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2.6 Analogien und Konvergenzen
ОглавлениеAuf die Affinität seiner Medientheorie zu jener von Marshall McLuhan („the media is the message“) hat Anders selbst hingewiesen (Anders 1982: 218). Konstatiert wurden außerdem Analogien bei Neil Postman („Wir amüsieren uns zu Tode“), in Jean Baudrillards Simulationstheorie und Paul Virilios Dromologie sowie in Susan Sontags und Vilém Flussers Reflexionen zur Fotografie (vgl. Dries 2012: 189; Kramer 1998; Gunia 2005; Hartmann 2000: 220). Theodor W. Adornos Kurzstudien zum Fernsehen enthalten zahlreiche Motive, die bei Anders ausführlich expliziert werden: die Inversion von Bild und Realität, das Miniaturformat der Bilder und die Verbiederung der Welt, die mediale Verbrämung realer Entfremdungsphänomene und Perpetuierung des (falschen) Status quo sowie die Sendung als sich selbst anpreisende Ware (vgl. Adorno 1953 a, 1953 b). Mit der „Gesellschaft des Spektakels“ entwarf Guy Debord, ebenfalls auf der Grundlage der Marx’schen Entfremdungskritik, eine warenförmige (Medien-)Welt, in der sich die „wirkliche Welt“ in „bloße Bilder“ verwandelt und die Bilder zu wirkmächtigen „wirklichen Wesen“ werden. Auf Subjektseite resultiert daraus der Typus des Zuschauers, dem Anders’schen Masseneremiten ähnlich, mit seiner Haltung der passiven Hinnahme (Debord 1996: 19). Etliche fernsehtheoretische Topoi unterschiedlichster Provenienz hat Anders in nuce antizipiert: den veränderten Realitätsbegriff und die mediale Ereignisproduktion, die Konfusion und Neustrukturierung von Raumund Zeitordnungen und damit von Sinneinheiten, die Konstitution von Serialität und Gleich-Gültigkeit oder die Auflösung des Subjekts (vgl. Engell 2012: 210ff., passim).