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1 Kulturkonzepte und Kulturmodelle

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Die Kulturwissenschaften (cultural studies) mit ihren zahlreichen turns, darunter dem iconic turn (Hinwendung zu den Bildwissenschaften) und dem spatial turn (Entstehung der Kulturgeographie) weisen seit den 1990er Jahren starke interdisziplinäre Bezüge auf, von bis dahin disparaten und auch separierten Forschungsfeldern und -methoden. Die symbolische Dimension von Kultur und die Dynamik und Prozesshaftigkeit von Kulturen rücken seither in vielen geistes- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen immer mehr in den Vordergrund. Es geht daher auch im Sprachunterricht nicht mehr um faktenbasierte Landes- oder Kulturkunde. Es geht auch nicht um die Identifikation von vorentwickelten Deutungen und Mustern, von denen sowieso kaum eine Lehrkraft weiß, wie sie sie – bei so viel „wichtigerem“ Stoff – noch in den Unterricht einbringen sollte. Vielmehr enthalten sozialkonstruktivistische Kulturmodelle viel Potenzial für eine sinnvoll integrierbare und integrierte Behandlung von Sprachen und Kulturen im Unterricht. Entscheidendes Element darin ist die aktive Berücksichtigung des Betrachters (also auch der Schülerin und des Schülers) bei der Konstruktion von Bedeutung. Bedeutung (und auch Deutung) sind nicht vorgegeben, sie entstehen in den Köpfen der Betrachterinnen und Betrachter. Mit deren Wissensstand ändert sich demnach auch das Bedeutungsspektrum. Aus diesem Grunde kann man sagen, dass auch Kulturwissenschaften kognitive Wissenschaften sind und sich von daher ganz natürliche Beziehungen zu den kognitiven Sprachwissenschaften, und in der Folge auch zu einer kognitiven Sprachendidaktik ergeben. Die wichtigsten Aspekte einer dermaßen neu gedachten sprachendidaktischen Kulturwissenschaft, für die die Begrifflichkeiten der traditionellen Landeskunde gar nicht ausreichen, sollen in diesem Band präsentiert werden. Dabei geht es um die Skizzierung der wichtigsten theoretischen Grundlagen, vor allem aber auch um die Darstellung der wichtigsten Elemente einer angewandten kognitiven Kulturwissenschaft für die Sprach- und Kulturvermittlung. In der Lerneinheit 1.1 werden grundlegende Überlegungen zum Verhältnis von Sprache und Kultur in sprachphilosophischer und linguistischer Perspektive angestellt, während die folgenden Lerneinheiten die herkömmlichen Landeskundeansätze kritisch im Sinne einer lingual kulturellen Lesart von Kultur als einer semiotischen Konstellation von (Hyper-)Texten betrachten. Die Lerneinheit 1.2 widmet sich der Frage nach der Überwindung von der stereotypen und zumeist deterministischen Darstellung von Kulturen und der erforderlichen Vielfalt an Perspektiven in der Fremdsprachenvermittlung und liefert eine kritische Bestandsaufnahme von gängigen Ansätzen der Landeskunde- und Kulturvermittlung.

Auch Lerneinheit 1.3 setzt sich kritisch mit dieser Thematik auseinander und arbeitet die problematischen Aspekte explizit interkultureller Verfahren, inklusive der oft zitierten und kopierten interkulturellen Hermeneutik, heraus. Sie zeigt darüber hinaus am Paradigma der interkulturellen Sprachdidaktik, wie das interkulturell hermeneutische Modell beim Verstehen und Unterrichten fremder Kulturen nutzbar gemacht werden kann.

Kultur- und Literaturwissenschaften

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