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Das war nun die erste Begegnung zwischen Drafi und Tina.

Wir blieben noch ein Weilchen und erzählten uns was. Coca-Cola gab es gratis am Stand.

So erfuhr ich, dass Drafi mit seiner Mutter, Oma und Bruder in einer kleinen Wohnung in Lichterfelde wohnte. Seinen Vater hatte die Mutter mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt. Drafi war schon damals mit sechzehn Jahren unglaublich charmant und liebenswert. Es war schnell beschlossene Sache, dass wir am nächsten Tag einmal zusammen singen würden. Diesmal wollten wir uns mit der Gitarre begleiten. Wir einigten uns auf zwei Titel - "Ich leg mein Schicksal in deine Hand", eine deutsche Version von "He´s got the whole world in his hand", damals gesungen von den Geschwistern Frank und Maria Duval und "Blaues Boot im Sonnenschein", eine Coverversion von "O lonesome me". Leider wurden die Aufnahmen damals nicht mitgeschnitten. Aber dieser gemeinsame Auftritt kam beim Publikum super an, schließlich waren wir auch ein niedliches Pärchen, er sechzehn und ich gerade mal fünfzehn Jahre alt, und stimmlich harmonierten wir wunderbar.

Im Gegensatz zu mir hatte Drafi wohl auch schon sexuelle Erfahrungen. Allerdings ging es bei uns übers Knutschen nicht hinaus - im Nachhinein betrachtet war das wohl auch gut so, sind wir doch heute immer noch miteinander befreundet, und Drafi nennt mich schon seit Urzeiten "Mütterchen". Damals, so schätze ich, hätte Drafi bestimmt mehr von mir gewollt als ein paar feuchte Küsse. Jedenfalls trabte er seit dem ersten Tag auf der Funkausstellung nun auch regelmäßig bei uns zu Hause an. Wir sangen unsrer Lieblingstitel zweistimmig mit Gitarrenbegleitung. Um uns herum immer eine ganze Clique von Freunden. Meine Mutter war stets entzückt, und sie wollte unbedingt das Tonband hören, das man von uns bei der Funkausstellung aufgenommen hatte. Drafi hatte übrigens das Tonbandgerät gewonnen, und wir warteten nun gespannt darauf, dass er uns dieses Gerät einmal mit nach Hause brachte und wir unsere Aufnahmen hören konnten. Mit einem treuherzigen Blick sah er meine Mutter an und meinte: "Meine Mutter war doch heute morgen gar nicht zu Hause, und ich kann doch nicht einfach so ein teures Gerät mit aus dem Haus nehmen". Ich war ganz begeistert von so viel Anstand. Als Drafi nach Hause gegangen war, sagte meine Mutter: "Du, das Gerät ist sicher schon längst in der Pfandleihe." Womit sie natürlich Recht behielt.

Drafi besuchte uns noch etliche Male zu Hause.Wovon er lebte, wusste niemand so genau. Er selbst war jedoch damals schon brandehrgeizig und fest davon überzeugt, dass aus ihm einmal ein ganz Großer wird. Er machte jedenfalls alle Talentwettbewerbe in Berlin mit, gewann die meisten und finanzierte sich so. Über viele Dinge haben wir nie miteinander gesprochen, auch nicht über seinen Vater, der ungarischer Abstammung war.

Eines Tages hatte Drafi einen größeren Auftritt für sich an Land ziehen können, für den er etwas besser gekleidet sein musste. Mangels Garderobe lieh er sich von seinem Bruder das beste Jackett, ging aus dem Haus und ward für ein Jahr nicht mehr gesehen.

Nun, das Herz hatte er mir nicht gebrochen, und böse war ich ihm auch nicht. Ich spielte also weiter mit anderen Jungs in verschiedenen Bands Gitarre und sang.

1963 hörte ich dann plötzlich im Radio den Titel "Teenie", die Stimme kannte ich, das war Drafi. Es war seine erste Schallplatte, die gleich ein Erfolg wurde. Drafi war gerade knapp achtzehn, sah toll aus und hatte eine Super-Stimme. Das war etwas, auf das die Fans gewartet hatten - und bieder war er bestimmt nicht.

So dauerte es auch nicht lange und Drafi stand wieder vor unserer Tür. Zwar ohne Lothars Sakko, aber mit der guten Nachricht, dass ein gewisser Heino Gaze, der seine Lieder komponierte, eine Sängerin suche. Das war doch genau das Richtige für mich - darauf hatte ich gewartet.

