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4.5 Text als Entfaltung einer Kernidee

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Ein anderer Ansatz, die Kohärenz zwischen längeren Satzfolgen zu erklären, basiert auf dem Grundgedanken, dass einem Textabschnitt eine Art Hauptgedanke, eine Kernidee zugrunde liegt, die dann in den einzelnen Sätzen konkretisiert und ausformuliert wird. Ein Text wie der in Abschnitt 4.2.2 zitierte (Beispiel (4–8)) hat unbestreitbar eine Einheitlichkeit, auch wenn er keine wörtlichen Isotopien zwischen einzelnen Nominalgruppen aufweist:

(4–10) Silberne Wasser brausten, süße Waldvögel zwitscherten, die Herdenglöcklein läuteten, die mannigfaltig grünen Bäume wurden von der Sonne goldig angestrahlt.

Im Alltagsverständnis kann man sagen: Die Kohärenz dieses Textes liegt darin, dass in ihm eine allgemeine Grundidee ausformuliert wird. Der Bezug aller Sätze auf einen solchen Grundgedanken macht die Kohärenz des Textes aus.

Dieser Gedanke ist etwa im Text-Thema-ModellText-Thema-Modell von Erhard Agricola (Agricola 1976, 1977, 1979, s.u.) ausgearbeitet worden. Agricola (1976: 15) definiert das THEMA eines Textes als „begrifflichen Kern im Sinne der konzentrierten Abstraktion des gesamten Textinhaltes“; in der Kleinen Enzyklopädie (1983: 221) wird das Thema eines Textes umschrieben als „ein Grund- oder Leitgedanke, der die wesentlichen inhalts- und strukturbestimmenden Informationen des Gesamttextes in konzentrierter, abstrakter Form enthält“. Ähnlich umschreibt Brinker (62005: 55ff.) das Thema eines Textes als „Grund- oder Leitgedanken eines Textes“, als „Kern des Textinhalts“, als „die größtmögliche Kurzfassung des Textinhalts“; der Text ist die „Entfaltung des Themas“. Brinker geht dabei von vier Arten der THEMENENTFALTUNGThemenentfaltung aus:

 DESKRIPTIVE THEMENENTFALTUNG: Ein Thema wird in seine Teilthemen zerlegt und in räumliche und zeitliche Umstände eingeordnet. Typische Textsorten sind z.B. Nachricht, Lexikonartikel und Bericht.

 EXPLIKATIVE THEMENENTFALTUNG: Ein Sachverhalt wird aus einem oder mehreren anderen Sachverhalten abgeleitet. Typische Textsorten sind z.B. Lehrbuchtexte, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Darstellungen.

 ARGUMENTATIVE THEMENENTFALTUNG: Auf der Textoberfläche sind Thesen und die Entwicklung von Argumenten für diese Thesen präsent. Die Stützung der Argumentation kann implizit erfolgen. Typische Textsorten sind z.B. Politikerreden und Gerichtsreden.

 NARRATIVE THEMENENTFALTUNG: Sie ist typisch für Alltagserzählungen und wird dann gebraucht, wenn ein abgeschlossenes Ereignis mit einem bestimmten Neuigkeits- oder Interessantheitswert dargestellt werden soll.

In der Regel hat ein Text nicht nur ein einziges Thema (und weist auch nicht nur eine Form der ThemenentfaltungThemenentfaltungEntfaltung, thematischeThemenentfaltung auf), vielmehr sind Texte mehrschichtig, hierarchisch aufgebaut: Kleinere Textabschnitte sind durch ein TEILTHEMATeilthemaThemaTeilthema oder SUBTHEMASubthemaThemaSubthema zusammenfassbar, mehrere Teilthemen/Subthemen können wiederum zu größeren Teilthemen zusammengefasst werden usw. bis zur obersten Ebene, auf der alle Teilthemen zum Gesamtthema des gesamten Textes zusammengeführt werden. Das lässt sich an der schematischen Darstellung der thematischen Struktur eines Berichts über einen Wohnungsbrands veranschaulichen (Brinker 62005: 63):

