses unendlichen Lebens! ja es ist unbeschreiblich, was vom heiligen Geiste durch die Liebe des Schöpfers bereitet worden ist; es wird nicht gehört und nicht verstanden, was er Denjenigen gibt, die ihn lieben, auf daß sie durch seine belebende Liebe in den Besitz von Gütern gelangen, welche über allen Verstand und über die Gedanken und über die irdischen Kräfte erhaben sind; denn die Liebe versetzt sie in die unsterblichen Reihen. Aber es ist eine Auswahl in den Wohnungen nach der Würdigkeit, unerforschliche Schönheit.


3.

Denn wie die vernünftigen Geister lebendig sind und unsterblich und nicht die Beschränkung des Alters und die Begrenzung der Schritte haben, obgleich sie sich über den Himmel erheben und über das Meer hinüberschreiten, im Gedächtniß des Wissens der Weisheit, welche in der Leitung der heiligen Schriften besteht, sondern wie sie sich in einem Augenblick von dorther begeben in die Wohnungen des körperlichen Lebens, ebenso werden auch die Leiber in der Auferstehung dort versetzt in ein unaussprechliches und unbeschreibliches Leben, in mannigfache Strahlen und in lebendiges Licht und in Herrlichkeit; sie werden entzündet mit dem Feuer des Geistes zu einem unauslöschlichen Lichte. Und wie es verächtlich und unrühmlich ist, die Leiber zu sehen wie lebendige, unsterbliche Geister, ebenso sind auch alle Lichter und alle Strahlen der Gestirne, welche erlöschen, sichtbar den Geschöpfen, obwohl sie unerreichbar sind und nicht bleiben, sondern nur die lebendigen und unvergänglichen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit des Ruhmes bleiben, womit bekleidet sind die Heiligen im unsterblichen Leben mit der Seele und dem Leibe, gleichwie man zu sehen vermag die mit Licht umkleidete Sonne vom Aufgang bis zum Untergang, ein Licht, welches auslöschlich ist nach dem Ausspruche des Herrn: „Sonne und Mond werden verfinstert werden,“ sagt er, „und die Sterne werden verdeckt werden, und die Gerechten werden glänzen wie die Sonne im Reiche Gottes.“8 „Denn wenn Christus, euer Leben,“ sagt der Apostel, „offenbar wird, dann werdet auch ihr offenbar werden mit Ruhm,“9 angefacht mit göttlichem Feuer zu einem unauslöschlichen und reinen Lichte. Und wenn er sie mit seinem unauslöschlichen Lichte umkleidet, mit dem Lichte der Sonne der Gerechtigkeit, und ihnen den Glanz der Heiligen gibt, dann bleiben sie immerfort lebendig und erleuchtet. In heiliger Liebe sind sie beseligt und mit Ruhm verherrlicht in der unendlichen Vollkommenheit Christi; denn Niemand kann Dieses sagen; denn Gott wird Alles in Allem sein. Er ist voll von unsterblichen Gütern nach dem Ausspruche des Herrn, der vom Vater erfleht: „Wie du und ich Eins sind, daß so auch die Gläubigen und die Heiligen in uns seien.“10 Denn also hat Gott die Menschen geliebt, daß er auch die Ehre und den Ruhm der Gottheit uns geschenkt hat. Gott hat diese Welt gemacht wegen der Menschen zur Hervorbringung und zur Ernährung und zum Leben der Rechtschaffenheit und der Gerechtigkeit, und mit den Werken der Tugend durch die Beobachtung der Gebote gibt er diesen unsterblichen und schmackhaften göttlichen Ruhm, versetzend zu den unvergänglichen Gütern und zu den ewigen Freuden.


4.

