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Hexenjagd. Das Theater und das Böse

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„Wo lag das Herz des Bösen,

wenn nicht in uns?“

(Arthur Miller)

Arthur Millers „Hexenjagd“ von 1953 ist in diesen Jahren wieder oft gespielt worden, 2014 in Bochum, 2015 in Hagen, 2016 in Bad Hersfeld, Bielefeld, Salzburg, Heidelberg, Zürich. Die Theater scheinen sich darauf zu stürzen. Auf mich kam 2015 die Aufgabe zu12, die Rolle des Danforth, des Vizegouverneurs und ermittelnden Richters in den Hexenprozessen, zu übernehmen. Ich ergriff die Gelegenheit, mich eingehender auf dieses Stück und seinen Autor einzulassen. Arthur Miller, der dies Drama über den Ausbruch des Bösen ausgebrütet und wahren Begebenheiten anno 1692 in Salem (Massachusetts) nachgeformt hatte, Arthur Miller, stellte ich fest, hat nicht allein hier dem Wahn, der Böses befördert, nachgespürt. In vielen seiner Werke fragt er nach dem Ursprung und den Auswirkungen inhumaner Machenschaften in der Geschichte, in Politik und Gesellschaft, auch „nach dem Sündenfall“ im privatesten Bereich. Und immer wieder stellt er sich selbst auf den Prüfstand.

In den Jahren um 1953 ging ein Gespenst in den Vereinigten Staaten um. Es trägt bis heute den Namen McCarthy, obwohl dieser bornierte, von Hass verzehrte und mit Lügen und Verdächtigungen wild um sich schlagende Senator keineswegs die Verhöre vor dem berüchtigten Ausschuss für unamerikanische Umtriebe leitete. Das House Committee on Un-American Activities war das offizielle Gremium im Repräsentantenhaus und richtete mehr Unheil an, als McCarthy mit seiner Lautstärke und in seinem begrenzteren Wirkungskreis je vermochte. Die staatliche Inquisition verlangte Bekenntnisse, Selbstbezichtigungen, die Namen weiterer Personen, die kommunistischer Aktivitäten verdächtigt wurden, vernichtete Karrieren und führte zu Berufsverboten. Die angestrebte Panzerung der amerikanischen Lebensweise führte im Klima der ‚McCarthy-Ära‘ zum Meinungsterror und, wie nicht nur Arthur Miller sah, beschädigte sie zutiefst alle demokratische Denkungsart. Er erlebte Beispiele dafür im engsten Freundeskreis – Opfer wie Denunzianten. Da nun keimte sein Gedanke auf, den McCarthyismus mit der Hexenjagd in Salem in Verbindung zu setzen. An den Stoff wurde Miller – „als hätte es so sein sollen“– durch eine eher zufällige Lektüre erinnert. Er fuhr nach Salem, forschte – und zögerte. Taugte der Hexenprozess als Parabel? Einiges sprach dagegen. Wäre es nur um die Analogie gegangen, hätte Miller dieses Stück nicht geschrieben. Dass er es dennoch tat, hat tiefere Gründe in Triebkräften, die in beiderlei Verfahren lauerten und zum Ausbruch kamen.

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