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Zum Schluss: Der vorliegende Band

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Der vorliegende Band versammelte verschiedene Zugänge zu Toleranz als einem spezifisch europäischen Wert; ich werde nun nicht die Inhalte der einzelnen Beiträge referieren, da diese für sich selbst sprechen und die Leserin keine Abkürzungen benötigt. Ich will nur darauf aufmerksam machen, dass es vor allem drei Anliegen sind, die dieser Band verfolgt: Es geht um die Fragen von Identität und Toleranz im Sinne von Frankfurt, es geht um das Miteinander in Vielfalt im Sinne Berlins, es geht um Grenzen von Toleranz und Konflikte im Sinne von Paris und Kopenhagen. Ich hege die leise Hoffnung, dass „Assisi“ ein roter Faden sein könnte, der sich durch diese Anliegen zieht.

1 S. Weaver, Liquid Racism and the Danish Prophet Muhammad Cartoons. Current Sociology, 58,5 (2010) 675–692.

2 Vgl. E. Burns Coleman, The Offenses of Blasphemy: Messages in and through Art. 45 (2011) 67–84; S. Laegaard, The Cartoon Controversy: Offence, Identity, Oppression? 55,3 (2007) 481–498; R. Post, Religion and Freedom of Speech: Portraits of Muhammad. 14,1 (2007) 72–90.

3 Vernunft ist nach Ulrich Steinvorth Geltungsansprüche (U. Steinvorth, Was ist Vernunft?. München 2002, 21).

4 Thomas von Aquin, II.II., q. 13, a. 3 – als direkt gegen Gott gerichtete Sünde wiegt die Blasphemie schwerer, ist aber dennoch keine Tat, die Gott „beschädigen“ könnte; diese Gedanke ist in Blasphemiediskussionen nicht unwichtig: Kommt Gott in einer gegen Gott gerichteten Blasphemie (Schmähung Gottes, Beschädigung oder Zerstörung eines heiligen Gegenstandes) zu Schaden? „Während des Krieges sah Wittgenstein, wie Hostien in Stahlbehältern transportiert wurden. Das machte auf ihn einen lächerlichen Eindruck.“ Und ließ ihn über religiöse Einstellungen jenseits des Argumentierbaren nachdenken (L. Wittgenstein, Vorlesungen und Gespräche über Ästhetik, Psychoanalyse und religiösen Glauben. Hg. R. Rhees et al. Frankfurt/Main 2001, 74). An derselben Stelle findet sich ein Beispiel, das Wittgensteins Fideismus andeutet: „Angenommen, jemand glaubt an das Jüngste Gericht, ich dagegen nicht. Bedeutet das, daß ich das Gegenteil glaube, gerade, daß es so etwas nicht geben wird? Ich würde sagen: ‚Ganz und gar nicht, oder nicht in jedem Fall.‘“

5 David Nash, „Analyzing the History of Religious Crime: Models of ‚Passive’ and ‚Active’ Blasphemy since the Medieval Period,“ 41.1 (2007), 5–29, hier 6. Zum Begriff der Blasphemie vgl. A. Dacey, The Future of Blasphemy: Speaking of the Sacred in an Age of Human Rights. London 2012.

6 Vgl. C. Sedmak, Der Glaube ist praktisch – über die Erkennbarkeit der Orthodoxie. 137,1 (2015) 86–103, hier 91.

7 C. Baumgartner, Blasphemy As Violence: Trying to Understand the Kind of Injury That Can Be Inflicted by Acts and Artefacts That Are Construed As Blasphemy. 6 (2013) 35–63. Baumgartner sieht „Blasphemie“ (verstanden als Akt gegen Göttliches, aber auch Heiliges) nicht nur als „Beleidigung Gottes“, sondern auch als „an affront to order and the social community, and hence a social and political problem“ (S. 44) und definiert Gewalt als „inflicting injury on a person by an agent who knows or ought reasonably to have known that his or her act would bring about the injury in question“ (S. 37). Damit sieht er eine Argumentationsgrundlage, um Blasphemie als politisch relevante Kategorie im öffentlichen Raum zu etablieren, als eine Kategorie, die für die Koordination des menschlichen Sozialverhaltens bedeutsam ist.

8 D. Benatar, Taking Humour (Ethics) Seriously, But Not Too Seriously. 2,1 (2014) 24–43, v.a. 33–40.

9 Vgl. A. Fisher, H. Ramsay, Of Art and Blasphemy. 3.2 (2000) 137–167.

10 Fleming Rose, zitiert nach: L. Lindekilde, P. Mouritsen, R. Zapata-Barrero, The Muhammad cartoons controversy in comparative perspective. 9,3 (2009) 291–313, hier 302.

11 S. Laegaard, Normative significance of transnationalism? The case of the Danish cartoons controversy. 3,2 (2010) 101–121.

12 J. Sacks, The Home We Build Together. Recreating Society. London 2007.

13 Letzteres schlagen Ryan Muldoon, Michael Borgida und Michael Cuffaro vor: The conditions of tolerance. 11,3 (2011) 322–344.