(4–11) (1) Gegen 15 Uhr wurde gestern die Aachener Berufsfeuerwehr alarmiert. (2) Sie rückte in die Thomashofstraße aus, wo es in einer Wohnung brannte. (3) Die Feuerwehrleute löschten mit drei C-Rohren. (4) Oberbrandrat Starke war ebenfalls am Einsatzort. (5) Zwei Zimmer brannten vollkommen aus. (6) Drei weitere wurden in Mitleidenschaft gezogen. (7) Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. (8) Die Kripo hat sich inzwischen eingeschaltet. (9) Die Feuerwehrleute mussten aus einem oberen Geschoß ein Kleinkind retten. (10) Während des Brandes befand sich niemand in der heimgesuchten Wohnung.

Diesem Text lässt sich nach Brinker eine thematische Struktur wie die folgende zuschreiben:

Abb. 4.1:

Thematische Struktur des Beispieltextes (4–15) (Brinker 62005:63)

Das Beispiel zeigt im Übrigen, dass im vorliegenden Fall die lineare Struktur der logischen Struktur nicht ganz entspricht. (Dies ist hier durch die übliche „Pyramidenstruktur“ von Zeitungsmeldungen verursacht, wonach das Wichtigste vorangestellt wird und Details am Ende nachgeschickt werden.)

Nur äußerlich anders kommt das Makrostruktur-KonzeptMakrostruktur-Konzept von van Dijk (1980: 41–67) daher. Satzsequenzen können nach van Dijk in so genannten MAKRO-STRUKTURENMakrostruktur zusammengefasst werden. Makrostrukturen entsprechen für van Dijk (1980: 45) Textthemen im Sinne von Brinker oder Agricola; sie stellen eine Art abstrahierende, verallgemeinerte Zusammenfassungen solcher Satzsequenzen dar. Die MakrostrukturenMakrostruktur können wieder zu übergeordneten Makrostrukturen zusammengefasst werden. Auch hier ergeben sich durch die sukzessiven Schritte des Zusammenfassens („Zusammenfassungen von Zusammenfassungen“) baumartige Inhaltsstrukturen.

Gemeinsam ist all diesen Ansätzen, dass die übergeordneten Zwischenelemente, seien sie Thema oder Makrostrukturen, grundsätzlich selbst wiederum Propositionen oder Sätze sind, also sprachliche Elemente der gleichen Art wie die zusammengefassten Texteinheiten. Sie können dementsprechend im Text selbst als gewöhnliche Sätze erscheinen, als Kurzzusammenfassung, Überschrift oder Einleitung. Explizite Ausformulierungen im Text sind allerdings nicht notwendig, der Kerninhalt kann auch nur implizit im Text verborgen bleiben und muss sprachlich nicht manifest werden.

Eine wichtige Frage ist, welcher Art die semantischen Beziehungen zwischen diesen Makrostrukturen bzw. einem TextthemaTextthema und den konkreten Sätzen im Text sind. Intuitiv würde man vermuten, dass diese übergeordneten Themen/Makrostrukturen eine Art allgemeinere Aussagen zu den spezielleren Aussagen im Text sind, dass also semantisch gesprochen eine Hypero-/Hyponomiebeziehung zwischen Textthema und Textsätzen besteht: Ein Textthema stellt sozusagen einen propositionalen „Überbegriff“ zu den einzelnen Sätzen als „Unterbegriffen“ im Text dar. Tatsächlich ist die Beziehung aber komplexer. Das zeigt sich schon daran, dass sowohl Brinker wie van Dijk die thematische Struktur bzw. die Makrostruktur als etwas Abstraktes auffassen, dessen logische Organisation nicht unbedingt präzise der linearen Organisation eines Textes entspricht.

