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Die Veränderung der globalen Lufttemperaturen

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Die Temperatur der bodennahen Luft hat sich seit Beginn der Industrialisierung, also seitdem Menschen fossilen Kohlenstoff in verstärktem Maß verbrennen, erhöht – in Deutschland z. B. um 1,3 °C. Ähnlich stark wie in Deutschland sieht der Temperaturtrend auch im global gemittelten Maßstab aus, nämlich +1,2 °C seit Ende des 19. Jahrhunderts. Allerdings verläuft die Temperaturzunahme nicht linear mit der Zeit oder mit der CO2-Konzentration in der Atmosphäre, da sich natürliche Phänomene und anthropogene Ursachen überlappen, und sie ist auch nicht gleich über Land- und Ozeanflächen ( Abb. 1).


Abb. 1: Entwicklung der globalen Lufttemperaturen über Land- und Ozeanflächen seit 1860 (Quelle: nach BerkeleyEarth.com 2020).

Natürliche Effekte, wie etwa der Vulkanismus, modifizieren die Temperaturentwicklung und auch deren Zuwachs. So wird der Anstieg in den Jahren 1900–1950 im Wesentlichen auf den Rückgang des globalen Vulkanismus zurückgeführt. Besonders stark ist die Erwärmung seit den 60er-Jahren des vorangehenden Jahrhunderts. Die seither beobachtete Temperaturzunahme übersteigt die Erwartungen bekannter natürlicher Effekte. Dies gilt u. a. für den Beitrag durch die variierende Leuchtkraft der Sonne, die sich periodisch im 11-jährigen Zyklus der Sonnenflecken ändert, deren Auswirkung auf die langfristige Temperaturänderung aber nur gering ist. Seit 1990 häufen sich darüber hinaus Jahre mit immer höherer Jahresmitteltemperatur. Während diese z. B. in Deutschland vor 100 Jahren noch bei 8,5 °C lag, erleben wir seit gut 20 Jahren mittlere Temperaturen von 9,5–10,5 °C. Mit 10,5 °C war das Jahr 2018 das bisher wärmste in Deutschland in dieser Dekade, gefolgt von 2014 und 2019 mit je 10,3 °C.

Der Temperaturanstieg wird von der Klimawissenschaft eindeutig auf die zunehmende CO2-Konzentration in der Atmosphäre zurückgeführt. Damit verbunden sind Folgeeffekte wie das Schmelzen der Kontinentalgletscher, der Rückgang des arktischen Polareises, die Änderung und Verteilung der Niederschlagsintensität oder die Zunahme der Wirbelstürme. Hinzu kommt der Anstieg des Meeresspiegels. Dieser steigt heute mit einer Rate von 3,3 mm pro Jahr und hat sich seit Beginn der 1990er um etwa 8 cm erhöht. Davon ist etwa ⅓ auf die thermische Ausdehnung und ⅔ auf das Schmelzen von Gletschern und Eisschilden zurückzuführen.

Es steht deshalb außer Zweifel, dass sich unser Klima ändert, und zwar menschengemacht. Eine solche Änderung nimmt der Einzelne allerdings vor allem durch die indirekten Folgeeffekte wahr, etwa durch Überschwemmungen, Hitzewellen oder Dürren. Der Temperaturanstieg selbst bleibt praktisch unbemerkt. Je nach persönlicher Befindlichkeit mindert oder verstärkt dies das Problembewusstsein gegenüber dem Klimawandel und manchmal auch das Vertrauen in die Klimaforschung sowie die Glaubwürdigkeit ihrer z. T. unbequemen Voraussagen.

Klimaänderung ist keine regionale Besonderheit, sondern es ändert sich überall. Regional differenzierte Analysen haben jedoch gezeigt, dass sich der Globus keinesfalls einheitlich erwärmt. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Erwärmungsraten besteht zwischen Land- und Ozeanoberflächen. Die Kontinente erwärmen sich schneller als die Ozeane. Dies wird im Wesentlichen verursacht durch die hohe Wärmekapazität und die Dynamik der Ozeane, die dafür sorgen, dass die Erwärmung der Luft gedämpft und verzögert wird. Besonders auffällig ist dieser Effekt in Regionen mit bekannter Tiefenwasserbildung wie im Nordatlantik, wo sich die Luft deutlich weniger stark erwärmt hat als in der Umgebung.

Ein weiterer Unterschied besteht zwischen den Polarregionen. Während sich die Südpolarregion kaum von dem globalen Temperaturtrend unterscheidet, zeigt die Nordpolarregion mit etwa +2,5 °C einen etwa doppelt so hohen Temperaturzuwachs wie der Globus insgesamt. Dies hatte bedeutende Auswirkungen auf die Kryosphäre, also das Vorkommen von Schnee und Eis, in der Nordhemisphäre. Das Meereis der Arktis ist in relativ kurzer Zeit geschwunden, und zwar sowohl in den Wintern (–8 %), besonders stark aber in den Sommern (–40 %) der letzten 40 Jahre. Größere Eisverluste werden auch bei den kontinentalen Gebirgsgletschern und beim grönländischen Eisschild, die gemeinsam mit der Antarktis 99 % der globalen Süßwasserreserve darstellen, beobachtet. Eine besondere Besorgnis stellen die sog. Permafrostböden dar, die sich in Nordamerika (Kanada, Alaska) und im gesamten Norden Russlands einschließlich Sibiriens befinden. Diese Böden sind u. a. Speicher von Methan, das im Falle des Abtauens aufgrund der Temperaturerhöhung freigesetzt wird und den Klimawandel verstärkt.

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