Читать книгу Historische Begegnungen - Группа авторов - Страница 25

Hinrichtung der Täufer in der Limmat

Оглавление

In der publizistischen Kontroverse zwischen Luther und Thomas Müntzer nahmen Conrad Grebel und seine Freunde klar Stellung für Letzteren. In der Frage der Gewalt aber entschieden sich die Zürcher Täufer für eine gänzlich andere Position als Müntzer und ermahnten ihn: «Man soll auch das Evangelium und seine Anhänger nicht mit dem Schwert schirmen, und sie sollen es auch selbst nicht tun […].» Doch genau dies macht die Theologie von Conrad Grebel und seinen Freunden zu etwas ganz eigenem: In ihr vereinten sich ein radikal pazifistischer und ein sozialrevolutionärer, obrigkeitskritischer Zug. Zwingli erklärte später gegenüber dem Rat, Grebel habe mehr als einmal auf ihn eingeredet, «dass alle gemeinsamen Dinge gemeinsam sein müssen» – das heisst, gemeinhin allen gehören sollten.

Auffällig ist, dass der eingangs geschilderte spektakuläre Ausbruch der Täuferinnen und Täufer aus dem Neuen Turm direkt an der Stadtmauer 14 Tage nach einer drastischen Strafverschärfung für Täufer erfolgte – ein Ratsmandat vom 7. März 1526 hatte erstmals die Todesstrafe durch Ertränken für diejenigen festgelegt, die weiterhin die Erwachsenentaufe vollzogen. Zwingli, der ja seitens der Eidgenossen selbst mit dem Tod bedroht wurde, billigte das neue Mandat und schrieb gleichentags an Vadian: «So hat sich endlich die lang genug auf die Probe gestellte Geduld erschöpft. Umsonst hat Dein Schwiegervater [Junker Jakob Grebel] den Rat um Erbarmen angefleht.»

Doch diese neue kurze Freiheit der beiden «Erzwiedertäufer» Grebel und Manz, wie sie der Chronist und Zeitgenosse Johannes Kessler nannte, führte die von ihnen erhoffte Wende nicht herbei: Conrad Grebel erlag schon im Sommer 1526 der Pest, und am 5. Januar 1527 wurde in der Zürcher Limmat mit der Todesstrafe an Felix Manz von Zwingli ein schauderhaftes Exempel statuiert.

Folgenreich war, dass sich Zwinglis harte Haltung gegen die Täufer aus seiner theologischen Erwählungslehre (Prädestination) speiste und er das gefällte Urteil als Ratschluss Gottes hinstellte: «Ich bedaure die unverbesserliche Kühnheit dieser Leute sehr, […] aber wir sind nicht Gott, dem es nun einmal gefällt, auf diese Weise zukünftigem Unheil vorzubeugen […]», schrieb er Vadian am 7. März 1526, als die Todesstrafe für neu Taufende und neu Wiedergetaufte beschlossen wurde. Und an den Basler Reformator Oekolampad schrieb er am 3. Januar 1527, zwei Tage vor dem Vollzug der Todesstrafe an Conrad Grebels bestem Freund Felix Manz: «die Wiedertäufer», die schon längst «zu den Raben» hätten geschickt werden sollen, störten «bei uns die Ruhe der Frommen». «Aber ich schätze, das Beil ist angesetzt. Der Herr stehe seiner Kirche bei! Amen.»

In seinem Werk «Elenchus» vom Juli 1527 erinnert er sich, wie die Täufer in einem der zahlreichen Gespräche mit ihm forderten, «wir müssen uns Christus in allem angleichen», worauf er replizierte: «Wer stellt das in Abrede?» Sie «aber», so schrie er sie an, seien «Wölfe und Pseudoapostel».

Historische Begegnungen

Подняться наверх