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1.2 Religion – ein Produkt der Evolution?
ОглавлениеEntsprechend ihrem naturalistischen Ansatz unternehmen die neuen Atheisten den Versuch, Religion als ein Produkt der Evolution zu erklären. SCHMIDT-SALOMON etwa bietet folgende Lösung für die Entstehung von Religion an:
„Evolutionsbiologisch lässt sich ‚Gott‘ als ein ‚imaginäres Alphatierchen‘ beschreiben, eine typische Primatenhirn-Konstruktion, die sich u.a. deshalb etablieren konnte, weil sie einigen Mitgliedern unserer Spezies deutliche Vorteile im Kampf um die Ressourcen verschaffte.“12
Indem man den Eindruck erweckte, mit einer höheren jenseitigen Macht in Verbindung zu stehen, hätte man „seine Stellung in der menschlichen Säugetierhierarchie aufbessern“ können.13 Dabei sei der Mensch „Opfer seiner überbrodelnden Phantasie“ geworden. Schmidt-Salomon zufolge habe die Gotteshypothese Selektionsvorteile gebracht. Zu Beginn der kulturellen Evolution seien Religionen hilfreich gewesen, „um undurchschaubare Phänomene zu ‚verstehen‘ und den Gruppenzusammenhalt zu stärken“.14
Ob der Mensch bei der Ausbildung von Religion „Opfer seiner überbrodelnden Phantasie“ geworden ist oder aber Schmidt-Salomon selbst mit seiner naturalistischen Erklärung, das ist eine durchaus offene Frage. Bei DAWKINS finden sich noch andere evolutionspsychologische Erklärungen15, die nicht weniger phantasiereich oder überzeugend sind wie die von seinem deutschen Mitstreiter.
Mit Recht urteilt ULRICH KÖRTNER:
„Dawkin’s Mutmaßungen über die entwicklungsgeschichtliche Entstehung der Religion sind ein Sammelsurium an Hypothesen, bei denen von vornherein feststeht, dass es sich bei jeder denkbaren Form von Religion prinzipiell nur um ein pathologisches Phänomen handeln kann. Entsprechend bedient sich Dawkins der Sprache der Virologie, wobei sich seine Erklärungsversuche auf seine umstrittene Theorie der Meme stützen, die in Analogie zu seiner nicht minder fragwürdigen Theorie des egoistischen Gens die kleinsten Bausteine der kulturellen Evolution sein sollen.“16
Im Sinne von Dawkins ist ein Mem nämlich ein Bewusstseinsgehalt, der von einer Generation an die nächste weitergegeben wird.