Und Das, was wir gesagt haben, ist nur etwas Weniges von den unzähligen Wohlthaten. Wie die Kinder im Leibe der Mutter nicht wissen, in welchen Zustand sie versetzt werden und nicht sehen die Geschöpfe Gottes und sie nicht besitzen, ebenso ist es auch uns nicht verständlich, nach dem Worte des Apostels, welcher sagt: „Wir wissen nur Weniges von dem Vielen und prophezeien nur Weniges von dem Vielen; aber wenn die Vollendung werden wird, dann wird das Unvollkommene aufhören.“11 Denn es wird vermehrt in Allem und ist unaussprechlich, und den Unkörperlichen ist es nicht verständlich, geschweige denn, daß es Einer von den Körperlichen mit seinem Sinne zu erfassen und zu sagen vermöchte. Denn gleichwie die Finsterniß vor dem Lichte flieht, ebenso flieht das irdische Leben vor dem himmlischen und unsterblichen Leben. Wegen dieser Güter sollen wir in uns haben alle Mühen des Guten und verharren in der Pflege des Wohlgefallens Gottes, welcher voll ist von Verheißungen des Guten. Fliehen wir vor den unreinen und schamlosen Begierden und vor dem Bösen, für welches unter schmerzlichen Drohungen Strafe ist, und folgen wir dem Glanze des himmlischen, reinen Lebens. Seien wir wohlthätig gegen die Brüder in Liebe in allen Bedürfnissen des Lebens, verwalten wir die guten Ueberlieferungen zum Heile der Seele und des Leibes, auf daß wir geladen und berufen werden zur Gnade der Kindschaft! Denn das Gute hat Gott in uns gepflanzt, aber auch den freien Willen, ob wir immer das Gute thun wollen, damit die geistigen Gesetze befestigt werden in unseren Herzen, die Hoffnung, die Liebe, der Glaube, zugleich mit den anderen durch den freien Willen der Engel und Menschen, auf daß wir Erben werden des herrlichen Lebens und beglückt werden vom Schöpfer mit einer Seligkeit, die unaussprechlich ist.


5.

Er hat den freien Geschöpfen wie einem Kinde zwei Lehrmeister gegeben, die Drohungen und die Verheißungen, sich zu fürchten vor den Drohungen und zu fliehen vor dem Schädlichen und sich zu sehnen nach dem verheißenen Guten und zu folgen der Gerechtigkeit, an der Hand der wahren heiligen Schriften den Ermahnungen der Gerechtigkeit und der Macht zu gehorchen aus Bescheidenheit. Denn deßhalb hat er die Propheten und die Apostel und die Patriarchen gegeben als Lehrer und Unterweiser, daß sie uns erfahren machen und unterrichtet und verständig im guten Willen Gottes, der von allen Menschen will, daß sie leben und zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen und durch die Werke der Gerechtigkeit dankbar seien dem himmlischen Vater und dem eingebornen Sohne und dem heiligen Geiste, welcher das Leben gibt seinen Geschöpfen, auf daß sie mitwirken mit dem wohlthätigen Willen Gottes. Durch solches Recht und solche Gerechtigkeit hat er uns eingeführt in das Erbe seiner Gottheit nach dem Ausspruche des Apostels: „Erben Gottes und Miterben Christi.“12 Wenn wir Christo gleichförmig werden, so werden wir auch theilnehmend an seinem Ruhme. Laßt uns also nicht säumen in unserem Leben, sondern Acht haben auf das Zeichen des Rufes, mit eiligem Eifer zu lernen und zu thun seinen Willen; denn groß wird genannt werden im Reiche Gottes, wer seinen Willen thut.13 Und laßt uns unterrichtet sein in Dem, was er gethan und gelehrt hat seinen Auserwählten durch seine Menschwerdung, auf daß wir auf den Weg des Wandels unseres Erlösers blicken und ihm ähnlich werden und durch das Prophetenthum und die apostolische Predigt und durch das Patriarchenthum kennen lernen den allmächtigen Vater und den gleichmächtigen Sohn und den mitwirkenden Geist, und damit wir erkennen und wissen und verstehen, was dem Schöpfer wohlgefällig ist, im rechten Glauben unzertrennlich bleiben von der Liebe des Schöpfers in der Verfolgung und in der Ruhe und gerechtfertigt erkenntlich seien dem Willen des Wohlthäters. Die Mühen der Leiden sollen wir vor Gott bezeugen und in Treue preisen den Herrn, den Geber alles Guten, und dankend ihn rühmen. Aber auch der Herr. selbst hat seine Wohlthaten als Zeugen seiner Liebe und Güte gegen die Auserwählten und Vollkommenen, über welche die Gnaden Gottes sich ergießen. Auch gegen die vom Geiste Begnadigten, welche zur Buße durch das Bekenntniß umkehren, ist er nachsichtig und sorgt für sie und heilt sie in Barmherzigkeit und läßt ihnen die Sünden nach gemäß seiner großen Milde. Ja selbst gegen die Gotttosen und Ungerechten, in Sünden Lasterhaften, deren Sinn verfinstert ist und entfremdet dem Leben der Heiligen und der Gerechten, ist er langmüthig, daß sie umkehren zur Buße; wenn aber nicht, dann bleibt über ihnen stehen der Zorn und der Aerger von dem Schöpfer Aller nach dem Worte des Apostels.14