Die Komplexität dieser Frage wird auch an den Vorschlägen zum Problem erkennbar, wie man aus einer Satzfolge ein Thema bzw. eine Makrostruktur ableiten kann. In den verschiedenen Ansätzen werden dazu unterschiedliche Verfahren entwickelt. Agricola (1976, 1979, siehe auch Kleine Enzyklopädie 1983: 220–231) entwickelt ein Verfahren, das nach seiner Absicht eine operationalisierbare, nach objektiven Kriterien organisierte Methode sein soll. Aus den Einzelinformationen in den einzelnen Sätzen sollen in klar geregelten Stufen Schritt für Schritt sozusagen allgemeinere Informationen „destilliert werden“. Das beginnt bei der Analyse von ISOTOPIEKETTEN. Aus allen Wiedererwähnungsformen in einer Isotopiekette lässt sich beispielsweise ein umfassendes LEITSYNONYM oder ein entsprechendes Hyperonym ableiten. Die verschiedenen Prädikate in den einzelnen Sätzen enthalten ferner je nachdem unterschiedliche oder vergleichbare AktantenAktÄußerungsaktAktKommunikationsaktAktPrädikationsaktAktSprechaktAktReferenzaktAktSprechaktAkt (Subjekt, Objekte usw.). Aufgrund der Überlappungen und Ähnlichkeiten der Aktantenstrukturen der einzelnen Sätze können diese zu geschlossenen Gedanken- oder HandlungskettenHandlungskette zusammengefasst werden. Die AktantenAktant, die häufiger wiederkehren, sind wichtiger als jene, die seltener vorkommen. Die Kernidee einer Satzsequenz ergibt sich daraus, dass das Wichtige in diesen Handlungsketten, das, was häufiger vorkommt, beibehalten wird, das weniger Wichtige weggelassen wird. Daraus kann eine HYPERPROPOSITIONHyperpropositionPropositionHyperproposition abgeleitet werden, welche die Hauptinformation eines Textabschnittes kondensiert. In einem weiteren Schritt werden auf Grund von KONNEKTORENKonnektor, welche die logische Struktur zwischen den Abschnitten zeigen, die inhaltlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Textabschnitten eruiert und die Hyperpropositionen logisch miteinander verknüpft. In einem letzten Schritt werden alle Glieder in diesen Hyperpropositionen neu gruppiert: Jedes Vorkommen eines AktantenAktant wird in einen Knoten zusammengefasst, der mit allen andern Aktanten in seinen Beziehungen vernetzt wird. Die Kanten zwischen den Knoten sollen die Grundbeziehungen zwischen den einzelnen Aktanten in einem Text repräsentieren.

Anders aufgebaut ist van Dijks Verfahren zur Herleitung von MakrostrukturenMakrostruktur aus einzelnen Sätzen (van Dijk 1980: 45–67). Die Grundidee ist, dass durch eine genau festgelegte Menge von Operationen, so genannten MAKROREGELNMakroregel, aus Propositionsreihen einfachere Propositionsreihen, die Makrostrukturen entstehen. Van Dijk gibt genau vier Makroregeln an: AUSLASSEN – SELEKTIEREN – GENERALISIEREN – KONSTRUIEREN/INTEGRIEREN.

Die ersten beiden Makroregeln sind eine Art Tilgungsregeln, sie erlauben das Tilgen von Informationen. Beim AUSLASSEN wird Information weggelassen, die für den Textzusammenhang wenig notwendige Information enthält. Ein Beispiel wäre etwa folgende Folge:

(4–12) Ein Mädchen lief vorbei. Es trug einen Rock. Der Rock war gelb. [Auslassen]

Ein Mädchen lief vorbei. Es trug einen Rock.

Während beim Auslassen die weggelassene Information nach dem Auslassen verloren ist, wird beim SELEKTIEREN Information weggelassen, die aus anderen Informationen weiterhin erschließbar ist. Dass jemand im Auto nach Frankfurt fährt, setzt voraus, dass er zuerst ins Auto gestiegen ist; diese Aussage kann ohne Informationsverlust weggelassen werden:

(4–13) Peter stieg ins Auto. Er fuhr nach Frankfurt. [Selektieren]

Peter fuhr nach Frankfurt.