Ich hatte zwar nach dem Schulabschluss eine Lehre als Friseuse begonnen, denn ich wollte eine echte "Verschönerungskünstlerin" werden. Das Kreative dabei, eventuell einen Typ neu zu gestalten, erschien mir wirklich reizvoll. Aber der Alltag enttäuschte und langweilte mich schrecklich: Boden wischen, Haare auffegen, Lockenwickler sortieren, Handreichungen - alles, nur nicht die eigentliche Arbeit.

Deshalb musste ich nicht wirklich lange überlegen und stand schon am nächsten Nachmittag vor der Riesenvilla im Grunewald. Das war nun so gar nicht meine Ecke Berlin, und ich musste erst einmal kräftig schlucken, bevor ich klingelte. Ich war nur zehn Kilometer von zu Hause weg, befand mich aber in einer anderen Welt...

Fräulein Engel, eine ältliche Dame, die aber auf das "Fräulein" großen Wert legte, öffnete mir die Tür und führte mich in das Haus zum Salon, dem Musikzimmer mit einem schwarzem Flügel, der den Raum dominierte. Am Flügel saß ein uralter Mann, der musste mindestens Fünfzig sein und stellte sich mir als Heino Gaze vor. Da stand ich Kleene nun und wurde auch noch von Fräulein Engel gefragt, was ich denn zu trinken gedächte. Ein Tee sollte es sein. Vornehm, vornehm - dachte ich da nur. Etwas vorsingen sollte ich auch, war ja klar.

Nun war ich nicht unvorbereitet und hatte außerdem Riesenrepertoire an Tagesschlagern in Deutsch und Englisch, Hitparade rauf und runter. Ich sang also zur Klavierbegleitung ein paar Titel von Conny Froboes, die musste wieder dran glauben, und damit dachte ich, auch Herrn Gaze überzeugt zu haben. Ich legte sogar noch eins drauf und wagte es, ihm ein von mir komponiertes und getextetes Lied vorzutragen: "Ewig und immer...". Der nickte schließlich auch wohlgefällig und führte mich durch den Garten zu einem kleineren Haus. Dort befand sich der Musikverlag Heino Gaze. Ich traf dort auf ein weiteres Fräulein, nämlich Fräulein Lemberg, die Heino Gazes rechte Hand zu sein schien. Fräulein Lemberg musterte mich kurz und knapp, aber nicht unfreundlich und dann erklärte man mir, worum es eigentlich ging. In Frankreich gab es einen Teenager-Star - Sheila, die zur Zeit mit dem Titel "L`ecole est finit" - "Die Schule ist aus" in den Hitparaden war. Es gesellte sich noch ein weiterer Angestellter von Herrn Gaze, nämlich Rolf Bauer zu uns. Der hatte mal einen Hit komponiert, "Melancholie" und war außerdem mit der bekannten Fernsehansagerin Renate Bauer verheiratet. Fernsehansagerinnen waren zu der Zeit die wahren Stars in Deutschland und dadurch wurde auch Rolf Bauer für mich ungeheuer aufgewertet.

Da es in den 60er Jahren modern und für die Autoren auch lukrativ war, die internationalen Erfolge einzudeutschen, musste nun eine Sängerin her, die nun diesen Titel glaubhaft rüberbringen konnte. Jetzt war die Wahl auf mich gefallen. Ohne zu überlegen, sagte ich natürlich sofort begeistert zu, und ich bekam einen Vertragsentwurf mit auf den Weg, den natürlich Mama und Papa unterschreiben mussten, ich war ja erst Sechzehn und zu dieser Zeit wurde man erst mit Einundzwanzig volljährig und geschäftsfähig.

Große Überzeugungsarbeit musste ich nicht leisten, konnten Mama und Papa ihrem Töchterchen so recht keinen Wunsch abschlagen. Sie waren sogar ein wenig stolz auf ihre Kleene und wollten vor allem mein Glück. Also unterschrieben die beiden den Vertrag, natürlich nicht, ohne vorher auch den Herrn Gaze aufzusuchen und einer gründlichen Inspektion zu unterziehen.

Der Text für den Titel war bereits vorbereitet, ich sollte nun "Keine Schule mehr" singen, die Aufnahmen würden in Köln in den Studios der "Elektrola" stattfinden. Das war auch die Plattenfirma meines erklärten Lieblings Conny, und ich schwebte auf Wolken, zumal ich selbstverständlich auf Kosten des Hauses nach Köln fliegen sollte. Allein natürlich... Das war schon fast zu viel für mich, ich kriegte eigentlich gar nicht mehr alles so recht mit und sagte immer einfach nur: "Ja, klar, mach ick."

Eine Woche später sollte es soweit sein...

TinaRainford

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