6.

So sind die Künste des Lebens des das Leben Gebenden und Besitzenden, und durch die Fürsorge seiner Liebe sorgt er immerfort für die sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe. Durch seine Güte schafft er sie und ernährt sie und sorgt für sie durch seine verschiedenen Gnaden, durch Wissenschaft und Weisheit, um sie zur Erkenntniß der Beobachtung seines Gebotes und zur leichten Ausübung derselben zu bringen. Und durch seine Stärke erhält er sie kräftig, daß sie bestärkt widerstehen den Künsten des Satans und unbeweglich und fest stehen zur Wahrheit in der Liebe: er ermahnt sie zu den Tugenden der guten Werke und zu den nützlichen Werken, welche zum Ruhme krönen. Und also sind sie in den Besitz des Guten gesetzt. Denn wegen der lebendigen Verheißungen der Seligkeit empfangen sie als Unterpfand durch den wahren Glauben und durch die Hoffnung das Zukünftige mit dem Genusse der Liebe des Lebens, welches unendlich und unerforschlich ist, damit sie dadurch seine Seligkeit besitzen und mit seiner Freude erfüllt werden zu seinen unaussprechlichen Freuden. Denn durch seine Milde sorgt er für die Bedürfnisse des Geistes und des Leibes nach seiner großen Barmherzigkeit, damit sie bestärkt in den Besitz der Gnaden und der von Gott geschenkten Gaben gelangen in Gesundheit und in Ruhe.

Und der also von der Langmuth Gottes zur Erneuerung des Guten Emporgehobene schreitet vorwärts im Sichtbaren und Unsichtbaren, und gereinigt vom Schmutze durch die Liebe Gottes, wird er geadelt und erleuchtet zum Ruhme mit göttlichem Adel und wird unnahbar dem Feinde, und wird befreit von dem Tode der Sünden in der Hoffnung der Auferstehung, und erleuchtet bleibt er makellos und rein. Und er erhebt sich im Ruhme der Demuth, wodurch der Hochmuth fällt, durch die Achtung des Herrn. Denn die Demüthigen und die Gehorsamen und die Sanften werden erhöht, und die Stolzen und die Harten und die Ungläubigen werden fallen aus der Achtung des Herrn. Die Wahrhaftigen in aller Rechtfertigkeit werden gekrönt werden und verherrlicht vom Schöpfer im Reiche der Gerechten. Denn alle Stimmen der Verheißungen laden die Glaubenden und die Guten und Tugendhaften in die Pforten der Wahrheit ein zu seiner Verehrung und sie erwerben von ihm die Krone des Ruhmes. Denn in Barmherzigkeit und Milde sorgt er für Diejenigen, welche durch vollkommene Buße die Verzeihung erlangen von der allmächtigen Herrlichkeit.

