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Geleitwort

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Zu den Herausforderungen, die Schulen und Lehrer heute zu bewältigen haben, gehört die Belastung durch eine wachsende Zahl von Schülern mit Verhaltensschwierigkeiten oder psychischen Problemen. In vielen Ländern wenden sich die Schulen deshalb in ihrer Verzweiflung zunehmend an medizinische Fachleute, die das Problem lösen sollen. Zwangsläufig führt das zu dem weltweit beobachteten Trend, Kinder und Jugendliche mit Verhaltensauffälligkeiten mit Diagnosen wie ADHS, Verhaltensstörung, oppositionell aufsässiges Verhalten oder Asperger-Syndrom auszustatten. Solche diagnostischen Labels rechtfertigen dann den Einsatz psychotroper Medikamente. Diese mögen kurzfristig die störenden Symptome reduzieren; aber sie befähigen Kinder und Jugendliche nicht, die psychosozialen Kompetenzen zu erwerben, die sie brauchen, um Situationen zu meistern, vor denen sie im Sinne neuer oder alter Herausforderungen stehen.

Wir sollten uns eingestehen, dass Schulen dringend dauerhaftere Lösungen für diese Anforderungen finden müssen.

Die lösungsfokussierte Psychologie bietet hier vielversprechende Möglichkeiten. Sie ist nicht anspruchsvoll, erfordert aber eine neue Art zu denken oder, wie manche sagen würden, eine andere Haltung. Ich nenne diese gern »Skills Thinking« oder Denken in Fähigkeiten. Das bedeutet, dass wir uns von der lange gepflegten Tradition verabschieden, auf Probleme und deren Ursachen und Hintergründe zu fokussieren, und stattdessen damit beginnen, konsequent über Fähigkeiten zu reden. Wir fragen nicht mehr, welche Probleme die Schüler haben und warum, sondern wollen wissen, welche Fähigkeiten sie brauchen, um zufriedener zu sein und einen besseren Platz in der Gruppe oder der Klasse zu finden, und wie wir dabei helfen können, diese Fähigkeiten zu lernen. Diese erst einmal klein erscheinende Veränderung der Perspektive – von Problemen hin zu Fähigkeiten – hat signifikante Effekte auf Kinder, Eltern und Lehrer sowie auf ihre Beziehungen untereinander.

Ich schaffs! ist ein einfach und übersichtlich strukturiertes Beratungs- und Motivationsprogramm für Kinder und Jugendliche. Im Vergleich zu manch anderen, eher komplizierten Programmen reden wir mit Kindern und Jugendlichen nicht über ihre Probleme, sondern über Fähigkeiten – soziale, emotionale, körperliche –, die sie lernen und von denen sie vor allem profitieren können.

Die meisten Kinder und Jugendlichen reden nicht gern über Probleme, sondern – kaum erstaunlich – viel lieber über Fähigkeiten und Kompetenzen, die sie fitter, zufriedener oder erfolgreicher machen oder bei ihren Peers besser ankommen lassen. Sobald es gelingt, mit ihnen eine Vereinbarung zu treffen, was sich zu lernen lohnt, gilt es in eine Rolle als Ich schaffs!-Coach einzusteigen. Seine Aufgabe ist es, sie beim Lernen der neuen Fähigkeit zu unterstützen, damit sie beim Lernen Freude haben und Helfer in der Familie und unter Freunden finden.

Pädagogen in vielen Ländern der Welt sind mittlerweile von diesem innovativen Ansatz fasziniert. Bücher zu Ich schaffs! wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt, und an vielen Orten der Welt haben Hunderte von Menschen, die diesem Ansatz folgend mit Kindern und Jugendlichen, die ihnen anvertraut waren, gearbeitet haben, beeindruckende Fallbeschreibungen veröffentlicht (einige sogar mit den eigenen Kindern).

Wir, die wir diesen Ansatz vermitteln, sind überzeugt, dass Ich schaffs! erfolgreich in der Arbeit mit den meisten Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden kann, weil sich damit eine große Breite von Problemen und Schwierigkeiten bewältigen lässt. Damit hat sich ganz zwangsläufig die Frage gestellt, wie dieser Ansatz in Schulen eingesetzt werden kann, nicht nur, um einzelnen Schülern zu helfen, sondern die Arbeitssituation ganzer Klassen oder gar ganzer Schulen zu verbessern.

Dieses jetzt von Thomas Hegemann und Birgit Dissertori Psenner zusammengestellte Buch ist das erste, das sehr praktische Ich schaffs!-Modelle sammelt und beschreibt, wie sie in Schulen gelingend umgesetzt werden können.

Wenn Erwachsene sich darauf konzentrieren, den besten Weg zu finden, um Schüler beim Erlernen nützlicher Fähigkeiten zu unterstützen, werden sie sich automatisch den Schülern gegenüber anders verhalten. Schüler zu strafen, ihnen mit Konsequenzen zu drohen oder mit ihnen zu schimpfen, kann nicht länger eine Option sein. Die Rolle der Erwachsenen verändert sich dann weg von der eines Kontrolleurs hin zu der eines Coachs. Coachs stellen Fragen wie: »Von welcher Fähigkeit könntest du profitieren, wenn du sie besser beherrschst?« oder »Wer kann dir beim Lernen helfen?« oder »Was hättest du davon, diese Fähigkeit zu lernen?«.

Coachs gehen nicht von der Annahme aus, Schüler seien stur oder hätten Widerstand gegenüber Veränderungen. Warum sollten sie auch? Natürlich wollen Schüler nur für sie nützliche Fähigkeiten lernen – besonders wenn das Lernen Freude macht und wenn sie einsehen, dass sie vom Lernen profitieren und sich dadurch ihre Beziehungen zu anderen Menschen verbessern. Kinder werden mit einer hohen Motivation geboren, die davon ausgeht, dass der Erwerb neuer Fähigkeiten ihre Lebensqualität verbessert. Gerade die Beobachtung sehr junger Kinder zeigt das besonders anschaulich.

Schulen sind relevante Plätze für alle Schüler, geradeso wie Arbeitsplätze für Erwachsene. Schüler wollen sich in der Schule wohlfühlen und sind bereit, sich einzusetzen, damit die Schule ein besserer Platz für sie wird. Die Motivation ist da! Wir müssen einfach Wege finden, sie zu mobilisieren. Beim Lesen der inspirierenden Fallbeschreibungen in diesem Buch werden Sie einen großen Schatz von Anregungen finden, wie das erreicht werden kann – nicht nur zum Wohlergehen der Schüler, sondern auch der Lehrer sowie anderer an der Erziehung Beteiligter, einschließlich der Eltern.

Mit den besten Wünschen Ben Furman, Helsinki



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