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Jugendliche beteiligen – Ownership ermöglichen

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Jugendliche werden in überregionalen Jugendstudien lediglich als Objekte der Forschung gesehen. So betrachtet arbeiten diese sehr paternalistisch. In groß angelegten repräsentativen Jugendstudien (Shell, DJI, SINUS-Jugendstudie etc.) wird aus Gründen der Praktikabilität häufig mit geschlossenen Frage- und Antwortformaten gearbeitet. Dabei bleiben aber insbesondere neue, bisher noch nicht bedachte Aspekte unberücksichtigt, so dass der Blick auch immer auf kleinere, qualitative Forschungsvorhaben zu richten ist. Zunehmend werden auch qualitative Studien erstellt oder repräsentative quantitative Studien werden um offene narrative Interviews ergänzt, wie etwa die Shell-Jugendstudie. Des Weiteren kommen teils auch kreative Methoden zum Einsatz, wie etwa die Collagetechnik. Diese wurde in den von den Autor*innen umgesetzten Jugendstudien zum Einsatz gebracht. Zudem wurden häufig konkrete Fragestellungen, etwa zu den Themen „Wie wollen wir zukünftig auf dem Land leben?“ oder „Wie sollte eine Offene Jugendarbeit in unserer Gemeinde aussehen?“, gemeinsam gleichberechtigt mit Jugendlichen in Workshops erarbeitet.

Auch wenn nicht mehr nur über die Jugend geforscht wird, sondern die Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch kreative Befragungsmethoden beteiligt werden, ist die Jugend immer noch nicht Subjekt der Forschung.

Die Untersuchung bildet dabei die Vielfalt der Perspektiven der verschiedenen jugendlichen Lebenswelten ab. Das gelingt ihr besonders anschaulich, indem sie 14- bis 17-Jährige in Form von zahlreichen Zitaten und kreativen Selbstzeugnissen zu Wort kommen lässt. Einzigartig ist auch, dass Jugendliche fotografische Einblicke in ihre Wohnwelten gewähren und erstmalig selbst als Interviewer ihre Fragen eingebracht haben. Die SINUS-Jugendstudie verleiht der jungen Generation somit eine Stimme, die es genau wahrzunehmen gilt. Denn der Blick auf die Jugend ist immer auch ein Blick auf die Zukunft eines Landes. (Calmbach u. a. 2016)

Beteiligung Jugendlicher heißt im Forschungskontext, dass mit Jugendlichen Fragestellungen erarbeitet werden müssen, dass Jugendliche selbst zu Forscher*innen werden müssen und dass in Jugendstudien die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit den Akteur*innen aus Wirtschaft, Politik und Kultur zusammengebracht werden müssen (zur partizipativen Forschung vgl. von Unger 2014, S. 35 ff.).

Seit vielen Jahren erstellen die Autor*innen dieses Beitrags im Auftrag von Kommunen und Landkreisen regionale Jugendberichte. Um eine angemessene Beteiligung zu gewährleisten, raten wir dazu, einen Forschungsbeirat mit Mitgliedern aus relevanten Bereichen der Zivilgesellschaft zu bilden. Im Rahmen der jeweiligen Projekte wurden dann Expert*inneninterviews mit den Mitgliedern des Beirats (z. B. Vertreter*innen der Industrie- und Handelskammern, Berufsschullehrer*innen, Vertreter*innen von ortsansässigen Unternehmen) und mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt. Ziel ist es, die Ergebnisse der Expert*inneninterviews einerseits zur Entwicklung eines quantitativen Erhebungsinstrumentes heranzuziehen und andererseits für die Gestaltung von generationsübergreifenden Zukunftswerkstätten oder Gruppendiskussionen zu nutzen, in denen sich Jugendliche und Erwachsene austauschen. Diese Diskussionen führen oft zu überraschenden Ergebnissen, die folgenreich sein können.

Die Ergebnisse einer regionalen Jugendstudie zur Neukonzeption Offener Jugendarbeit (Scherak/Lindau-Bank/Stein 2017) und eines Jugendberichts über regionale Strategien zum Bleibeverhalten Jugendlicher in einem Landkreis (Scherak/Lindau-Bank/Stein 2018) wurden bereits an anderer Stelle veröffentlicht. Im Folgenden soll anhand des Ergebnisses einer von uns häufig eingesetzten Erhebungsmethode und den daraus gezogenen Schlussfolgerungen gezeigt werden, welchen Herausforderungen sich Jugendforschung stellen muss, wenn sie die Lebenswelt Jugendlicher in ländlichen Regionen verstehen will.

WIR. Heimat - Land - Jugendkultur

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