Die Stimmen furchtbarer Drohungen rufen die Gottlosen und die Lasterhaften und Die, welche die Begierlichkeit haben, und die Ungehorsamen, welche den Sünden nicht widerstehen, zu den ewigen Qualen und zur unsterblichen Verzehrung und in die Hölle. Denn sie haben verachtet die Güte und Fürsorge des Schöpfers, und haben sich entfernt und entfremdet von der aufrichtigen Buße, welche sie gereinigt und gerechtfertigt hätte und sie genähert hätte dem unsterblichen Leben. Und deßhalb werden sie empfangen die Schmach und das unauslöschliche Feuer, welches bereitet ist dem Teufel und seinem Anhange.


7.

Und dieses Alles ist von dem wohlthätigen Willen Gottes eingerichtet für die Bedürfnisse und für die Sorgen. Für die heilige und gute Seite ist das Versprechen der Verheißungen vom Herrn. Aber die schlechte und ungehorsame Seite wird die Drohungen des Zornes und Aergers durch den bösen Engel als Strafe erhalten. Denn wenn sie gewollt hätten, so hätten sie den erregten Zorn besänftigen und unterdrücken können durch rechte Buße gemäß der großen Barmherzigkeit Gottes. Und so führt er sie durch das Versprechen des Guten und durch die Drohungen zur Rechtschaffenheit; denn von Allen will er, daß sie leben und zum Reiche gelangen, daß Diejenigen, welche auserwählt sind unter uns, nach dem Gesetze der Gerechtigkeit lebend in dieser Welt erscheinen. Denn er ist gut in der Natur und Substanz von Ewigkeit her und in ihm ist nicht ein Zuwachs zur vollkommenen Güte, sondern er bleibt immer gut.

Aber den Zorn oder Aerger Gottes oder die Drohungen nennt die Schrift das Recht des Gesetzes. Denn die Ungerechten und Gottlosen führt Gott zur Rechenschaft durch Drohungen, die voll sind von Zorn. Aber etwas Unreines oder Beflecktes ist nicht an der vollkommenen Güte und Milde; nicht von ihm entsteht es, und nicht ist das Schlechte ein Zuwachs in ihm; was von ihm ist, ist gut in der Substanz, und es ist nicht in ihm ein Rest von Schlechtigkeit. Aber unsere Sünden erzürnen Gott, und er ermahnt uns durch Strafen, auch im Zorne gedenkend der Barmherzigkeit, auf daß wir ermahnt die Heimsuchung von dem Schöpfer finden. Darum ziemt es uns, zu hassen die Sünden und zu lieben die Gerechtigkeit und Heiligkeit und Wahrheit, welche erfreuet den Schöpfer zugleich mit den himmlischen Mächten.

Und das fürwahr ist ein Zeichen seiner Liebe, welche sich freut über die Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit der Menschen, welche umkehren von dem schlechten Wandel. Denn er selbst ist Leben und belebend und Liebe, überreichlich gebend seine Geschenke; denn Niemand kann das seiner allmächtigen Größe Würdige sagen, Niemand von den unzähligen Mächten der himmlischen Schaaren, und Niemand von den Menschen, von denen es ihm gefiel, Benedeiung zu empfangen und Anbetung. Denn alle Lästerungen der bösen Geister und der Heiden und der Gottlosen und der Sünder reichen nicht hinan zu dem unnahbaren Lichte der Gottheit. Und alle unzähligen Schaaren der Engel, welche in unaufhörlicher Lobpreisung stehen, und die vom Herrn Auserwählten unter den Menschenkindern können nicht würdig genug Gott benedeien. Denn die Gottheit wird von Niemanden geehrt und verachtet; denn sie wird dadurch nicht verändert in ihrem Ruhme; denn sie ist Leben und unveränderliches Licht, welches nicht aufhört.


8.

