Читать книгу Was bildet ihr uns ein? - Группа авторов - Страница 12

Die bessere Fachkraft – ausgebildet oder studiert?

Оглавление

Neben einem kindgerechten Umfeld muss also auch dafür gesorgt werden, dass die pädagogischen Fachkräfte erkennen können, welche Bedürfnisse, Interessen oder Schwierigkeiten ein Kind hat. Dafür braucht es jedoch entsprechende Rahmenbedingungen, etwa ausreichend Zeit, um individuell auf Kinder einzugehen. Entscheidend ist aber auch, wie Fachkräfte geschult sind. Da die Anforderungen an pädagogische Fachkräfte gestiegen sind, ist in den letzten zehn Jahren eine Debatte um die Professionalisierung in der frühen Bildung entstanden. Hierbei wurde vor allem gefordert, die Ausbildung anzupassen.

Die derzeitige Erzieherausbildung basierte auf Inhalten, die eine Berufstätigkeit mit Kindern von null bis 18 Jahren vorsieht. Verglichen mit anderen Ländern war Deutschland bisher das einzige Land in Europa, in dem Mitarbeiter im frühkindlichen Bereich keine Hochschulausbildung absolvieren mussten. Seit dem Wintersemester 2004/2005 hat sich aber der Studiengang Frühpädagogik etabliert. Inzwischen gibt es in Deutschland etwa 60 Bachelor-Studiengänge mit teilweise sehr unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen. Durch die derzeitige Entwicklung von Masterstudiengängen ist davon auszugehen, dass sich die Zahl der Studiengänge weiter erhöht.15 Das ist Chance und Fluch zugleich. Einerseits erhalten die Bildungseinrichtungen dadurch vielseitige Fachkräfte, andererseits ist die Vielfalt für die Praxis unübersichtlich und verwirrend für Arbeitgeber und Studieninteressierte.16

Mit Blick auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes erscheint die Diskussion um die Aus- und Fortbildung der Fachkräfte sinnvoll. Dennoch wird sie abstrakt und fernab vom Kind geführt. Man fragt sich, wie das einzelne Kind davon profitieren kann, wenn es von einer studierten Fachkraft betreut wird statt von einer Kinderpflegerin oder Erzieherin. Ist es nicht viel wichtiger, dass die betreuende Person in der Lage ist, auf die individuellen Probleme eines Kindes einzugehen?

Nimmt man das Beispiel der Körperpflege des Kindes, so ist eine Kinderpflegerin oder Erzieherin hier häufig erfahrener als eine akademisch ausgebildete Fachkraft. Geht es allerdings um das Erkennen von Entwicklungsverzögerungen des Kindes, so hat eine akademische Fachkraft gelernt, fachlich fundiert diese gegenüber den Eltern anzusprechen, zu benennen und mögliche Hilfen anzubieten. Es darf bei der Professionalisierung der Ausbildung also nicht darum gehen, den bisherigen Erzieherberuf abzuschaffen. Denn die unterschiedlich ausgebildeten Fachkräfte können sich im Sinne des Kindes gut ergänzen und gegenseitig fördern.

Auch wenn die Diskussion um die Professionalisierung dringend notwendig ist, so darf der Kindergartenalltag vor lauter Veränderungen nicht vergessen werden. Dies kann gelingen, wenn alle Fachkräfte gemeinsam kindorientiert zusammenarbeiten. Dafür muss allerdings die gegenseitige Skepsis unter dem pädagogischen Personal ausgeräumt werden, um Vorteile, die durch die inhaltlich unterschiedliche Schwerpunktsetzung entstehen, in der Praxis nicht verpuffen zu lassen.

Was bildet ihr uns ein?

Подняться наверх