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Singen war nun nicht nur meine Berufung, sondern auch mein Beruf geworden. Mittlerweile hatte ich mir durch die Arbeit bei Heino Gaze einen guten Namen als Chorsängerin in Berliner Studios gemacht und sang immer "aushilfsmäßig" bei den Günther-Kallmann-Chören und beim Orchester Werner Müller. Damals wurden bei allen Schallplattenaufnahmen noch richtige Musiker und richtige Sänger benötigt. Heute kommt ja so manches "uuuuuuuuuh" und "aaaaaaaaaaaaa" aus dem Computer. Keiner merkt es, und es verbilligt die Sache ungemein. Trotzdem bleibt ein synthetischer Nachgeschmack.

Höhepunkt meines Schaffens war meine Chortätigkeit für Paul Anka und seinen deutschen Titel "Zwei Mädchen aus Germany - Gisela, Monika...". Für mich wurde aufgrund fehlender Körpergröße eine Obstkiste vors Mikrofon gestellt, damit ich in gleicher Höhe mit Paul Anka singen konnte, wir hatten jede Menge Spaß. Die Kiste wurde mein Markenzeichen und stand später immer mit mir gemeinsam im Studio. Für Paul Anka wurde die Nummer zum großen Hit.

Auch für Rita Pavone habe ich später einmal die zweite Stimme für ihren Schallplattentitel "Ich frage meinen Papa" gesungen, bei der man meine zweite Stimme für das Endprodukt lauter als die erste Stimme von Rita Pavone gemischt hatte. Das lag aber eher am starken Akzent, mit dem Rita sang. Sie war und ist auch heute noch eine klasse Sängerin.

Aber man kannte nun langsam meine Stimme, und ich wurde nach München geschickt, um für ein Projekt einen Titel einzusingen. Gemeinsam mit Monika Grimm und Charlotte Marian nahm ich den Titel "Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Beatle" auf. Christian Bruhn, der damals mit Charlotte verheiratet war, hatte das Lied geschrieben und produziert. Genannt wurden wir sinnigerweise die "Sweetles". Der Titel wurde sogar ein mittelprächtiger Erfolg, und so gab es für Polydor mit "Früher oder später" noch eine weitere Aufnahme.

Mit Ute Mann, später Ehefrau von Paul Kuhn, habe ich seinerzeit auch ein Schallplatte als "Peggy Peters Sisters" mit dem Titel "Du wärst längst Millionär" aufgenommen. Doch auch hier blieb der erhoffte Erfolg aus. Ob sich Ute Mann daran überhaupt noch erinnert, wage ich zu bezweifeln, bei der Menge an Titeln, die sie gesungen hat.

Ich fühlte mich auch ohne den durchschlagenden Hit glücklich. Ich konnte von meiner geliebten Musik leben - nicht gut, aber es hat immer gereicht. Das war mir das Wichtigste und meine Ansprüche waren auch nicht hoch. Luxus war nicht mein Ding und ist es auch heute noch nicht. Aber am schönsten war eigentlich immer die Arbeit mit meinen Jungs, allen voran natürlich mit meinem langen Uli, dem Sologitarristen, Reini Becker spielte Rhythmusgitarre, Manne Bergmann den Bass und Reiner Lorenz das Schlagzeug. Lefty Legan war der Sänger und ich eben die Sängerin. Wir alle stehen heute noch in regelmäßigem Kontakt, schon daran kann man erkennen, wie gut wir uns damals verstanden haben.

Die Auftritte fanden in den damals angesagten Beatclubs statt, überwiegend an den Wochenenden im "Starclub" oder im "Casa Leon" Spandau. Unser Repertoire umfasste alle gängigen Hits aus den Hitparaden, und die Leute im Publikum waren begeistert. Allerdings haben wir auch unsere Pleiten erlebt. So buchte uns beispielsweise ein Tourneeveranstalter aus Westdeutschland für fünfundzwanzig Auftritte, bei denen mangels vorheriger Reklame für den Auftritt oft mehr Leute auf der Bühne als im Saal waren. Die vereinbarte Gage erhielten wir natürlich auch nicht, sondern lediglich ein Päckchen Zigaretten pro Person und eine warme Suppe. Oft haben wir dann noch unsere letzten Kröten zusammengekratzt und billigen Fusel dazu getrunken. In den Dörfern, in denen wir auftreten sollten, waren wir stets exotisch mit unseren langen Haaren und den ausgeflippten bunten Klamotten. An zwei Gastspieltagen schien die Werbetrommel allerdings gewirkt zu haben, und wir hatten nicht nur ein ausverkauftes Haus, sondern es standen noch jede Menge Teenies vor der Tür, die keinen Einlass mehr gefunden hatten.