Aber Dieses ist wunderbar, daß wegen seiner übermäßigen Liebe der Ungenannte genannt wird; denn es war Niemand bei dem Anfangslosen, der seinen Namen genannt hätte, aber durch seine Güte und durch seinen wohlthätigen Willen heißt er der Schöpfer der Geschöpfe. Als Schöpfer nämlich und Wohlthäter und Licht und Leben für die Geschöpfe hat er diese Namen; aber seinen eigenen Namen weiß nur er selbst. Denn von dem Lichte ist er das unauslöschliche Licht und von den Lebendigen das Leben, und ein Feuer ohne Stoff und der Schöpfer des materiellen Feuers. Aber wie er war und ist und bleibt in Ewigkeit, das weiß nur er selbst; aber durch seine Liebe hat er sich geoffenbart den Geschöpfen und durch seine Fürsorge ist er erkannt worden.

Aber auch die Geschöpfe, das Menschengeschlecht, hat er berufen zur Jüngerschaft seiner Güte: „Zuerst die Apostel, sagt Paulus, darnach die Propheten, darnach die Lehrer“15 u. s. w. An diese vertheilt der heilige Geist die Gnaden zum Werke der Berufung, welche einladet zum Reiche. Er offenbarte die Sorge der Vorsehung seiner Liebe, auf daß wir gerechtfertigt werden in dem Glauben, wodurch wir eingeführt werden in das ruhmreiche Erbe Christi des Gottes. Denn der himmlische Vater nannte die Gläubigen Arbeiter in seinem Weinberge;16 aber auch die Apostel nannte er Arbeiter, durch welche gereinigt werden und gesammelt in die ewigen Scheunen Diejenigen, welche von der ersten bis zur letzten Stunde gearbeitet haben und dem freien Willen gemäß den Lohn der Ersten erhalten haben vom Wissenden. Welche aber nicht glichen der Liebe Gottes, der die Sonne aufgehen läßt über die Schlechten und die Guten, sondern welche neidisch waren, diese erlangten nicht, wie die Kinder Gottes Lohn. Aber alle Heiligen übten die Gerechtigkeit und die geistige Arbeit und wurden theilhaft der Verheißungen von Christus Jesus, durch die wahre Predigt zum Ruhme der allerheiligsten Dreifaltigkeit. Und sie erfüllten die ganze Welt mit dem Worte des Lebens, und mit dem Wasser und dem Geiste von Oben erneuerten sie die Gläubigen. Aber auch durch Bekenntniß und Buße predigten sie die Erlösung durch die Gnade des Sohnes Gottes.


9.

Denn von Natur ist Gott der Vater seines eingebornen Sohnes, und vom Leben das Leben, und vom Licht das Licht, und vom Guten das Gute. Aber auch für uns wird er gemäß der Gnade Vater genannt, und das Licht, welches uns erleuchtet durch den Glauben, und das Leben, welches uns belebt. Wie mit Bezug auf die Menschen Dieses als Beispiel der Wahrheit sich zeigt: Den Einen ist Jemand von Natur und den Andern durch Vormundschaft der Waisen Vater. Also macht er uns sich verwandt, aber auch ähnlich der schöpferischen Vormundschaft, die Verirrten zurückzuführen zur Gotteserkenntniß durch die Gnade des wohlthätigen Vaters. Darum sollen auch wir mit Wohlthaten ihm gleich werden durch Mildthätigkeit gegen die Sünder, daß sie nicht ganz zu Grunde gehen, sondern wir sollen sie durch Klugheit führen zur Rechtschaffenheit in den göttlichen Gesetzen, um zu lernen, zu wissen und zu erkennen die Weisheit und die Ermahnung und zurechtzuführen die Verführten durch Zeichen und Künste, die Schüler zu befestigen im Glauben, und unbeweglich zu bleiben in der Wahrheit mit vieler Beharrlichkeit in allen Versuchungen und nach dem Beispiele des Herrn der Liebe zu ermahnen zur Liebe seiner Berufung, mit Milde zu sorgen und zu pflegen, Vielen abzunehmen die Lasten und Bedürfnisse und sie zu rufen zur Gnade der Taufe und der Buße und durch Langmuth und Weisheit Alle zu jagen mit dem geistigen Netze zur Frömmigkeit, zu erleuchten die Verfinsterten in Sünden und Ungerechtigkeit, zu läutern, zu reinigen und zu befreien von der Knechtschaft des Satans, und zu erneuern den neuen Menschen, welcher nach Gott ist, mit Erleuchtung, Gerechtigkeit und Wahrheit und auszuziehen den alten Menschen von seinen schlechten Werken, auf daß sie würdig werden der Kronen und des Ruhmes.

