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2. Das Theologieverständnis des neuen Atheismus
ОглавлениеWie bereits beim klassischen Atheismus handelt es sich auch beim neuen Atheismus um einen weltanschaulichen Monismus, der nun auf der Grundlage der Evolutionsbiologie den grundsätzlichen Unterschied zwischen Wissenschaft und religiöser bzw. philosophischer Weltanschauung verwischt. Die Gegenposition der christlichen Religion hat einmal HEINZ ZAHRNT prägnant herausgestellt:
„Das Christentum dagegen hält, auch wenn es sich als ‚Religion‘ versteht, an der Unterscheidung zwischen Gott und Welt, Glauben und Denken, Wissenschaft und Weltbild, Physik und Mystik fest. Es tritt für die Vielheit der Wirklichkeit ein und verneint damit das Einheitsdenken des Atheismus […]. Es gibt zwar nur eine Wirklichkeit, aber diese eine Wirklichkeit ist vielschichtig und begegnet auf vielerlei Weise. Entsprechend zeigt sie verschiedene Aspekte und verlangt demgemäß verschiedene Zugänge und Methoden. Der Naturwissenschaftler geht anders mit der Wirklichkeit um als der Historiker und der Künstler wiederum anders; der Arzt sieht den Menschen mit anderen Augen als der Seelsorger und der Liebende die Geliebte wieder mit ganz anderen. Wir können die spannungsreiche Wirklichkeit, in der wir leben, nicht überwinden, wir können sie nur zusammenhalten. Dabei darf kein Aspekt übersehen, aber auch keine Methode verabsolutiert werden – über jeder Vereinseitigung geht die konkrete Fülle der Wirklichkeit verloren. Wer die Spannung endgültig überwinden zu können meint, maßt sich die Gebärde des Welterlösers an.“43
Es ist zwar nicht so, dass RICHARD DAWKINS etwa ausschließt, es könne keine tief greifenden, sinnvollen Fragen geben, „die für alle Zeiten außerhalb des Bereiches der Naturwissenschaft liegen werden“. Was er aber bestreitet, ist die Meinung, die Religion könne solche letzten Fragen beantworten.44 Christliche Theologie, die sich der Selbsterschließung Gottes in Jesus verdankt und ihr nachdenkt, muss sich jedoch solchen letzten Fragen nach dem Woher und Wohin, nach Schuld und Versöhnung, nach Tod und Leben stellen und um Antworten ringen. Sie begreift Religion und Naturwissenschaft – um mit LARS KLINNERT zu reden – als „zwei komplementäre Perspektiven auf die eine Wirklichkeit“. Daher ist christliche Theologie „an einem konstruktiven Zusammenwirken von Glaube und Vernunft interessiert, weil sie Letztes und Vorletztes zu unterscheiden weiß, sich mithin der Tatsache bewusst ist, dass sie der unbedingten Wirklichkeit, auf die sie sich bezieht, immer nur unter den faktischen Bedingungen endlicher Welterfahrung nachspüren und gerecht werden kann“45. Nicht ein umfassendes Welterklärungsprogramm liefert christliche Theologie, vielmehr versucht sie, „in ganz alltäglichen Sinnerfahrungen von Liebe, Hoffnung, Trost, Vergebung, Befreiung, Erkenntnis und Glück“ Gottes verheißene Gegenwart zu entdecken und zur Sprache zu bringen.46 Die Antwort auf die Frage nach einem letzten Sinn von allem stellt sie Gott selbst anheim.