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3 Das verzehrte Buch

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Nur einmal im AT ist das Motiv des „verzehrten Buchs“ belegt. Es findet sich in Ez 2,8–3,3 im Kontext der Berufung des Ezechiel, die in der in Ez 1 ausführlich geschilderten Theophanie ihren Ausgang nimmt. Nach einer ersten Sendung und Beauftragung in Ez 2,1–7 wird dem Propheten eine beidseitig beschriebene Buchrolle gezeigt, auf der „Klagen, Seufzer und Weherufe“ (Ez 2,10) geschrieben stehen. Zweimal (Ez 2,9 u. 3,1) wird er aufgefordert, die Rolle zu essen und kommt diesem Auftrag schließlich nach, wobei JHWH als Ergebnis festhält, dass die Rolle nun den Bauch bzw. die Eingeweide Ezechiels erfüllt (Ez 3,3), während der Prophet selbst auf seinen Geschmackseindruck beim Verzehr der Rolle verweist, der nicht recht zum Inhalt der Rolle (Klagen, Seufzer, Weherufe) zu passen scheint: „(…) sie wurde in meinem Mund süß wie Honig“ (Ez 3,3). Die dem Propheten dargereichte Buchrolle enthält wohl nicht den genauen Wortlaut seiner (künftigen) Botschaft, ist also nicht als eine „himmlische Urschrift“ des Ezechielbuchs zu deuten. Vielmehr stehen die Klagen, Seufzer und Weherufe für die „Essenz“ der Verkündigung Ezechiels, in der das göttliche Gericht und seine Folgen für Israel und Jerusalem breiten Raum einnehmen. Über das Bild vom Verzehren des Buches aber wird eine differenzierte Verhältnisbestimmung zwischen Prophet und Botschaft möglich. So kommt die Botschaft zunächst von JHWH her, füllt aber „das Innere“ des Propheten nach dem Verzehr der Rolle so sehr aus, dass Ezechiel und seine Botschaft untrennbar verbunden sind. Der süße Geschmack der Rolle, den Ezechiel beschreibt, kann als Hinweis auf die Zustimmung des Propheten zu seinem Auftrag interpretiert werden: Das, was ihm angetragen wird, ist ihm (an)genehm. Im NT wird das Motiv des verzehrten Buches aus Ez 2,9–3,3 in Offb 10,9–11 aufgenommen.

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