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6. April

Wegen Unwohlseins schon beim Aufwachen bin ich heute nicht nach Jülich. Eine allgemeine Übelkeit macht mir zu schaffen, bin auch lärm- und lichtempfindlich. Evelyn ist besorgt und rät zum Neurologen, falls die Symptome nicht abklingen. Ich telefonierte lange mit Marquardt wegen der memristiven Bauelemente.

Die seltsame Geisteskrankheit – in der Boulevardpresse als »Schwachsinns-Syndrom« apostrophiert – hat jetzt auch nach Schottland übergegriffen. Auch aus Dänemark und Nordfrankreich werden erste Verdachtsfälle gemeldet. Dennoch hält unser Gesundheitsminister Graf Schenck die Gefahr einer epidemischen Ausbreitung aufgrund der gemeldeten geringen Fallzahlen für äußerst unwahrscheinlich.

In Cardiff hat Dr. Rifkin in Zusammenarbeit mit seinem Virologenteam weitere Forschungsergebnisse veröffentlicht. Verantwortlich für die Intelligenzretardierung bei den untersuchten Probanden sei die Mutation eines expandierenden Trinukleotidrepeats im Gen FMR 2, allem Anschein nach verursacht durch ein neuartiges Virus, das die ungewöhnliche Fähigkeit besitzt, ähnlich den Enzephalitiden an den chemischen Synapsen im Gehirn anzudocken und die neuronalen Vernetzungen zu stören oder zu unterdrücken.

7. April

Aus Belgien wird die erste laborbestätigte Infektion mit dem Erreger »Ence30« bestätigt, so der Name des neuartigen Virustyps, der als Auslöser für die Intelligenzretardierung beim Menschen angesehen wird.

8. April

Der Termin bei Dr. Sendker war sehr anstrengend. Kann mich nicht konzentrieren und verstehe auch einige seiner Worte nicht. Jedenfalls soll ich zu Hause bleiben und mit niemandem persönlichen Kontakt aufnehmen.

Zahlreiche Unfallberichte in Verkehr und Haushalten auch in Deutschland, wie Polizei und Feuerwehren mitteilen. Regierungsvertreter erwägen die Einführung eines allgemeinen Fahrverbots für den Individualverkehr, wie zuletzt vor sechzig Jahren bei der Ölkrise.

11. April

Erste Ence-Vorfälle außerhalb Europas in Marokko, Thailand und Japan. Die Ence30-Epidemie wird von der WHO nun offiziell als »gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite« eingestuft.

Im Haus gegenüber ist eine Erdgasheizung in Brand geraten, nachdem der Wohnungseigentümer, ein Doktorand an der Kölner Uni, daran herummanipuliert hatte. Im Klinikum Hohenlind wurde bei ihm ein Intelligenzquotient von unter 70 festgestellt.

12. April

Der Strom ist weg. Evelyn hat ein altes Transistorradio, batteriebetrieben, vom Dachboden geholt. In den Nachrichten ist vom Zusammenbruch der Stromversorgung im ganzen Land die Rede, soll aber bald wieder in Gang kommen.

14. April

Jemand war an der Haustür, konnte mich an seinen Namen nicht erinnern. Evelyn hört ständig Radionachrichten über allerlei Katastrophen überall: Hausbrände, Verkehrsunfälle, Explosionen. Evelyn soll das Ding ausmachen. Es fängt an zu stinken im ganzen Haus.

17. April

Ein Blatt vom Amt im Briefkasten. Darin stehen schwierige Sachen von einem Ence-Virus. Spreche mit Frau darüber. Wir glauben, ein aus dem Zoo entlaufenes wildes Tier.

18. April

Heute bin ich froh. Streunende Katze mit hellbraunem Fell uns zugelaufen. Wir nennen sie Ence. Ence ist lieb.

20. April

Ence hat Kopfweh. Gebe ihr zwei Aspirin, die Frau in dem Trinkwasser aufgelöst hat.

21. April

Ence is tod, mausetod

Hier enden die schriftlichen Aufzeichnungen.

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