Zurück in Berlin wartete schon wieder die Arbeit im Studio bei Heino Gaze oder Choraufnahmen in allen anderen Studios. Auch im Hause Gaze gab es immer wieder aufregende Dinge für mich. So wurde z.B. ein Fernsehspecial gedreht, in dem alle Nachwuchskünstler des Hauses vorgestellt wurden, natürlich Katja Ebstein und Reinhard Mey, Schobert und Black sowie Thomas Zacharias, der Sohn des berühmten Geigers Helmuth Zacharias und Hans Hass jr., ebenfalls Sohn eines berühmten Vaters. Ich war auch dabei und war sogar die einzige Nachwuchskünstlerin, die schon eigene Schallplatten aufgenommen hatte. Thomas Zacharias hatte ein Auge auf mich geworfen, er war ein netter Kerl, aber ich hatte ja meinen langen Uli, und dem war ich treu wie Gold. Warum, weiß ich eigentlich nicht so recht, denn das einzig Aufregende in dieser Zeit mit Uli, woran ich mich erinnern kann, waren keinesfalls lauschige Liebesnächte, sondern ein Brettspiel. Jeden Abend spielte wir GO, dabei blühte Uli richtig auf. Als unsere Beziehung beendet war, habe ich das Spiel in den Müll geworfen und niemals im Leben wieder GO gespielt.

Mein nächster Fernsehauftritt endete mit einer großen Enttäuschung. Die Plattenfirma Ariola hatte es geschafft, mich mit meiner Single "Ich setze alles auf eine Karte" in die Sendung "Musik aus Studio B" zu bringen. Moderiert wurde die Sendung damals von Chris Howland, einem reizenden und wirklich netten Typen aus England, der nach der Soldatenzeit in Deutschland geblieben war und der sich eigentlich als der erste Discjockey im deutschen Rundfunk bezeichnen konnte. Zu jener Zeit war auf dem Höhepunkt seiner Karriere und seine Sendung die beliebteste Musiksendung im Fernsehen. Da sollte ich nun auftreten. Sonja Gaze hatte mir genaue Anweisungen gegeben, was ich anzuziehen hatte - eine enge Hose. Die aber gefiel wiederum dem Regisseur der Sendung, Sigmar Börner, überhaupt nicht. Da war guter Rat teuer. Ich hätte es niemals gewagt, etwas anderes anzuziehen als das, was Sonja Gaze mir ausgesucht hatte. Sigmar Börner erwies sich als ein Mann ohne großes Einfühlungsvermögen. Er nahm die Hose zum Anlass, mich vor versammelter Mannschaft nieder zu schreien und nach Hause zu schicken. So hatte ich zwar meine Flugkosten und mein Honorar erhalten, aber aus meinem großen Auftritt wurde nichts.

Gelernt hatte ich allerdings fürs Leben.

