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Vorwort

Orte und Anlässe beeinflussen die Predigt. Es gibt unterschiedlichste Orte in- und außerhalb unserer Kirchen, an denen Wort-Verkündigung stattfindet. Das vorliegende Buch thematisiert sowohl Orte (wie das Gefängnis, die Jugendkirche oder die Straße, aber auch virtuelle Orte wie die Social Media) als auch Gelegenheiten für die Verkündigung (Osterspeisensegnung, Firmung, Begräbnis, Kirchenführung). Es stellen sich aber auch damit verbundene Fragen, wie z.B.: Wie sieht es mit der Predigt von Laientheolog_innen aus? Wie predigt man vor dementen Menschen? Und was haben Handpuppen mit der Predigt zu tun?

Das Konzept dieses Buches beruht auf Vorarbeiten Lehrender im Bereich der Predigt an Universitäten, in Diözesen und Ordensgemeinschaften in Österreich und steht in einer Reihe mit dem Band Predigtwerkstatt.1 Neben Homiletiker_innen aus Österreich und Deutschland kommen in diesem Buch aber auch Praktiker_innen zu Wort, die ihre Praxiserfahrungen und kreativen Modelle vorstellen.

Die Beiträge erscheinen äußerst bunt und sind von vielfältigen Verkündigungserfahrungen geprägt. In ihnen zeigt sich, dass zur Predigtpraxis nicht nur die Durchführung der Predigten selbst, sondern auch der Vorbereitungsprozess und die Reflexionsarbeit danach gehören. So geht es den Autor_innen dieses Buches auch weniger um theoretische Grundlagen als um die Weitergabe von Erfahrung und gewonnener Erkenntnis.

In einem ersten Teil werden häufige und übliche Predigtanlässe thematisiert: die Firmpredigt – durch einen, der selbst als Firmspender über viele Jahre Erfahrungen dazu sammeln konnte (Ewald Huscava); der Kontext Schulgottesdienst (Christof Buda) oder auch die – mittlerweile schon wieder fast in Vergessenheit geratene – Missionspredigt, thematisiert von einem Vertreter des Redemptoristenordens, der eine jahrhundertelange Tradition von Volksmissionen kennt (Hans Hütter).

Der zweite Teil widmet sich den spezifischen Herausforderungen unterschiedlicher, konkreter Predigtorte. Zunächst ist es die Kanzel, ein im katholischen Raum selten, im evangelischen hingegen häufig genutzter klassischer Predigtort (Veit Neumann). Auch das Gefängnis stellt als sehr spezifischer seelsorglicher Ort die Predigt vor spezielle Herausforderungen, wie es ein Gefängnisseelsorger ausgehend von seinen Erfahrungen beschreibt (Sepp Riedl). Ein anderes Verkündigungsprojekt versucht, das Zentrum christlicher Theologie und Liturgie, das eucharistische Mahl, auf der Straße darzustellen und damit den Binnenraum kirchlicher Verkündigung aufzubrechen (Frank Muchlinsky). Schließlich wird zu Ostern nicht nur in der Osternacht in der Pfarrkirche, sondern häufig auch schon am Karsamstag bei vielen kleinen Marterln, Kreuzen und Kapellen im Rahmen von Osterspeisensegnungen die Auferstehungsbotschaft verkündet – die Predigt verlässt auch hier den gewohnten Ort und rückt dem Alltagskontext der Menschen näher (Johann Pock).

In einem dritten Teil werden ungewöhnliche Situationen und Zugänge zur Predigt thematisiert. So ist seit etlichen Jahren die Predigtausbildung an der Universität Graz als „Werkstatt“ konzipiert, bei der die Studierenden im Rahmen der „Predigt am Donnerstag“ das Wort Gottes verkünden (Maria Elisabeth Aigner). Die Glaubensverkündigung in einer Jugendkirche analysiert Werner Otto; Hildegard Wustmans geht am Beispiel von „Vesperpredigten“ auf die kreativen Aspekte im Zusammenspiel von Kirchenraum – Zuhörer_innen – Prediger_in ein. Der „Künstlerpriester“ und neue Bischof der Diözese Innsbruck, Hermann Glettler, widmet sich dem Einfluss und den Möglichkeiten von (moderner) Kunst für das Predigtgeschehen.

Aber auch Hilfsmittel zum Predigen verändern das Geschehen und machen den üblichen Gottesdienstraum plötzlich zu einer „Bühne“, wenn die Predigt mit Hilfe von Handpuppen (nicht nur) für Kinder erfolgt (Georg Zluwa). Schließlich kommt noch ein Ort zur Sprache, der eher die Abwesenheit von vielen Worten verlangt – die Predigt im Rahmen von Gottesdiensten für demente Menschen bzw. die Frage, wie ein Verstehen dort möglich sein kann, wo die üblichen Kategorien von Erinnerung und Wiedererkennen nicht oder kaum mehr greifen (Franz Zessner).

In einem abschließenden vierten Teil werden homiletische Lerneffekte benannt und Andersorte thematisiert. Christian Bauer spürt im lukanischen Doppelwerk einem „homiletischen Andersort“ nach, wenn im Wagen des Äthiopiers Verkündigung erfolgt. Thomas Hürten geht angesichts des immer noch vorfindbaren Predigtverbotes für Laientheolog_innen in einer Eucharistiefeier der Frage nach, welche Möglichkeiten sich für die Verkündigung in Form einer Statio ergeben könnten. Verkündigung geschieht heute aber nicht nur „face to face“, sondern vermehrt über moderne Medien. Welche homiletischen Lerneffekte dabei zu entdecken sind, analysiert Wolfgang Beck, selbst einer der Sprecher des „Wortes zum Sonntag“ in Deutschland.

Die Beiträge des Buches werden von den Autor_innen selbst verantwortet. Sie sind in erster Linie vom jeweiligen homiletischen Konzept und Predigtverständnis der Verfasser_innen geprägt und spiegeln nicht primär die Meinung der Herausgeber_innen wider.

Das Buch ist dem langjährigen Lektor für Homiletik in Graz, Pfarrer Dr. Alfred Wallner, anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 2017 gewidmet. Er hat mit seiner Homiletik eine ganze Generation an Verkündiger_innen in der Diözese Graz-Seckau und darüber hinaus geprägt.2

Bedanken möchten wir uns bei Monika Mannsbarth vom Institut für Praktische Theologie in Wien für die sorgfältige Lektoratsarbeit.

Ein besonderer Dank gilt schließlich dem Bischöflichen Fonds der Katholischen Privat-Universität Linz sowie der Forschungsförderung der Universität Graz für die finanzielle Unterstützung, die diese Publikation erst möglich gemacht hat.

Maria Elisabeth Aigner/ Johann Pock / Hildegard Wustmans

Graz / Wien / Linz, April 2018

1 Der erste Band erschien unter dem Titel: „Wie heute predigen. Einblicke in die Predigtwerkstatt“, Würzburg 2014.

2 Vgl. Alfred Wallner, Werkbuch Predigt: Im Dialog mit der Gemeinde, Graz 1989.

Wo heute predigen?

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