Читать книгу Sprüche der Väter. Das Weisheitsbuch im Talmud - Группа авторов, Bernhard Lang - Страница 6

[13]Zweites Kapitel

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(Lebensregeln für alle)

1 Rabbi (Jehuda ha-Nasi) lehrte:

Welcher Weg ist der rechte,

den der Mensch soll wählen?

Jeder (Weg), der ihn zu Tugend und Ehre führt

und beiträgt zur Ehre (Gottes) durch Menschen.

Nimm das kleine Gebot so ernst wie das große:

du weißt ja nicht, welchen Lohn die Gebot(serfüllung) dir bringt!

Drum wäg ab Verlust und Gewinn der Erfüllung,

wie auch Verlust und Gewinn der Übertretung!

Merk auf der Dinge drei,

dann fällst du nicht in Sünde.

Bedenke, was über dir ist:

ein sehendes Auge,

ein lauschendes Ohr

und der Eintrag all deiner Taten im Buche.

(Lehren und Regeln für die Weisen)

2 Rabban Gamliël, Sohn des Rabbi Jehuda ha-Nasi, lehrte:

Schön ist das Torastudium verbunden mit Arbeit und Familie;

die Mühe um beide lässt das Sündigen vergessen.

[14]Ist mit der Tora kein Handwerk verbunden,

gibt man sie schließlich auf, und Sünde folgt.

Wer um die Gemeinschaft (der Weisen) sich müht,

der müh sich um sie im Namen des Himmels.

[»Da der Väter Verdienst euch stützt,

deren Gerechtigkeit ewig besteht,

schreib ich euch gut viel Lohn,

als hättet ihr ihn selber verdient.«]

(Unechte und echte Freundschaft)

3 Vor Mächtigen seid auf der Hut!

Sie kommen zu einem nur, wenn sie selber in Not.

Als Freunde erscheinen sie, wenn ihr Vorteil es heischt,

doch stehn sie keinem bei, wenn die Not ihn bedrängt.

4.1 Derselbe (Gamliël) gab diesen Rat:

Mach seinen Willen zu deinem,

dass deinen er mache zu seinem!

Beug deinen Willen vor seinem,

dass er beuge den Willen der andern vor deinem!

[15](Regeln für die Weisen)

4.2 Hillel stellte diese Regeln auf:

Du sollst dich nicht absondern von der Gemeinschaft (der Weisen)!

Du sollst dir nicht trauen bis zum Tag deines Todes!

Du sollst nicht urteilen über deinen Kollegen,

damit du nicht selbst in seine Lage kommst (und von ihm beurteilt wirst)!

Du sollst nichts sagen, was nicht gehört werden soll,

denn am Ende wird’s doch gehört!

Du sollst nicht sagen: »Habe ich Zeit, so werde ich lernen«;

denn du hast nie Zeit!

5 Derselbe (Hillel) sprach (diese Sprüche):

[Der Tor versteht sich nicht auf Sündenfurcht;

der Weltmensch ist nicht fromm.]

Der Schüchterne taugt nicht zum Lernen,

zum Lehren nicht, wer aufbraust.

Wer viel Handel treibt, wird niemals weise.

Wo es an Männern fehlt, bemühe dich, ein Mann zu sein!

[16](Eine Anekdote)

6 Einmal sah er (Hillel) einen Totenschädel auf dem Wasser schwimmen und richtete an ihn dieses Wort:

»Weil du ertränkt hast, ertränkt man dich;

und zuletzt ertrinken deine Ertränker!«

(Worte für die Freunde der Weisen)

7 Derselbe (Hillel) sprach die Sprüche:

»Viel Fleisch, viel Gewürm.«

»Viel Güter, viel Sorgen.«

»Viel Frauen, viel Magie.«

»Viel Mägde, viel Unzucht.«

»Viel Knechte, viel Raub.«

Viel Tora, viel Leben.

Wer einen guten Namen erwirbt,

erwirbt ihn zum Nutzen (im Diesseits).

Wer Worte der Tora erwirbt,

erwirbt das Leben der künftigen Welt.

8.1 Rabban Jochanan ben Sakkai empfing (das Tora-Amt) von Hillel und Schammai. Er mahnte:

Hast du viel Tora(gebote) erfüllt,

so bilde dir nichts darauf ein;

denn (zur Gebotserfüllung) bist du erschaffen!

[17](Jochanans fünf Schüler)

8.2 Jochanan ben Sakkai hatte der Schüler fünf:

Rabbi Eliëser ben Hyrkanos,

Rabbi Jehoschua ben Hananja,

Rabbi Josse, den Priester,

Rabbi Schimon ben Netanel,

Rabbi Elasar ben Arach.

8.3 Er (Jochanan) erteilte ihnen dieses Lob:

Rabbi Eliëser ben Hyrkanos – eine gekalkte Zisterne, wo kein Tropfen versiegt!

Rabbi Jehoschua – selig, die ihn gebar!

