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Tolerierung, Toleranz und Differenz1 Einleitung

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Dieser Artikel soll nicht als Beitrag zu den (‚westlichen‘, also europäischen und nordamerikanischen) wissenschaftlichen Debatten über Tolerierung und Toleranz verstanden werden, sondern eine kritische Analyse darstellen, welcher ein Vorschlag für eine alternative Herangehensweise an die zentralen Probleme dieser Debatten folgt. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass ein direkter Beitrag zu diesen – wie auch zu jeglichen anderen – Debatten einem Versuch gleichkäme, den Diskurs innerhalb (s)eines erkenntnistheoretischen Paradigmas voranzubringen. Hier ist dies jedoch aus später genauer erläuterten Gründen (siehe Teil 1) nicht der Fall; für den Moment mag es ausreichen, darauf zu verweisen, dass Debatten um Tolerierung und Toleranz, cum grano salis, innerhalb und aus den Perspektiven liberaler politischer Theorien2 und analytischer Philosophie3 geführt werden. Der Autor dieses Textes teilt jedoch keines dieser beiden Paradigmen. Trotz dieser kritischen Haltung nimmt dieses Kapitel die Probleme, welche den jeweiligen Debatten zugrunde liegen, sehr ernst. Diese Probleme scheinen hauptsächlich um die folgenden Themen zu kreisen: ‚Tolerierung vs. Toleranz‘; ‚die Freiwilligkeit von Tolerierung‘; der ‚normative Rahmen von Tolerierung‘; ‚Tolerierung und politische Institutionen‘; ‚Toleranz, Tolerierung und Wertesysteme‘ (d.h. Ethik, Moral, Religion etc.); ‚Kontexte der Tolerierung‘; und ‚Tolerierung/Toleranz und das Verhältnis zwischen „Selbst“ und „Anderem“‘.4 Natürlich ist dieses Kapitel nicht dazu in der Lage, all diese Probleme und die damit verbundenen Fragestellungen zu erörtern. Die Debatten um diese Probleme zusammenzufassen erscheint auch überflüssig (und wäre wahrscheinlich zudem langweilig) – schließlich ist dies kein Eintrag in eine Enzyklopädie.5 Stattdessen wird dieses Kapitel zwei der oben genannten Themen und Problematiken aufgreifen, nicht nur weil diese für sich genommen am wichtigsten erscheinen, sondern besonders auch, weil sie einen Zusammenhang aufweisen. Dieser Zusammenhang wird aus einer phänomenologischen Sicht erkenntlich, wie er den folgenden Diskussionen zugrunde liegt. Dementsprechend ist die Auswahl der beiden Probleme ‚Pluralität, Diversität und Differenz‘ im Verhältnis zu ‚Tolerierung/Toleranz und das Verhältnis zwischen „Selbst“ und „Anderem“‘, auf denen der Schwerpunkt der hiesigen Betrachtungen liegt, nicht willkürlich, sondern entstammt eben genau aus einer phänomenologischen Betrachtungsweise von Toleranz, Tolerierung und Differenz. Sodann ist aber zu klären, warum es des Bezugs zur phänomenologischen Tradition überhaupt bedarf? Es hat den Anschein – und dies ist neben einer epistemologischen Kritik liberaler politischer Theorie und analytischer Philosophie die zweite Kritik dieses Textes –, dass diese Tradition einen normativen Rahmen zur Konzeptualisierung von Pluralität und Differenz bieten kann, wozu liberale und analytische Debatten über Tolerierung/Toleranz nicht in der Lage sind (mehr dazu in Teil 2).

Teil 3 präsentiert daraufhin phänomenologische Argumente, die die beiden (zusammenhängenden) Problemfelder ‚Pluralität, Diversität und Differenz‘ und ‚Tolerierung/Toleranz und das Verhältnis zwischen „Selbst“ und „Anderem“‘ miteinander verbinden. Durch die Ausarbeitung phänomenologischer Argumente eröffnet sich neben dem normativen Rahmen gleichzeitig ein (alternativer) Rahmen zur Diskussion und Konzeptualisierung von Differenz. Teil 4 bietet daraufhin einige Schlussfolgerungen, um die hier entwickelten Argumente zur Differenz für die Diskussionen von Tolerierung/Toleranz6 fruchtbar zu machen.

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