Diese Künste sind uns gelehrt worden vom Vater und vom Sohne und vom heiligen Geiste, welcher uns immer zu Mitarbeitern seines wohlthätigen Willens macht gemäß der Wahrheit der Ueberlieferungen, welcher das Volk im Glauben ohne Fehl nahe bringt den Wohnungen der Heiligen. Und so sind wir unterrichtet in der Auswahl der Gesetze im Glauben und in der Hoffnung und in der Liebe der Gerechtigkeit nach den Werken der Tugendhaften und der wahren Apostel und der Propheten und der orthodoxen Lehrer, von welchen die Märtyrer lehren die Geduld in den Leiden, die Bekenner die Enthaltsamkeit, die sich abtödtenden Jungfrauen die Reinigkeit und Tugendhaftigkeit, die Büßer die Verzeihung. Und mit all’ Diesem hat Gott auserwählt sein Volk, Nachahmer zu werden in den guten Werken und die unvergänglichen Kronen zu empfangen von seiner Güte. Denn sie liebten den Schöpfer und wurden von ihm geliebt, und mit seiner Gnade hat er sie berühmt und ausgezeichnet gemacht auf Erden und im Himmel, er, der immerfort bestehen bleibt.


10.

Denn wenn nicht eine Auserwählung gewesen wäre vom Herrn nach den Gesetzen der Gerechtigkeit, so hätte sich nicht gezeigt die Vertrautheit mit der Tugend und der Muth, und es wäre verschwunden die Tugend der Märtyrer, welche in das selige Leben führt, und die Heiligen wären des Erbes der lebendigen Seligkeit verlustig gegangen, ja auch die Heere der Engel, welche in der Liebe Gottes geblieben waren. Denn Die, welche der Fürsorge des Schöpfers beraubt wurden, erhalten die Strafen von dem furchtbaren Richter, der nach Verdienst vergilt; denn die Gerechten kommen in das ewige Leben und die Sünder in die ewigen Strafen. Beiden macht er das Wort Gottes offenbar: „Kommet, sagt er, ihr Gesegnete meines Vaters! Nehmet Besitz von dem Reiche Gottes.“17 Und „Weichet von mir, ihr Verfluchte! in das ewige Feuer, welches dem Satan und seinen Engeln bereitet ist.“18 Denn zuerst ermahnt und ruft er zu den guten Werken: „Kommet, sagt er, zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmet mein Joch auf euch, und lernet von mir die Sanftmuth und die Demuth, und ihr werdet die Ruhe finden für eure Seelen.“19 Und der Apostel sagt: „Gleichet Gott, wie liebenswürdige Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und sich selbst für uns Gott hingegeben hat als Opfer.