Rabbi Josse – ein Frommer!

Rabbi Schimon ben Netanel – mit Sündenfurcht begabt!

Rabbi Elasar ben Arach – ein kräftig sprudelnder Quell!

Auch diesen Spruch hat er gesprochen:

Lägen alle Weisen Israels auf der einen Waagschale

und Eliëser ben Hyrkanos auf der andern:

trotz aller würde die seine sinken.

[18]Doch Abba Scha’ul überliefert (Jochanans) Spruch in anderer Gestalt:

Lägen alle Weisen Israels auf der einen Waagschale,

dazu noch Rabbi Eliëser ben Hyrkanos mit ihnen,

Rabbi Elasar (ben Arach) aber auf der andern:

trotz aller würde die seine sinken.

(Das Gespräch mit den fünf Schülern)

9.1 Er (Jochanan) sagte zu ihnen:

Geht hinaus und schaut: Was zeichnet die gute Wesensart (eines Menschen) aus, an den man sich anschließen soll?

Rabbi Eliëser sprach: (Er hat) ein gütiges Auge.

Rabbi Jehoschua: (Er ist) ein guter Gefährte.

Rabbi Josse: (Er ist) ein guter Nachbar.

Rabbi Schimon: Er achtet auf die Folgen.

Rabbi Elasar (ben Arach): (Er hat) ein gutes Herz.

Da gab (der Meister) zur Antwort:

Ich sehe: Elasar ben Arachs Worte übertreffen die euren;

in seinem Wort sind eure Worte enthalten.

[19]9.2 Er (Jochanan) sagte zu ihnen:

Geht hinaus und schaut:

Was zeichnet die schlechte Wesensart (eines Menschen) aus,

vor dem man sich hüten soll?

Rabbi Eliëser sprach: (Er ist) einer mit geizigem Auge.

Rabbi Jehoschua: (Er ist) ein schlechter Gefährte.

Rabbi Josse: (Er ist) ein schlechter Nachbar.

Rabbi Schimon: Er borgt und gibt nicht zurück.

[Von einem Menschen borgen ist wie von Gott borgen, wie es heißt (Ps 37,21): »Der Böse borgt und gibt nicht zurück; der Gerechte gönnt und verschenkt.«]

Rabbi Elasar (ben Arach): (Er hat) ein böses Herz.

Da gab (der Meister) zur Antwort:

Elasar ben Arachs Worte übertreffen die euren;

in seinem Wort sind eure Worte enthalten.

10 Ein jeder von ihnen sprach der Worte drei:

Rabbi Eliëser (ben Hyrkanos):

(Die Goldene Regel und weitere Ermahnungen)

Deines Nächsten Ehre sei dir lieb wie die eigene!

Werde nicht gleich zornig!

Bekehr dich einen Tag vor deinem Tod!

[Wärm dich am Feuer der Weisen!

Doch sei auf der Hut vor ihrer Glut,

[20]sonst verbrennst du dich gleich!

Ihr Biss ist der des Fuchses,

ihr Stich der des Skorpions,

ihr Zischen das der Schlange –

jedes Wort wie glühende Kohlen.]

11 Rabbi Jehoschua:

(Lehrwort über den Bösen)

Geiziges Auge, böser Trieb und Menschenhass: (diese drei) vertreiben einen Menschen aus der Welt.

12 Rabbi Josse:

(Kaufmannsregel und weitere Ermahnungen)

Deines Nächsten Geldbeutel sei dir lieb wie der eigene!

Strenge dich an, Tora zu lernen,

denn sie fällt dir als Erbschaft nicht zu!

Alles, was du tust, sei im Namen des Himmels getan!

13 Rabbi Schimon:

(Wie man beten soll)

Sei gewissenhaft beim Sprechen des »Höre (Israel)!« und der anderen Gebete!

Betest du, so sei dein Beten kein äußeres Muss,

vielmehr ein inneres Flehen um Barmherzigkeit vor dem »Ort«, gepriesen sei er!

[Denn es heißt (Joel 2,13): »Er ist barmherzig und gnädig,

langmütig und reich an Erbarmen.«]

Sei kein Böser in den eigenen Augen!

[21]14 Rabbi Elasar (ben Arach):

(Wie man studieren soll)

Studiere mit Wachheit, was dem Epikureer zu antworten ist!

Wisse, vor wem du dich abmühst und wer dein Arbeitgeber ist!

…*

15 Rabbi Tarfon lehrte:

»Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit.«

Die Arbeiter sind träge, (trotz) hohen Lohns.

Und der Hausherr drängt.

16 Derselbe (Tarfon) lehrte auch dies:

Es besteht keine Pflicht, das Werk zu vollenden,

doch steht’s dir nicht frei, es liegen zu lassen.

*Hast du viel Tora gelernt, so ist treu der Herr, der dir Arbeit gibt – er zahlt dir Lohn für die Mühe.

Sprüche der Väter. Das Weisheitsbuch im Talmud

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