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Über den Bruchgraben

Als Kind ließ mich das Bildnis von Pastor Bissendorf über seinem im Altarraum beigesetzten Leichnam in unserer Dorfkirche erschauern. Als evangelischer Pastor war er wegen seiner protestantischen Streitschriften 1629 unweit von Hildesheim zum Tode verurteilt worden. Die Grenze zwischen katholischen und evangelischen Dörfern verlief am Rande unserer Feldmark am Bruchgraben – einem mehr stehenden als fließendem Gewässer. Aus der Ferne sah ich Kreuze zwischen den Feldern stehen. In meinem Freundeskreis waren kaum Katholiken.

Am Ende des Studiums lernte ich meinen Mann kennen und lieben. Wir beschlossen zu heiraten. In dieser Zeit verstarb mein zukünftiger Schwiegervater, und so führte es dazu, dass mein Mann beim Trauergespräch für seinen Vater in seiner elterlichen Heimatgemeinde in Berlin-Spandau dem katholischen Geistlichen auch erklärte, dass er mich als evangelische Christin gedenke zu heiraten. Ich erinnere mich an ein auszufüllendes Formular, welches uns dazu verpflichtete, mögliche Kinder perspektivisch katholisch zu erziehen. Ich empfand es als befremdlich.

In meinem Mann wuchs der Wunsch, wieder aktiver seinen Glauben zu leben. Er fand Trost und Verständnis in Gesprächen in der »Glaubens- und Lebensschule St. Ignatius – GLS«. Ich realisierte, dass ich beabsichtigte, einen »echten Katholiken« zu heiraten.

Unser Hochzeitstermin stand, es fand eine ökumenische Trauung in meiner Heimatkirche statt. Die Worte und die Segnung des sehr herzlichen katholischen Geistlichen mit dem schönen Nachnamen Sorge berührten Herz und Verstand. In der Folge gingen mein Mann und ich einige Jahre regelmäßig zum »Abend für die Ehe« nach St. Canisius, nahmen uns Zeit für Inspiration und Gespräch. Ich sang und fühlte erstmals »Laudate omnes gentes«.

Unsere Kinder kamen. Sie wurden katholisch getauft, besuchten katholische Kindergärten, eine katholische Grundschule und katholische Oberschulen. Wir besuchten regelmäßig den Gottesdienst, und die Familien unseres Berliner Freundeskreises waren plötzlich alle katholisch.

Vor der ersten heiligen Kommunion unserer Tochter lud der Pfarrer bewusst alle Elternteile zur Eucharistiefeier ein. Ich nahm erstmals teil und erlebte den Unterschied. Fünf Jahre darauf näherte sich die Erstkommunion unseres Sohnes. Ich beschloss, auch den äußeren, formellen Schritt zu gehen. Ich klärte Gedanken, erhielt fundierte Antworten auf offene Fragen sowie Trost in persönlichen Gesprächen als auch im Konversionskurs. In dieser Zeit war ich auch durch den Abschied von meinen Eltern erschüttert und belastet.

Gemeinsame Gottesdienstbesuche mit der ganzen Familie sind nun seltener geworden. Doch egal wo – in der Berliner Gemeindevielfalt, im Hildesheimer Dom, in Dorfkirchen und an jedem anderen Ort, an dem ich Gottes Nähe spüre – bin ich dankbar für diesen Lebensweg, der mich über den Bruchgraben führte: »Laudate omnes gentes«.

Annette, Berufsschullehrerin, konvertiert mit 46 Jahren

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