Читать книгу Schwarz wird großgeschrieben - Группа авторов - Страница 28
DIE WUT, DIE MICH DAS AFRODEUTSCHE HEIMATGEFÜHL KOSTETE
ОглавлениеVor Wut brodelnd komme ich von oben aus meiner alten Wohnung unten am Umzugs-LKW an, will mir in diesem temporär Schwarzen Space Luft machen, nachdem mir nach meinem Umzug klassistische und rassistische Entmenschlichung an dem Ort passiert sind, der der erste war, den ich je Zuhause genannt habe. Rede, so, wie ich nun mal rede. Augenrollend, Haare zurückwerfend und mit spanischen Schimpfwörtern, die alle nicht besonders nett, aber zugegebenermaßen unterhaltsam sind. Schwarze Wut wird auch kapitalisiert, weil wir es schaffen, in unserer Wut weiterhin kreativ zu bleiben, mit Worten, Ausdrücken und den Details unserer Gefühle. Latinx werden mit spezifischen Stereotypen der Heißblütigkeit degradiert, dabei ist es die Kombination Schwarzer Wut mit spanischer Geschwindigkeit, die es uns ermöglicht, besonders genau wunde Punkte zu treffen, wenn die Unterdrückung es von uns verlangt. Einfacher gesagt: Afrolateinamerikanische Wut ist wie Feuer, gefährlich, wunderschön und nichts für Unbedarfte.
»Wow – stopp«, sagt der mir fremde Bruder zu mir, ich stocke. »Warum redest du so?«, fragt er.
»Wie – so?«, frage ich irritiert.
»So –«, er macht flapsige Gesten mit seinen Händen, die wohl mein Reden mit den Händen nachahmen sollen, erbärmlich.
»So aggressiv!«, bekräftigt er.
Ich erkläre ihm ruhig, dass Schwarze Wut viele kulturelle Hintergründe haben könne, dass wir von klein auf lernen, Wut zu zeigen und keine Wut scheint mir in meinem Leben schöner und lebensbejahender als der Zorn meiner dominikanischen Familie aus der Favela, den Wellblechhütten Santo Domingos. Egal, wo wir heute wie leben. Unser Zorn verweigert die Integration, eine dekoloniale Freiheitsbewegung. »Mach das mal nicht«, antwortet er.
Ich lache nur ungläubig.
»Schließlich kommen wir nicht alle aus der Favela … dem Ghetto.«