“20Denn der Sohn Gottes hat die Söhne der Menschen zu seinen Erben gemacht und reichlich in uns ausgestreut die Gnaden des heiligen Geistes. Denn der Gütige hat mit seiner Stimme die Sünder gerufen zur Buße durch das Bekenntniß, und zum Gehorsam gegen die frohe Botschaft des Lebens, um zu erneuern die Gläubigen durch die heilsame Taufe zur Kindschaft seines Vaters. Er ist von Natur aus der Sohn Gottes und durch die Gnade hat er uns zu seinen Brüdern gemacht. Und die unreine Makel der Sünden hebt er auf von den durch die Taufe Neugebornen im Geiste und er befreit sie von der Knechtschaft des Bösen. Denn Die in Christus Jesus getauft sind, diese haben Christum angezogen, Mann und Weib, ob Jude oder Heide,21 ob Sklave oder Freier, Alle sind Eins durch die Gnade, Kinder Gottes und Miterben Christi, welche hervorgekommen sind aus dem geistigen Mutterleibe der Taufe durch die Gnaden der allerheiligsten Dreifaltigkeit, durch die Segnung und die priesterliche Sacramentsspendung, durch die Salbung vom Geiste in Christo erleuchtet, nach dem Worte des Herrn: Empfanget den heiligen Geist,22 zur Kindschaft des Vaters Christi. Denn von ihm haben die Priester die Macht, zu binden und zu lösen; denn sie bewirken, daß die Getauften sich lossagen von dem Satan und sterben den Tod der Sünden, auf daß sie nicht mehr in Sünden leben auf Erden. Denn wie der Todte aufhört in allen Künsten, so ist auch der Getaufte abgestorben den Sünden und lebendig für die Gerechtigkeit; denn er nimmt die Gestalt Christi an durch die Gnade der heiligen Dreifaltigkeit, darnach nur an das Himmlische zu denken gemäß der wahren Predigt des Evangeliums23 und nach dem Wohlgefallen des unsterblichen Königs, gerecht und wahrhaft und mit heiligem Wandel zu gelangen in die Wohnungen des unsterblichen Lebens, welches in Christus Jesus ist. Denn also ist die geistige Wiedergeburt der Taufe, welche die Wiedergeburt bewirkt ohne Schmerz durch die Gnade und Menschenliebe der allerheiligsten Dreifaltigkeit, die Wiedergeburt Derer, welche nicht aus dem Blute und nicht aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind24 als ein Unterpfand zum Erbe Christi. Denn so sind geboren die Kinder Gottes in der Gestalt des Sohnes Gottes, und sie werden Prediger der Wahrheit in der Verfolgung und in der Ruhe, und unerschütterlich stehen sie in der Liebe Gottes mit aufrichtigem Herzen und orthodoxem Bekenntnisse, und die Kinder des belebenden Vaters werden beschenkt mit den himmlischen, unbeschreiblichen Gnaden. Und in der Folge üben sie das Werk Gottes und thun seinen Willen nach dem Wohlgefallen des Gütigen und werden theilnehmend mit den himmlischen Mächten für den menschlichen Dienst an den Gnaden des Schöpfers, jene, welche Erben sein werden der ewigen Erlösung, welche in Christus ist.


11.

