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3 – Fazit

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Nicht zuletzt spielen Facetten der digitalisierten Welt keine offensichtliche Rolle in der Collage dieser Schülerin im Unterschied zu anderen Collagen, die wir analysiert haben. Die Digitalisierung der jugendlichen Lebenswelten ist in diesem Fall nur implizit. Inwieweit dies Effekt des Aufwachsens in ländlichen Regionen ist, also inwieweit sich hier ein Generationstyp zeigt oder es sich um eine individuelle Vorstellung handelt, können nur tiefergehende Studien zeigen.

Und hier kommt Herr Nielsson ins Spiel. Der Affe verweist auf andere Erklärungsmuster. Jugendliche auf dem Land erleben in der realen Welt, in den face-to-face-Kontakten eher traditionelle Handlungsmuster und müssen sich mit Werten und Strukturen auseinandersetzen, die eher typisch sind für die Boomer-Generation. Durch die Digitalisierung unserer gesellschaftlichen Erfahrungsräume tauchen Jugendliche auf dem Land aber auch in andere Lebenswelten ein, die von Wertvorstellungen und Einstellungen geprägt sind, die sich in einer globalisierten Welt entwickeln, die multi-optional und generationsübergreifend bzw. generationsunabhängig ist. In dieser digitalisierten Welt erproben sich Jugendliche, entwickeln ihre Vorstellungen wie in einem sozialen Labor. Doch ist die digitalisierte Welt kein Labor, sondern Realität. Die virtuelle Realität bleibt nicht äußerlich und wird von den Jugendlichen nicht als eine andere Welt angesehen, die mit ihrem wirklichen Leben nichts zu tun hat. Die virtuelle Welt wird von Jugendlichen nicht als eine Vielfalt von Angeboten verstanden, aus der man auswählen kann, sondern als unhintergehbare Bedingung ihres Lebens verstanden, eines Lebens in der Mixed Reality.

Insoweit gehört Herr Nielsson zur Wirklichkeit. Herr Nielsson ist das anarchische Element, das ein Vorrecht der Jugend ist. Das Recht auf die eigene Welt. Wir erklären uns die Aussage der Collage so: Die Jugendliche wertschätzt ein eher traditionelles Familienleben. Doch ist dies nicht allein als eine Anpassungs- oder gar Unterwerfungsgeste zu verstehen, sondern als eine kritische, selbstbewusste Auseinandersetzung mit den Werten der Boomer-Generation. Es ist ein Angebot zu einem Dialog in einer neuen Wirklichkeit, die auch die Boomer-Generation erreicht hat. Doch wenn der Dialog von Seiten der Boomer-Generation mit erhobenem Zeigefinger geführt wird, dann verwandelt sich der Affe Herr Nielsson in die drei Affen, die nichts sehen, nichts hören und nichts sagen wollen. Die Reaktion heißt dann: Ok, Boomer.

Während in städtischen Regionen Jugendliche mehr Möglichkeiten haben, Kontakte zu anderen Lebenswelten, zu anderen kulturellen Bezügen aufzunehmen und sich in diesen Räumen entwickeln zu können, sind die Lebenswelten der Jugendlichen in ländlichen Räumen viel enger mit den Lebenswelten der Elterngeneration verknüpft, sei es der Sport-, der Schützenverein oder die Freiwillige Feuerwehr. Diese Orte der Begegnung zwischen den Generationen müssen als Räume des Respekts gestaltet werden, wo Jugendliche Wertschätzung und Anerkennung für ihren eigenen Weg in die Zukunft finden können.

WIR. Heimat - Land - Jugendkultur

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