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von Henrik Wyler

Aus dem Tagebuch von Wolfgang Munro, leitender Ingenieur am Forschungszentrum Jülich

27. März

Es ist noch offen, welche Materialien und Konzepte sich für den Bau von Qubits, den kleinsten Speicherelementen eines Quantenrechners, am besten eignen. Marquardt hat sich für die Weiterentwicklung der supraleitenden Chips ausgesprochen, die bereits von Google genutzt werden. Aber ich möchte auch neue Arten von Qubits mit Hilfe anderer Materialsysteme entwickeln, die insbesondere im Hinblick auf die Fehlerrate und die Skalierbarkeit vorteilhaftere Eigenschaften haben.

Zunächst haben wir gemeinsam den Ist-Zustand analysiert. Um die Kräfte zu bündeln, haben wir uns auf ausgewählte Ziele geeinigt. Denn man kann aus den Kompetenzen mehr herausholen, wenn man die Aktivitäten vernetzt. Wir haben sortiert, strukturiert, Beziehungen zwischen den Aktivitäten herausgearbeitet und gewichtet, welche wir stärken wollen.

Danach haben wir unsere Forschungsaktivitäten für sieben Jahre konzipiert und dem Gutachter-Gremium vom Helmholtz-Institut vorgestellt. Insgesamt ist unsere umfassende, systemisch angesetzte Strategie dort sehr gelobt worden. Wir haben nun einen Plan, der sich weltweit sehen lassen kann und in der globalen Community Aufmerksamkeit erreichen wird.

30. März

Kugler, MinDir. im Forschungsministerium, hat uns Förderbudget von 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Helmholtz, Fraunhofer, Max-Planck-Gesellschaft und die Universitäten müssen jetzt, so sagte er, in einem organisierten Prozess zusammenfinden, ihre jeweiligen Aktivitäten in der Quantenphysik und -technologie bündeln und lösungsorientiert aufstellen, um mit beschränkten Ressourcen im globalen Wettbewerb bestehen zu können.

Am kommenden Wochenende feiern Evelyn und ich unseren dritten Hochzeitstag. Habe auch Marquardt, den ewigen Junggesellen, eingeladen.

1. April

Auf der Party mit Marquardt über Probleme in der strukturellen Dynamik von Ionenkanälen diskutiert, bis Evelyn und die anderen Gäste uns endlich auf andere Gedanken bringen konnten.

Verstörende Nachrichten im TV: eine Häufung von Verkehrs- und Haushaltsunfällen in Irland, die offenbar allesamt auf menschliches Versagen zurückzuführen sind. Bilder von karambolierten Pkws und brennenden Hauswohnungen in Cork. In der Conolly Station von Dublin ist ein Personenzug aufs falsche Gleis geraten und dort mit einem anderen zusammengestoßen. Bilder von Krankenwagen, die Verletzte ins Beaumont Hospital aufnehmen. Und in der kleinen Stadt Kinsale soll ein Priester vom Dachfirst des Desmond Castle gesprungen sein. Evelyn glaubt an einen Aprilscherz des Senders.

3. April

Mit Marquardt und Eugene, unserem Stipendiaten aus Wales, zu Tisch. Eugene erzählte von unerklärlichen Unfällen gleich denen in Irland auch in Cardiff und Newport.

Eugene arbeitet an der Optimierung des Grover-Algorithmus und hat eine Subroutine mitentwickelt, die Datenbankeinträge effizient nach dem Suchkriterium abgleicht.

In den Abendnachrichten stand eine Pressekonferenz des Dr. Rifkin vom University Hospital in Cardiff im Mittelpunkt. Dr. Rifkin führte aus, dass den Menschen, die nach entsprechenden Polizeiberichten das jeweilige Unfallgeschehen verursacht haben und derzeit in seiner Klinik behandelt werden, signifikant eine unterschiedlich stark ausgeprägte Intelligenzminderung zu eigen ist. Diese reiche von Debilität bis zur Idiotie. Das sei insoweit unerklärlich, da viele einen Hochschulabschluss vorweisen können.

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