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2.4.4 Nebenwirkungen Antipsychotischer Arzneimittel

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In den vorangehenden Abschnitten wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Einnahme von antipsychotischen Arzneimitteln mit schweren Nebenwirkungen für das Herz-Kreislaufsystem verbunden ist, welche zu einer erhöhten Mortalität führen: zwei Drittel der Patienten mit Schizophrenie sterben an Herz-Kreislauferkrankungen. Diese Substanzen führen zu Gewichtszunahme, zur Entwicklung eines Diabetes mellitus oder eines Metabolischen Syndroms und in Verbindung mit einer ungesunden Lebensweise entwickeln sich Schäden an den größeren Gefäßen und an den Kapillaren, die langfristig nicht nur (a) zu Spätschäden am Herzen führen, sondern auch (b) das Gehirn betreffen mit erhöhtem Risiko für einen Schlaganfall, (c) die Augen mit der Gefahr der Erblindung, (d) die Nieren, die langfristig ihre Funktion nicht mehr aufrecht erhalten können und schließlich (e) das periphere Nervensystem, welches Schmerzen verursacht und die sensible Versorgung des Organismus nicht mehr leisten kann.

In einer Metaanalyse wissenschaftlicher Arbeiten untersuchten Foley und Morley (2011) die Entwicklung von kardiovaskulären Risikofaktoren bei Patienten mit Schizophrenie, die zu Beginn ihrer Erkrankung erstmals Antipsychotika erhielten. Vor Beginn der Therapie fanden sich in den analysierten Daten keine signifikanten Unterschiede mit Bezug auf Gewicht, Blutfette, Glukose, Insulin und Leptin. Nach Beginn der Therapie wurden über drei Jahre das Gewicht und die genannten Parameter dokumentiert. Das Ausmaß der Gewichtszunahme war am größten bei Gaben von Olanzapin, gefolgt von Risperidon und Haloperidol.

Nach 3 bis 4 Monaten zeigte sich eine Gewichtszunahme von bis zu 9 kg, ebenso eine Zunahme des abdominellen Fettes.

Nach einem Jahr konnte eine unterschiedliche Gewichtszunahme den verschiedenen Präparaten zugeordnet werden: Olanzapin: 11 bis 17 kg, Clozapin und Quetiapin 10 kg, Risperidon 8 bis 9 kg. Es fand sich zu diesem Zeitpunkt eine signifikante Erhöhung des Insulinspiegels, der Insulinresistenz, des Gesamtcholesterins, der Triglyceride und von Leptin. Als Prädiktoren für eine Gewichtszunahme wurden ein prämorbider niedriger BMI, jüngere Altersgruppen, eine ausgeprägte Negativsymptomatik sowie die Einnahme von weiteren Arzneimitteln und Antidepressiva genannt.

In einer weiteren Studie wurde eine Stichprobe von Patienten, die am Beginn ihrer schizophrenen Erkrankung standen, untersucht und drei Jahre lang begleitet (Pérez-Iglesias et al. 2014). Die Patienten erhielten jeweils Haloperidol, Olanzapin oder Risperidon. Die Medikation wurde jedoch im Verlauf der Untersuchung bei Bedarf umgesetzt, sodass 88 % der Stichprobe nach drei Jahren Antipsychotika der zweiten Generation einnahmen. Die größte Gewichtszunahme erfolgte im ersten Jahr der Behandlung, 85 % der nach drei Jahren erreichten Gewichtszunahme und 86 % der BMI-Erhöhung fanden sich schon nach einem Jahr. Hinzu kamen eine signifikante Erhöhung der Triglyceride (anteilmäßig von 4,5 % vor Beginn der Therapie auf 22,5 % nach 12 Monaten), des Leptins sowie des Gesamtcholesterins. Das Insulin erhöhte sich ebenfalls während der ersten 12 Monate der Therapie.

Weitere Prädiktoren für eine Gewichtszunahme waren ein eingeschränktes Sozialverhalten und eine ausgeprägte Negativsymptomatik. Die verschiedenen Präparate zeigten keinen Einfluss auf das Ausmaß der Gewichtszunahme, möglicherweise auch deshalb, weil die Therapien im Laufe der Untersuchungszeit den Patienten und ihrer Symptomatik angepasst wurden.

Diese beiden Studien unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitig einsetzenden systematischen ärztlichen Begleitung der Patienten mit Schizophrenie, um Stoffwechselentgleisungen entgegen zu wirken, Programme zur Raucherentwöhnung für diese Patientengruppe zu entwickeln, und durch mehr Bewegung und eine angepasste Ernährung die Gewichtszunahme zu reduzieren. Langfristig kann auf diese Weise die Entwicklung von kardio-vaskulären Erkrankungen mit ihren schweren Langzeitfolgen und hoher Mortalität verzögert und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden.

Betreuung und Pflege geistig behinderter und chronisch psychisch kranker Menschen im Alter

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