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2.Kein Sommer wie damals

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Das ist zugegebenermaßen sehr subjektiv und jede beziehungsweise jeder sieht es anders, aber angenommen, man könnte einen Nagel in die Temperaturkurve schlagen und die Klimaerwärmung auf dem heutigen Niveau fixieren, würde das vermutlich vielen gefallen. Unsere Sommer sind spürbar und messbar wärmer geworden, seit Rudi Carrell in den 1970er-Jahren „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ lamentierte. Hier lohnt es sich, einen Blick auf den aufwendig homogenisierten Datenschatz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte in Wien (Grafik 1) zu werfen, der bis ins 18. Jahrhundert in Mozarts Zeit zurückreicht:

Grafik 1: Sommerstatistik in Österreich seit Mozart, dem Beginn der instrumentellen Messungen. Zu sehen sind die überdurchschnittlich warmen (hellgrau) und kalten (dunkelgrau) Sommer im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961–1990, basierend auf dem ZAMG-Datensatz HISTALP Tiefland. Schwarz eingezeichnet ist die geglättete Trendlinie. Quelle: ZAMG

Auch im 18. und 19. Jahrhundert – noch während der Kleinen Eiszeit – gab es vereinzelte Sommer, die mit einem heutigen „modernen“ Sommer mithalten können. Aber sie waren die Ausnahme von der Regel. Die Schwankungen von Sommer zu Sommer waren damals sehr groß und in Grafik 1 überwiegen die dunkelgrauen Balken – das sind die kalten Sommer, die die negativen Abweichungen von der Klimareferenzperiode 1961–1990 anzeigen. Die Mehrheit der damaligen Sommer würden wir heute als viel zu kalt empfinden. Nicht zu reden vom „Jahr ohne Sommer 1816“, als es verbreitet zu Missernten kam und im darauffolgenden Winter die Menschen auch in Österreich verhungerten (Pfister 1999, S. 154). Das ist gut 200 Jahre her und es war die letzte große Hungersnot im Alpenraum. Die Ursache war eine Serie von schweren Vulkanausbrüchen in Asien. Das Fass zum Überlaufen brachte dann 1815 die besonders heftige Explosion des Vulkans Tambora auf Indonesien. Im darauffolgenden Sommer 1816 brachen die Ernten ein – nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika. Schreiten wir nun über die dunkelgrauen und hellgrauen Balken weiter ins 20. Jahrhundert. Da sehen wir bis in die frühen 80er-Jahre relativ geringe Schwankungen um den Mittelwert, dunkelgraue und hellgraue Balken wechseln sich ab. Und dann, seit 1985, eine durchgehende Wand aus hellgrauen Balken: Seit 36 Jahren gibt es nur noch Sommer – wohlgemerkt rein auf die Temperatur bezogen, nicht auf den Regen –, die weit über dem Mittelwert des 20. Jahrhunderts liegen. Mit anderen Worten – wer heute 35 Jahre alt ist, weiß nicht, wie kalt ein Sommer noch im 20. Jahrhundert sein konnte. Für die Umwelt hat das Folgen: Die Seen und Flüsse werden immer wärmer und die Zusammensetzung der darin lebenden Tiere und Pflanzen ändert sich. Eine Studie der ZAMG für zwölf Seen in Österreich (vgl. ZAMG 2018) zeigte, dass die Wassertemperaturen seit 1880 bis zu 2 Grad Celsius gestiegen sind, am stärksten seit den 1980er-Jahren im Frühling und im Sommer. Wer also gerne Sonne und warme Badeseen hat, ist heute sicher besser bedient als noch vor 40 Jahren oder gar im 19. Jahrhundert. In den Städten kann man dagegen die Erwärmung seit den 80er-Jahren nicht nur positiv sehen, da ist die Hitze schon heute manchen zu viel.

Grafik 2: Markante Hitzewellen wurden in Deutschland, der Schweiz und Österreich seit den 1990er-Jahren deutlich häufiger: Auswertung von Hitzewellen mit einer Serie von mindestens 14 Tagen, an denen der Durchschnitt der täglichen Höchsttemperatur mindestens 30 Grad Celsius beträgt. Quelle: DWD

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