Urlaub gab es im Hause Gaze auch. Heino und Sonja besaßen ein Ferienhaus in Wyk auf Föhr und stellten uns das zur Verfügung. Uns, das waren Katja Ebstein, Uli Roever, ein begabter Arrangeur, und ich. Wir durften dort unsere Ferien verbringen, nicht ganz umsonst, zwei DM mussten wir bezahlen, damit die Putzfrau jeden Tag nach dem Rechten sah. Die Gazes waren klug genug, darauf zu achten. Denn die Ordentlichsten waren wir nun wirklich nicht. Mit Katja und Uli gab es auch jede Menge Spaß auf der Insel. An einem Tag besuchten wir unseren Berliner Kumpel Dieter Zimmermann, der als Schlagzeuger in einer Band auf Sylt gastierte. Dieter war ein verrückter Typ, genial begabt und später ein erfolgreicher Komponist. Für Katja hat er einen Grand-Prix-Beitrag geschrieben, "Diese Welt", der international auf den dritten Platz kam und ein Hit wurde. Dieter war verlobt mit einem süßen schwedischen Mädchen namens Agnetha Fältskog, die versuchte in Deutschland als Sängerin Fuß zu fassen, was ihr aber nicht so recht gelang. Sie sollte den Typ schwedisches naives Mädel verkörpern und musste Lieder singen wie "Ein kleiner Mann in einer Flasche". Später in der Gruppe ABBA avancierte sie zum Superstar und feierte Welterfolge. Da waren Dieter und Agnetha aber nicht mehr miteinander verlobt.

Bei allen Überlegungen kriege ich kaum noch mit, dass kein weiteres Auto mehr vor mir steht. Handzeichen, ranfahren, Handbremse... Shit... Auto steht... Schweißausbruch. "Frau Rainford, Sie können weiterfahren und schönen Tach auch..."

1966 spielte Peggy Peters und Band immer noch im "Starclub". Werner Mehlig, der damalige Besitzer, der nebenher auch ein bisschen die Bands managte und mit Jobs versorgte, stellte mir eines Abends ein paar Jungs aus England vor, die ebenfalls in Berlin in einem anderen Club spielten. Zu den Glanzzeiten der Beatles war alles, was aus England kam, das Non-Plus-Ultra schlechthin. Auch wenn die Bands manchmal nur mittelprächtig musizierten, hatten sie trotzdem immer Erfolg, kamen sie doch aus dem Land der "Fab Four" - folglich mussten sie gut sein...

Die Inseljungs hatten mich an ihrem spielfreien Abend bei dem Auftritt mit meiner Band gesehen und fragten bei Werner Mehlig an, ob die Sängerin frei wäre. Ich hatte ihnen gut gefallen, worauf Werner uns zusammen brachte und die Jungs ihr Anliegen vortrugen. Mein Englisch war mehr schlecht als recht, aber ich verstand sehr gut, worauf es hinauslief. Ich sollte mit nach England reisen und dort mit ihnen für eine Tournee in Deutschland proben. Feuer und Flamme war ich, der Gedanke nach England ins gelobte Land des Pop zu kommen, war einfach zu überwältigend, um NEIN sagen zu können. Außerdem war ich schon immer sehr kurz entschlossen. Allerdings hatte die Sache einen Haken: es sollte schon in fünf Tagen losgehen, und meine Eltern waren noch im Urlaub. Da ich noch nicht volljährig war, hätte ich auf jeden Fall die Erlaubnis meiner Eltern benötigt. Große Bedenken, dass sie irgendetwas dagegen gehabt hätten, hatte ich allerdings kein. So kündigte ich sofort am nächsten Tag bei Heino Gaze, bei dem ich nun fast drei Jahre gearbeitet hatte. Er war für mich im Laufe der Zeit nicht nur wie ein zweiter Vater geworden, sondern er hatte mir auch alle Gesangstechniken beigebracht. Nun war sein Küken flügge geworden und wollte die Welt erobern.

Mit meinem Bruder hatte ich vereinbart, dass er auf Racket, meinen Königspudel, während meiner Abwesenheit aufpassen sollte und hatte ihm auch die Aufgabe überlassen, die Eltern über mein neues Leben aufzuklären. Es stand ja fest, dass ich bald wieder in Berlin sein sollte. Meine ganzen Ersparnisse, die ich hatte, nahm ich natürlich auch mit und mein kleines Auto. Ich war zwar durch das Singen nicht wohlhabend geworden, aber für ein Auto und einen Notgroschen hat es gereicht.

Lefty von meiner Band war so unglücklich über mein Aussteigen, dass er mir direkt einen Heiratsantrag machte. Natürlich nur, um mich zu halten. Meinem langen Uli habe ich schriftlich mitgeteilt, dass ich nun nach England ginge und unsere Romanze beendet sei. Es sollte ja alles seine Ordnung haben.

TinaRainford

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