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2.1 Zur Ontologie der Sendung

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Ausgangspunkt für Anders’ Bestimmung eines medial veränderten Welt-, Subjekt- und Erfahrungsbegriffs ist die „ontologische Zweideutigkeit“ der Sendung. Damit ist die „phänomenologische Eigentümlichkeit“ bezeichnet, dass via Sendung die traditionellen Alternativen von Sein und Schein, Wirklichkeit und Fiktion, Ernst und Unernst, Anwesenheit und Abwesenheit unterlaufen und nivelliert werden. Das Gesendete ist zugleich wirklich und scheinbar, zugleich an- und abwesend, d.h. Sendungen haben den ontologischen Status von „Phantomen“. Sie simulieren ‚echte‘ Gegenwärtigkeit und unmittelbare Relevanz für das Subjekt, bieten aber tatsächlich nur formale Gleichzeitigkeit von Ereignissen (Anders 1956: 131ff.; 151).

Seine phänomenologisch-ontologische Analyse ergänzt Anders durch eine logischsprachanalytische und eine ökonomische. Sendungen sind „verbrämte Urteile“ und geben stets nur einen bestimmten Aspekt eines Sachverhalts wieder, analog zu Urteilen der Form „S ist p“. Diese Urteilsform bleibt allerdings latent, da Sendungen suggerieren, sie würden die Sache selbst unmittelbar geben (Anders 1956: 155ff.). Sendungen sind außerdem Produkte für den Konsum, also Waren, die ein inhärentes Urteil („Eigenlob“) enthalten. Sie vermitteln ein präpariertes Bild der Wirklichkeit, ohne dies ausdrücklich zu machen (Anders 1956: 161ff.).

Anders konzediert allerdings, dass es falsch wäre, der Einzelsendung jeden Wahrheitsgehalt abzusprechen. Unwahr ist vielmehr das „Weltbild“, das durch die Einzelsendung(en) generiert und geformt wird und das „weniger wahr“ ist als seine Teile: „‚Das Ganze ist die Lüge; erst das Ganze.‘“ (Anders 1956: 164) Einzelsendungen und mediales Weltbild übernehmen schließlich die Funktion eines Modells, an dem sich die reale Welt orientiert und das subjektive Erfahrungsmuster prägt. Anders spricht von Prägeformen, Matrizen oder Schablonen, die fortan für die Konstruktion von Welt(erfahrung) bestimmend sind und einen spezifischen Typus Mensch generieren: den Konsumenten, dem die Welt zum Konsumobjekt wird.

Handbuch der Medienphilosophie

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