Generalisieren und Konstruieren sind Vereinfachungsoperationen, in denen nicht strikt einzelne Sätze weggelassen werden, sondern in denen Aussagen verallgemeinert werden. Beim GENERALISIEREN gehen wie beim Auslassen Informationen verloren, indem Details weggelassen werden, die aus der Verallgemeinerung nicht mehr erschließbar sind:

(4–14) Auf dem Boden im Wohnzimmer lag eine Puppe. Auf dem Sofa lag eine Holzeisenbahn. Unter dem Schrank lagen Bausteine. [Generalisieren]

Im Wohnzimmer lagen überall Spielsachen.

Beim KONSTRUIEREN/INTEGRIEREN schließlich wird eine Folge von Informationen, welche beispielsweise eine zusammengehörige Kette von HandlungenHandlung beschreibt, durch den übergeordneten Handlungsbegriff ersetzt; wenn wir die HandlungsketteHandlungskette kennen, wissen wir auch bei dieser Zusammenfassung, welches die einzelnen Elemente sind, und insofern geht dabei keine Information verloren:

(4–15) Ich ging zum Bahnhof. Ich kaufte eine Fahrkarte. Ich stieg in den Zug nach Frankfurt. Der Zug fuhr ab. [Konstruieren/Integrieren]

Ich nahm den Zug nach Frankfurt.

Alle diese Operationen können nach van Dijk sukzessive angewendet werden, also auch auf ihr Ergebnis, auf MakrostrukturenMakrostruktur. Reihen von Makrostrukturen können wiederum durch diese Operationen vereinfacht werden, bis wir zu einer obersten, einfachen Makrostruktur gelangen, welche den Inhalt des ganzen Textes zusammenfasst.

Bei allen diesen Regeln gilt ferner das semantische Prinzip der IMPLIKATION: Aus dem Input einer Regel folgt semantisch deren Output. Wenn die komplexere Information gilt, gilt auch die vereinfachte Information (aber natürlich nicht das Umgekehrte). Das garantiert, dass in den einzelnen Reduktionsschritten keine semantischen Widersprüche entstehen.

Brinker (62005: 57) formuliert ebenfalls einige Prinzipien der Themenanalyse, allerdings vorsichtiger und mehr als intuitive Strategien. Auch für ihn ist die Analyse der verschiedenen Wiederaufnahmeformen ein wichtiger Ausgangspunkt. Was oft vorkommt, ist offenbar thematisch wichtig. Dabei ergeben sich für einen Text in der Regel mehrere Themen. Es ist zu entscheiden, was das HAUPTTHEMA und was NEBENTHEMEN in einem Text sind; Entscheidungskriterium ist, aus welchem Thema sich andere Themen „ableiten“ lassen (Ableitbarkeitsprinzip). Außerdem müssen die inhaltlich-semantischen Beziehungen der einzelnen Aussagen und der TEILTHEMEN untereinander und zum Textthema klar gemacht werden. Eine wichtige Rolle für Brinker spielt auch die Funktion des Textes: Textthema und TextfunktionTextfunktion müssen kompatibel sein (Kompatibilitätsprinzip). Dasjenige Thema ist als Hauptthema zu betrachten, das am besten zur Hauptfunktion des Textes passt. Mit diesem Kriterium schafft Brinker eine Verknüpfung zwischen der thematischen und der funktionalen Analyse von Texten.

Jede Theorie, welche annimmt, dass die Kohärenz von Texten auf einem übergeordneten Thema im Sinne einer einheitlichen Themenstruktur beruht, macht die Voraussetzung, dass jeder Text eine klare, hierarchisch organisierte Themenstruktur mit einem Hauptthema und allenfalls Unterthemen hat. Ob diese Voraussetzung generell erfüllt ist, wird in den dargestellten Ansätzen nicht grundsätzlich hinterfragt und auch nicht grundsätzlich diskutiert. Eine Ausnahme macht hier Brinker (62005); er nimmt eine differenzierte Position ein, indem er je nach Textfunktionstyp unterschiedliche ThemenentfaltungstypenThemenentfaltungstyp (s.o.) annimmt.

