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1. Eine kurze Einführung in die Erlebnispädagogik

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Als „Vater der Erlebnispädagogik“ gilt im deutschsprachigen Raum Kurt Hahn, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts reformpädagogische Ansätze zu einem handlungs- und erlebnisorientierten Gesamtkonzept zusammenfasste. Seine „Erlebnistherapie“ bestand aus vier Elementen: körperliches Training, Dienst am Nächsten, Expedition und Projekt. Sie sollten den von ihm diagnostizierten gesellschaftlichen Mangelerscheinungen entgegenwirken: dem Mangel an körperlicher Tauglichkeit, an menschlicher Anteilnahme, an Sorgsamkeit und an Initiative.

Auf der Basis dieser Ansätze und verstärkt durch die Einflüsse des „handlungsorientierten Lernens“ aus dem anglo-amerikanischen Raum entwickelte sich seit den 1970er Jahren die „moderne Erlebnispädagogik“ mit vielfältigen Programmtypen, Arbeitsfeldern und Zielgruppen.

Dazu gehören beispielsweise arrangierte Lernszenarien zur ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung im Bildungs- und Erziehungsbereich sowie Seminare zur Teamentwicklung und zum Konfliktmanagement im Bereich der Aus- und Weiterbildung, aber auch Trainingseinheiten zur Bekämpfung von Verhaltensauffälligkeiten im Bereich der Sozialen Arbeit. Im freizeitpädagogischen Arbeitsfeld werden erlebnispädagogische Kurzzeitangebote zur Entspannung, Erholung, Erkundung neuer Räume und Aktivitäten und zur Erprobung eigener Fähigkeiten eingesetzt.

Die Erlebnispädagogik hat sich als eigenständiges Teilgebiet der Pädagogik profiliert, als methodisches Prinzip etabliert und spielt in der gegenwärtigen Diskussion eine wichtige Rolle. Im Freizeitbereich und in der Sozial- und Jugendarbeit gehören erlebnispädagogische Angebote mittlerweile zum Standardprogramm (vgl. Paffrat, 2013: 20ff).

Erlebnispädagogische Konzepte und Angebote, wie zum Beispiel die Hoch- und Niedrigseilgärten, haben sich zu einem eigenständigen Bereich der Freizeitindustrie entwickelt. „Kletterwälder“ und „Hochseilgärten“ entstehen an allen Ecken der Republik und sind unvermindert populär.

Erlebnispädagogik heute wird beschrieben als „handlungsorientiertes Erziehungs- und Bildungskonzept. Physisch, psychisch und sozial herausfordernde, nicht alltägliche, erlebnisintensive Aktivitäten dienen als Medium zur Förderung ganzheitlicher Lern- und Entwicklungsprozesse. Ziel ist es, Menschen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung zu unterstützen und zur verantwortlichen Mitwirkung in der Gesellschaft zu ermutigen“ (Heckmaier/Michel zit. n. Paffrat, 2013:21).

Um diese Lern- und Entwicklungsprozesse zu ermöglichen, gestaltet man nach den folgenden Prinzipien „Lernräume“:

 Ziel ist ein ganzheitliches Erleben mit Kopf, Herz und Hand.

 Die komplexen Problemstellungen sollten ein hohes Maß an Strategie, Flexibilität, Entscheidungskompetenz und Konfliktfähigkeit erfordern. Zudem sollten sie einen hohen Aufforderungscharakter haben (Motivation zum Handeln entfachen) und spürbare Konsequenzen nach sich ziehen.

 Für das Lösen der Aufgabe sollte es verschiedene Handlungsmöglichkeiten geben.

 Aufgaben und Situationen werden passend zur Zielsetzung und Zielgruppe ausgewählt.

 Im Mittelpunkt steht der Prozess der Problemlösung.

 Die Situation wird so präsentiert, dass das subjektive Risiko als hoch bzw. die Lösbarkeit der Aufgabe als anspruchsvoll erlebt wird, jedoch nicht als unüberwindlich bzw. unlösbar.

 Teilnehmer/innen setzen sich eigene Lernziele, damit ein selbstverantwortetes Lernen möglich wird.

 Die Aufgabe soll in einem Prozess der selbstverantworteten Gruppensteuerung gelöst werden. Intervention nur bei psychischer oder physischer Gefährdung der Teilnehmer/innen.

 Nach der Aktionsphase folgt in der Regel eine Reflexionsphase, in der Beobachtungen gesammelt, Hypothesen bezüglich der Ursachen von Handlungsabläufen formuliert, Ergebnisse bewertet und Erkenntnisse auf die Alltagstauglichkeit überprüft werden. Die Reflexion sichert den Lernerfolg.

Erlebnispädagogische Maßnahmen sind dadurch gekennzeichnet, dass der oder die Einzelne mit sich und/oder in der Gruppe intensive Erfahrungen durchlebt, die den Kern der eigenen Persönlichkeit berühren und mit denen er oder sie sich zuerst handelnd und dann reflexiv auseinandersetzt (vgl. Reinders, 2003:15).

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