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Ursachen von KrankheitKrankheit und Leiden
ОглавлениеÜber die konkreten Ursachen von KrankheitenKrankheit und Leiden sowie über die Möglichkeiten der HeilungHeilung gehen die Anschauungen in den verschiedenen Teilen der Bibel weit auseinander.
Tun-Ergehen-Zusammenhang: Dies ist das wichtigste Deutungsmuster: Nach dieser erfahrungsgesättigten Sicht sind KrankheitenKrankheit logische Konsequenz und auch von Gott verhängte Strafe für eigenes falsches Verhalten. Wer schwere SündenSünde, Sünder, sündig begeht (moralische oder kultische Verfehlungen), oder wessen Vorfahren sich entsprechend verfehlt haben (vgl. Joh 9,2Joh9,2), der wird mit innerer Notwendigkeit die Früchte des Bösen ernten, das er selbst gesät hat. Insofern die Tat zum Täter zurückkehrt, ist jeder Mensch seines Schicksals Schmied, auch in gesundheitlicher Hinsicht. Unvernunft und Sünden bewirken eine Verschmutzung des menschlichen Organismus und des Herzens. Ein gesunder Körper und ein ruhiges Gewissen galten als Beweis für eine reine moralische Gesinnung eines Menschen, Krankheit dagegen als Folge von Dummheit und Unglauben.
Geister und Dämonen: Vor allem im Neuen Testament ist auch die fast gegenteilige Deutung verbreitet: KrankheitKrankheit geht auf das Tun böser Geister und Dämonen zurück (z.B. Satan bzw. Beelzebub im Neuen Testament bzw. Asmodäus in Tobit 3,8Tob3,8). Der Mensch ist von Feinden umgeben, die versuchen, MachtMacht über ihn zu erlangen (1 Petr 5,81Petr5,8). Diese fahren von außen in ihn hinein und übernehmen die Herrschaft über ihn (Tobit 3,17Tob3,17; Lk 22,3Lk22,3), wobei das „OpferOpfer“ die Kontrolle über sich selbst verliert (z.B. bei Lähmungen, Taubstummheit, Epilepsie, permanenter Fluss von Menstruationsblut bei der Frau oder unwillkürlichen nächtliche Samenergüsse beim Mann ↗︎ OpferOpfer). Dass dies alles den Feinden gelingen kann, resultiert im Grunde nur aus einer Ursache, nämlich aus einer Störung der Gottesbeziehung. Oder anders gesagt: Krankheit entsteht da, wo Gott sich zurückzieht. Wenn Gott seinen Schutzschild aus SegenSegen und gnädiger Zuwendung zurückzieht, nur dann wird eine Bresche frei, durch welche die andauernd lauernden Feinde eindringen können.
Neben und gegen diese beiden Hauptansichten (eigenes Verschulden oder Gewalt von außen), gibt es weitere, weit seltener belegte Deutungen von KrankheitenKrankheit und Leiden:
Souveränität Gottes: KrankheitKrankheit soll die abgründige Souveränität Gottes offenbaren, das zu tun, was Er (↗︎ JHWHJHWH) für richtig hält, ohne dass Menschen dies verstehen können und nach dem Kriterium der Entsprechung von Tun und Ergehen als gerecht akzeptieren müssen (z.B. Hi 1,21Hi1,21). Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern führt zur Erkenntnis der unendlichen Überlegenheit Gottes, d.h. letztlich zur Verherrlichung der MachtMacht Gottes.
Skandal: KrankheitKrankheit kann als ein Skandal gedeutet werden, gegen den man bei Gott laut Klage führen kann (z.B. Ps 22,2ffPs22,2ff). Gott bzw. Christus scheint zu schlafen. „Kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?“ (Mk 4,38Mk4,38) Das legitimiert den Menschen sogar zur bitteren Anklage, ja Rebellion gegen Gott.
Göttliche ErziehungErziehung: KrankheitKrankheit kann der göttlichen Erziehung dienen. Durch das Leiden kann der Kranke selbst und auch seine Umwelt reifen (Hi 5,17Hi5,17); in dieser Perspektive kann eine Krankheit zur direkten Anrede Gottes werden (Hi 33,14ffHi33,14ff).
Göttliche Prüfung: KrankheitKrankheit kann dazu dienen, einen Menschen einer Prüfung zu unterziehen (Hi 1fHi1f; Tobit); Gott erforscht, ob sich das Herz eines Menschen im Leiden bewährt, wenn es auf den Prüfstand gestellt wird (Sir 21,18Sir21,18; 1 Kor 10,131Kor10,13).
Sühnopfer: KrankheitKrankheit kann eine heilvolle FunktionFunktionen haben. Der Gottesknecht litt nicht als Strafe für eigene SündenSünde, Sünder, sündig, er gab seine Gesundheit, ja sein Leben vielmehr freiwillig als ein stellvertretendes „Sühnopfer“ für andere dahin (Jes 53,10Jes53,10), damit diese leben können (Joh 15,13Joh15,13). Diese Leidenstheologie findet sich auch in den Hymnen aus ↗︎ QumranQumran, wo den Leiden des „Lehrers der GerechtigkeitGerechtigkeit“ sowie dem Erwählungsleiden der GemeinschaftGemeinschaft eine sühnende Wirkung für ganz Israel zukommt.