Читать книгу COVID-19 - Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche - Группа авторов - Страница 8

Grußwort

Оглавление

des luxemburgischen Premierministers Xavier Bettel

Wenn man sich gerade um nur einige Wochen zurückversetzt, kommt es einem vor, als wäre es eine völlige andere Zeit gewesen. In Luxemburg wurde am 29. Februar 2020 die erste Person positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Es handelte sich dabei um eine Person, die sich außerhalb der Landesgrenzen infiziert hatte, und es sollten noch einmal fast zwei Wochen vergehen, bis eine erste lokale Ansteckung in Luxemburg festgestellt wurde. Dies ist jetzt gerade etwa zwei Monate her.

In diesen zwei Monaten jedoch wurde unser Alltag, die Art und Weise, wie wir arbeiten, wie wir uns bewegen und unser soziales Leben völlig auf den Kopf gestellt und das Undenkbare wurde sehr schnell zur Realität. Die politischen Verantwortlichen in beinahe allen Ländern dieser Erde waren schlagartig mit einer Situation konfrontiert, die erforderte, dass elementare Freiheiten der Bürger zum Wohle aller eingeschränkt werden mussten. Es ist uns klar bewusst gewesen, dass der Staat sich hier gezwungen sah, sehr tiefgreifende Einschränkungen vorzunehmen, und in den persönlichen Bereich der Menschen eindringen und soziale Kontakte verbieten musste. Dies widerstrebt uns eigentlich, aber es bestand zu diesem Zeitpunkt kaum ein Zweifel daran, dass an einem weitreichenden »Lock-Down« kein Weg vorbeiführt.

Nach aktuellem Kenntnisstand waren diese Maßnahmen im Kampf gegen das Virus auch äußerst wirksam. Die Situation konnte stabilisiert und die Infektionszahlen konnten reduziert werden.

Allerdings hat Luxemburg sich auch von Anfang an dagegen entschieden, den Menschen das grundsätzliche Recht zu nehmen, überhaupt die eigene Wohnung verlassen zu können. Aktivitäten wie Spaziergänge, Joggen oder Fahrradfahren blieben während der ganzen Zeit erlaubt. Es war ein gewisses Risiko mit dieser Vorgehensweise verbunden und die Kritik blieb auch nicht aus. Die Regierung hat es jedoch als wichtig erachtet, einen gewissen Freiraum zu schaffen, um extreme Stresssituationen in der Bevölkerung zumindest teilweise zu entschärfen. Wir haben uns auch sehr früh darum bemüht, dass die Kinder, die dem Unterricht fernbleiben mussten, intensiv über andere Kanäle von ihren Lehrerinnen und Lehrern betreut werden konnten. Die Familien, die auf eine besondere Betreuung angewiesen sind, wurden kontaktiert und es konnte auch dieses Angebot relativ kurzfristig hochgefahren werden. Es sind Hotlines eingerichtet worden und ausgebildete Therapeuten haben die Ärzte und das Pflegepersonal in den Versorgungszentren unterstützt. Dies hat sicherlich einiges abgewendet, aber es ist ebenso klar, dass viele Menschen sehr unter dieser Situation gelitten haben, weiter leiden werden und vielleicht sogar bleibende Schäden nicht vermieden werden können.

Es wurde mir berichtet, dass die Anzahl von Patienten, die nach Alkoholexzessen in die Notaufnahme eingeliefert wurden, stabil blieb während der Ausgangssperre, obwohl alle Bars und Diskotheken geschlossen blieben. Es sind auch stetig mehr Patienten stationär behandelt worden, die unter Psychosen litten und zum Teil nach Jahren ohne Symptome einen Rückfall erleiden mussten. Es steht außer Frage, dass dieses Virus und die Maßnahmen zur Eindämmung kollaterale Schäden verursacht haben.

Ich begrüße es sehr, dass die Wissenschaft sich mit diesem Aspekt der Pandemie beschäftigt, und bin sehr gespannt auf die Beiträge in diesem Werk, die sehr verschiedene Bereiche untersuchen und beleuchten. Ich wünsche dem interessierten Leser, dass jeder seinen Blick auf diese Krise durch dieses Werk erweitern kann, und ich wünsche Ihnen wie uns allen einen möglich zeitnahen Übergang in eine gewisse Normalität und Sicherheit – und dabei auch gewisse Lehren aus diesen Erfahrungen nicht außer Acht zu lassen.

Luxemburg, 18. Mai 2020

Xavier Bettel

Premierminister des Großherzogtums Luxemburg

COVID-19 - Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche

Подняться наверх