Und gleichwie der Sohn Gottes der Sohn eines Menschen wurde und sich bekleidete mit unserer Natur und alle Gerechtigkeit vollbrachte im Geiste und am Leibe, so sollen auch wir uns bekleiden mit der Rechtfchaffenheit und vollbringen alle Gerechtigkeit in Christus, auf daß wir Söhne Gottes werden und Gott ähnlich durch die Liebe. Denn der Sohn Gottes ist freiwillig Mensch geworden und hat auf sich genommen alle Bedürfnisse unserer menschlichen Natur, ausgenommen die Sünden. So sollen auch wir durch die göttliche Kraft eintreten in alle Leiden ohne Sünde, auf daß wir vermögend werden, zu gelangen zum vollkommenen Alter Christi, und also bewahrheitet in den Gestalten Gottes, erben das Reich Christi. Und immerfort ist nöthig die Unterweisung des Evangeliums, welches uns bereitet für die Ordnung der Tugend, auf daß wir durch die Gnaden des heiligen Geistes in Wahrheit vermehren die Mühen der Gerechtigkeit mit heiligem Herzen und mit rechtem Glauben auf Gott und immer in der Vorsehung der fürsorgenden Liebe Gottes wachsam seien vor den Täuschungen des Widersachers und befestigt in der Hoffnung und in der Tugend mit heiligen Sitten, mit reinem Geiste und Leibe zu gelangen in den Hafen der Ruhe in das ewige Leben, in die unbeschreiblichen Wohnungen, welche bereitet worden sind den Heiligen von der unaussprechlichen Liebe Gottes. Und gleichwie die Sonne Dasjenige ist, was erleuchtet die Erde und die Geschöpfe auf ihr, was sichtbar ist im Meere und auf dem Lande, ebenso erleuchtet auch das Wort des wahren Glaubens und die Heiligkeit den Sinn der nach Gott Verlangenden. Und durch freien Willen sind die Himmlischen und die Irdischen, die Menschen und die Engel, Lehrer der Wahrheit geworden durch die Gnade des heiligen Geistes, mit wahrer Wissenschaft und untrüglicher Weisheit nach den Gesetzen der Gerechtigkeit. Und so geleitet vom Lichte der Dreifaltigkeit erfüllen sie durch die wahrhafte Erzählung durch das schöpferische Wesen den Himmel und die Erde mit den Strahlen wie das Licht der Sonne zum Leben und zum Ruhme der Himmlischen und der Irdischen. Aber der Satan, welcher Gott sein wollte, da er sich selbst im Glanze sah, und stolz wurde, wie er sich einbildete, wurde des Ruhmes beraubt, und herabgestürzt von der Ehre und er jagte die Menschen in’s Verderben und in eitler Hoffnung, mit irrendem Geiste in Lasterhaftigkeit fiel er aus der Liebe Gottes in verschiedene gottlose Begierden.

Aber wenn Jemand sagte: „Wie war doch Gott nachsichtig gegen den Satan, daß er so sehr ausdehnte die Ungerechtigkeit des Irrthums,“ so wisse er: Die Engel und die Menschen haben einen freien Willen, welcher von Gott geachtet ist, auf daß Die, welche auserwählt sind, unter ihnen sich zeigen und nach Verdienst empfangen als Vergeltung zur rechten Zeit den Ruhm und die Qualen vom Schöpfer aller Geschöpfe. Denn gleichwie der Tod die Herrschaft erlangte durch die Uebertretungen des Adam, so ist auch der Satan über die Sünder Herr geworden. „Denn die Menschen,“ heißt es, „liebten den Irrthum; deßhalb schickte ihnen Gott die Eingebungen des Irrthums, daß sie verurtheitt würden; denn sie wurden willfährig dem Bösen.“25


12.

Aber nicht gänzlich hat Er verlassen die Geschöpfe von seiner fürsorgenden Liebe, sondern durch die Ankunft seines Sohnes, welcher in die Welt gekommen ist, hat er die Sünder erlöst aus der Knechtschaft des Satans, im Glauben zur Freiheit des Ruhmes des Sohnes Gottes, auf daß abgehoben wurde von den Söhnen der Menschenkinder die Last Dessen, welcher herrschte durch die Sünden, durch das Erscheinen des Erlösers. Damit sie herrschten durch die Gnade im Glauben an die heilige Dreifaltigkeit und Verzeihung erlangten durch die heilsame Taufe und durch den Leib und das Blut Christi, mit dem Empfange des heiligen Geistes, welcher quellenartig vertheilte die Gnade an die Geschöpfe. Auf daß wir dadurch, gerechtfertigt im Glauben, die Ruhe erlangen bei Gott durch Jesus Christus als Unterpfand des Erbes, auf daß erneuert werde der Ruhm der Unversehrtheit durch seine freiwillige Kreuzigung. Und durch den Tod hat er den Tod gelöst, und durch seine Auferstehung hat er uns auferweckt zum Ersterben der Sünde, auf daß wir die Erneuerung des Lebens erwarten in der Hoffnung der Auferstehung zum Ruhme der allerheiligsten Dreifaltigkeit, jetzt und immer und in alle Ewigkeit.

Heilsame Reden und Lehren

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