14 Seneca, Briefe an Lucilius I, Brief 66,13. In: Seneca, Philosophische Schriften. Wiesbaden 2004, 241.

15 Ebd. (Brief 31,7), 117.

16 F. Nietzsche, Werke in vier Bänden, Band 4. Hg. G. Stenzel. Salzburg 1985, 407.

17 H. Marcuse, Repressive Tolerance. In: R.O. Wolff, B. Moore, H. Marcuse, Critique of Pure Tolerance. Boston 1965.

18 K. Popper, The Open Society and its Enemies 1. London 1962, 265.

19 I. Berlin, My intellectual path. In: H. Hardy (ed.), The Power of Ideas. Princeton, NJ 2000, 1–23, hier 12; vgl. J. Ferrell, Isaiah Berlin: Liberalism and pluralism in theory and practice. 8,3 (2009) 295–316.

20 I. Berlin, Russian Thinkers. In: H. Hardy and A. Kelly (eds), London 1978, 258. Die fruchtbare Verbindung von einem Verständnis der eigenen Grenzen und Empathie kommt auch an einer bedeutsamen anderen Stelle zum Ausdruck: „I am not blind to what the Greeks valued-their values may not be mine, but I can grasp what it would be like to live by their light, I can admire and respect them, and even imagine myself as pursuing them, although I do not-and do not wish to, and perhaps could not if I wished.“ (I. Berlin, Four Essays on Liberty. Oxford 1969, 168).

21 H. Frankfurt, The Importance of What We Care About. Cambridge 14 2007, 93.

22 H. Frankfurt, The Reasons of Love. Princeton 2004, 10–17.

23 Ebd., 23.

24 K. Koukouzelis, Neutrality, Religious Symbols and the Question of a European Public Sphere. 4,2 (2008) 41–60; D. McGoldrick, Religion in the European Public Square and in European Public Life – Crucifixes in the Classroom? 11,3 (2011) 451–502; M.E. Roper, Secular Crosses and the Neutrality of Secularism. 45 (2012) 841–878; I. Rorive, Religious Symbols in the Public Space: In Search of a European Answer. 30,6 (2009) 2669–2698.

25 D. Gordon, Why Is There No Headscarf Affair in the United States? 34,3 (2008) 37–60.

26 G. Akerlof, R. Kranton, Economics and Identity. CXV,3 (2000) 715–753.

27 G.A. Akerlof, R.E. Kranton, Identity Economics. How Our Identities Shape Our Work, Wages, and Well-Being. Princeton 2010, 28.

28 Vgl. Stefan Huster, Der Grundsatz der religiös-weltanschaulichen Neutralität des Staates. Berlin 2004.

29 Es scheint in diesem Zusammenhang das Missverständnis zu geben, dass der Agnostizismus neutral sei. Der Agnostizismus als Standardeinstellung öffentlicher Debatten ist freilich eine Position, mit entsprechenden erkenntnistheoretischen und kulturellen Implikationen. Wenn viele Menschen, die nie gründlich über die im Hintergrund stehenden Fragen nachgedacht haben, sich der Sprache des Agnostizismus bedienen (so zu reden, als ob es Gott nicht gäbe), könnte dieser durchaus anspruchsvollen weltanschaulichen Sprache das Schicksal der englischen Sprache blühen, der Linguist/inn/en keine rosige Zukunft einräumen, weil zu viele Menschen zu oft schlechtes Englisch sprechen. Hier wäre ein Mehr an Polyglottie auch ein Mehr an Verständigungsmöglichkeiten wie auch ein Mehr an Qualitätssicherung für die als Schlüsselmedium identifizierte Sprache.

30 John Rawls, The Idea of Public Reason Revisited’. In: Ders., Collected Papers. New York 1999, pp. 584, 591–593.

31 Iris Murdoch, The Sovereignty of Good. New York 1970, 89.

32 S. Ferrari, State-Supported Display of Religious Symbols in the Public Space. 52,7 (2013) 7–22.

33 Gegen Ende der Ansprache betonte der Papst noch einmal die „Gemeinsamkeit in Verschiedenheit“, die unterschiedliche Religionen zusammengebracht hatte: „Die Religionen sind zahlreich und mannigfaltig. Sie spiegeln den Wunsch von Männern und Frauen durch die Jahrhunderte hindurch wider, mit dem absoluten Sein in Beziehung zu treten. Das Gebet verlangt die Bekehrung des Herzens unsererseits. Es bedeutet eine Vertiefung unseres Gespürs für die letzte Wirklichkeit. Das ist der eigentliche Grund für unser Zusammenkommen an diesem Ort.“

34 M. Zago, Day of Prayer for Peace. 147 (1987) 1–9, hier 3.

35 Man denke an die vom damaligen Kardinal Ratzinger ausgedrückte Skepsis in Bezug auf interreligiöse Verständigung und interreligiöses Gebet – J. Ratzinger, Glaube – Wahrheit – Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen. Freiburg/Br 2003.

36 G. Brown, Praying Together in the Dark: Theological Reflections on Shared Prayer within Interreligious Dialogue. 20,1 (2013) 18–33.

37 E. Gorzon Valdes, Some Remarks on the Concept of Toleration. 10,2 (1997) 127–138.

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