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Ja, Kirche geht … Ein persönliches und pastoraltheologisches Bekenntnis zur Dynamik lokaler Kirchenentwicklung
ОглавлениеGeht Kirche wirklich? Wer „macht“, wer bewirkt, dass Kirche auch heute „geht“? Am Beginn dieses Symposions seien hier als erster Impuls zur Thematik dieses Symposions einige Gedanken formuliert, die biographischer und theologisch spiritueller Natur sind und die den Blick bewusst über den Horizont der katholischen Kirche in Deutschland in die Weltkirche hinein weiten wollen.
Nehmen wir zunächst für die gesellschaftliche Situation der Kirche im deutschsprachigen Raum nüchtern zur Kenntnis: Für viele Menschen hierzulande geht Kirche nicht mehr. Und sie ziehen daraus die Konsequenz, dass sie gehen, weggehen und austreten. Sie tun das mit Gründen, die sie konkret benennen, aus Enttäuschung, vielleicht auch verletzt, manche mit einer klaren Entscheidung, weil sie in dieser Kirche, wie sie lebt und erlebt wird, nicht die Gemeinschaft finden, die sie suchen, andere auch leichtfertig und leichtsinnig, ohne tiefere Motivation und häufig eben auch nur aus finanziellen Gründen. Bis in die Kernschichten unserer Pfarreien hinein sind Menschen von der Kirche enttäuscht, weil in ihr offensichtlich nichts weitergeht, weil diese Kirche nicht mehr geht, sondern steht, stehen geblieben ist. Diesen Eindruck haben viele, und das wohl nicht ganz zu Unrecht.
Das ist freilich nur die eine Seite der Realität unserer katholischen Weltkirche, zu der sich weltweit weit über eine Milliarde Menschen bekennt. Jedes Jahr kommen – rein statistisch gesehen – einige Millionen dazu. Es ist auch eine Tatsache, dass unsere Kirche für viele Menschen als Kirche vor Ort ganz konkret als ein Stück Heimat, als ein Ort von Lebens- und Beziehungskultur erfahren wird, als Gemeinschaft, die trägt, als Gestalt der Solidarität und der Hoffnung. Viele sagen es – in den Kirchen des Südens häufiger als bei uns: „Wir sind Kirche, katholische Kirche.“ „We are Catholics“, und sie sagen es etwa in Afrika, überzeugt und mit einem gewissen Selbstbewusstsein und nicht nur unter vorgehaltener Hand, nicht mit Scham und Minderwertigkeitsgefühlen, wie das bei uns nicht so selten der Fall ist. Sie entschuldigen sich nicht dafür, dass sie katholisch sind.
Unsere Kirche befindet sich bei näherem Hinsehen – weltweit gesehen – nicht in einem Niedergang, sondern in einem vielgestaltigen Prozess der Ekklesiogenese (Leonardo Boff), einer Gestaltwerdung von Kirche. Sie ereignet sich immer wieder neu, an alten und neuen Orten von Kirche, in Pfarreien, die sich vor allem in den Kirchen des Südens häufig als „Gemeinschaft von Gemeinschaften“ verstehen, in neuen geistlichen Gemeinschaften, vor allem aber in unzähligen „Kleinen Christlichen Gemeinschaften“, die – global gesehen – wahrscheinlich den „Normalfall von Kirche“ darstellen. Geht Kirche also doch?