Читать книгу Handbuch missionarische Jugendarbeit - Группа авторов - Страница 22
3.4 diakonia: Missionarische Jugendarbeit stellt sich selbstlos in den Dienst der Welt
ОглавлениеAls vierte Dimension ist die diakonia (διακονία) als Dienst am Menschen jene Perspektive, in der die praktizierte Nächstenliebe und der selbstlose Dienst für die Welt im Vordergrund stehen (Braune-Krickau/Ellinger 2010). Das sozial-diakonische bzw. diakonisch-missionarische Handeln verweist in unserem mehrdimensionalen Ansatz auf die enge Verbindung von Wort und Tat, die in der missionarischen Jugendarbeit konzeptionell untrennbar sind, in der Praxis jedoch nicht immer gemeinsam verwirklicht werden. „Mission und Diakonie sind von der Botschaft Jesu her untrennbar miteinander verbunden. Dabei ist Mission nicht dasselbe wie Diakonie, umgekehrt lässt sich missionarisches Handeln ohne diakonische Existenz nicht denken“ (Lausanner Verpflichtung §5; Berneburg 2007: 9). Die beiden Begriffspaare sind in der Vergangenheit häufig als Gegensatz verstanden worden und auf Grundlage unterschiedlicher theologischer Überzeugungen mit einem Schwerpunkt auf dem einen (diakonisch) oder anderen (missionarisch) verwirklicht worden. In der Gegenwart werden sie „aber nicht mehr alternativ, sondern einander ergänzend verstanden“ (Cares/Schalla 2013: 309). diakonia beschreibt „diejenige Praxis, die dem integrierenden und inkludierenden Aspekt der koinonia dient“ (Fermor 2014: 8). Deutlich wird der Anspruch eines solchen diakonischen Handelns in der Jugendarbeit bspw. in dem „Beschluss zu den Zielen und Aufgaben der kirchlichen Jugendarbeit“ der Würzburger Synode der katholischen Kirche von 1975, in der es u. a. heißt:
„Maßstab für christliches Handeln ist die selbstlose Hinwendung Jesu zu den Menschen, in der die Hinwendung Gottes zum Menschen endgültig sichtbar geworden ist. Darum muss Jugendarbeit der Christen selbstloser Dienst an den jungen Menschen und an der Gestaltung einer Gesellschaft sein, die von den Heranwachsenden als sinnvoll und menschenwürdig erfahren werden kann. Ihr Ziel ist nicht Rekrutierung, sondern Motivation und Befähigung, das Leben am Weg Jesu zu orientieren. (…) Deshalb gehört der Dienst an der Welt zu ihrem Wesen, denn darin vollzieht sie ihren Auftrag und beglaubigt ihn. Wo die Kirche selbstlos der Welt und den Menschen dient, dient sie zugleich Gott“ (Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland 1976: 293 f., 297).
Dieser Auftrag vollzieht sich in der missionarischen Jugendarbeit in unterschiedlicher Weise. Als ein Beispiel kann die diakonische „pack’s“-Initiative des CVJM genannt werden, bei der sich Ortsvereine und -gruppen in fünfzehn unterschiedlichen Projekten und Kooperationen für sozial benachteiligte Jugendliche in Deutschland engagieren (www.cvjm-packs.de). So verfolgt etwa die Ausbildungs-Initiative im CVJM-Kreisverband Siegerland das Ziel, sozial benachteiligte Jugendliche in einem Mentoring-Programm durch ehrenamtliche Coaches im Übergang von der Berufsfindung bis zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zu begleiten. „Damit möchte der CVJM erreichen, dass die Jugendlichen (...) auch in den Höhen und Tiefen der gesamten Ausbildungszeit“ begleitet werden (Schreiber, 2012: 93). Für die ausbildenden Betriebe und Unternehmen ermöglicht die Initiative eine konsequente Stärkung der Jugendlichen, die im Alltagsgeschäft oftmals nicht möglich wäre (vgl. Huster/Zimmermann 2013: 103).
Ein weiteres Beispiel diakonischer Jugendarbeit ist das Jumpers-Netzwerk (www.jumpersnetz.de). Die Abkürzung steht für „Jugend mit Perspektive“ und hat es sich zur Aufgabe gemacht, christlich-soziale Projekte in sozialen Brennpunkt-Stadtteilen zu gründen, um den Selbstwert und die Lebensperspektiven von Kindern und Jugendlichen aus prekären Lebenslagen zu fördern. Darüber hinaus bietet das Netzwerk die Chance zum fachlichen Austausch und zur Weiterbildung. Derzeit werden 62 christlich-soziale Werke und Projekte miteinander vernetzt, damit das gemeinsame Anliegen in Politik und Gesellschaft zur Sprache kommt und Impulse aus der Praxis geteilt werden.