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Der Mensch als kulturelles Wesen

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Kultur, materiell wie symbolisch, beruht auf einem komplexen Wissen und Verhalten, das nicht angeboren und vererbbar ist, sondern sozial erlernt und über Generationen hinweg tradiert wird. Kultur ist ein entscheidendes Erfolgsrezept für die Ausbreitung des Menschen, seine Besiedlung aller Kontinente und Klimazonen bis hin zum Vorstoß in den Weltraum. Tierhaltung und Ackerbau – und die damit einhergehende Sesshaftigkeit –, Industrielle Revolution sowie Naturwissenschaften und Technik haben eine exponentielle Bevölkerungszunahme ermöglicht, auf inzwischen über 7,7 Milliarden Menschen (im Durchschnitt 52 pro Quadratkilometer Festland). Das hat die Biosphäre bereits derart drastisch verändert, dass von einer neuen geologischen Epoche gesprochen wird, dem Anthropozän.

Diese Entwicklung basiert vor allem auf dem Einsatz von Instrumenten aller Art – Frühmenschen (Homo habilis) haben seit mindestens 2,3 Millionen Jahre Steinwerkzeuge hergestellt – sowie auf Wissensvermittlung und -weitergabe. Dies geschieht besonders mithilfe der Sprache und, seit über 5000 Jahren, der Schrift. Zu Kultur gehört selbstverständlich vieles mehr, etwa Kunst und Musik. (Die ersten bekannten Figuren und Flöten sind über 30.000 alt und stammen von der heutigen Schwäbischen Alb.) Diese „kulturelle Explosion“ in den letzten 50.000 Jahren ist einzigartig auf Erden. Sie war nur möglich, weil durch Tradierung viele Erfindungen aufeinander aufbauen konnten (Michael Tomasello nennt das einen „Wagenheber-Effekt“).


Rekonstruktion eines Homo habilis, so wie er vor rund zwei Millionen Jahren in Afrika gelebt hat. Er war in der Lage, Werkzeug herzustellen und damit umzugehen.

Doch Kultur ist kein Gegensatz zur Natur, sondern eine Teilmenge von ihr – und in Ansätzen auch bei anderen Tieren vorhanden. Werkzeuge – in der Paläoanthropologie einst das Definitionsmerkmal des Menschen – werden ebenso von Menschenaffen verwendet und von anderen Säugetieren sowie manchen Vögeln. Schimpansen setzen mitunter Werkzeuge sogar ein, um andere Werkzeuge herzustellen. Komplexes Lernen – durch Nachahmung, Ausprobieren und Einsicht – ist ebenfalls nicht auf den Menschen beschränkt. Schimpansen unterrichten ihren Nachwuchs zuweilen sogar; sie lehren beispielsweise ein gezieltes Nüsseknacken mit einem „Hammer“ auf einem „Amboss“, jeweils aus Holz oder Stein. Und verschiedene Populationen haben unterschiedliche Traditionen des Werkzeuggebrauchs und anderer Verhaltensweisen entwickelt (etwa Selbstmedikation oder einen „Regentanz“). Auch ritualisiertes Verhalten wurde beobachtet.

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