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Themenstrang 2: Laufbahn gestalten
ОглавлениеFührungslaufbahnen verlaufen häufig nicht so linear wie geplant: Statt vertikal die Karriereleiter Schritt für Schritt hochzusteigen oder aber von derselben unvermittelt hinunterzustürzen, sind – speziell auch in Expert*innenorganisationen – zunehmend horizontale Bewegungen wahrnehmbar: temporäre Übernahme von Führungsaufgaben, das Pendeln zwischen Management und Fachführung, laterale Führungsarbeit ohne Personalführung, phasenhafte Wechsel zwischen Beratung und Führung oder Forschung und Führung. Gerade hybride Professionals sind «hochqualifizierte Grenzüberwinder[*innen], die Nutzen nicht aus ihren einzelnen Aktivitätsfeldern ziehen, sondern aus dem Akt der Grenzüberwindung selbst» (Meissner, 2016, S. 271). Die «Fugen zwischen Systemen werden zu Spielräumen unternehmerischer Initiative» (ebd., S. 280).
Hybride Professionals verfolgen einen «grenzreichen» Karrierepfad und bieten dadurch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Steigerung der «Dynamikrobustheit» (Wohland & Wiemeyer, 2007) von Organisationen. Das bedingt andere Formen von Führung und von spezifischen Contractings.
«New Work» als Denkansatz und Bewegung (Hackl et al., 2017; Bergmann, 2004) lanciert im Zuge der Digitalisierung einerseits zeitlich und räumlich «entgrenzte» agile und projektbasierte Organisationsformen, andererseits Formen der Selbstorganisation im Zuge von Enthierarchisierung (siehe auch Schlussreflexion von Wehner und Jäger Fontana in diesem Buch, S. 124ff.). Verändert diese Tendenz Karriere- und Laufbahnplanungen?
Aus dem exemplarischen Blickwinkel der Expert*innenorganisation Hochschule sollen Daten und Modelle zu «multidirektionalen» Laufbahnen von Führungskräften aufzeigen und spannende Geschichten von unüblichen Bewegungen in Führungslaufbahnen mit Konzepten und theoretischen Bezügen verglichen werden. Zugleich stellt sich die Frage, ob solche unüblichen individuellen Bewegungen auch für andere Organisationen (z.B. aus dem Gesundheitswesen) und deren Weiterentwicklung funktional, fruchtbar und nutzbar sein können.
Relevante Fragen zu diesem Themenstrang sind unter anderem:
Geht die fachliche Expertise bei der Übernahme einer Führungsaufgabe verloren? Falls ja, woran zeigt sich das?
Wie sehen Pendelbewegungen, zum Beispiel zwischen Führen und Beraten, Führen und Lehren, Lehren und Forschen aus?
Was geschieht mit Personen, die Führungsfunktion abgeben?
Wie reagieren Institutionen auf unübliche Laufbahnbewegungen?
Wo und wie profitieren Institutionen von dynamischen Laufbahnen?
Wie sieht eine adäquate Personalentwicklung aus, die solche Bewegungen fördert?
Porträt Daniel Baumann: Geri Thomann
Porträt Jörg Meyer: Hans-Peter Karrer
Theoretischer Bezug: Christine Böckelmann