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China und Japan

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Von Indien führten zwei Wege nach China: der Seeweg um die Malaiische Halbinsel und Vietnam zur südchinesischen Küste sowie der Landweg über Afghanistan und die Seidenstraße nach Nordchina. Diese zentralasiatischen Karawanenwege verbanden schon in vorchristlicher Zeit China mit Westasien und Indien, und es ist diese Verbindung, über die der Buddhismus China im 1. Jahrhundert n. Chr. erreichte. In Afghanistan und anderen Gebieten Zentralasiens lagen wichtige buddhistische Zentren, und die ersten buddhistischen Mönche, die nach China kamen, stammten häufiger aus dieser Region als direkt aus Indien. Bis zum Ende des 1. Jahrtausends, als der Buddhismus in Indien im Niedergang und Zentralasien weitgehend unter muslimischer Herrschaft war, bestand eine rege Kommunikation zwischen den Buddhisten Chinas und Indiens.

Die Zeit von 600 bis 1500 kann auch in China nicht als religionsgeschichtliche Epoche gelten, die sich deutlich vom Vorher und Nachher abgrenzen ließe. Der Versuch einer Periodisierung der chinesischen Religionsgeschichte würde stattdessen die Epochengrenzen im 1. und im 11. Jahrhundert ansetzen. Dabei wäre das erste Jahrtausend durch das Aufkommen und die Verbreitung von Buddhismus und Daoismus gekennzeichnet, das zweite Jahrtausend durch die Dominanz des Konfuzianismus. Bevor wir uns der Entwicklung seit dem 7. Jahrhundert zuwenden, muss deshalb kurz auf die Vorgeschichte eingegangen werden.

Buddhismus, Daoismus, Konfuzianismus

Die Ausbreitung des Buddhismus, die etwa gleichzeitig mit der Ausbreitung des Christentums im Römischen Reich erfolgte, hatte das religiöse Leben in China nachhaltig verändert. Der Buddhismus kam nach China als reife Religion mit etablierten institutionellen Strukturen in Gestalt von Klöstern für Mönche und Nonnen, elaborierten Ritualen und einem umfangreichem Corpus an religiösen und philosophischen Texten. In China gab es zu jener Zeit keine vergleichbare religiöse Tradition. Die buddhistische Lehre vom leidvollen Kreislauf der Wiedergeburten und das Ideal der mönchischen Lebensweise waren fremd und stießen in Kreisen der konfuzianischen Literaten auf Ablehnung. Andererseits übte die buddhistische Philosophie, die entsprechend der indischen Tradition eine hochentwickelte Metaphysik und Logik einschloss, eine Faszination auf viele Intellektuelle aus. Seit dem 2. Jahrhundert wurde eine ständig wachsende Zahl buddhistischer Schriften aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzt, und während der Jahrhunderte der Reichsteilung (317–589) wurde der Buddhismus sowohl im Süden als auch unter den nichtchinesischen Dynastien des Nordens gefördert. Es kam zur Gründung von Klöstern und zur allmählichen Verbreitung der buddhistischen Lehre in weiten Kreisen der Bevölkerung. Parallel zur Ausbreitung des Buddhismus hatte sich seit Ende des 2. Jahrhunderts auch der Daoismus als organisierte Religion entwickelt. Im Daoismus flossen verschiedene Strömungen der chinesischen Religions- und Geistesgeschichte zusammen, darunter die mit dem Namen Laozi (ältere Schreibweise: Laotzu) verbundene philosophische Tradition und religiöse Bewegungen der Han-Zeit (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.), in denen Laozi als Gottheit verehrt wurde. Erst im 4. und 5. Jahrhundert aber erreichte die literarische Tradition der daoistischen Religion einen gewissen Grad an Systematisierung und gewann auch unter den Eliten größere Popularität. Der Daoismus konnte sich so als religiöse Alternative zum Buddhismus etablieren, auch wenn seine intellektuelle Ausstrahlung und die Breitenwirkung seiner Institutionen deutlich geringer waren. Die moralischen Vorstellungen der Eliten waren durch den Konfuzianismus geprägt, der seit der Han-Zeit die ideologische Grundlage des chinesischen Staates bildete. Konfuzianische Gelehrsamkeit beschränkte sich jedoch im 1. Jahrtausend weitgehend auf die Überlieferung und Kommentierung der kanonischen Texte, die die Grundlage jeder höheren Bildung waren. Intellektuelle Impulse gingen davon kaum aus, und der Einfluss des Konfuzianismus auf das religiöse Leben war gering.

Auch wenn das 6. Jahrhundert für die Entwicklung der chinesischen Religionen keinen Einschnitt bedeutete, so war die Zeit um 600 doch ein Wendepunkt in der politischen Geschichte Chinas: Nach mehreren Jahrhunderten der Reichsteilung in zum Teil kurzlebige nördliche und südliche Dynastien war China seit der Sui-Dynastie (581/589–618) wieder ein einheitliches Kaiserreich, das unter der folgenden Tang-Dynastie (618–907) eine kulturelle Blüte erlebte und seinen politischen Einfluss bis nach Zentralasien ausdehnen konnte.

wbg Weltgeschichte Bd. III

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