Ferner ist es trotz den Vorschlägen von Agricola und van Dijk kaum möglich, einfache operationelle Verfahren anzugeben, mit denen für gegebene Satzfolgen klar und unzweideutig ein Thema ableitbar ist. Die Verfahren von Agricola und van Dijk zur Ableitung von Textthemen bzw. MakrostrukturenMakrostruktur aus konkreten Textpartien sind gleichzeitig zu abstrakt und zu speziell formuliert, um immer zu einem Resultat zu führen; im Einzelfall ist oft überhaupt nicht klar, wie sie anzuwenden sind (siehe auch die Kritik in Gülich/Raible 1977: 274f. und Schröder 2003: 54–58). Auch kann man nicht immer einen Text auf genau eine Kernaussage reduzieren. Wenn konkret aus einer Menge von Einzelaussagen eine generelle, allgemeinste Aussage hergestellt wird, wird ja dabei immer Information weggelassen, Information, welche eigentlich den Sinn des Textes ausmacht. Deshalb bleibt als Textthema meist eine relativ inhaltsarme Aussage übrig. Beispielsweise ergibt bei Agricola (1976) die Analyse einer Zeitungsmeldung über eine archäologische Ausgrabung einer Burg bei Brandenburg, die wertvolle Aufschlüsse über Lebensweise und Kultur der ehemaligen Bewohner liefert, als Zusammenfassung schließlich die relativ vage Aussage „Ausgrabungen informieren über Topographie und Lebensweise“.

Schließlich gehen wohl bei jeder Textinterpretation zu viel spezielles Hintergrundwissen und individuelle Leseerwartung in deren Anwendung ein, als dass man generelle, objektive Rekonstruktionsverfahren definieren könnte. Eine Themenzusammenfassung kann sich nicht auf die isolierte Bedeutung von einzelnen Sätzen beziehen, sondern muss die gesamte Interpretation eines Satzes im Kontext berücksichtigen, und diese ist vom ganzen Text und von seiner Mitteilungsabsicht abhängig. Die Mitteilungsabsicht kann sich auf ein Detail beziehen, das bei der Zusammenfassung eines Textabschnitts zu einer allgemeinen Aussage gerade verschwindet. Brinker (62005: 56) stellt denn auch fest: „Es kann hier keine ‚mechanische‘ Prozedur geben, die nach endlich vielen Schritten automatisch zur ‚richtigen‘ Themenformulierung führt. Die Bestimmung des Themas ist vielmehr abhängig von dem Gesamtverständnis, das der jeweilige Leser von dem Text gewinnt.“

Mit anderen Worten, das Verständnis des Themas eines Textes ist das Resultat eines hermeneutischen Prozesses, was auch den hermeneutischen Zirkel impliziert: Die Interpretation der Teile hängt ab von der Interpretation des Ganzen, die Interpretation des Ganzen hängt ab von der Interpretation der Teile. Erst in der Zusammensicht der Teile und des Ganzen kann man ein Verständnis beider gewinnen. Dazu wird man bei jeder Interpretation auch die vermuteten Absichten des Autors eines Textes mit einbeziehen. Was beispielsweise wesentlich, was nicht wesentlich ist, was eine sinnvolle Zusammenfassung von Inhalten ist, kann man nur entscheiden, wenn man den ganzen Text und seinen Zweck kennt. Die Verfahren von Agricola und van Dijk sind so letztlich Abstrahierungen aus konkreten praktischen Vorgehensweisen, die bei praktischen thematischen Analysen von Texten tatsächlich mehr oder weniger intuitiv angewendet werden; sie können aber Intuitionen nicht ersetzen, sondern allenfalls bewusst machen.

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