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MEINE LÖSUNG LIEGT IN LA FACULTAD
ОглавлениеGloria Anzaldúa nannte das verbindende Gefühl Unheil zu erahnen, la facultad, ein Gespür, das jene entwickeln, die unterdrückt werden. Unterschiedlich, je nachdem, ob es um Race, Klasse, Sexualität oder Geschlecht geht. Aber in der Konsequenz dasselbe Gefühl, die Vorahnung, das Erahnen, das Sehen des Schmerzes der anderen, die diesen Sinn teilen. Eine hypersensible Wahrnehmung der Umgebung, aber auch ein Wahrnehmen jener, die dies auch spüren.17 Unsere Migrationsbiografien sind unterschiedlich, unsere Identitäten vielschichtig, unser Umgang miteinander trotz allem verzweifelt nachsichtig. Diese Nachsicht, dieses Raumgeben – ich glaube, es liegt daran, dass wir unsere facultad würdigen.
Mein zweites Schwarzsein ist spezifischer, afrokaribianisch mit Migrations-erfahrungsdoppelpass-Geschichte. Migrant*in aus einem Land, das Haiti unterdrückt. Privilegiert disprivilegiert, es ist alles nicht so einfach. Doch am Ende des Tages werde ich in der deutschen Arztpraxis durch dieselben rassistischen Mechanismen wie die Schwester vom anderen Ende der Welt unterdrückt. Das widerspricht sich, doch ist es nicht unsere Schwarze deutsche Verpflichtung diesen Widerspruch zu kaschieren?
Mein zweites Schwarzsein verlangt von mir meine eigenen Privilegien zu sehen, light skinned, deutscher Pass, dominikanisch statt haitianisch, ergo dem globalen Norden lieber. Es verlangt von mir, Fragen zu stellen, zuzuhören, wahrzunehmen, wie different Schwarzsein global ist. Ich will, dass wir als Community nicht nur grenzenlos, sondern vor allem unverschämter zu uns und unserer Vielstimmigkeit stehen.